Hier schreibt Fritz Vahrenholt seine monatliche Kolumne. In allgemeinverständlicher Form berichtet er über neue Entwicklungen aus den Klimawissenschaften und von der Energiewende.
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Kolumne vom 8.10.2022: Die Wochen vor dem Notstand
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Kolumne vom 8.9.2022: Die Deindustrialisierung hat begonnen
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Kolumne vom 4.8.2022: Die Stuttgarter Energiewendetagung
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Kolumne vom 2.7.2022: Die Energiewende scheitert im Zeitraffer
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Kolumne vom 1.6.2022: Die verzweifelten Versuche der Energiepolitik
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Kolumne vom 5.5.2022: Die Energiewende und die ausbleibende Erwärmung
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Kolumne vom 10.4.2022: Die gescheiterte Energiewende
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Kolumne vom 3.3.2022: Die Temperaturen im Februar die Versorgungssicherheit
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Kolumne vom 8.2.2022: Fritz Vahrenholt zur Greenflation: Wichtigste Ursache ist grüne Politik
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Kolumne vom 7.1.2022: Wer ignoriert die Energiepreiskrise?
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9.12.2021
Sehr geehrte Damen und Herren,
es gibt Ermutigendes aus der Klimaforschung. Eine kürzlich erschienene Veröffentlichung bestätigt Erkenntnisse, wonach der Mensch nicht allein die Erwärmung der letzten 150 Jahre verursacht hat.
Zunächst aber wie immer zur Temperaturkurve. Die Abweichung der globalen Mitteltemperatur der satellitengestützten Messungen vom Durchschnitt der Jahre 1991-2020 fiel im November ziemlich deutlich von 0,37 Grad Celsius auf 0,08 Grad Celsius. Die Abkühlung umfasste die Nord- und Südhemisphäre. Besonders die Arktis kühlte sich deutlich ab. Der mittlere Temperaturanstieg der letzten 40 Jahre betrug 0,14 Grad Celsius pro Jahrzehnt.
Steven Koonin : Klimawissenschaft ist „Unsettled“
Als Kuratoriums-Mitglied der Global Warming Policy Foundation war ich im November zum Vortrag von Steven Koonin in London eingeladen. In einer beeindruckenden Rede beschrieb der ehemalige Unterstaatsekretär für Energie unter Präsident Obama die Übertreibungen, Verfälschungen und Auslassungen, die die Wissenschaft bei der politischen Zusammenfassung in der Summary for policymakers des IPCC erfährt. Ich will aus der Präsentation nur ein Beispiel herausgreifen. Der UN-Weltklimarat IPCC erweckt in seinem letzten Bericht auf Seite 5 den Eindruck, dass der Meeresspiegel beschleunigt ansteigt (Übersetzung des zweiten Satzes der Abb. unten):
„Die mittlere Rate des Meerespiegelanstiegs war 1,3 mm/Jahr zwischen 1901 und 1971, ansteigend auf 1,9 mm/Jahr zwischen 1971 und 2006 und weiter ansteigend auf 3,7 mm/Jahr zwischen 2006 und 2008“.
Da kann man ja Angst bekommen. Koonin zeigt aber in der unten ebenfalls dargestellten Grafik aus einer Veröffentlichung aus dem Jahre 2020, wie die Entwicklung tatsächlich verlaufen ist : der Meeresspiegel ist dem natürlichen Muster der 60 – jährigen atlantischen Oszillation folgend hin – und hergeschwankt. Pickt man sich entsprechende Zeiträume heraus, so kommt man zu der falschen Aussage des IPCC. Betrachtet man das Gesamtbild, so erkennt man die natürliche Variabilität und einen durchschnittlichen Anstieg von etwa 1,6 mm. Es lohnt sich, den Vortrag anzusehen oder das Buch von Steven Koonin „Unsettled“ zu lesen.
Eine bemerkenswerte Veröffentlichung zum solaren Einfluss auf das Klima bleibt unbemerkt
Am 3. November erschien in dem anerkannten Wissenschaftsjournal Climate eine Veröffentlichung zum solaren Einfluss auf das Klima. Die Arbeit des angesehenen Solarforschers Dr. Frank Stefani vom Helmholtz Zentrum Dresden-Rossendorf trägt den Titel : „Solare und Anthropogene Einflüsse auf das Klima : eine Regressionsanalyse und vorläufige Vorhersagen“ und kommt zu dem Ergebnis, dass der Einfluss des CO2 auf die Entwicklung der globalen Temperaturen von 1860 bis heute nur etwa halb so groß war wie es der letzte Bericht des Weltklimarats IPCC angenommen hat. Zur Erinnerung: der Weltklimarat kommt zum Ergebnis, dass 98 % der Erwärmung ( 1,07 Grad von 1,09 Grad) menschlich verursacht sind. Nach der Analyse Stefanis liegt der Anteil des Sonneneinflusses bei immerhin 30-70 %.
Stefani untersuchte den Verlauf des geomagnetischen aa – Index, der die Stärke des Erdmagnetfeldes wiedergibt. Dieser Index wird seit 1844 in Cambridge und Melbourne gemessen und spiegelt den Einfluss der solaren Aktivität wider. In früheren Veröffentlichungen hatte Stefani schon nachweisen können, dass der 11-jährige Solarzyklus von den Anziehungskräften von Venus, Erde und Jupiter ausgelöst wird, die alle 11,07 Jahre in einer Bahnresonanz stehen.(hier,hier und hier) Da die Sonne – durch alle Planeten beeinflusst ( insbesondere durch Jupiter und Saturn) – sich zusätzlich um den Schwerpunkt des Sonnensystems bewegt, entstehen solare Zyklen, die in der Temperaturgeschichte als 193-jähriger Suess-de Vries -Zyklus und 90- jähriger Gleissberg-Zyklus bekannt geworden sind.
In einer gekoppelten Regressionsanaylse von aa – Index , CO2 und Temperatur konnte Stefani eine CO2-Klimasensitivität TCR (Transient Climate Response bei einer Verdoppelung der CO2 Konzentration) von 1,1 +- 0,5 Grad Celsius bestimmen. Wegen der zyklischen Natur der solaren Aktivität konnte Stefani eine Prognose des aa – Index für die nächsten 150 Jahre wagen. Danach würde bis zum Ende dieses Jahrhunderts selbst bei einer weiteren Zunahme der CO2-Konzentration um 2,5 ppm pro Jahr lediglich eine Temperaturerhöhung von 1 Grad Celsius entstehen. Stefani : „Das angestrebte 2-K-Ziel könnte wahrscheinlich ohne eine drastische Dekarbonisierung erreicht werden.“
Bei einer mäßigen Decarbonisierung (Anstieg bis 500 ppm) würde durch die zurückgehende Aktivität der Sonne der Erwärmungseffekt des CO2 weitgehend kompensiert, die Erwärmung kommt zum Erliegen. Vielleicht sollte Ministerpräsident Michael Kretschmer, der gegen den Bruch der Vereinbarung zum Auslauf der Braunkohleförderung im Jahre 2038 kämpft (nunmehr im Koalitonsvertrag „idealerweise 2030“), Herrn Stefani von Dresden-Rossendorf einmal persönlich in die Staatskanzlei bitten. Sein Vorvorgänger Stanislaw Tillich hatte im Jahre 2012 Sebastian Lüning und mich in das sächsische Kabinett eingeladen, um vor sämtlichen Ministerinnen und Minstern die Thesen des Buches „Die kalte Sonne“ vorzutragen. Das waren noch Zeiten!
Die Rekonstruktion mit einer Klimasensitivität von CO2 von 1,1 Grad Celsius (ein Drittel weniger als die Annahme des Weltklimarates) ist im folgenden Bild der Arbeit von Stefani entnommen. Die Divergenz ab 2000 ist dem starken Temperaturanstieg durch den El Nino in 2016 geschuldet, die sich aber nach 2018 wieder leicht zurückentwickelt hat (siehe oben die Eingangsgrafik)
Die Koalitionsvereinbarung und das 2% -Ziel für die Windenergie
Die Koalitionsvereinbarung will nach dem Kernenergieausstieg Ende 2023 den Kohleausstieg bis 2030 vorziehen: „Idealerweise gelingt das schon bis 2030“. Hierzu sollen die Erneuerbaren Energien 80 % der Stromerzeugung übernehmen, die von heute 600 TWh (Terawattstunden) auf 680-750 TWh ansteigen (S.56) soll. Während für die Solarenergie (Vervierfachung der heutigen Kapazität auf 200 GW) und für die off-shore Windenergie (ebenfalls Vervierfachung auf 30 GW) konkrete Erzeugungsziele benannt werden, spricht die Vereinbarung bei der on-shore Windenergie lediglich von einem Ziel einer Flächeninanspruchnahme von 2 % der Landesfläche. Würde man über einen Zubau von 30 000 Anlagen sprechen – und davon ist bei einer Verdoppelung der Fläche von heute 0,9 % der Landesfläche auszugehen, käme das auf dem Lande eher nicht so gut an.
Aber ist die Fläche von 2 % denn überhaupt zutreffend bestimmt ? Das ist sie genausowenig wie die Flächenangabe von 0,9 Prozent für den heutigen Bestand. Denn die Flächenangaben beziehen sich jeweils auf die eng begrenzte, die Anlagen umfassende B-Plan-Fläche. Die notwendigen Abstände zu Wohnbebauungen sind in dieser Flächenangabe nicht enthalten. Die 0,9 % entsprechen heute rechnerisch 3100 km² (Quelle Umweltbundesamt sowie Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende).
„1.325 Quadratkilometer und damit zirka 42 Prozent der betrachteten Flächen sind – bei Berücksichtigung der Bestandsanlagen zum Stichtag 31.12.2017 – für die Errichtung von Windenergieanlagen frei.“ Das bedeutet : Auf 1800 km² standen 2017 28500 Anlagen ( heute sind es 30 000 Anlagen). Das ist, wie gesagt, die Fläche der B-Pläne. Diese Fläche umfasst nicht den notwendigen Abstand zu Wohnhäusern, der aber planerisch mit abgedeckt sein muss. Teilt man die Anzahl der Anlagen (28500 ) durch die Fläche (1800 km²), so stehen 16 Anlagen auf 1 km², d.h. Im Durchschnitt 62 500 m² pro Anlage oder 250 m mal 250 m. Das zeigt, das der notwendige Abstand zu Wohngebäuden in dieser Fläche nicht enthalten sein kann.
Rechnet man vereinfachend mit einer Durchschnittsgrösse von 5 Anlagen pro Windpark, so würde der Windpark ohne Abstandsflächen durchschnittlich ( bei einem Abstand von 300 m der Anlagen zueinander) etwa 176 000 m² (420 m x 420 m Fläche mit 4 Windkraftanlagen an den Kanten und 1 in der Mitte) umfassen. Mit Abstandsflächen von 600 m ( was immissionschutzrechtlich schon bedenklich ist) zur nächsten Wohnbauung benötigt der Park eine Fläche von 1020 m x 1020 m = 1,04 km². Das ist die sechsfache Fläche der B-Plan Fläche, die sich lediglich um die Anlagenkonfiguration schmiegt.
Selbst wenn man berücksichtigt, dass heute 5 % der Anlagen im Wald stehen ( in dem es keine Abstandsrestriktionen gibt) und zukünftig vielleicht 20 % im Wald gebaut werden, würde der Flächenbedarf sich lediglich auf das Fünffache der B-Plan Fläche reduzieren.
Das heisst : Wer 2 % Landesfläche mit B-Plänen für Windkraftanlagen verlangt, benötigt in Wirklichkeit 10 % der Landesfläche. Nun wird man einräumen, dass die Anlagengröße und -höhe deutlich steigen wird, so dass wir mit weniger als 30 000 Anlagen zu rechnen haben. Das ist richtig. Aber der Flächenverbrauch bleibt in der gleichen Größenordnung, denn grössere Anlagen benötigen einen größeren Abstand untereinander ( 5 mal Rotordurchmesser, bei 120 m sind das 600m Abstand). Und sie benötigen mindestens einen Abstand von etwa 1000 m zur Wohnbebauung. Der Ertrag steigt, aber ebenso der Flächenverbrauch. Dass eine Vervielfachung der Windenergie keine gesicherte Leistung ergibt, braucht hier nicht noch einmal erwähnt zu werden. Auch der windstarke November hat gezeigt, dass die Windenergieerzeugung häufig genug nahe Null bis 5000 MW, und somit unter 10 % der möglichen Leistung von 60 000 MW lag. Und 3 mal Null ist Null. (Quelle der Grafik : Rolf Schuster).
Herzlichst
Ihr
Fritz Vahrenholt
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5.11.2021
Sehr geehrte Damen und Herren,
es gibt auch positive Überraschungen in Glasgow. So etwa die Mitteilung des Global Carbon projects, dass die CO2-Emissionen seit 10 Jahren stagnieren. Trotzdem werden die weltweiten CO2-Emissionen bis 2030 ansteigen.
Zunächst aber wie immer zur Temperaturkurve. Die Abweichung der globalen Mitteltemperatur der satellitengestützten Messungen vom Durchschnitt der Jahre 1991-2020 stieg im Oktober 2021 auf 0,37 Grad Celsius. Die sich entwickelnde La Nina hat sich noch nicht bemerkbar gemacht. Der mittlerer Temperaturanstieg der letzten 40 Jahre betrug 0,14 Grad Celsius pro Jahrzehnt.
