Klimakatastrophe in der Bielefelder Fußgängerzone, das schmutzige Geheimnis der Energiewende und der mysteriöse CO2-Anstieg in deutschen Schulen

Bei der Energiewende geht es um richtig viel Geld. Es wird Gewinner und Verlierer geben. Einer der Verlierer ist schon klar, nämlich der Verbraucher. Der muss demnächst nämlich noch viel tiefer in die Tasche greifen, unter anderem aufgrund von Erhöhungen der EEG-Umlage und der Netzentgelte. Horst von Buttlar hat in der Financial Times Deutschland vom 15.8.2012 einmal laut nachgedacht, ob hier alles mit rechten Dingen zugeht. Er kommt zu einem interessanten Schluß:

Langsam kommt es ans Licht:  Die Energiewende  stockt nicht nur, sondern offenbart gleichzeitig ein gut  gehütetes Geheimnis. Sie ist eines der größten Umverteilungsprogramme von unten nach oben seit Langem. Es gibt jetzt viele neue Wendegeschichten. Nein, nicht die über Tüftler und Erfinder, die neue Motoren bauen oder an Wunderwirkstoffen forschen. Diese neuen Wendegeschichten erzählen vor allem von Geld. Von friesischen Bauern, bei denen ein Ferrari zwischen Traktor und Schlepper steht und die sich jeden Morgen fragen, ob sie ihr Feld, auf dem Windräder stehen, noch pflügen sollen oder nicht. Oder von einer bekannten deutschen Kanzlei, die einen zweistelligen Millionenbetrag in Sonnenparks investiert hat, einen Teil der Summe schön als Sonderabschreibung geltend machte und nun händeringend überlegt, wie sie die Hunderttausende, die jeden Monat hereinkommen, steuerlich schonend gestaltet. Oder von dem bayerischen Landwirt, der auf das große, glitzernde Solarzellenkleid seiner Scheunen zeigt und grinsend sagt: „Das sind jetzt 20.000 Euro pro Monat.“ Ja, das Grinsen über das leicht verdiente Geld ist eines der Gesichter dieser Wende geworden. Noch ist es nicht so sichtbar und bekannt, aber es ist an der Zeit, dieses Gesicht den Deutschen genauer vorzustellen. Langsam wird uns bewusst, dass diese Energiewende nicht nur stockt – sondern ein schmutziges Geheimnis hat.

Weiterlesen auf Financial Times Deutschland.

Siehe auch englischsprachiger Beitrag auf notrickszone.com.

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Umfragen gibt es ja viele. Eine klimatisch interessante Befragung führt jedoch Alexandra Zimmerle im Rahmen ihrer Masterarbeit durch. Vielleicht haben Sie ja Lust, daran teilzunehmen? Hier gehts zur Befragung.

Diese Online-Umfrage ist Teil meiner Masterarbeit am Lehrstuhl Kommunikationswissenschaften der Universität Augsburg. Mit dieser Umfrage möchte ich herausfinden, wie aktuelle Nachrichtenthemen wahrgenommen werden. Das Thema ist die „Globale Erwärmung“. Im Folgenden werde ich Ihnen einige Fragen dazu stellen und Ihnen u. a. einen Online-Artikel zum Thema präsentieren. Mich interessiert dabei Ihre ganz persönliche Meinung – es gibt also keine richtigen oder falschen Antworten! Für die Teilnahme werden Sie etwa 20-30 Minuten benötigen. Der Fortschritt der Bearbeitung wird Ihnen dabei jederzeit angezeigt. Alle Antworten werden anonymisiert gespeichert und in dieser Form ausschließlich für den Forschungszweck verwendet. Das bedeutet, dass keine Antwort auf eine Person zurückführbar ist. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mich bei meiner Masterarbeit unterstützen!

Ach ja, fast hätten wirs vergessen: Als Dankeschön werden Amazon-Gutscheine im Wert von 25 und 15 Euro verlost.

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Jetzt kommt die ekelig kalte und nasse Jahreszeit. Wie schön wäre es da, wenn die lokale Einkaufsstrasse überdacht wäre. Dann könnte man dort gemütlich schlendern, anstatt sich mit einem Schirm durch den Regen zu kämpfen. Aber leider kostet so ein Riesendach eine Kleinigkeit. Das Argument der größeren Bequemlichkeit zieht bei der klammen Kassenlage der Städte leider nichts so richtig. Da muss man schon kreativer werden. Wie zum Beispiel die Stadt Bielefeld. Dort verweist man einfach auf den angeblich drohenden Klimawandel und hofft so, das schöne, gemütliche Dach nun über Umwege doch noch finanziert zu bekommen. Das Westfalen Blatt schrieb hierzu am 21.10.2012:

Im Kampf gegen den Klimawandel geht die Bielefelder Stadtverwaltung neue Wege. Sie schlägt vor, die Einkaufsstraßen in Bielefeld zu überdachen. Kritiker halten die Idee für nicht finanzierbar. […] Durch die Bedachung könne an heißen Tagen die Temperatur in diesen Straßen um zehn Grad Celsius oder mehr gesenkt werden, heißt es in der Vorlage des Umweltamts. Das erhöhe auch die Aufenthaltsqualität. Der Umwelt- und Klimaausschuss debattiert am Dienstag, 30. Oktober, über das Thema. Die Verwaltung war vom Ausschuss gebeten worden, Konzepte zu entwickeln, wie extreme Hitzesituationen in der Innenstadt abgemildert werden könnten.