COP 26 in Glasgow : Deutschlands historische Schuld ?
In dem illustren Polittheater in Glasgow, bei dem viele Staatenlenker fehlten, dafür aber Leonardo diCaprio und Jeff Bezos angeflogen waren, kamen die schrillsten Stimmen wieder einmal von Greta Thunberg und Luisa Neubauer vom Reemtsma Clan. Zur geforderten CO2-Emissionminderung lieferte die Schwedin den Beitrag : „Deutschland hat eine große Verantwortung und eine historische Schuld“. Der eigentliche Skandal ist aber, dass die ebenfalls in Glasgow anwesende Bundesumweltministerin Svenja Schultze, diese Masslosigkeit nicht in die Schranken gewiesen hat.
Summiert man die CO2-Emissionen der letzten 50 Jahre ( das vorher ausgestossene CO2 befindet sich zum größten Teil nicht mehr in der Atmosphäre) so stellt man fest: die USA liegen mit 261 Milliarden t vorn, gefolgt von China mit 226 Milliarden, Russland 89,7, gefolgt von Japan und Indien. Dann folgt Deutschland mit 47,7 Milliarden t, die allerdings auch die hohen Emissionen der DDR, des Staates mit den wohl höchsten pro Kopf Emissionen weltweit mitumfassen. Wäre es zuviel von einer deutschen Bundesministerin verlangt, daraufhinzuweisen, dass in den letzten 40 Jahren kaum ein anderes Land einen größeren Beitrag zur Emissionsminderung geleistet hat als Deutschland mit minus 40 % gegenüber 1990 ? Sollten wir auf diese Leistung nicht mit Stolz verweisen dürfen?
Während die Emissionen in 2021 gegenüber 2019 in den USA und Europa leicht sinken, nehmen sie in China dramatisch zu. Wie das Global carbon project in Glasgow bekanntgab, hat China in 2021 mit einem Anstieg von 5,5 % seiner Emissionen auf 11,1 Milliarden Tonnen nunmehr 31 % der Emissionen der Welt auf sich vereint.
Das Global carbon project stellt fest : „Der weltweite Anstieg der fossilen CO2-Emissionen ist vor allem auf die Zunahme des Kohleverbrauchs im Strom- und Industriesektor in China zurückzuführen.“ Nur Greta Thunberg sieht in Deutschland einen der größten Klima-Schurken.
Der Staatschef des Hauptverursachers des CO2-Wachstums ist nicht in Glasgow
Xi Jinping, chinesicher Staatschef, lässt sich wie viele andere Staatschefs in Glasgow nicht blicken. Immer offensichtlicher wird, dass die Strategie Chinas, die CO2-Minderung zur Sache des Westens zu erklären , nicht aufgeht. Bislang hatte China die Chuzpe, als grösste Exportnation der Erde in der Verkleidung eines Entwicklungslandes immer größere Forderungen zur CO2-Senkung an die die westlichen Länder USA, Europa, Kanada oder Australien zu richten. Das Kalkül wurde nicht von jedem durchschaut. Jede grüne Strategie, die die Wettbewerbssituation westlicher Industriebetriebe oder Automobilfirmen durch zusätzliche CO2- Kosten erschwert, war recht, um das Ziel zu erreichen, 2050 die führende Weltmacht zu werden („“Zeit und Momentum sind auf unserer Seite“, Xi Jinping, zitiert nach Theo Sommer).
Doch zunächst hat China ein Eigentor geschossen. Die Forderungen Australiens nach einer erneuten unabhängigen Untersuchung der Ursachen der COVID -19 Quelle in Wuhan, beantwortete China mit einem Boykott australischer Waren. Diese lieferten aber nicht nur Wein, sondern vor allen Dingen Kohle nach China. Zum Zeitpunkt des Boykotts warteten 70 Kohleschiffe vor der chinesischen Küste, um abgefertigt zu werden. Sie mussten über einen längeren Zeitraum weltweit umdirigiert werden. Seitdem fehlt China etwa 5 % des Kohleeinsatzes, was sich nach der schnellen Erholung der Industrie in China als unüberbrückbare Lücke herausstellte. Schliesslich musste China sogar Kohle aus den verhassten USA importieren. 153 bereits stillgelegte alte Kohleminen wurden wieder in Gang gesetzt, um 220 Millionen t zusätzliche Kohle pro Jahr zu produzieren. Das ist nahezu das Doppelte dessen, was Deutschland noch verbrennt. Man importiert sogar Kohle aus Nordkorea unter Verstoß gegen UN-Sanktionen.
In der Hälfte des Landes ist Strom rationiert. Produktionen, die für den Export bestimmt sind, werden stillgelegt, wie die Magnesiumproduktion. In vielen Städten werden die Aufzüge in Hochhäusern erst vom 7. Stock aufwärts betrieben. Chinas Schicksal steht und fällt bis auf Weiteres mit der Kohlenutzung.
Vor diesem Hintergund ist die Positionskorrektur Chinas in Glasgow bemerkenswert. Xie Zhenhua, Pekings Chef-Verhandler, erklärte , das 1,5 Grad Ziel sei für viele Nationen zu schwierig einzuhalten. Damit meint er wohl vor allen Dingen sein eigenes Land, das jede dritte Tonne CO2 der Welt emittiert. China versucht sich erneut hinter anderen Entwicklungsländern zu verstecken. Wörtlich Xie Zhenhua “ Falls wir uns allein auf 1,5 Grad C fokussieren, zerstören wir den Konsens und viele Länder würden die Wiederaufnahme der Verhandlungen verlangen“. Damit ist das Paris-Abkommen gemeint. Und um alle Zweifel zu beseitigen : “ China hätte schon bereits die größtmöglichen Anstrengungen gegen den Klimawandel unternommen.“
Was wie eine petitesse aussieht – 1,5 Grad oder 2 Grad -, ist in den ( aus meiner Sicht fehlerhaften) Berechnungen des IPCC ein Unterschied von nahezu 1000 Milliarden t CO2 noch zusätzlich zulässiger Emissionen. Es bleibt also dabei, China wird seine CO2 Emissionen bis 2030 bis auf 14 Milliarden t CO2 ansteigen lassen. Und hat jemand wirklich geglaubt, dass die in diesem Jahrzehnt gebauten Kohlekraftwerke in 30 Jahren wieder abgebaut werden?
Schaufensterreden aus USA und Europa
Präsident Biden, der in Glasgow vollmundig erklärte, „bis Ende 2022 aus der Finanzierung fossiler Energien im Ausland auszusteigen“, hatte gerade eine Woche zuvor beim G20 Gipfel in Rom die Ölförderländer aufgefordert mehr fossille Energien zu fördern, um den Bedarf zu decken und weiter steigende Energiepreise in den USA zu vermeiden.
Auch Bundesumweltministerin Svenja Schultze („Wir werden 2045 klimaneutral, das sind 5 Jahre früher als die EU“) verheimlichte den Delegierten in Glasgow die Tatsache, dass selbst die rot-grün-gelben Koalitionsverhandler in Berlin mittlerweile einräumen müssen, dass ohne ein massives Bauprogramm von Gaskraftwerken die Stromversorgung in Deutschland nicht aufrecht erhalten werden kann. Um den grünen Schein zu wahren, wird der Zusatz bemüht, dass diese Gaskraftwerke Wasserstoff-ready sein sollen. Das ist aber heute noch illusorisch, denn solche Kraftwerke, die mit reinem Wasserstoff betrieben werden, gibt es noch gar nicht. SIEMENS erklärt, dass sie das Ziel haben, 100 %ige Wasserstoffkraftwerke in 2030 entwickelt zu haben.
Zudem stellt sich die Frage, wie dieser Wasserstoff produziert werden wird. Solllte das durch Windkraft passieren, müsste wegen der Verluste auf dem Weg : Windenergie zu Wasserstoff zu Strom viermal soviel Windstrom produziert werden. Für 100 Terawattstunden wären das allein etwa die Vierfache Kapazität der heute im Land stehenden Windkraftanlagen.
Aber auch der Gastgeber Boris Johnson („Es ist eine Minute vor Mitternacht auf der Weltuntergangs-Uhr“), blamierte sich. Da während der Konferenz die Stromerzeugung aus Wind stark abfiel, mussten am 3. November zwei eingemottete Kohlekraftwerke von Drax wieder hochgefahren werden, um die Stromversorgung auch in Glasgow zu retten. Drax liess sich das mit dem exorbitanten Strompreis von 4000 Pfund pro Megawattstunde bezahlen.
Sensationelle Neubewertung : Die CO2-Emissionen stagnieren seit 10 Jahren – Ozeane und Pflanzen nehmen immer mehr CO2 auf
Die in Glasgow vorgestellten Zahlen des Global Carbon projects zeigen noch eine weitere interessante Entwicklung auf, die den Berichterstattern der deutschen Medien keine Zeile wert war. Wie die folgende Grafik zeigt, sind die CO2-Emissionen seit 2010 etwa gleichbleibend ( grau : Emissionen durch fossile Brennstoffe und gelb : Emissionen durch Änderung der Landnutzung z. B. Waldrodung). Der Grund hierfür ist eine sensationelle Neueinschätzung des Global carbon projects, wonach die CO2-Emissionen durch Landnutzungsänderung im Unterschied zu den bisherigen Schätzungen nicht zugenommen, sondern um etwa 4 % pro Jahr seit 2000 abgenommen haben. Durch den Rückgang der Landnutzungsänderungen und Waldrodungen ist der leichte Anstieg der fossilen CO2 – Emissionen ausgeglichen worden.
Da aber die Ozeane ungebrochen immer mehr CO2 aufnehmen ( dunkelblau, in 2021 etwa 10,6 Milliarden t CO2) und die Pflanzenaufnahme ebenso ansteigt (grün, auf nunmehr 12,1 Milliarden t CO2), sinkt der Verbleib in der Luft. Der jährliche Anstieg ging von 2,5 ppm (2019) über 2,3 ppm (2020) auf 2,0 ppm (2021 geschätzt) zurück. Sicherlich hat in den letzten drei Jahren auch der globale Temperaturrückgang diese Entwicklung begünstigt.
Warum ist diese Momentaufnahme wichtig ? Weil dies erneut bestätigt, dass die Aufnahme der Pflanzen und der Ozeane hauptsächlich von der Konzentration des CO2 in der Luft abhängt. Während also die globalen Emissionen seit 2019 nahezu konstant geblieben sind, nimmt die Aufnahme von Ozeanen und Pflanzen zu, weil trotz gleichbleibender Emissionen die Konzentrationen in der Luft um die oben genannten 2 bis 2,5 ppm pro Jahr angestiegen sind. Obwohl ich das schon oft in diesem newsletter erwähnt habe, wiederhole ich das noch einmal : Würden die Emissionen in grau und gelb halbiert werden, würde der Zuwachs in der Atmosphäre gestoppt. Die hellblaue Fläche in der Grafik würde verschwinden. Es ist eben leider grundfalsch, was das Bundesverfassungsgericht der Politik vorgegeben hat, wonach das CO2 für nahezu immer in der Luft verbleiben würde und man daher eine Nullemission für Deutschland in den nächsten 2 Jahrzehnten festgelegt hat. Siehe hierzu ausführliche Kritik in Vahrenholt/Lüning, „Unanfechtbar – der Beschluss des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutz im Faktencheck“
Herzlichst
Ihr
Fritz Vahrenholt
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12.10.2021
Sehr geehrte Damen und Herren,
die aus den Fugen geratenen Gas – und Strompreise bilden den Kontrast für das energiepolitische Wunschkonzert der Klimapolitik der nächsten Bundesregierung. Zunächst aber wie immer zur Temperaturkurve.
Die Abweichung der globalen Mitteltemperatur der satellitengestützten Messungen vom Durchschnitt der Jahre 1991-2020 stieg im September 2021 auf 0,25 Grad Celsius. Die sich entwickelnde La Nina wird sich mit einer Verzögerung von 2-3 Monaten in sinkenden globalen Temperaturen bemerkbar machen.
Einen größeren Einfluss auf das nordeuropäische Winterwetter hat allerdings die nordatlantische Oszillation NAO (Druckluftunterschied zwischen Azorenhoch und Islandtief), die sich in einer negativen Phase befindet und damit einen kälteren Spätherbst begünstigt. Alles weitere bleibt Spekulation um einen milden oder bitterkalten Winter. Letzterer hätte vor dem Hintergrund von leeren Gasspeichern und exorbitant hohen Gasspreisen weitreichende Folgen für unsere Gesellschaft.
Die Energiepreise gehen durch die Decke
Seit Mitte des Jahres steigen die Preise für Erdgas, Kohle, Öl und Strom massiv an. Der Preis für die Kilowattstunde (kWh) Strom hat sich an der Leipziger Börse auf 13 Eurocent pro kWh nahezu verdreifacht, der Gaspreis hat sich verfünffacht. Im zurückliegenden Wahlkampf war das kein Thema. Aber an der Entwicklung der Preise ist die Politik nicht ganz unbeteiligt. Die Gründe sind:
– der in ganz Europa und insbesondere in Deutschland vorgenommene Kohleausstieg zwischen 2017 und 2021 (Italien, UK, Spanien, Niederlande, Deutschland),
– die Verdreifachung der CO2-Zertifikatspreise seit 2020 von 20 auf über 60 Euro pro Tonne CO2 durch die Verknappung der Emissionszertifikate durch die Europäische Union. Das trifft auch die Gasverstromung.
– der Wechsel von Kohlestrom zu teurerem Gasstrom,
– die weltweite gestiegene Nachfrage nach Gas in Folge der wirtschaftlichen Erholung nach der Pandemie
– sowie ein äußerst schwaches Windjahr von Januar bis September 2021.
Der schwarze Peter wird schnell Wladimir Putin zugeschoben. Doch Russland hat genau die Gasmengen geliefert, die von den Gasimporteuren bestellt worden sind. Offensichtlich ist nicht genug Gas geordert worden, wie selbst Bundeskanzlerin Merkel einräumte.
Auch die Strompreise schiessen in die Höhe
Die Strompreise für die Industrie haben sich verdreifacht, der Haushaltsstrom wird von 31 Ect/kWh auf etwa 40 Ect/kwh ansteigen. Mehr als die Hälfte des Strompreises sind Steuern und Abgaben, von der EEG Umlage bis zur Stromsteuer. Hier wäre viel Spielraum für die Bundesregierung, die Kosten zu senken.
Die Verknappung der gesicherten Stromerzeugung durch den Kernenergieausstieg und den bereits begonnenen Kohleausstieg treibt aber nicht nur die Preise. Er macht in Zeiten der Dunkelflaute des Winters die Stromversorgung zur Strommangelwirtschaft mit der erhöhten Gefahr gezielter oder unfreiwilliger Abschaltungen. Vor diesem Hintegrund ist die Stilllegung der noch am Netz befindlichen 6 Kernkraftwerke, die noch 11 % der Stromversorgung liefern, unverantwortbar.
Der Zubau an Windkraft und Solaranlagen in den nächsten 8 Jahren wird allenfalls reichen um diese gesicherte Leistung zu ersetzen, selbst wenn die Installation von Windkraftwerken und Solaranlagen pro Jahr verdoppelt wird. Bis 2030 ist dann weder Strom für ein einziges zusätzliches Elektroauto noch zusätzlicher CO2-freier Strom für die Industrie bereitgestellt. Von der Waermeversorgung gar nicht zu reden.
Die Erwärmung der letzten 20 Jahre hat ihre wesentliche Ursache in der Veränderung der Wolken
Rolf Dübal und ich haben eine viel beachtete Publikation in „Atmosphere“ veröffentlicht:
Dübal, H.‐R.; Vahrenholt, F. Radiative Energy Flux Variation from 2001–2020. Atmosphere 2021, 12, 1297. doi.org/10.3390/ atmos12101297.
Wir untersuchten die Strahlungsbilanz der Erde in den letzten 20 Jahren anhand der Daten des satellitengestützten CERES Projektes der NASA. Die Untersuchung hat ein überraschendes Ergebnis zu Tage gefördert: die Erwärmung der Erde in den letzten 20 Jahren ist im Wesentlichen auf eine höhere Durchlässigkeit der Wolken für die kurzwellige Sonneneinstrahlung zurückzuführen. Die kurzwellige Reflexion durch die Wolken ist in diesem Zeitraum stark zurückgegangen und zwar gleichermaßen auf der Nord- und Südhalbkugel(s. Abb.). Das bedeutet bei nahezu konstanter Sonneneinstrahlung, dass mehr kurzwellige Strahlung die Erdoberfläche erreicht hat und damit zur Erwärmung beitrug. Die langwellige Rückstrahlung (der sog. Treibhauseffekt) trug nur zu einem geringeren Teil zur Erwärmung bei. Er wurde sogar weitgehend kompensiert durch die ebenfalls ansteigende Durchlässigkeit der Wolken für von der Erde ausgehende langwellige Strahlung.
Die Zeitspanne von 20 Jahren ist noch zu kurz, um abschließend entscheiden zu können, ob die jetzige Heizphase eine temporäre oder permanente Entwicklung ist. Im ersteren Fall müssen die Klimaprognosen grundlegend überarbeitet werden. Der physikalische Mechanismus, der zu der Wolkenverdünnung geführt hat, wird in der Literatur unterschiedlich diskutiert.. Die Wolkenveränderungen können durch Rückgang der Aerosole, durch Erwärmung der Atmosphäre auf Grund natürlicher Ursachen (z.B. der AMO oder der PDO), durch anthropogene Erwärmung durch CO2 oder einer Kombination dieser einzelnen Faktoren ausgelöst worden sein. Eines kann allerdings schon jetzt festgehalten werden: die Erwärmung der letzten 20 Jahre wurde stärker durch Veränderung in den Wolken als durch den klassischen Treibhauseffekt verursacht.
Ein Zusammenfassung der Publikation in Deutsch ist hier zu finden.
Herzlichst
Ihr
Fritz Vahrenholt
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6.9.2021
Sehr geehrte Damen und Herren,
die klimapolitische Debatte in Deutschland entfernt sich immer mehr von den realen Sachverhalten, wie mir eine Diskussionsrunde in Phoenix am 27.8. gezeigt hat, an der ich teilnehmen durfte.
Zunächst aber wie immer zur Temperaturkurve. Die Abweichung der globalen Mitteltemperatur der satellitengestützten Messungen vom Durchschnitt der Jahre 1991-2020 sank im August 2021 auf 0,17 Grad Celsius. Durch die seit 2020 stattfindende Abkühlung hat sich die durchschnittliche Temperaturerhöhung der UAH-Messreihe in den letzten 40 Jahren auf 0,13 Grad Celsius pro Dekade verringert. Die beginnende La Nina wird sich sicher in einigen Monaten zusätzlich temperatursenkend bemerkbar machen.
Die Verbreitung von Angst durch eine 5 Grad-Erwärmung durch den IPCC und deutsche Medien
Wie ich bereits im letzten newsletter erwähnte, unterscheidet der IPCC-Bericht 5 verschiedene CO2-Entwicklungsszenarien. Warum hat der IPCC eigentlich Szenarien behandelt, die völlig irreal sind , wie das 8.5 oder das 7.0 Szenario ? Wie wir schon in „Unerwünschte Wahrheiten“, im Kapitel 39 dargelegt haben, würde das 8.5 Szenario zu einer Verfünffachung des Kohleverbrauchs führen. In der Grafik des IPCC werden in diesem Szenario ab 2080 120 Milliarden Tonnen CO2 ausgestossen. Wie realistisch ist das?
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften hat in ihrer letzten Energiestudie 2019 die weltweiten Reserven an Gas, Öl und Kohle aufgeführt, wonach beim Verbrennen aller Reserven 3402 Milliarden Tonnen ausgestoßen werden (Öl 843 Milliarden Tonnen, Gas 431 und Kohle 2127). Summiert man die Emission des 8.5 Szenarios bis 2100, ergibt sich eine Summe von 6100 Milliarden Tonnen CO2. Danach würden uns in diesem Szenario etwa 2080 die Kohlenstoffreserven ausgehen.
In der Definiton der Bundesanstalt sind Reserven die heute nachgewiesenen wirtschaftlich gewinnbaren Energierohstoffe, die zu unterscheiden sind von den Ressourcen, die die nicht wirtschaftlichen und heute noch nicht nachgewiesenen, aber möglichen Energieträger (wie etwa Gashydrate), umfassen. Auch das Szenario 6.0 übersteigt die heute bekannten und wirtschaftlich nutzbaren Kohle-, Öl- und Gasvorkommen. Selbst in den “ schlimmsten“ Prognosen des BP Energy outlooks 2021 werden die CO2-Emissionen bis 2050 um allenfalls 5 Milliarden Tonnen CO2 ansteigen (OPEC-Schätzung) und damit eher dem 4.5 Szenario (gelbe Kurve unten) entsprechen.
Aber nur mit einem völlig irrealen Szenario 8.5 kann der IPCC mit seinen fragwürdigen Modellen auf eine Temperaturerhöhung von 3,3 bis 5,7 Grad Celsius in 2100 kommen. Diese Angabe schaffte es dann in die Summary for Policymakers, S.18. Und es findet sich dann als eine der Botschaften in den Medien. Die Tagesschau berichtete, “ ohne entschiedenen Klimaschutz sind bis zu 5,7 Grad Erwärmung zu erwarten.“. In der FAZ schrieb Müller-Jung unter dem Untertitel „Erwärmung bis zu 5,7 Grad?“: “ Im schlimmsten Fall jedoch, dem weiteren ungebremsten Ansteigen der Emissionen, könne es zu einer Erwärmung von 3,3 bis 5,7 Grad bis 2100 kommen“. Diese irrealen Szenarien werden gebraucht, um Angst zu erzeugen, denn die wahrscheinlichen Entwicklungen – selbst mit den viel zu heiss laufenden Klimamodellen des IPCC – werden bis 2040 wenig spektakulär mit 1,5 Grad im 2.6 – und im 4.5-Szenario ( also in beiden Szenarien 0,43 Grad mehr als heute) wiedergegeben.
Was bewirkt eine Verminderung von CO2 um 65 % in Deutschland bis 2030 ?
Björn Lomborg hat die Auswirkungen berechnet. Auf das Klima hat eine Verminderung um 65 % CO2 in Deutschland Null Auswirkungen, jede Familie wird aber 2030 mit jährlich 8400 € (Schrumpfung des BIP um 4,3 %) belastet. Weiter fortgeführt, kostet das Ausstiegsprogramm jede Familie 34 000 € (Schrumpfung des BIP um 12,8 %) in 2050. Und die klimatischen Auswirkungen in 2100 wären nach den IPCC-Modellen : 0,015 Grad Celsius weniger Temperaturanstieg. Diese deutsche Vorreiterrolle und der deutsche Alleingang wird kein Vorbild für andere Nationen sein.
Immer wieder wird der Versuch gemacht, die CO2-Emissionen Deutschlands aufzublasen. Etwa durch den Versuch, die CO2-Emissionen auf die Bevölkerungszahl zu beziehen. Man darf aber eine Nation , die weltweit benötigte Güter herstellt und exportiert, nicht mit einem Entwicklungsland vergleichen. Aber selbst da gibt es eine Reihe von Staaten, die vor uns liegen. Und China wird uns pro Kopf in zwei Jahren eingeholt haben,verursacht aber 30 % der weltweiten CO2 Emissionen.
Die einzig sinnvolle Bezugsgröße, die die CO2-Effizienz einer Volkswirtschaft angemessen bewertet, ist der CO2 Ausstoß pro 1000 $ Bruttoinlandsprodukt(BIP). Da liegt aber Deutschland in der Spitzengruppe der CO2-effizientesten Nationen. Das bedeutet, dass die Verlagerung einer Produktion aus Deutschland, sei es zur Herstellung von Fahrzeugen (wie etwa jetzt der Daimler- Verbrennungsmotoren), Maschinen oder Arzneimitteln z. B. nach China bei der Herstellung mehr als dreimal soviel CO2 ausstoßen lässt. Es ist nicht verständlich, dass kein Politiker der vergangenen Bundesregierungen mit einem gewissen Stolz darauf verweist, dass Deutschland in den letzten 40 Jahren 40 % des CO2 reduziert hat. Das hat kein anderes Land geschafft, sieht man von Grossbritannien ab, das seine Stromerzeugung weitgehend auf Kernenergie und Erdgas umgestellt hat.
Ein beliebter Trick ist auch, zu behaupten, dass Deutschland einer der Hauptverursacher von CO2-Emissionen in der Vergangenheit gewesen sei. Summiert man die CO2-Emissionen der letzten 50 Jahre ( das vorher ausgestossene CO2 befindet sich zum größten Teil nicht mehr in der Atmosphäre) so stellt man anderes fest: Da liegen die USA mit 261 Miilliarden t vorn, gefolgt von China mit 226 Milliarden, Russland 89,7, gefolgt von Japan und Indien. Dann folgt Deutschland mit 47,7 Milliarden t, die allerdings auch die hohen Emissionen der DDR mitumfassen.
Überraschenderweise wird im Wahlkampf das Thema „Moratorium der Stillegung von Kernkraftwerken“ nicht thematisiert, obwohl in den nächsten 15 Monaten sechs Kernkraftwerke stillgelegt werden, die bislang zur Versorgungssicherheit der Stromversorgung beigetragen haben. Um die von ihnen erzeugte Strommenge von 64 Terawattstunden ( 11 % der deutschen Stromerzeugung) zu ersetzen, müsste die Hälfte der deutschen Windenergieerzeugung noch einmal hinzugebaut werden, um den Verlust auszugleichen. Da die Windenergie aber nicht immer dann erzeugt wird, wenn der Strom gebraucht wird, muss mit mindestens 50 % Verlust (die Kette Wind-Wasserstoff-Gasturbine hat einen Verlust von 75 %) durch Speicherung gerechnet werden. Das wäre dann also die heutige deutsche Windkraftstromerzeugung (130 TWh, 60 000 MW) noch einmal zusätzlich. Selbst wenn man durch Verfahrensbeschleunigung noch nie erreichte 10 000 MW pro Jahr (Zubau in 2020 : 1400 MW) bauen würde, benötigt man 6 Jahre um die Kernkraftstromerzeugung auszugleichen. Und dann ist noch keine neue Stromkapazität für ein einziges E–Auto oder eine einzige Wärmepumpe errichtet worden.