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Antrag abgelehnt: Filmemacher verweigert Al Gore die Nutzungsrechte für brennenden Staubteufel

Sie kennen sicher den Film „Eine unbequeme Wahrheit“ von Al Gore. Mithilfe rührender Geschichten wird darin kräftig klimatische Weltuntergangsstimmung geschürt. Und leider enthält der Film auch etliche Fehler und Ungenauigkeiten, so dass der Streifen an britischen Schulen mittlerweile nicht mehr unkommentiert gezeigt werden darf, um eine politische Indoktrination zu verhindern. Dies urteilte 2007 der britische High Court. Noch immer tingelt Al Gore mit seinem Klimavortrag durch die Lande. Für diese Präsentation wollte er nun einen spektakulären Videoclip lizensieren, den er dem Publikum im Rahmen seiner Analysen zur Klimakatastrophe zeigen wollte. Der Clip entstand in wüstenhaftem Buschland in Australien. Ein typisches Phänomen in Wüsten – …

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Brauchen wir den Weltklimarat noch? Hans Joachim Schellnhuber meint nein

Anfang Oktober 2012 ging es in der Zeit um die Frage „Brauchen wir den Weltklimarat noch?“. Hierzu ließ die Wochenzeitung zwei Mitarbeiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung Stellung beziehen. Ottmar Edenhofer findet den Weltklimarat ganz ausgezeichnet. Für ihn geht es auch voll in Ordnung, dass sich Klimawissenschaftler eng mit politischen Entscheidern verknüpfen und sich die Grenze zwischen Wissenschaft und Politik so allmählich auflöst. Der IPCC ist für Edenhofer unersetzlich. Hans Joachim Schellnhuber ist da ganz anderer Meinung und äußert handfeste Kritik am Weltklimarat: Der Rat muss über seine Raison d’Être nachdenken und möglicherweise ernsthafte Konsequenzen aus diesen Überlegungen ziehen. Das Gremium …

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Gründungsmitglied von Greenpeace fordert stärkere Berücksichtigung von natürlichen Klimafaktoren in den IPCC-Modellen

Patrick Moore ist ein kanadischer Umweltschützer, promovierter Ökologe und Gründungsmitglied von Greenpeace. Moore war neun Jahre lang Präsident von Greenpeace Kanada und sieben Jahre lang ein Direktor bei Greenpeace International. Im Jahr 1986 hatte er jedoch genug und verließ die Organisation. Greenpeace war ihm zu unbeweglich geworden. Die fixen ideologischen Vorstellungen vieler Mitglieder und ihre fest verankerte Protesthaltung ließen keine Kompromisse zu, selbst in Situationen, wenn diese vernünftig gewesen wären. Im Jahr 2010 erschien Moores Buch „Confessions of a Greenpeace Dropout: The Making of a Sensible Environmentalist”, in dem er seine Kritik an Greenpeace ausführlich darlegt.

Die Ideologisierung von Greenpeace und anderen Gruppierungen ist Moore auch im Bereich des Klimawandels sauer aufgestoßen. Patrick Moore sieht in diesem Fachgebiet eine ungemeine Herausforderung, insbesondere da die Klimavorhersage nach dem heutigen Wissen leider noch immer sehr unsicher ist. Im Jahr 2006 erinnerte er die Royal Society in London in einem Schreiben daran, dass es noch immer keinen wissenschaftlichen Beweis dafür gäbe, dass vor allem der Mensch hinter der aktuellen Klimaerwärmung stünde. Moore wies weiterhin darauf hin, dass die beobachteten Klimaschwankungen viel besser mit den Sonnenaktivitätsschwankungen als mit dem Kohlendioxid zusammenpassen.

Moore ist zudem der Meinung, dass eine moderate Erwärmung und ein gewisses Schmelzen der Gletscher nicht unbedingt nur negativ anzusehen wären. Hierdurch würden nämlich in höheren geographischen Breiten große neue Flächen geschaffen, auf denen dann Ackerbau möglich ist.

Im August 2012 gab Patrick Moore der Washington Times ein beachtenswertes Interview, in dem es unter anderem auch um den Klimawandel ging. Hier einige Auszüge:

Heute ist Moore einer der wichtigsten Experten auf dem Gebiet der nachhaltigen Entwicklung. Er arbeitet weiterhin im Bereich des Umweltschutzes, ist jedoch beunruhigt über die seiner Meinung nach unberechtigte Panikmache in der Diskussion des Klimawandels. Im Folgenden beschreibt er seine Ansichten zum Klimawandel, die moderne Umweltbewegung, wie alles derart politisch werden konnte und vieles mehr.

Joseph Cotto (Washington Post): Warum besitzen die heutigen Umweltaktivisten dermaßen kompromisslose Ansichten? 

Patrick Moore: Mitte der 1980er Jahre, als ich Greenpeace verließ, hatte die Öffentlichkeit die wichtigsten Themen akzeptiert, für die wir gekämpft haben: Weg mit der Atombombe, Rettung der Wale, Schluss mit dem Abladen von toxischen Abfällen in den Meeren, an Land und in der Atmosphäre. Einige hatten damals erkannt – mich eingeschlossen –, dass wir die Öffentlichkeit für die Bedeutung einer sauberen Umwelt bereits erfolgreich sensibilisiert hatten. Nun war es an der Zeit, die Konfrontationsphase abzuschließen und sich der Frage einer nachhaltigen Entwicklung hinzuwenden, um konkrete Lösungen zu erarbeiten. Andere Mitglieder hingegen schienen ihr Leben lang auf Konfrontation setzen zu wollen, um gegen den Kapitalismus und Globalisierung anzukämpfen […].