Das geht schief. Und zwar schon ab dem 1.1.2022.
Herzlichst
Ihr Fritz Vahrenholt
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8.8.2021
Sehr geehrte Damen und Herren,
Am 9.8. erschien der neueste Klimabericht des IPCC. Ich konnte schon einen Blick hineinwerfen. Er wird allen alarmistischen Kräften starken Rückenwind geben.
Zunächst aber wie immer zur Temperaturkurve. Die Abweichung der globalen Mitteltemperatur der satellitengestützten Messungen vom Durchschnitt der Jahre 1991-2020 stieg im Juli 2021 auf 0,2 Grad Celsius. Die beendete LaNina führt zu einer leichten Zwischenerholung der Temperatur, die allerdings nicht von langer Dauer sein wird, denn die nächste LaNina ist bereits im Anmarsch. Die Temperaturen im pazifischen LaNina Gebiet befinden sich bereits wieder im negativen Bereich. Für November bis Januar sieht die US-amerikanische Behörde NOAA die Wahrscheinlichkeit einer neuen LaNina mit 66 % Wahrscheinlichkeit. Dann wird die obige Temperaturkurve wohl wieder unter Null °C Abweichung gedrückt.
Der neue IPCC Bericht : Climate Change 2021 – Weit verbreiteter, rascher, sich verschärfender Klimawandel
Der neue 6. Sachstandsbericht des IPCC, der am Montag, den 9. August veröffentlicht wird, macht in seiner Überschrift der „Zusammenfassung für Politiker“ eine klare Ansage : der Klimawandel verbreitet sich weiter, rasch und verstärkt. Was sind die wesentlichen Änderung gegenüber dem 5. Sachstandsbericht aus dem Jahre 2013?
- Die globale Erwärmung seit 1850 bis heute wird mit 1,07 °C angegeben. Die Erwärmung von 2011 bis 2020 ist seit der letzten Berichtsperiode von 2003 bis 2012 um 0,19 °C angestiegen.
- Es gibt neue Modelle (CMIP6), von denen einige aber zu völlig unglaubwürdigen Ergebnissen führten. (Science,Paul Voosen :U.N. climate panel confronts implausibly hot forecasts of future warming). Da der CO2-Einfluss als zu stark angenommen wurde, führte die Rückwärtsmodellierung der Temperaturentwicklung der letzten Jahrtausende einiger Modelle zu unrealistisch kalten Temperaturen. In die Zukunft gerichtet liefen viele Modelle zu heiß. Selbst der IPCC-nahe Gavin Schmidt vom NASA GISS – Institut stellte fest: „insanely scary – and wrong“ (irrsinnig gruselig – und falsch). Daher wurden die Modelle, auf die sich der IPCC beruft, beschränkt (constrained). Trotzdem wurde der heilige Gral der Klimaforschung, die Klimasensitivität ECS (Temperaturerhöhung bei Verdoppelung des CO2) angehoben. Bislang rechnete der IPCC mit einem Bereich des Temperaturanstiegs von 1,5° bis 4,5° Celsius bei Verdoppelung der CO2-Konzentration von 280 ppm (1850) auf 560 ppm in der Zukunft. Vor dem Hintergrund der neuen Modelle gibt der IPCC nun einen Temperaturbereich von 2° bis 5 ° C an, mit einem engeren Vertrauensbereich von 2,5 °C bis 4 °C. Der Klimarat wagt es sogar wieder, einen Mittelwert der Klimasensitivität zu geben, und zwar von 3°C für eine CO2-Verdopplung.
- Überraschenderweise hat der IPCC die mittelalterliche Wärmeperiode von 900 bis 1200 aus dem Klimabericht und somit aus dem Klimagedächtnis der Menschheit gestrichen. Die erste Grafik des Berichts, SPM.1, gibt den Temperaturverlauf der letzten 2000 Jahre wieder. Vom Jahre 1 an zeigt die Kurve einen ständig leicht abfallenden Trend bis 1850, um dann die Temperatur bis heute stark ansteigen zu lassen. Ein neuer Hockey-stick ist erschaffen. So kann der Weltklimarat behaupten, dass es seit 125 000 Jahren noch nie so warm war wie heute. Zahlreiche wissenschaftliche Publikationen (an fünf war ich selbst beteiligt) dokumentieren zwar, dass die mittelalterliche Wärmeperiode etwa so warm war wie heute (wie es auch noch der 5. Klimazustandsbericht beschrieb). Aber nun wird auch noch das Atlantikum vor 6500 bis 8500 Jahren kaltgeschrieben. Das war die Zeit, in der sich Nilpferde in der Sahara tummelten und wenig später Ötzi über die Ötztaler Alpen wanderte. Dutzende von Veröffentlichungen hatten belegt, dass die Temperaturen damals 3 Grad höher waren als heute. Alles nicht mehr wahr. (siehe „Unerwünschte Wahrheiten“, S.34 bis S.54). Im letzten IPCC-Bericht von 2013 hieß es noch “ Im kontinentalen Maßstab zeigen Temperatur-Rekonstruktionen der mittelalterlichen Klima-Anomalie (Jahre 950 bis 1250) mit hohem Vertrauen Intervalle von Jahrzehnten, die in einigen Regionen so warm waren wie im späten 20. Jahrhundert.“
- Erstmals bringt der IPCC Extremwetterereignisse mit dem menschengemachten Klimawandel in Zusammenhang. Im letzten Sonderbericht zum Extremwetter aus dem Jahre 2012 hieß es noch, dass es keine gesicherten Trendinformationen gibt, die eine anthropogene Beeinflussung annehmen lassen. Jetzt heißt es, dass es Hinweise auf einen menschlichen Einfluss gibt auf beobachtete Veränderungen bei Extremen wie Hitzewellen, Starkniederschlägen, Dürren und tropischen Wirbelstürmen. Hierdurch wird es jetzt möglich, jedes extreme Wetterereignis in einen Zusammenhang mit CO2-Emissionen zu bringen. Das ist viel wirkungsvoller, um politischen Druck zu erzeugen als durch die doch relativ wenig Angst erregende Temperaturentwicklung.
- Denn tatsächlich unterscheiden sich die Temperaturentwicklungen in den CO2-Szenarien bis 2060 nicht besonders stark. Der Bericht unterscheidet 5 verschiedene CO2-Entwicklungsszenarien. Drei davon kann man sehr schnell in das Reich der Märchen verweisen. Im Szenario SSP5.8.5 (SSP von shared socio economic pathway, und die letzte Zahl steht für die von CO2 erzeugte Erwärmungswirkung) würde sich die jährliche CO2-Emission bis 2080 auf die dreifache Menge erhöhen. Ein absurdes Szenario, da uns dann bald Kohle, Öl und Gas ausgehen würden. Das Szenario 6.0 ist ähnlich irreal, denn danach verdoppelt sich der CO2- Ausstoß bis 2100. Das dritte Szenario, dass man füglich ausschließen kann, ist die Absenkung der CO2-Emissionen ab 2020 (!) und Verminderung auf die Hälfte in 2035, einem Zeitpunkt, zu dem China und Indien noch einmal 30 % an CO2 Emissionen draufgelegt haben werden.
Bleiben also zwei Szenarien übrig. Das 4.5 Szenario lässt die Emissionen bis 2050 nur leicht ansteigen, um danach bis 2100 auf ein Viertel der heutigen Emissionen abzusinken. Das andere Szenario 2.6 vermindert die Emissionen bis 2050 auf die Hälfte und kommt dann 2080 auf Null. Vergleicht man diese beiden Szenarien, so entwickelt sich die Temperatur beim 4.5 Szenario wie folgt: 2040 0,43°C Erhöhung, 2060 0,93 °C, 2100 1,63 °C. Im 2.6 Szenario ist die Entwicklung bis 2040 ebenfalls 0,43 C, 2030 0,63°C und 2100 0,73°C. Bis 2060 gibt es da wenig erschreckende Unterschiede. China wird es mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen. Und jeder von uns kann sich ausrechnen was ein 2%iger CO2-Anteil, wie der Deutschlands, zu den Temperaturanstiegen (wohlgemerkt mit zu heißen Modellen berechnet) beiträgt. - Da das alles nicht wirklich dramatisch ankommt, gibt der IPCC aber dem völlig irrealen 8.5 Szenario breiten Raum. Dann könnte es – so IPCC – nämlich sein, dass der Meeresspiegel um fast einen Meter bis 2100 ansteigt, und bis 2300 auf 7 Meter. Dann könnte es sein, dass die Atlantische Ozeanströmung AMOC (gemeinhin auch als Golfstrom verstanden) zusammenbrechen könnte. Bislang wurden solche Spekulationen von Klimaforschern wie Jochem Marotzke vom MPI in Hamburg zurückgewiesen. Nun trägt dieser Bericht auch seine Unterschrift.
- Der IPCC geht auch auf die natürlichen Senken für die CO2-Emissionen ein, ein Thema, was ja seit der Glanzleistung des deutschen Bundesverfassungsgerichtes allgemein bekannt geworden ist. Wie wir in unserem Buch über das Verfassungsgerichtsurteil „Unanfechtbar?“ beschrieben haben, ist der Satz des Gerichtes falsch: „Nur kleine Teile der anthropogenen Emissionen werden von den Meeren und der terrestrischen Biosphäre aufgenommen…Der große Rest anthropogener Emissionen verbleibt aber langfristig in der Atmosphäre“. In den zum Bericht veröffentlichten FAQs (Frequently asked Questions) bestätigt der IPCC unsere Kritik am Verfassungsgericht. Unter Ziffer 5.1 heißt es: „Beobachtungen… zeigen, dass die Atmosphäre nur etwa die Hälfte des CO2 aufgenommen hat, das durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe und Landnutzungsänderungen wie die Abholzung von Wäldern ausgestoßen wurde. Natürliche Prozesse des Kohlenstoffkreislaufs an Land und in den Ozeanen haben den Rest dieser Emissionen aufgenommen. Dieser Abbau an Land und in den Ozeanen, oder „Senken“, ist weitgehend proportional zum Anstieg der CO2-Emissionen gewachsen und hat im Zeitraum 2010-2019 31 % (Land) bzw. 23 % (Ozeane) der Emissionen aufgenommen.“ Wir haben das im Buch „Unanfechtbar?“ umgerechnet auf ppm: 4,7 ppm werden ausgestoßen, 55 %, das sind 2,6 ppm werden durch die Natur aufgenommen.
Aus dieser Grafik 5.8 (auf Seite 5-184) des IPCC Berichts lernen wir zwei Dinge. Erstens, wie naturwissenschaftlich falsch das Bundesverfassungsgericht liegt. Und zweitens, dass die reale Aufnahme der Meere in zunehmendem Maße die Modellrechnungen übertrifft. Aber es kommt noch besser. In FAQ 5.3 stellt der IPPC fest.“ Falls die Emission und die Aufnahme von CO2 gleich sind, stabilisiert sich die CO2-Konzentration. Falls die CO2- Entfernung grösser ist als die Emission, würde die Konzentration sinken“. Zuende gedacht würde das heißen, dass die Halbierung der Emissionen ausreicht, um die Konzentration zu senken, denn die Aufnahme von Ozeanen und Pflanzen hängen nicht von der jährlichen Emission ab, sondern von der jeweiligen Konzentration in der Atmosphäre. Und richtig: stoßen wir etwas weniger aus als die riesigen Senken von Ozeanen und Pflanzen aufnehmen ( heute schon jährlich 20 Milliarden Tonnen CO2, die Gesamtemission an CO2 ist 38 Milliarden Tonnen), dann sinkt die CO2-Konzentration. (Zur Erläuterung der Grafik 1 Pg C entspricht 3,66 Milliarden Tonnen CO2, das sind für 2019 12,8 Milliarden Tonnen).
Um nicht zu dieser famosen Lösung zu kommen, schreibt der IPCC unter B4.1, „Basierend auf Modellprojektionen würden beim mittleren Szenario 4.5, das die CO2 Konzentrationen in der Luft stabilisiert, die Aufnahme von CO2 durch Land und Ozeane zurückgehen“. Das gelte nach den Modellen ab der 2. Hälfte des Jahrhunderts. Kaum ein physikalischer Zusammenhang legt das nahe. Aber Modelle, die in der Rückschau versagen, belegen das! Man malt sich die Welt,
wie man sie braucht. Die Sonne spielt bei der Erwärmung im neuen IPCC- Bericht keine Rolle. Sie
wird im Bericht in der Grafik SPM.2 mit Null angegeben. Daher füge ich etwas aus der realen Welt der Messungen bei, an die man sich als Naturwissenschaftler eher orientieren sollte: Die Sonnenscheindauer in Europa und die Wolkenbedeckung in Europa, gemessen durch Satelliten im Rahmen des Copernicus-Programm. Die Autoren schreiben, dass signifikanter überdurchschnittlicher Sonnenschein von Januar bis Mai den Anstieg der jährlichen Sonnenscheinstunden seit 40 Jahren ansteigen lässt. 200 Sonnenscheinstunden mehr im Jahr, pro Tag mehr als eine halbe Stunde – das ist doch eine Nachricht wert. Eine ähnliche Tendenz gibt es seit 2000 weltweit.
Diese spannende Entwicklung der letzten 40 Jahre, die in der wissenschaftlichen Literatur als cloud thinning (Wolkenausdünnung) beschrieben wird, hat die Klimaentwicklung der letzten Jahrzehnte in viel größerem Masse beeinflusst, als man bislang glaubte. In der summary for policymakers kommt dieser Effekt nicht vor. Die noch nicht zu beantwortende Frage ist, ob der Anstieg der Sonnenscheinstunden ein natürlicher Vorgang ist, oder ob er mit dem Rückgang der Schwefel- und Staubaerosole seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts zusammenhängt oder ob das durch eine CO2-Rückkopplung auf die Wolken bewirkt worden ist. Wir wissen es noch nicht, aber in einigen Jahren wird sich das sicher herausstellen.
Herzlichst
Ihr Fritz Vahrenholt
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6.7.2021
Sehr geehrte Damen und Herren,
in den letzten newslettern hatte ich die Gerichtsbeschlüsse des Bundesverfassungsgerichtes und des Gerichts in Den Haag untersucht. Mittlerweile haben Sebastian Lüning und ich einen detaillierten Faktencheck des Verfassungsgerichtsbeschlusses vorgenommen. Die fehlerhaften Annahmen und irreführenden Schlussfolgerungen sind in Kürze in einem Buch nachzulesen: „Unanfechtbar? Der Beschluss des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutz im Faktencheck „. Das Buch erscheint im Langen-Müller Verlag und ist ab 15. Juli 2021 im Buchhandel erhältlich.
Zunächst aber wie immer zur Temperaturkurve. Die Abweichung der globalen Mitteltemperatur der satellitengestützten Messungen vom Durchschnitt der Jahre 1991-2020 sank im Juni 2021 auf – 0,01 Grad Celsius. Der Durchschnitt der Temperaturerhöhung seit 1979 beträgt 0,14 Grad Celsius pro Jahrzehnt. Betrachtet man die letzten 20 Jahre, so sieht man die positiven Maxima in den El Nino-Jahren 1998, 2010, 2016 und 2020 und die Minima in den La Nina-Jahren 1999, 2008, 2011 und 2021.
Die Aufnahme des CO2 durch Ozeane hält sich nicht an den Verfassungsgerichtsbeschluss
In seinem Beschluss zum Klimaschutzgesetz kommt das Gericht zu einer für die Entscheidung zentralen Aussage über den Verbleib des von Menschen emittierten CO2:
„Nur kleine Teile der anthropogenen Emissionen werden von Meeren und der terrestrischen Biosphäre aufgenommen… Im Gegensatz zu anderen Treibhausgasen verlässt CO2 die Erdatmosphäre in einem für die Menschheit relevanten Zeitraum nicht mehr auf natürliche Weise. Jede weitere in die Erdatmosphäre gelangende und dieser nicht künstlich wieder entnommene CO2-Menge erhöht also bleibend die CO2-Konzentration und führt entsprechend zu einem weiteren Temperaturanstieg.“ (Randnummer Rn. 32)
Über die steigende Aufnahme der terrestrischen Biosphäre hatte ich bereits im newsletter vom Juli 2019 berichtet (kaltesonne.de/die-sonne-im-juli-2019-die-erde-wird-gruener-die-ausbleibende-katastrophe/. Wie das Gobal carbon project ermittelte, wurden 2019 31 % des emittierten CO2 durch vornehmlich Pflanzen aufgenommen und 24 % durch die Ozeane, zusammen also 55 %. Soviel zu dem Satz „nur kleine Teile der anthropogenen Emissionen“.
Auch der folgende Satz des Gerichtes hält einer Nachprüfung nicht stand:
„Im Gegensatz zu anderen Treibhausgasen verlässt CO2 die Erdatmosphäre in einem für die Menschheit relevanten Zeitraum nicht mehr auf natürliche Weise.“
Da diese Feststellungen die Ausgangsbasis für das für Deutschland vom Gericht festgelegte CO2-Restbudget ist, lohnt es sich, die Sachverhalte genauer zu untersuchen.
Denn im Pariser Klimaschutzabkommen wird in Artikel 4 als Ziel des Abkommens die Verringerung der Emissionen definiert, „um in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts ein Gleichgewicht zwischen den anthropogenen Emissionen von Treibhausgasen aus Quellen und dem Abbau solcher Gase durch Senken… herzustellen“ (Übersetzung BMU)
Dazu schauen wir uns zunächst die steigende CO2 -Aufnahme der Ozeane an, wie sie das Global Carbon Project, das u.a. von der World Meteorologial Organisation (WMO) und der UNEP getragen wird und als IPCC – nah bezeichnet werden kann. Die schwarze Linie führt zu einer Aufnahme von 9,6 GT CO2, einem Viertel der Emissionen. Doch neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass die Aufnahme deutlich größer sein kann.
Neuere Forschungsergebnisse zur CO2-Aufnahme der Ozeane
Im September 2020 veröffentlichte Andrew Watson von der Universität Exeter mit anderen Wissenschaftlern, darunter Peter Landschützer vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg, in Nature Communications eine aufsehenerregende Neuberechnung der CO2-Aufnahme durch die Ozeane. Die Forscher stellten fest, dass die millimeterdicke Diffusionsschicht der Ozeanoberflächen, in der der Austausch der CO2-Moleküle mit der Atmosphäre stattfindet, deutlich kühler ist als bisherigen Berechnungen zugrundegelegt wurde. Bisher wurden die CO2-Konzentration im Meer auf Grund der Messungen im Ansaugstutzen von Schiffen oder durch Bojen gemessen.
Watson und Kollegen stellten aber fest, dass die Temperaturen in den obersten Millimetern – also der Diffusionsschicht- der Ozeanoberfläche deutlich kühler sind, als die im Meterbereich gemessenen. Eine Ursache hierfür ist die „Verdunstungskälte“, die bei der Verdunstung des Wassers insbesondere in den Tropen freigesetzt wird und die oberen Millimeter abkühlt. Die Austauschzone kann daher deutlich mehr CO2 aufnehmen als bisher gedacht, da kühleres Wasser nach dem Henry- Gesetz mehr CO2 aufnehmen kann als wärmeres Wasser. Die Wissenschaftler berechnen, dass dadurch 3 GT ( Milliarden Tonnen) mehr CO2 aufgenommen wird, als bisher angenommen. Das sind immerhin rund 100 Gt mehr CO2 in den nächsten 30 Jahren.
Die schwarze Linie im folgenden Diagramm zeigt die deutliche Absenkung gegenüber den bisherigen, gestrichelt gezeigten, Berechnungen, aber auch den rapiden Abfall seit 2005. Es ist bislang nicht geklärt, warum in der Zeit von 1995 bis 2005 die Ozeanaufnahme trotz steigender CO2- Konzentration in der Atmosphäre nahezu konstant blieb (rote Linie). Beachten Sie : die Angaben sind in GT Kohlenstoff. Die y-Achse muss daher mit 3,667 multipliziert werden, um die Zahlen auf GT CO2 umzurechnen und mit dem oben gezeigten Diagramm vergleichen zu können. Weiter ist zu beachten, dass die Aufnahme hier negativ angegeben wird. Im obigen Diagramm des Global Carbon Project ist die Aufnahme als positive Zahl angegeben.
Mit steigender Konzentration des CO2 in der Luft steigt die CO2-Aufnahme durch die Ozeane
In der 9. Klasse lernt man üblicherweise die Wirkungsweise des Henry-Gesetzes kennen. Es besagt, dass die Konzentration eines Gases über einer Flüssigkeit direkt proportional zur Konzentration des Gases in der Flüssigkeit ist. Das kennen wir von der Mineralwasserflasche. Erhöht man den Druck bzw. die Konzentration des CO2 in der Luft, so erhöht sich entsprechend die Konzentration im Wasser.
Die Klimawissenschaft nimmt an, dass sich um 1860 das CO2 in der Atmosphäre und in den Ozeanen im Gleichgewicht befand. Die Konzentration betrug 280 ppm in der Atmosphäre. Um 1960 hatte die Konzentration auf Grund der Emissionen durch den Menschen schon 314 ppm, also 34 ppm mehr als im Gleichgewichtszustand erreicht. Und heute sind es 410 ppm, also 130 ppm mehr als 1860.
Dadurch stieg nach dem Henry-Gesetz natürlich auch die Aufnahme des CO2 durch die Ozeane, Die Aufnahme steigt seit einigen Jahrzehnten stärker als die Emissionen, so dass heute schon 55 % der jährlichen Emissionen von Ozeanen und Pflanzen aufgenommen werden. Anders ausgedrückt : etwa 5 ppm werden vom Menschen jährlich ausgestossen, 2,7 ppm werden insgesamt aufgenommen (alle Zahlen aus Global carbon project). 2,3 ppm verbleiben in der Atmosphäre. Bei konstanter, nicht weiter steigender Emission nimmt die Aufnahme von Ozeanen und Pflanzen weiter zu und immer weniger CO2 verbleibt in der Luft. Bei 450 ppm CO2 werden bereits zwei Drittel (3,4 ppm) durch Ozeane und Pflanzen aufgenommen und nur noch 1,6 ppm CO2 verbleibt in der Luft.
Würde es der Weltgemeinschaft bis 2050 bei einer dann vorliegenden Konzentration von 450 ppm gelingen, die Emission im Verlaufe der nächsten Jahrzehnte zu halbieren auf etwa 2,5 ppm , so wäre demnach ein unmittelbarer Rückgang der CO2 – Konzentration in der Atmosphäre die Folge – und zwar jährlich um (3,4 -2,5 ppm = 0,9 ppm). Die Katastrophenszenarien könnten ad acta gelegt werden. Und wir wären im Einklang mit dem Pariser Abkommen, dass ja fordert, dass Quellen und Senken von CO2 ins Gleichgewicht zu bringen seien. Eine Nullemission -die ohnehin nicht erreicht wird, solange China und die sich entwickelnde Welt wachsende CO2-Emissionen austossen – ist nicht erforderlich.
Verfassungsklage : die nächste rollt an
Die Deutsche Umwelthilfe hat am 5.Juli bekanntgegeben, dass die Organisation (die u.a. vom Bundesumweltministerium gefördert wird) zusammen mit einigen Kindern vor dem Bundesverfassungsgericht Klage gegen die Länder Bayern, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg eingereicht hat. Die Umwelthilfe will erreichen, dass auch die beklagten Ländern Bayern, NRW und Brandenburg verbindliche Emissionminderungsgesetze erlassen. Die Organisation kündigte weiter an, dass sie auch gegen deutsche Unternehmen vor das Bundesverfassungsgericht ziehen werde.
Da kann man nur hoffen, dass die Berichterstatterin des Gerichts, Frau Prof.Gabriele Britz sich zwischenzeitlich einen breiteren Überblick über die klimawissenschaftlichen Grundlagen für folgenschwere Urteile verschafft hat. Denn schon der letzte Beschluss wird als das größte Fehlurteil eines deutschen Gerichts in die Geschichte eingehen.
Herzlichst
Ihr Fritz Vahrenholt
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2.6.2021
Sehr geehrte Damen und Herren,
im letzten newsletter hatten wir den Bundesverfassungsgerichtsbeschluss zum deutschen Klimaschutzgesetz untersucht. Aber es geht noch dystopischer, wie uns das Shell Urteil aus Holland zeigt.
Zunächst aber wie immer zur Temperaturkurve. Die Abweichung der globalen Mitteltemperatur der satellitengestützten Messungen vom Durchschnitt der Jahre 1991 – 2020 stieg im Mai 2021 nur unwesentlich auf + 0,08 Grad Celsius an. Wir haben es im Frühjahr global mit Temperaturen zu tun, die wir zuletzt vor 8 Jahren hatten. Rechnet man den Durchschnitt der Temperaturen der zurückliegenden Jahre aus, so ist rechnerisch eine Erwärmungspause seit 6 Jahren festzustellen.
Der Durchschnitt der Temperaturerhöhung seit 1979 beträgt 0,14 Grad Celsius pro Jahrzehnt.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Feststellung mehrerer Wissenschafler, dass in den letzten 20 Jahren die Erwärmung nur zu weniger als der Hälfte von der auf die Erde zurückgestrahlten langwelligen Strahlung stammt – dem klassischen Treibhauseffekt – und zum größeren Teil von einer Zunahme der kurzwelligen Sonnenstrahlung verursacht worden ist. Die Sonnenstrahlung hat sich zwar nicht wesentlich veraendert, aber die Durchlässigkeit der Wolken hat sich vergrößert ( cloud thinning). Über die Ursachen tappen wir noch im Dunkeln.