Um weiterhin auf Konfrontationskurs fahren zu können, zu einer Zeit als die Gesellschaft bereits alle vernünftigen Forderungen akzeptiert und umgesetzt hatte, mussten die Anti-Establishment-Aktivisten immer extremere Positionen einnehmen. Wissenschaft und Logik traten im Rahmen dieser Nulltoleranz-Politik in den Hintergrund. Mit dem Ende der Friedensbewegung […] wechselten viele Aktivisten in die Umweltbewegung hinüber, wobei sie ihre stark linkslastigen Ansichten mitbrachten. Dies war unglücklich, denn Umweltschutz sollte vom Wesen nach in der Mitte der politischen Bandbreite angesiedelt sein. Die Natur hat weder einen rechten noch linken Charakter, und es gibt auf beiden Seiten des politischen Spektrums hierzu gute Ideen. Auf der rechten Seite sind dies z.B. marktbasierte Konzepte und auf der linken Seite Umweltbestimmungen. Ideal wäre eine ausgleichende Balance zwischen beiden Sichtweisen. Aber die grüne Bewegung ist nicht nur kompromissloser geworden, sondern ebenso irrationaler und fanatischer.

Auch bei der Bewertung natürlicher Klimaprozesse lässt Patrick Moore ein gehöriges Maß an Realismus erkennen:

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Ein Schimmer Hoffnung am Horizont: IPCC ändert Definition des Begriffs „Klimawandel“

Im Laufe der Jahre ist sich der Weltklimarat immer sicherer geworden, dass allein der böse Mensch das Klima beeinflusst. Im Dritten Klimabericht des IPCC von 2001 stellte der Weltklimarat fest: „Angesichts der neuen Erkenntnisse und unter Berücksichtigung der verbleibenden Unsicherheiten, nehmen wir an, dass der größte Teil der beobachteten Erwärmung der letzten 50 Jahre wahrscheinlich durch die Erhöhung der Treibhausgaskonzentration der Atmosphäre verursacht wurde.“ Im Vierten Klimabericht von 2007 zeigte man sich sogar noch überzeugter: „Der größte Teil der beobachteten globalen Temperaturerhöhung seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist sehr wahrscheinlich durch die beobachtete Zunahme der Treibhausgaskonzentration verursacht.“ Momentan bastelt der IPCC am …

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Klimawandel könnte deutschen Bauern verbesserte Ernten bringen

Den Klimawandel hat es immer gegeben. Stets hat es Sieger und Verlierer gegeben. Nehmen wir zum Beispiel mal Schleswig Holstein. In der letzten Eiszeit lag damals in der östlichen Hälfte ein Kilometer Eis auf dem Land. Mit dieser Gegend konnten die Schleswig-Holsteiner zu dieser Zeit relativ wenig anfangen. Andererseits gab es auch Gewinner. Große Teile der Nordsee waren damals trocken gefallen. Insbesondere die Jäger freute dies sehr, da sie ihre Pirsch bis auf die Doggerbank ausdehnen konnten, die später in den Nordseefluten versank. Auch der aktuelle Klimawandel erzeugt wiederum Sieger und Verlierer. Meist wird nur über die negativen Seiten berichtet. …

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Der böse Klimawandel: 30.000 zusätzliche Morde in den USA aufgrund der Klimaerwärmung prognostiziert

Als hätten wir es nicht schon immer gewusst: Der Klimawandel ist jetzt auch Schuld an steigender Krimalität. In einer neuen Studie ist sich Matthew Ranson ganz sicher, dass die Klimaerwärmung das Böse im Menschen fördert. In der Zusammenfassung seiner Arbeit schreibt er: In dieser Studie untersuche ich den Einfluss des Klimawandels auf die Ausweitung der Kriminalität in den USA. Die Analyse basiert auf einem 50-Jahres-Datensatz monatlicher Kriminalitätszahlen sowie Wetterdaten aus 2972 US-Counties. Hierbei wird der Effekt des Wetters auf die monatliche Kriminalitätsentwicklung durch semiparametrische Gruppenabschätzung identifiziert, kontrolliert durch County-pro-Monat und County-pro-Jahr-Effekte. Die Ergebnisse zeigen, dass die Temperatur einen stark positiven Einfluss auf die Kriminalitätsentwicklung hat, wobei kaum …

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Deutsche Bank löst Analyseabteilung für die Folgen der Erderwärmung auf

Seit 2007 gab die Deutsche Bank alljährlich einen englischsprachigen Bericht heraus, in dem Investitionsmöglichkeiten im Bereich des Klimawandels diskutiert wurden. Das jüngste Exemplar mit dem Titel „Investing in Climate Change 2012“ wurde im Mai 2012 veröffentlicht und kann auf der Webseite der DB Climate Change Advisors kostenfrei heruntergeladen werden. Wer will, kann sich hier auf 104 Seiten darüber informieren, wie man mit dem Klimawandel Geld machen kann. Nun kam jedoch das Aus für die siebenköpfige New Yorker Klimawandel-Analysten-Truppe. Wie jetzt bekannt wurde, löste die Deutsche Bank Ende September 2012 ihre Analyseabteilung für die Folgen der Erderwärmung auf. Ob Anshu Jain vielleicht im …

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Donner + Doria: Interesse am klimatischen Weltuntergang erlahmt rapide