Für die Vertreter der Auffassung, dass CO2 zu 100 % die Ursache der neuzeitlichen Erwärmung ist, ist für den Rückgang der Wolkendichte der steigende CO2-Gehalt verantwortlich. Aber es gibt auch die Möglichkeit natürlicher Ursachen, etwa Rückgang der Aerosole, Veränderung des Sonnenmagnetfelds oder zyklischer Meeresoszillationen wie die AMO ( atlantische Multidekadenoszillation) oder PDO ( pazifische dekadische Oszillation). Es wird spannend zu beobachten, wie sich die Wolkensituation und die Einstrahlung auf die Erde in den nächsten Jahren entwickelt. Im Folgenden die Grafik von Antero Olllila – gelb: Kurzwellige Einstrahlung SW auf die Erdoberfläche, blau : langwellige Rückstrahlung LW, rot : dem Sonnenzyklkus folgende Gesamtstrahlung in etwa 20 km Höhe.
Gerichtsurteil in Den Haag : Der Fall Royal Dutch Shell
Ein niederländisches Gericht hat in den Haag auf Grund der Klage von sieben Umweltschutzverbänden und zahlreichen Bürgern verpflichtet, den CO2- Ausstoss nicht nur in der Produktion, sondern auch bei den Öl -, Kraftstoff- und Gaskunden um 45 % bis 2030 zu verringern. Der Tenor des Urteils erinnert stark an die Argumentation des deutschen Bundesverfassungsgerichts. So heisst es in Ziffer 2.3.1 des Urteils : „CO2 wird in die Atmosphäre emittiert, wo es für hunderte von Jahren oder sogar länger verbleibt“, ein Sachverhalt der hochumstritten ist, wie ich unten ausführen werde.
Die Aufnahme durch Ozeane und Pflanzen stellt das Gericht zwar fest, allerdings “ wird die Aufnahme ständig kleiner wegen der Waldzerstörung und der Erwärmungen der Ozeane“. Das ist dann genauso falsch wie die Begründung des Bundesverfassungsgerichtes, ich erinnere an diese grandiose Fehlleistung des Gerichtes : „Nur kleine Teile der anthropogenen Emissionen werden von den Meeren und der terrestrischen Biosphäre aufgenommen“. Die Aufnahme von CO2 in die Ozeane steigt entsprechend den physikalischen Gesetzen mit der CO2 Konzentration in der Luft. Ebenso ist die Aufnahme der Pflanzen angestiegen, da sie dem erhöhten CO2- Angebot folgend mehr CO2 aufnehmen und stärker wachsen.
Von den 2019 ausgestossenen anthropogenen 5 ppm werden 55 % von Ozeanen und Pflanzen aufgenommen. Da 1 ppm 7,8 Gigatonnen CO2 entspricht, werden also 39 Gigatonnen emittiert und 21,45 Gigatonnen von Ozeanen und Pflanzen aufgenommen. Das ist selbst im letzten IPCC-Bericht auf Seite 471 nachzulesen. Ganz wichtig für das Verständnis ist, -und ich habe ernsthafte Zweifel, ob die holländischen und deutschen Richter das verstanden haben- daß die zusätzliche Aufnahme des CO2 durch Ozeane und Pflanzen proportional zur Konzentrationszunahme des CO2 in der Atmosphäre gegenüber 1860 verläuft und nicht proportional zur jährlichen Emission. Denn man kann davon ausgehen, dass vor 1860 das CO2 in der Luft, in den Ozeanen und in den Pflanzen sich in einem Gleichgewicht befand.
Die Aufnahme hängt also ab von dem Unterschied der aktuellen Konzentration in der Atmosphäre ( aktuell 419 ppm) gegen über der vorindustriellen Zeit (280 ppm) und nicht von der Höhe der Emission (aktuell 5 ppm). Das bedeutet aber auch, dass bei einer Emission, die dem heute erreichten Senkenfluss von 21,45 Gigatonnen entspricht, kein CO2 Anstieg mehr erfolgt. Das CO2 Budget wäre also unbegrenzt, wenn die 21,45 Gigatonnen eingehalten werden und es gäbe keinen weiteren Anstieg der CO2-Konzentration. Anders ausgedrückt : bei einer Halbierung der Emissionen wäre die Katastrophe abgesagt und die CO2 Konzentration sinkt sogar leicht.
Wer die Berechnungen nachvollziehen will, kann das in einer Arbeit von Kees Le Clair tun. Le Clair zeigt, dass selbst bei einer jährlichen Reduktion der globalen Emission um nur 1,5 % die vom IPCC als kritisch angesehenen 450 ppm niemals überschritten werden. Die folgende Grafik des global carbom projects zeigt die Dynamik der Quellen und Senken. Würde man die obere Hälfte (Emissionen) um 50 % absenken, würde die dunkelblaue und grüne Fläche bestehen bleiben und die Konzentration in der Luft (hellblau) leicht sinken.
Die Halbwertszeit des CO2 in der Luft beträgt 37 Jahre
Die vom IPCC eingeführte Budget -Emission, die die Gerichte übernommen haben, führen völlig in die Irre und sind unwissenschaftlich, weil sie die immer noch wachsenden Senken ignorieren. Dies wäre zutreffend, wenn der IPCC nachweisen könnte, dass die Senken in absehbarer Zeit versiegen. Das kann das IPCC aber nicht , denn die Ozeane haben noch ein gigantisches Speichervermögen. In den arktischen und antarktischen Breiten sinken jährlich eine Million Kubikkilometer sehr salzhaltigen Meerwassers mit mehr als 100 Milliarden Tonnen CO2 in die Tiefe, um dann wieder in niedrige Breiten zurückzuströmem und erst nach mehreren hundert Jahren ( 400 im Atlantik, 1000 Jahre im Pazifik wieder aufzutauchen. Da ist keine Sättigung in Sicht.
Das Gericht in Den Haag macht dann im nächsten Schritt den gleichen Fehler wie das BVG, wonach “ es einen direkten Link zwischen menchengemachten CO2-Emissionen… und der globalen Erwärmung gibt.“ (Ziffer 2.3.2). Die Abbauzeit des CO2 lässt sich relativ einfach berechnen. Teilt man die gegenüber dem Ausgangszustand (280 ppm) anthropogen erzeugte CO2-Konzentration eines Jahres durch den Abbau (durch Aufnahme in Ozeane und Pflanzen) in dem jeweiligen Jahr, so erhält man die Abbauzeit, in der der Ausgangswert auf einen Wert von 1/e (36,79 %) abgeklungen ist. Sie betrug 1959 insgesamt 55 Jahre (34 ppm : 0,64 ppm) und 2019 etwa 50 Jahre (130 ppm : 2,6 ppm). Um die Abbauzeiten mit den Halbwerts- zeiten des IPCC vergleichbar zu machen, müssen diese mit dem Faktor ln 2 (0,6931) multipliziert werden. So erhalten wir eine Halbwertszeit von 38 Jahren in 1959 und 35 Jahren in 2019. Es zeigt sich eher eine Verringerung der Halbwertszeiten, was im Einklang steht mit der deutlich angestiegenen Photosyntheseleistung der Pflanzen. (Quelle : Unerwünschte Wahrheiten,Kap.9, S. 108). Kees Le Clair kommt in seinen Berechnungen auf 37 Jahre.
In 2.3.4 rechnet das holländische Gericht vor : „Globale Emissionen befinden sich bei 40 Gigatonnen CO2 pro Jahr… Jedes Jahr, in dem die globalen Emissionen sich auf diesem Niveau befinden, verringert das globale Budget um 40 Gigatonnen.“ Nach Rechnung des Gerichtes haben wir nur noch 12 Jahre, um das 1,5 °C Ziel nicht zu brechen. Das hatten wir schon von Greta gehört. Wann stehen endlich die ernstzunehmenden Klimaforscher auf und beenden diese Klippschulen-Rechnerei ?
Die Folgen
Das Gericht leitet dann aus dem 1,5 ° C Report des IPCC ( wonach weltweit die Emissionen bis 2030 um 45 % sinken werden – sie werden aber dank Chinas, Indiens und der sich entwickelnden Welt eher um 10 % steigen) die Verpflichtung gegenüber Shell ab, die CO2-Emissionen der gesamten Wertschöpfungskette des Unternehmens um 45 % bis 2030 ( Basis 2019) zu reduzieren.
Das einzig tröstliche an dem Shell – Fall ist, daß offenbar andere Länder eine ähnlich „bekloppte “ (Sigmar Gabriel) Klimapolitik machen wie Deutschland. Das appeasement, das Shell schon seit geraumer Zeit in Sachen CO2 an den Tag legt ( wir stehen voll hinter den Pariser Abkommen, wir wollen bis 2050 um 45 % CO2 reduzieren) und selbst die großzügige Finanzierung von Klima-NGOs hat Shell nicht genutzt. Insofern hält sich unser Mitleid in Grenzen. Erst, wenn es den Firmen an den Kragen geht , erwachen die Manager vom wohlfühligen Mitschwimmen im mainstream. Jetzt meldet sich sogar Herr Brudermüller , CEO der BASF, der bislang eher dadurch aufgefallen ist, dass er auf grünen Parteitagen das grüne hohe Lied gesungen hat. Nun kommt auch er zum Ergebnis, dass der Ersatz fossiller Rohstoffe zu einer Vervielfachung des Strombedarfs führen wird. “ Für unseren Standort Ludwigshafen wird er sich verdreifachen„. Zur Erinnerung: die BASF in Lugwigshafen verbraucht schon heute eine Strommenge wie Dänemark.
Als die Kernenergie stillgelegt wurde, schwiegen die Manager, als die Stromindustrie auseinandergenommen wurde, kam kein Protest, als die Automobilindustrie ihrer Grundlagen beraubt wurde, ebenso Schweigen. Nun geht es um die Chemie und die Petrochemie, den Kern jeder Industriegesellschaft. Die deutsche chemische Industrie ist die größte in Europa und liegt weltweit hinter China , USA und Japan an der vierten Stelle. 464 000 Arbeitsplätze gibt es hierzulande in 2000 Unternehmen der Chemieindustrie, mit Zulieferern eine Million hochwertige Arbeitplätze.
Schauen Sie sich um in Ihrem Umfeld, um zu entdecken, worauf man verzichten würde ohne Petrochemie, ohne Pharmaka, ohne Handy-Bildschirm, ohne Kabelummantelung, Dämmstoffe, Kosmetika , Farben. Lacke, Beschichtungen,Kunstfasern, Klebstoffe, Wasch-und Reinigungsmittel. Und stellen Sie sich vor, es müsste aus Wasserstoff aus Windmühlen produziert werden. Ist das realistisch ? Nach der Strommangelwirtschaft mit Abschaltungen droht die Chemiemangelwirtschaft mit dreimal so teuren Produkten oder auf Bezugsschein. Denn eins ist klar : Nach dem Urteil von Den Haag werden die Deutsche Umwelthillfe, FFF und Greenpeace versuchen, auch der Deutschen Chemieindustrie per Gerichtsbeschluss den Garaus zu machen.
Herzlichst
Ihr Fritz Vahrenholt
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5.5.2021
Sehr geehrte Damen und Herren,
dieser Newsletter wird heute etwas länger. Aber das Bundesverfassungsgerichtsurteil zum CO2-Ausstieg hat es auch in sich.
Zunächst aber wie immer zur Temperaturkurve. Die Abweichung der globalen Mitteltemperatur der satellitengestützten Messungen vom Durchschnitt der Jahre 1991 – 2020 ging im April 2021 weiter auf – 0,05 Grad Celsius zurück. Noch wirkt sich die kühle LaNina-Situation der letzten Monate aus. Laut der US- amerikanischen Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA wird LaNina mit 80 %iger Wahrscheinlichkeit von Mai bis Juli beendet sein. Allerdings erwartet die Behörde im Herbst den Wiederbeginn einer neuen LaNina.
Der Durchschnitt der Temperaturerhöhung beträgt 0,14 Grad Celsius pro Jahrzehnt. Die Modellrechnungen, auf denen die Empfehlungen des IPCC beruhen, kommen auf einen doppelt so hohen Temperaturanstieg für den gleichen Zeitraum.(siehe nächste Grafik,Quelle:R.Spencer 2021). Diese eklatatante Abweichung von der realen Temperaturentwicklung ist politisch bedeutsam, weil die Prognosen der Modelle zur Grundlage von weitreichenden Entscheidungen, wie z.B. Verfassungsgerichtsurteilen, gemacht werden.
Ein Verfassungsgerichtsurteil, das sich auf fragwürdige Quellen stützt
Mit Beschluss vom 24.März hat das Bundesverfassungsgericht auf Klage einiger Einzelpersonen wie dem Schauspieler Hannes Jänicke, Luisa Neubauer (Fridays for future), Prof. Volker Quaschning, Josef Göppel (CSU und Energiebeauftragter des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit) entschieden, dass das Klimaschutzgesetz vom 12. Dezember 2019, verfassungswidrig ist, weil „hinreichende Maßgaben für die weitere Emissionsreduktion ab dem Jahre 2031 fehlen“.
Wie kommt das Gericht zu diesem Ergebnis ?
In der Beschreibung der „tatsächlichen Grundlagen des Klimawandels“ (Ziff.16-29) und den „tatsächlichen Grundlagen des Klimaschutzes“ (Ziff.31-37) bezieht das Gericht sich im wesentlichen auf vier Quellen : den IPCC, das Buch Rahmstorf/Schellnhuber „Der Klimawandel“, das Umweltbundesamt und den Sachverständigenrat für Umweltfragen SRU.
Das Gericht stellt zu den Grundlagen des Klimawandels fest :
„zwischen der Gesamtmenge an emittierten klimawirksamen Treibhausgasen und dem Anstieg der mittleren Oberflächentemperatur besteht eine annähernd lineare Beziehung“ (Ziff.19). „Ohne zusätzliche Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels gilt derzeit ein globaler Temperaturanstieg um mehr als 3 °C bis zum Jahr 2100 als wahrscheinlich„.
Hier ignoriert das Gericht die erheblichen Unsicherheiten über Rückkopplungseffekte, wie etwa der Wolken, die das IPCC selbst dazu führt, eine Spannbreite von 1,5 bis 4,5 Grad Celsius bei Verdoppelung der CO2 Konzentrationen von 285 ppm (1860) auf 570 ppm in 2100 anzugeben. In Ziffer 20 greift das Gericht die unter Klimaforschern umstrittene Annahme Stefan Rahmstorfs auf, wonach es Hinweise gibt,
„dass infolge des Abschmelzens des Grönländischen Eisschildes und anderer Frischwassereinträge in den Nordatlantik die thermohaline Zirkulation des Nordatlantiks (atlantische Umwälzbewegung) an Stärke verliert. Eine starke Abschwächung hätte unter anderem große Auswirkungen auf die Wettersysteme in Europa und Nordamerika. Der Nordatlantikraum würde sich rasch um mehrere Grad abkühlen.“
Hier beruft sich das Gericht auf eine umstrittene Außenseitermeinung. Hätte es auf die Web-Seite des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg geschaut, hätte es auf die Frage “ kann die globale Erwärmung zum Abriss des Golfstroms führen?“ die Antwort gelesen „Die kurze Antwort ist: Nein.“ Auch die Schellnhuberchen Kipppunkte haben es dem Gericht angetan.
„Als eine besondere Gefahr für die ökologische Stabilität werden sogenannte Kipppunktprozesse im Klimasystem angesehen, weil diese weitreichende Umweltauswirkungen haben können. Kippelemente sind Teile des Erdsystems, die eine besondere Bedeutung für das globale Klima haben und die sich bei zunehmender Belastung abrupt und oft irreversibel verändern. Beispiele sind die Permafrostböden in Sibirien und Nordamerika, die Eismassen in den polaren Zonen, der Amazonasregenwald und bedeutende Luft- und Meeresströmungssysteme.„(Ziffer 21)
Wahrscheinlich hatten die Richter das Interview mit Jochem Marotzke, Doyen der deutschen Klimaforscher vom Hamburger Max-Planck-Institut mit der FAZ nicht gelesen:
FAZ :“Welcher Kipppunkt macht Ihnen am meisten Sorgen ?
Marotzke : „Keiner„
Auch bei den Extremereignissen entspricht das Gericht kaum den aktuellen Erkenntnissen. Selbst der Deutsche Wetterdienst hatte 2018 erklärt – wie der IPCC noch 2013 – dass es schwierig sei, eine Zunahme von Extremwetterereignissen in Deutschland statistisch nachzuweisen. Und dies gilt auch – nach wie vor – weltweit für Dürren, Starkregenereignisse, Hurrikane, Tornados. Im Kapitel IV-Extremwetter unseres Buches „Unerwünschte Wahrheiten“ haben wir 488 Literaturstellen zitiert, die die weitverbreitete Meinung, Extremwetter hätten zugenommen, widerlegen.
Als Widerlegung der Aussage des Gerichts (Ziffer 27) : “ Als eine besondere Herausforderung gilt die in Deutschland beobachtete Zunahme von Trockenheit und Dürre. Die hiermit einhergehende Austrocknung der Böden hat vor allem für die Landwirtschaft Bedeutung“, sei die Grafik der Sommerniederschläge gezeigt:
Aber nicht nur die Sommerdaten widerlegen diese Aussage des Gerichts, die Winterdaten ebenso.
Hier gibt es sogar einen Anstieg der Niederschläge.Quelle: hier. Es gibt auch keinen Dürreanstieg europaweit und sogar weltweit („Unerwünschte Wahrheiten“, S. 168). In Ziffer 28 des Beschlusses heisst es :
„Der Klimawandel ist zudem bedeutende Ursache von Flucht und Migration. Menschen verlassen ihre Heimat auch in Folge von Naturkatastrophen und aufgrund langfristiger Umweltveränderungen wie etwa vermehrter Dürren und des Anstiegs des Meeresspiegels.“(Quellenangabe Rahmstorf/Schellnhuber)
Benjamin Schraven vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik schreibt zu diesem Sachverhalt :
“ Vieles deutet daraufhin, dass die immer noch weit verbreitete Annahme eines Automatismus zwischen Klimawandel und Migration stark angezweifelt werden muss. Ein solch genereller Ökodeterminismus ist empirisch nicht haltbar.“
Das folgende unzureichende Verständnis von Quellen und Senken des CO2 in Ziffer 32 hat riesige Konsequenzen für den Urteilsspruch:
„Es wird angenommen, dass ein annähernd linearer Zusammenhang zwischen der Gesamtmenge der über alle Zeiten hinweg kumulierten anthropogenen CO2-Emissionen und der globalen Temperaturerhöhung besteht. Nur kleine Teile der anthropogenen Emissionen werden von den Meeren und der terrestrischen Biosphäre aufgenommen„.
Das ist nun objektiv falsch. Aber wer hat das dem Gericht aufgeschrieben, denn es geht so weiter ?
„Der große Rest anthropogener CO2-Emissionen verbleibt aber langfristig in der Atmosphäre, summiert sich, trägt dort zur Erhöhung der CO2-Konzentration bei und entfaltet so Wirkung auf die Temperatur der Erde. Im Gegensatz zu anderen Treibhausgasen verlässt CO2 die Erdatmosphäre in einem für die Menschheit relevanten Zeitraum nicht mehr auf natürliche Weise. Jede weitere in die Erdatmosphäre gelangende und dieser nicht künstlich wieder entnommene (unten Rn. 33) CO2-Menge erhöht also bleibend die CO2-Konzentration und führt entsprechend zu einem weiteren Temperaturanstieg. Dieser Temperaturanstieg bleibt bestehen, auch wenn sich die Treibhausgaskonzentration nicht weiter erhöht.„(Ziffer 32)
Selbst der IPCC würde dem widersprechen, denn es werden zur Zeit etwa 4,7 ppm jährlich durch anthropogene CO2- Emissionen der Atmosphäre hinzugefügt, aber etwas mehr als die Hälfte des Zuwachses wird durch Ozeane und Pflanzen aufgenommen. (Das Gericht s.o.: „nur kleine Teile“ !) Da die Aufnahme von Pflanzen und Ozeanen proportional der CO2-Konzentration in der Atmossphäre erfolgt, hätte eine deutliche Emissionsreduktion – wie etwa eine Halbierung – in der Zukunft sehr wohl eine Konzentrationsminderung in der Atmossphäre zur Folge, denn die durch Pflanzen und Ozeane aufgenommenen etwa 2,6 ppm bleiben vorerst unverändert, auch wenn die CO2- Emission auf 2,35 ppm sinkt. Aber mit dieser Feststellung hat das Gericht die Voraussetzung für den CO2-Budgetansatz geschaffen:
„Daher lässt sich in Annäherung bestimmen, welche weitere Menge an CO2 noch höchstens dauerhaft in die Erdatmosphäre gelangen darf, damit diese angestrebte Erdtemperatur nicht überschritten wird…Diese Menge wird in der klimapolitischen und klimawissenschaftlichen Diskussion als „CO2-Budget“ bezeichnet„. (Ziffer 36).
Und nun fängt das Gericht an zu rechnen und folgt dem Gutachten des 6- köpfigen Sachverständigenrats für Umweltfragen SRU ( stellv. Vorsitzende Prof. Claudia Kemfert). Der SRU hatte in seinem 2020-Gutachten auf Seite 46 das Budget des IPCC von 2018 zur Einhaltung eines Ziels von 1,75 °C mit 800 Gigatonnen CO2 übernommen. Diese Größe teilt der SRU durch die anteilige Bevölkerung und kommt zu 6,7 Gigatonnen CO2 , die Deutschland noch ausstoßen darf. Dass die genannten 800 Gigatonnen selbst nach Ansicht des IPCC mit großer Unsicherheit versehen ist, erwähnt das Gericht, rechnet aber weiter mit den 6,7 Gigatonnen. Der Hamburger Klimaforscher Prof.Jochem Marotzke überraschte kurz nach Erscheinen des IPCC-Berichts von 2018 mit der Aussage, dass die zulässige Emission an CO2 sich auf 1000 Gigatonnen erhöht hätte. Ursache hierfür war die Erkenntnis, dass die Pflanzen der grüner werdenden Erde unvorgesehenerweise mehr CO2 aufnehmen können als bislang vermutet. Aber das Gericht folgt lieber den Rechnereien des Sachverständigenrats für Umweltfragen.
„Legt man als ab 2020 verbleibendes konkretes nationales CO2-Restbudget 6,7 Gigatonnen zugrunde, wie es der Sachverständigenrat für das Ziel ermittelt hat, den Anstieg der mittleren Erdtemperatur mit einer Wahrscheinlichkeit von 67 % auf 1,75 °C zu begrenzen, würde dieses Restbudget durch die in § 4 Abs. 1 Satz 3 Klimaschutzgesetz in Verbindung mit Anlage 2 zugelassenen CO2-Mengen bis 2030 bereits weitgehend aufgezehrt“.(Ziffer 231).
In der Tat legt das Klimaschutzgesetz eine Minderung der CO2 -Emissionen von 0,813 GT in 2020 auf 0,543 GT in 2030 für alle Sektoren Deutschlands von Energie über Industrie, Gebäude, Verkehr und Landwirtschaft fest. Das Gericht summiert die begrenzten Emissionen und kommt zum Ergebnis :
„Nach 2030 verbliebe danach von dem vom Sachverständigenrat ermittelten CO2-Restbudget von 6,7 Gigatonnen weniger als 1 Gigatonne.(Ziffer 233) Zur Wahrung der Budgetgrenzen müsste demzufolge nach 2030 alsbald Klimaneutralität realisiert werden. …Dass dies gelingen könnte, ist aber nicht wahrscheinlich“. (Ziffer 234)
Und somit kommt das Gericht zum Ergebnis :
„Nach der Berechnung des Sachverständigenrats bleibt bei Verfolgung einer Temperaturschwelle von 1,75 °C bei 67%iger Zielerreichungswahrscheinlichkeit nach 2030 allenfalls noch ein minimaler Rest an Emissionsmöglichkeiten, der angesichts des für 2031 noch zu erwartenden Emissionsniveaus kaum für ein weiteres Jahr genügte (oben Rn. 231 ff.). Zur strikten Wahrung des durch Art. 20a GG vorgegebenen Emissionsrahmens wären danach Reduktionsanstrengungen aus heutiger Sicht unzumutbaren Ausmaßes erforderlich, zumal die allgemeine Lebensweise auch im Jahr 2031 noch von hoher CO2-Intensität geprägt sein dürfte und die jährliche Emissionsmenge im Vergleich zu 1990 erst um 55 % reduziert sein wird (vgl. § 3 Abs 1 Satz 2 KSG). … das verfassungsrechtliche Klimaschutzgebot …(würde) die Hinnahme erheblicher Freiheitseinschränkungen fordern, die aus heutiger Sicht kaum zumutbar wären.“(Ziffer 246)
Der Schlusssatz des Gerichts lautet :“Der Gesetzgeber muss daher die Fortschreibung der Minderungsziele für Zeiträume nach 2030 jedoch bis zum 31. Dezember 2022 unter Beachtung der Maßgaben dieses Beschlusses näher regeln.“
Wie die Politik, die nach Ansicht des Gerichts 2030 noch vorhandene 1 Gigatonne CO2 auf alle Sektoren und den Zeitraum 2030 bis 2050 verteilt, ist eine unlösbare Aufgabe. Es sei denn, man macht ab 2035 alles dicht. Damit nähert sich das Gericht der Auffassung eines Klägers, Herrn Prof. Quaschning, der eine Null-CO2- Emission für 2035 gefordert hatte.
Um den Ausgangspunkt des Gerichts – Restbudget von 6,7 GT bis 2050 für Deutschland in ein Verhältnis zu setzen : das entspricht etwa einem halbem Jahr CO2-Emissionen der VR China in 2030. Bis zu diesem Zeitpunkt beabsichtigt das Land nach seiner freiwilligen Erklärung zum Pariser Abkommen die Emissionen von 9,5 auf 12,5 GT zu steigern- pro Jahr wohlgemerkt. Das Gericht sieht aber für Deutschland für 2030 bis 2050 ein Restbudget von durchchnittlich 0,05 GT pro Jahr vor, soviel wie allein die Baustoffindustrie emittiert, die naturgesetzlich durch die Zementherstellung CO2 (Calciumcarbonatverarbeitung zu Calciumoxid) ausstößt.