Auf Donner + Doria erschien vor kurzem ein aufschlußreicher Bericht zu einer neuen klimatischen Weltuntergangsstudie, die jedoch in der Medienwelt irgendwie kaum Gehör fand. Ulli Kulke schreibt: Eigentlich ist die neue, mal wieder groß eingeflogene Studie über den anstehenden Weltuntergang ja nicht der Rede Wert. Zu viele hatten wir davon in den letzten Jahren gehabt, eine fragwürdiger als die andere. Aber dieses Mal können einem die Autoren schon fast leid tun, weil niemand auf sie eingegangen ist, jedenfalls hierzulande nicht, und das will schon was heißen. Das alles trotz eines höchsten Super-Schreckens-Szenarios in Sachen Klimawandel für die kommenden Jahrzehnte, eingeflogen auf höchster Ebene, …

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Gutachten der Deutsche Akademie der Technikwissenschaften hält Klimawandel für Deutschland beherrschbar

Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech) ist die erste nationale Wissenschaftsakademie Deutschlands. Unter anderem berät die Akademie Politik und Gesellschaft in technikbezogenen Zukunftsfragen. Im vergangenen Jahr, 2011, beauftragte die Bundesregierung acatech damit, Anpassungsstrategien in der Klimapolitik zu untersuchen. Zu diesem Zweck rief die Akademie eine 31-köpfige Projektgruppe ein, zu der auch Fritz Vahrenholt gehört.

In der Projektbeschreibung auf der acatech-Webseite wird die Zielrichtung der Studie klar formuliert:

Die deutsche und europäische Klimapolitik setzt bislang primär auf eine Strategie der Emissionsvermeidung und gibt hohe Summen aus, um hier eine Vorreiterrolle einzunehmen. Bislang kaum im Fokus stehen hingegen politische Optionen der Anpassung an die aktuelle Klimadynamik. Mit einer solchen Politik der Anpassung gehen Risiken, aber auch Chancen einher. Angesichts der begrenzten Erfolge der Vermeidungsstrategie im globalen Kontext ist es wichtig, auf einen künftigen Policy-Mix aus Vermeidungs- und Anpassungsmaßnahmen hinzuwirken. Bislang wird der Sektor Anpassung weitgehend zu wenig beachtet, obwohl er technische, wirtschaftliche und ökologische Potenziale birgt.

Mittlerweile ist der Projektabschlussbericht fertiggestellt, über den Der Spiegel am 9.9.2012 vorab berichtete:

Der Klimawandel wird für Deutschland „grundsätzlich beherrschbar“ sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) im Auftrag der Bundesregierung, die dem SPIEGEL vorliegt. Von einer drohenden Klimakatastrophe ist in dem 38-seitigen Report nirgendwo die Rede: „Es werden hierzulande keine klimatischen Randbedingungen auftreten, die nicht bereits in anderen Regionen der Erde existieren und in der Regel bewältigt werden“, urteilen die Experten um Acatech-Präsident Reinhard Hüttl. Die Gutachter betonen sogar „Chancen“, die sich aus dem Klimawandel ergäben – etwa für die Landwirtschaft durch die Verlängerung der Wachstumsperioden. 

Und die Stuttgarter Zeitung ergänzte zum acatech-Bericht am gleichen Tag:

In Südwestdeutschland werde das Klima mediterran, in den Niederungen trockener, in den Mittelgebirgen feuchter, zitiert [Der Siegel] aus dem […] Papier. Zu erwarten sei eine „steigende Wahrscheinlichkeit extremer Trockenheit in einzelnen Jahren“. Dem gegenüber stünden mehr Niederschläge im Winter. Neue Bewässerungssysteme könnten Abhilfe schaffen, auch klimaangepasste Baumarten. In den Städten sei zwar mit erhöhten Kosten für Klimatisierung im Sommer zu rechnen, in der kalten Jahreszeit gebe es aber auch Vorteile: „Höhere Temperaturen im Winterhalbjahr bedeuten auch zum Teil sinkende Heizkosten.“ Auch mit Klimaflüchtlingen rechnen die Forscher nicht – zumindest nicht in Deutschland: „Eine lediglich klima- oder umweltbedingte Massenmigration nach Deutschland erscheint als unwahrscheinlich.“  

Das klingt sehr nach einer ausgewogenen Betrachtungsweise, in der Risiken und Chancen differenziert und nüchtern herausgearbeitet worden sind. Diese Common Sense-Herangehensweise lag offensichtich nicht allen Projektmitgliedern wie die Stuttgarter Zeitung am 11.9.2012 nachschob:

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Vorsitzender der FDP-Fraktion im Hessischen Landtag Wolfgang Greilich: Klimadebatte muss sachlicher und ohne Schreckensszenarien geführt werden

Im Bundespresseportal mahnte der Vorsitzende der FDP-Fraktion im Hessischen Landtag, Wolfgang Greilich, am 15. August 2012 mehr Sachlichkeit in der Klimadebatte an. Die Verkündigung von Schreckensszenarien – wie sie von einigen prominenten Klimaaktivisten in großer Regelmäßigkeit medial zelebriert wird – ist wenig zielführend: „Es ist für uns von elementarer Bedeutung zu wissen, welche Klima-Risiken lang- und mittelfristig eine mögliche Gefahr für unser Bundesland darstellen. Es ist Aufgabe der Politik, sich umfassend über aktuelle Fakten zum Klimawandel zu informieren, um zielgerichtet darauf hinwirken zu können, das Risiko von Naturkatastrophen zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger bestmöglich abzuschwächen“, erklärte Wolfgang GREILICH, Vorsitzender …

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Klimaschutz auf Kosten des Naturschutzes? Fritz Vahrenholt rückt an die Spitze der Wildtierstiftung und mahnt vor Umweltschäden im Zuge der Energiewende

Natur, Energie, Wirtschaft und Klima ist ein vielschichtiger und eng miteinander verwobener Themenkomplex. Für eine nachhaltige und ausgewogene Planung sind gute Kenntnisse in all diesen Bereichen notwendig, eine Voraussetzung die Fritz Vahrenholt durch seine langjährige Tätigkeit auf diesem Feld wie kaum ein anderer erfüllt. Das Hamburger Abendblatt schrieb am 30.7.2012 über Fritz Vahrenholt:

In den 1980er- und 90er-Jahren setzte er sich für den technischen Umweltschutz ein, gegen die Verschmutzung der Luft und der Gewässer durch Industrie und Altlasten. Dann wandte sich der promovierte Chemiker den erneuerbaren Energien zu. Zum 1. August beginnt Prof. Fritz Vahrenholt seine dritte Karriere – im Naturschutz, als Alleinvorstand der Deutschen Wildtier-Stiftung in Hamburg. Er engagiere sich immer dort, wo er gerade am meisten gebraucht wird, sagt der ehemalige Hamburger Umweltsenator (1991 bis 1997 für die SPD). Jetzt sei dies der Schutz der Natur. „Seit ein, zwei Jahren kommt der Naturschutz zunehmend in Bedrängnis“, sagt Fritz Vahrenholt. „Früher setzten Infrastrukturmaßnahmen und die Landwirtschaft der Natur zu, die Industrie nur am Rande. Doch die Energiewende führt dazu, dass nun ein ganzer Industriezweig Landfläche für Biogas und Biosprit beansprucht und damit den Wildtieren Lebensräume nimmt. Dabei sind manche Strukturen außer Rand und Band geraten, vor allem der Anbau von Mais als Biogas-Rohstoff, aber auch die Nutzung von Windenergie, wenn die Anlagen in Waldnähe oder sogar im Wald errichtet werden.“

Am 20. August 2012 fand in Hamburg nun eine Festveranstaltung anlässlich des Vorstandswechsels der Wildtierstiftung statt. In einer Pressemitteilung der Stiftung wird der Stifter und bisherige Vorstand Haymo Rethwisch zitiert:

„Mein Ziel war es stets, dass Natur- und Artenschutz in der Gesellschaft einen Stellenwert bekommen, wie ihn Sport und Kultur seit langem genießen“, wünscht sich Haymo G. Rethwisch (73) in seiner Dankesrede aus Anlass des Wechsels im Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung. „Den Weg dorthin sind viele engagierte Menschen mit mir gemeinsam gegangen – ihnen gilt mein Dank.“ Der Stifter Haymo G. Rethwisch zieht sich heute nach über 20 Jahren aus der Vorstandsarbeit zurück und übergibt seine Nachfolge an Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, früherer Umweltsenator der Freien und Hansestadt Hamburg und bis Juni [2012] Vorsitzender der Geschäftsführung der RWE Innogy.

Und die Berliner Morgenpost schrieb:

Fritz Vahrenholt, neuer Chef der Deutschen Wildtier Stiftung, hat am Montag in Hamburg vor den Folgen des zunehmenden Anbaus von Energiepflanzen für die Wildtiere gewarnt. «Sie brauchen eine starke Lobby, um nicht bei der intensiven, insbesondere energetischen Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen an den Rand gedrückt zu werden», sagte der frühere Hamburger Umweltsenator und RWE-Aufsichtsrat. […] Der Politiker und Manager sei «ein Mann grüner Tat», lobte ihn der frühere Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (beide SPD) in einer Festrede.

Im Folgenden nun Fritz Vahrenholts Festrede von der Veranstaltung:

Sehr geehrte Frau Senatorin,
lieber Klaus, lieber Henning,
sehr geehrter Herr Staatssekretaer,
meine Damen und Herren,

anlässlich der Überreichung des Deutschen Stifterpreises 2011 hat Haymo Rethwisch, den wir heute ehren, uns etwas auf den Weg gegeben, das uns alle verbindet. Ich zitiere:“ Die Natur ist das unersetzliche Fundament allen Lebens. Das Schicksal der Natur und der Wildtiere ist nicht von dem unsrigen zu trennen und deswegen sollten wir das, was sie ausmacht –und das fängt vor unserer Haustür an, achten schützen und lieben.“

Verehrte Festgäste, das ist es, was uns alle verbindet mit Haymo und Alice Rethwisch. Und sie finden dieses Leitmotiv unter dem LOGO der Deutschen Wildtierstiftung: Alle Achtung vor unseren Tieren. Und es steht nicht gut um unsere Wildtiere in Deutschland. In den letzten 20 Jahren ist der Bestand der Feldlerche um 1 Million zurückgegangen, sogar der Feldsperling ist auf zwei Drittel seines Bestandes reduziert worden,  der Kiebitz auf ein Drittel, das Rebhuhn  um 90 %. Der Artenschwund ist auf eine immer intensivere Nutzung der Agrarlandschaft zurückzuführen. Die Ursachen sind vielfältig, von der bisherigen Förderpolitik der Gemeinsamen Agrarpolitik, Grünlandverlusten, Intensivierung der Ackernutzung mit massiv gestiegenem Maisanbau bis hin zur  Beseitigung von Feldrainen.

Und nun nimmt auch noch die Energiewende die Natur in die Zange. Wir diskutieren in diesen Tagen zu Recht  über die Folgen der Energiewende auf die wachsende Kostenbelastung der Bürger, über die Gefährdung des Industriestandortes Deutschland und die zunehmende Instabilität der Stromversorgung in den Wintermonaten. Wir diskutieren zu Recht darüber, ob es verantwortbar ist, Weizen zu Sprit zu machen in Anbetracht der Verknappung der Nahrungsmittel weltweit, richtigerweise, denn Deutschland ist erstmals nach dem 2. Weltkrieg zum Weizenimportland geworden, um die Biospritziele zu erfüllen.

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Pleiten, Pech und Pannen: Das 2-Prozent-Ziel, Klimaausfall und mehr Löcher in Deutschlands Straßen

In der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) warb Ende Juli 2012 der Verkehrswissenschaftler Helmut Holzapfel von der Universität Kassel für den verstärkten Einbau von Klimaanlagen in Busse und Bahnen. Eine gute Idee. Holzapfel begründete seinen Vorschlag allerdings mit der angeblich heraufziehenden Klimakatastrophe. Es würde wärmer werden und Extremwetterlagen würden zunehmen. Und daher braucht man mehr Klimaanlagen. Nun ja. Die letzten 14 Jahre ist es jedenfalls nicht mehr wärmer geworden. Und auch in den kommenden 10 Jahren ist laut Mojib Latif nicht mit einer signifikanten Erwärmung zu rechnen. Das Extremwetter hat bisher auch nicht zugenommen (siehe unsere Blogartikel „Ist das noch normal? Die extrem schwierige Analyse von Extremwetter“ und „Überraschung! Weniger Extremwetter im Alpenraum„). Aber wer wird schon etwas gegen mehr Klimaanlagen haben. Da will man kein Spielverderber sein.

Auch für Strassenreperaturen setzt sich Holzapfel im Zuge des Klimawandels ein. Die HNA schreibt:

Auf die Kommunen und auch den öffentlichen Personennahverkehr kommen deshalb zusätzliche Belastungen in Millionenhöhe zu. Schon in den nächsten Jahren könnten allein die jährlichen Unterhaltungskosten für die Straßen aufgrund zunehmender Winterschäden um 50 Prozent steigen. […] Paradoxerweise werden mehr Löcher und Risse in den Straßen auftreten, obwohl weniger strenge Frostperioden vorkommen: „Vor allem der Frost-Tau-Wechsel macht die Straßen kaputt“, sagt Holzapfel, der im Rahmen des Klimzug-Projekts die Einflüsse des Klimawandels auf den Personenverkehr im benachbarten Nordhessen erforscht.

Wenn auf diese Weise die Löcher in den Straßen schneller gestopft werden – bitte gerne. Logisch erscheint die Klimawandel-Argumentation hinsichtlich der Frostschäden nicht so recht. Noch vor zehn Jahren erklärte uns Mojib Latif, dass unsere Kinder bald nicht mehr wissen würden, wie Schnee aussieht, und nun soll es durch den Klimawandel plötzlich mehr Frostschäden geben? Der Kasselener Professor sagt uns außerdem, dass es „weniger strenge Frostperioden“ geben wird. Wie passt dies mit der Prognose des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) zusammen, die eine Häufung strenger Winter für Deutschland vorhersagt?

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Wie soll es nach dem Seriendebakel der letzten Klimakonferenzen bloß weitergehen? Mitte 2012 traf sich die Klimatagungskarawane wieder, diesmal im hübschen Berlin. Außer Spesen war da leider aber auch nichts gewesen. Der Spiegel beschäftigte sich mit der Zukunft von internationalen Klimaabkommen am 18.7.2012:

Die Uno-Klimatagung in Berlin war ein Flop. Nun müsse es einen Neuanfang in der internationalen Klimapolitik geben, meint der Soziologe Nico Stehr. Er fordert drei neue Ziele – die Senkung des Treibhausgasausstoßes wäre dabei nur noch ein willkommener Nebeneffekt. 

Stehr schreibt:

In Berlin ist eine weitere Uno-Klimatagung ohne greifbaren Fortschritt zu Ende gegangen. Die Klimapolitik, wie sie von vielen Regierungen der Welt im Sinne des Kyoto-Protokolls verstanden und praktiziert wurde, hat auch nach 15 Jahren zu keinem spürbaren Rückgang der Treibhausgasemissionen geführt. Der Grund dafür sind die strukturellen Schwachstellen des Kyoto-Modells. Es war zum Scheitern verurteilt, weil es auf einem systematischen Missverständnis der Natur des Klimawandels als einer politischen Aufgabe beruhte. […] Es ist mittlerweile offensichtlich, dass eine Klimapolitik, die auf ein einziges Ziel ausgerichtet ist – die Emissionsreduktion, in dem alle anderen Ziele aufgehen sollen -, nicht möglich ist.

Stehr ist Mitautor des sogenannten Hartwell-Papiers, in dem drei  übergreifende Ziele formuliert werden:

  • dass es Zugang zur Energie für alle gibt;
  • dass wir uns nicht auf eine Weise entwickeln, die wesentliche Funktionsabläufe des Erdsystems untergräbt;
  • dass unsere Gesellschaften gut gerüstet sind, um den Risiken und Gefahren zu begegnen, die mit den Wechselfällen des Klimas verbunden sind, was immer deren Ursache ist.

 

Das klingt sehr vernünftig. Hier schimmert bereits das Umdenken durch, dass natürliche Klimaveränderungen auch heute einen gewichtigen Teil des Klimawandels ausmachen. Nico Stehr schreibt weiter:

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Energiespeicher als Schlüssel zur effektiven Nutzung erneuerbarer Energien

Eines der großen Probleme der erneuerbaren Energien ist der noch immer fehlende hoch-volumige Energiespeicher. An einem sonnig-windigen Tag könnten Solaranlagen und Windmühlen doch mal so richtig zeigen, was sie eigentlich drauf haben und kräftig Strom auf Vorrat produzieren. Denn eins ist gewiss: Der Wind macht in Deutschland auch mal Pause und die düsteren Herbsttage werden kein Zuckerschlecken für die Solarbauern. Leider ist die Vorratsenergieproduktion durch Wind und Sonne im großen Stil technisch bislang noch nicht möglich.

Die Forschung hierzu läuft hierzu jedoch auf Hochtouren. Ein interessanter Ansatz ist die Erzeugung von Methanol als umweltfreundlicher Treibstoff für Verbrennungsmotoren. Ausgangsstoffe hierfür wären CO2 und Wasserstoff. Das Kohlendioxid ließe sich in Kohlekraftwerken abscheiden und der Wasserstoff könnte zum Beispiel mithilfe von überschüssigem Strom von Wind- oder Solarkraftanlagen erzeugt werden.

Die Süddeutsche Zeitung berichtete hierzu am 30.7.2012:

Methanol könnte einfach in der existierenden Infrastruktur von Tanks und Tankwagen gespeichert werden; die Flüssigkeit ist bereits ein Grundstoff der Chemieindustrie, aus dem zum Beispiel Formaldehyd erzeugt wird. Mit ähnlichen Argumenten treiben seit einigen Jahren Entwickler die Hersteller von „Windgas“ an, bei der aus überschüssigem Strom erst Wasserstoff und dann mit CO2 Methan gemacht wird, das sich wie Erdgas benutzen lässt. Bei beiden Ansätzen geht viel Energie für die Umwandlungen und chemische Prozesse verloren. Sie ergeben daher nur Sinn, wenn die Zutaten quasi kostenlos sind. Das könnte der Fall sein, wenn die Windräder – oder auch Solarmodule – sonst abgeschaltet werden müssten, weil ihr Strom wegen eines Überangebots gerade nicht verbraucht werden kann und sogar die Stabilität des Stromnetzes gefährdet. Und wenn CO2 als Abfallprodukt in der Zementherstellung, im Kohlemeiler oder idealerweise bei der Erzeugung von Biogas abfällt.

CO2 als einer der Ausgangsstoffe für nachhaltige Energieträger: Dies ist sicher vernünftiger als die Versenkung im Untergrund, insbesondere wenn die Klimawirkung des Kohlendioxids deutlich geringer ist als bislang vom IPCC angenommen. Zudem ist die CO2-Versenkung in Deutschland offenbar auch gar nicht durchsetzbar, was jetzt auch Bundesumweltminister Peter Altmaier nochmals bestätigte (SZ vom 25.7.2012):

Für die unterirdische Speicherung von Kohlendioxid sieht es in Deutschland schlechter aus denn je. Am [23.7.2012] hatte Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) in der Saarbrücker Zeitung klargestellt, dass CO2-Einlagerung im Boden gegen den Willen der Bevölkerung nicht durchzusetzen sei – und momentan ist nicht absehbar, dass die Technologie in der Bevölkerung beliebter wird.  

Neben Methanol/Methan gibt es eine ganze Reihe weiterer potentieller Energiespeicherverfahren, die sich in der Erforschung befinden. Eines davon ist Carbazol, über das nordbayern.de kürzlich berichtete:

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Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina empfiehlt den Ausbau der Bioenergie zu stoppen

Noch vor einiger Zeit galt Biosprit als wichtige Zukunftssäule einer nachhaltigen Energieversorgung. Auch im Zuge der deutschen Energiewende spielte diese Energiespielart bislang eine wichtige Rolle und wurde kräftig gefördert. Anders als Wind- und Solarstrom, muss man Biosprit nicht sofort verbrauchen, sondern kann den Energieträger bequem zwischenlagern, bis er wirklich benötigt wird. Die Speicherfähigkeit ist in der Tat ein großer Vorteil. Weniger schön hingegen sind etliche andere Aspekte der Bioenergie, die bei der politischen Rahmengesetzgebung und der Einführung offensichtlich leichtfertig übersehen wurden. Wer in dieser energetischen Sturm- und Drangzeit zu sehr auf diese Defizite hinwies, wurde sogleich als Gegner oder Saboteur der Energiewende hingestellt.

In unserem Buch „Die kalte Sonne“ haben wir die Aufbauphase der erneuerbaren Energien analysiert und Missstände aufgezeigt. Neben dem überhasteten Umbau ohne Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit (siehe unser Blogartikel „Nach der Anfangseuphorie kommt jetzt die Ernüchterung: Überhastete Energiewende wird bald unbezahlbar“), hatten wir uns auch mit der Fragwürdigkeit der Bioenergie beschäftigt. In unserer Analyse konnten wir die massive Einführung von Biokraftstoffen als politischen Schnellschuss identifizieren, welcher als direkte Folge der allgemeinen CO2-Hysterie anzusehen ist. Auf Seite 348 schreiben wir hierzu in „Die kalte Sonne“:

Die Europäische Union hat für 2020 das Ziel vorgegeben, 10 Prozent der Kraftstoffe durch Bioethanol auf Weizen-, Roggen- oder Zuckerbasis sowie Rapsöl als Dieselersatz erzeugen zu lassen. Deutschland hat bereits – wie so häufig im Klimaschutz vorauseilend – für 2010 einen Biokraftstoffanteil von 6,25 Prozent und für 2015 8 Prozent gesetzlich festgelegt. Die CO2-Bilanz dieser Maßnahmen ist höchst fragwürdig. Allein durch die Kulisse der IPCC-induzierten Schreckensgemälde ist nachvollziehbar, dass mittlerweile 20 Prozent der deutschen landwirtschaftlichen Fläche mit Energiepflanzen bestückt ist. […]

Bedenkt man, dass allein der Zuwachs des Kraftstoffbedarfs in China in den nächsten 25 Jahren die fünffache Menge des deutschen Kraftstoffverbrauchs ausmacht und die zusätzliche Kraftstoffnachfrage eines halben Jahres in China das Biokraftstoffvolumen in Deutschland mehr als kompensieren würde, kommt man unweigerlich zu dem Ergebnis, dass die mit Hysterie geführte Klimadebatte auf eine rationale Basis zurückgeführt werden muss. Gegen Biosprit oder Biogas aus pflanzlichen Reststoffen ist prinzipiell nichts einzuwenden, doch vor einer Ausweitung der Flächen warnt der Vorsitzende des Bioökonomierats der Bundesregierung, Prof. Reinhard Hüttl mit deutlichen Worten, nämlich dass „die Nutzung der Bodenflächen in Deutschland weitgehend ausgereizt sei. Entsprechende Rückwirkungen auf die Boden- beziehungsweise Pachtpreise seien bereits deutlich spürbar.“ (BioÖkonomieRat 2010). In anderen Teilen der Erde hat der Energiepflanzenanbau bereits zu Rodungen des tropischen Regenwalds und zum Anstieg der Lebensmittelpreise geführt.

Noch im März 2012, als unser Buch erschien, wollten nur Wenige diese Warnungen überhaupt hören. Das schöne Bioenergie-Gedankenschloss wollte man sich wohl nicht zerstören lassen. Zu süß war der Traum, als dass man daraus aufwachen wollte. Stattdessen zogen Wissenschaftler und Politiker durch die Lande und verkündeten, dass sowieso alles falsch sein müsse, was in unserem Buch steht, denn es bildet ja nicht den angeblichen wissenschaftlichen Konsens ab.

So kann man sich irren. Mittlerweile sieht die Situation bekanntlich anders aus. Heute gibt es kaum noch jemanden, der die Sinnhaftigkeit großmaßstäblicher Bioenergie anzweifelt. Immer mehr Stimmen werden laut, dass man sich wohl früher in den Ökobilanzen verrechnet und das Dilemma „Tank oder Teller“ maßlos unterschätzt habe.

Ende Juli 2012 meldete sich nun die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina mit einer neuen Studie zur Bioenergie. Das Fazit der Untersuchung fällt eindeutig aus:

In einer Stellungnahme zu den Grenzen und Möglichkeiten der Nutzung von Bioenergie kommt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina zu dem Schluss, dass Bioenergie als nachhaltige Energiequelle für Deutschland heute und in Zukunft keinen quantitativ wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten kann. Im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energieressourcen wie der Photovoltaik, der Solarthermie und der Windenergie verbrauche Bioenergie mehr Fläche und sei häufig mit höheren Treibhausgasemissionen und Umweltbeeinträchtigungen verbunden. Zudem konkurriere Bioenergie potenziell mit der Herstellung von Nahrungsmitteln. Vorrang solle der Einsparung von Energie sowie der Verbesserung der Energieeffizienz gegeben werden.

Die Süddeutsche Zeitung schrieb hierzu am 27. Juli 2012:

Die simple Logik, dass Pflanzen beim Wachsen auf dem Feld, Wald und Wiese so viel Kohlendioxid aufnehmen, wie sie später beim Verbrennen wieder freisetzen, ist nur ein kleiner Teil der Wahrheit. Daneben passieren lauter unübersichtliche Dinge beim Anbauen, Düngen, Ernten, Transportieren und Verarbeiten des Grünzeugs, die man nicht ignorieren darf. Die dabei verwendeten Maschinen verbrauchen Energie, die vollkommende Verwertung der Pflanzen schadet den Böden, wenn immer weniger Stroh untergepflügt wird, der Stickstoff aus dem Dünger landet als potentes Treibhausgas in der Atmosphäre. Und schließlich könnte eine globalisierte Biomasse-Wirtschaft schnell die Bedürfnisse der Ärmsten nach bezahlbarer Nahrung an den Rand drängen. Immer mehr Wissenschaftler senken darum den Daumen über die Bioenergie. Zuletzt auch die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Die „Verwendung von Biomasse als Energiequelle in größerem Maßstab [ist] keine wirkliche Option für Länder wie Deutschland“, stellt das Forschergremium in einer [Ende Juli 2012] veröffentlichten Stellungnahme fest. Sie empfiehlt, den geplanten Ausbau der Bioenergie zu stoppen. Das europäische Ziel, 2020 zehn Prozent des Treibstoffs für Autos aus Biomasse zu gewinnen, solle man überdenken. Und die Idee, Deutschland könne im Jahr 2050 fast ein Viertel seines Energiebedarfs aus einheimischen Pflanzen decken, so wie es die Szenarien der Bundesregierung vorsehen, empfinden die Forscher als geradezu irrwitzig.

In einem Vorbericht vom 26. Juli 2012 hatte dieselbe Zeitung bereits einen der Koordinatoren der Leopoldina-Studie zitiert:

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