War schon das Klimaschutzgesetz dazu angetan, erhebliche Wohlstands- und Arbeitsplatzverluste bis 2030 zu bewirken, werden die jetzt zu erwartenden Verschärfungen zu tiefsten Verwerfungen führen. Spät, sehr spät wird man erkennen, dass die Elektrifizierung der Sektoren Wärme, Verkehr und Industrie ohne Gas, ohne die in Deutschland verbotene CO2- Abscheidung, ohne die in Deutschland verbotene Kernenergie nicht zu bewerkstelligen ist. Wind und Solar werden die nötige Energie jedenfalls nicht liefern. Denn es geht praktisch um die Stillegung der Gas-und Ölheizungen, das Verbot von Benzin- und Dieselautos, die Stilllegung des LKW-Verkehrs, des Flugverkehrs, der Raffinerien, der Grundstoffindustrie und die Durchleitung des in Nordstream 1 und 2 ankommenden Erdgases (etwa 0,2 GT CO2 pro Jahr) an unsere Nachbarn , die es dann verbrennen dürfen – das volle grüne Programm also. Das wird grandios scheitern.
Das Gericht hat einen momentanen, mit hohen Unsicherheiten behafteten Diskussionsstand der Klimadebatte zum Anlass genommen, den CO2-Knopf in Deutschland für 2030 bis 2050 auf Null zu stellen. Wir bräuchten dringend eine Abkühlung. Nicht nur in der CO2-Debatte. Sondern auch des Klimas selbst. Nur wenn die von vielen Wissenschaftlern erwartete Abkühlung in diesem Jahrzehnt eintritt, ist der deutsche soziale Rechtsstaat noch zu retten.
Hinsichtlich dieser Abkühlung gegenüber den Modellprognosen bin ich zuversichtlich.
Herzlichst
Ihr
Fritz Vahrenholt
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9.4.2021
Sehr geehrte Damen und Herren,
Die Abweichung der globalen Mitteltemperatur der satellitengestützten Messungen vom Durchschnitt der Jahre 1991-2020 stürzte im März deutlich um 0,2 Grad Celsius auf nunmehr -0,01 °C ab. Die kühle LaNIna-Situation der letzten Monate wirkt sich nunmehr global aus. Die weitere Entwicklung wird massgeblich davon abhängig sein, ob La Nina ausläuft oder sich in der 2.Hälfte des Jahres verstärkt fortsetzt. Die Chancen stehen laut der US- amerikanischen Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA 60 zu 40, dass der Ost- Pazifik wieder bis Juni zu normalen Temperaturen (graue Balken) zurückkehrt. Danach erwartet die NOAA eher eine zweite La Nina (blaue Balken).Dann sind kühlere Temperaturen wie vor 10 Jahren zu erwarten.
Die Wirrungen der Energiewende : die Zerstörung des Schwarzwaldes durch Grün-Schwarz
Die Koalitionsgespräche in Baden-Württemberg zwischen GRÜNEN und CDU haben den ersten Verlierer fest vereinbart : den baden-württembergischen Wald. Die erste und offenbar wichtigste Vereinbarung der Sondierungsgespräche ist die Festlegung der “ Vermarktung von Staatswald- und Landesflächen für die Windkraftnutzung. So können bis zu 1000 neue Windkraftanlagen entstehen“.
Die bedeutendste Fläche des Landes ist in der Tat der Staatswald mit 329 000 ha Fläche. Zieht man von dieser Fläche die Nationalparkflächen ab ( dort wird man es wohl nicht wagen, Schneisen zu schlagen), bleibt immer noch eine Fläche von 190 000 ha übrig. Davon müsste man eigentlich noch die Vogelschutzgebiete und FFH Gebiete, soweit sie nicht in den Nationalparkflächen enthalten sind, abziehen. Aber selbst wenn man das nicht tut, kommt ein Windrad ( Minister Altmeier: Die Kathedralen der Energiewende) auf 190 ha. Das ist eine Fläche von 1,4 mal 1,4 km². Also stehen dann im Abstand von 1,4 km jeweils ein Windrad mit den entsprechenden Zufahrtsstrassen, die die Waldstücke zerschneiden.
Damit die Verbreitung in Windkraftanlagen in naturempfindlichen Gebieten besser vorankommt, hatte ja bereits im November 2020 AGORA Energiewende, der Thinktank, der die Bundesregierung berät, die Lockerung des Tötungsverbots geschützter Arten im Naturschutzrecht verlangt.
Doch selbst 1000 Windkraftanlagen bieten keine gesicherte Stromversorgung im windschwachen Ländle. Der Wegfall der Kernkraftwerke wie Philippsburg 2 (immerhin 13 % der Stromversorgung), kann nur durch stärkeren Import von Strom aus dem Ausland kompensiert werden, darunter das älteste Kernkraftwerk der Welt, das Kernkraftwerk Beznau, das nur sechs Kilometer südlich der baden-württembergischen Grenze im Kanton Aargau steht. Baden-Württemberg verteufelt die Kernkraft, nimmt aber gerne den Strom aus ausländischen Kernkraftwerken. Wer mag, kann ja mal 1000 Windkraftwerke in die dunkelgrünen Flächen der untenstehenden Grafik einzeichnen.
Quelle für die Grafik : ForstBW
Die Energiewende vor dem Scheitern
Aber was für Baden-Württemberg schiefgehen wird, geht auch in ganz Deutschland nicht auf. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW rechnet durch den Kernenergieausstieg (-8 GW) und den Kohleausstieg (-10 GW) trotz eines Zubaus von 4 GW Gaskraftwerken bis Ende 2022 mit einer Unterversorgung Deutschlands mit Strom. Dadurch „sinkt bis 2023 die konventionelle Kraftwerkskapazität von heute 90 GW auf 75,3 GW. Die Jahreshöchstlast hingegen wird laut Prognose der Bundesnetzagentur dann etwa 81,8 GW betragen“. Da weder Wind- noch Solarenergie gesicherte Leistung liefern, wird es dann, so der BDEW, „eine Lücke an gesicherter Leistung“ geben.
Das ist mittlerweile auch dem Bundesrechnungshof (BRH) aufgefallen. In seiner Pressemitteilung zum Sonderbericht vom 30.März 2021 titelt der Rechnungshof: „Sichere und bezahlbare Stromversorgung zunehmend in Gefahr“. Es lohnt sich die Langfassung des Berichtes zu lesen. Selten ist ein Bundesministerium so abgewatscht worden, wie das Wirtschaftministerium unter Peter Altmaier. Der Rechnungshof kommt zum Ergebnis, dass die durch den Kernenergie- und Kohleausstieg entstehenden Netzengpässe bis 2025 nicht beseitigt werden ( S.30).
Der Bundesrechnungshof geht weiter davon aus, dass die Letztverbrauchspreise für Strom in den kommenden Jahren weiter steigen werden. Schon heute liegen die Strompreise um 43% über dem Durchschnitt in Europa. Nach seiner Auffassung wirken sich folgende Faktoren gleichzeitig auf die Strompreise aus:
„•Der weitere Zubau nachfrageunabhängig produzierender Erneuerbare-Energien-Anlagen.
•der dadurch in großem Umfang notwendige Netzausbau und
•derzeit noch fehlende Speicherkapazitäten für Strom aus erneuerbaren Energien.“
Das Fazit ist alarmierend : „Der Bundesrechnungshof sieht die Gefahr, dass die Energiewende in dieser Form den Wirtschaftsstandort Deutschland gefährdet, die finanzielle Tragkraft der letztverbrauchenden Unternehmen und Privathaushalte überfordert und damit letztlich die gesellschaftliche Akzeptanz aufs Spiel setzt. Nach Schätzungen aus dem Jahr 2016 müssen in den Jahren 2000 bis 2025 rund 520 Mrd. Euro (nominal) einschließlich der Netzausbaukosten für die Energiewende im Bereich der Stromerzeugung aufgebracht werden.“
„Der Bundesrechnungshof bekräftigt deshalb seine Auffassung, dass es nicht vorrangig Ziel sein kann, die Energiewende „um jeden Preis“ umzusetzen.“(S.48)
Das hätte ich nicht besser formulieren können.
Herzlichst
Ihr
Fritz Vahrenholt
PS : Mehr zu diesen Themen sehen Sie auf der gestrigen Klimaschau Nr. 26 von Sebastian Lüning
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9.3.2021
Sehr geehrte Damen und Herren,
zunächst zur Temperaturentwicklung. Die Abweichung der globalen Mitteltemperatur der satellitengestützten Messungen vom Durchschnitt der letzten 40 Jahre erhöhte sich im Februar 2021 auf 0,2 Grad Celsius. Der Trend der Temperaturentwicklung seit 1979 beträgt nach wie vor 0,14 Grad Celsius pro Jahrzehnt. Hochgerechnet bis zum Ende des Jahrhunderts wären das noch einmal etwa 1,1 Grad Celsius, die auf die bislang gemessene Erwärmung von 1,1 Grad Celsuis seit 1880 hinzukommen. Letztere ist zu einem guten Teil auf die natürliche Erwärmung seit dem Ende der Kleinen Eiszeit zurückzuführen. Es sollte nicht vergessen werden, dass der Temperaturmittelwert der letzten 2000 Jahre etwa um 0,4 Celsius höher liegt als das Referenz-Niveau zwischen 1850 und 1880.Und dieser Durchschnitt entspricht dem der Jahre 1940 bis 1970. Wer sich näher dafür interessiert, sei auf unser Buch „Unerwünschte Wahrheiten“ verwiesen.
Ausstieg aus der Versorgungssicherheit
Der Kohlekraftwerksausstieg nimmt Gestalt an, die damit verbundenen Probleme auch. Zum 1. Januar 2021 wurden in Deutschland elf Steinkohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 4700 Megawatt abgeschaltet und die Betreiber für das vorzeitige Aus mit 317 Millionen € vergütet. Wie Daniel Wetzel in „Die Welt“ berichtete, wurde u.a. das leistungsstärkste deutsche Steinkohlekaftwerk Heyden zum 1. Januar 2021 abgeschaltet – fünf Jahre vor dem eigentlich geplanten Aus.Die Anlage musste auf Ersuchen des Netzbetreibers Tennet seit dem Jahreswechsel bereits sechsmal wieder hochgefahren werden. Grund hierfür waren einerseits Störungen im europäischen Netz (am. 8. Januar und 25. Februar) und Dunkelflauten im Verlaufe des Januars und Februars.
Zwei weitere Anlagen, die zum 1. Januar stillgelegt wurden, müssen wohl auf unbestimmte Zeit in Betrieb bleiben: Der Netzbetreiber Amprion beantragte bei der Bundesnetzagentur, das Kraftwerk Walsum 9 der STEAG und das Kraftwerk Hamm Westfalen E der RWE als „systemrelevant“ einzustufen und die Eigentümer zum Weiterbetrieb als Reservekraftwerke zu verpflichten. Die Strommangelsituation wird in den Dunkelflauten des nächsten Winters offenkundig werden, wenn weitere 3 Kernkraftwerke ( Brokdorf, Grundremmingen, Grohnde) abgeschaltet werden sollen.
Wie die Darstellung von Rolf Schuster von Vernunftkraft zeigt, konnte die Solarenergie (gelb) naturgemäss keinen Beitrag leisten. Die Windenergie (blau) lieferte nur mit 25 % der Nennleistung Strom und zeigte die üblichen 4-7 tägigen Dunkelflauten, in denen Kohlekraftwerke, Gaskraftwerke und Kernkraftwerke ( im Diagramm braun) aus dem In- und Ausland einspringen mussten. Diese Mangelzeiten sind auch durch eine Vervielfachung der Wind-und Solaranlagen nicht aus der Welt zu schaffen. Wo kein Wind ist, fliesst bei 1 aber auch bei 6 Windkraftwerken kein Strom. Oder anders ausgedrückt: 6 mal Null ist Null. Über die horrenden und nicht bezahlbaren Verluste durch Erzeugung von Wasserstoff, Speicherung und Rückverstromung zur Füllung der Dunkelflauten können Sie im November-newsletter nachlesen.
Wie relevant ist unser Kohleausstieg weltweit ?
Während Deutschland sich von Kohlekraftwerken verabschiedet, sieht das global anders aus. Zwar gingen weltweit 17 000 MW Kohlekraftwerke vom Netz ( vornehmlich in den OECD Staaten) aber fast doppelt soviel Kapazität wurde in China netto zugebaut. ( 8660 MW gingen 2020 in China vom Netz,36400 MW neue Kohlekraftwerke gingen ans Netz).
Im vierzehnten 5-Jahresplan der Volksrepublik China, der in diesen Tagen verabschiedet wird, streut die KP Chinas der Weltöffentlichkeit Sand in die Augen. Um 18 % soll die CO2-Emission, bezogen auf das Bruttosozialprodukt (BSP) bis 2025 gesenkt werden. Das hört sich doch grossartig an. Das BSP soll aber im nächsten und den darauffolgenden Jahren um 6 % steigen. Das wären dann also 30 % -18 % = 12 % CO2-Mehremissionen allein in den nächsten 5 Jahren. Dieser Zuwachs sind 1,2 Milliarden Tonnen CO2 , fast das doppelte der Gesamtemissionen Deutschlands. Aber China, der Weltexportmeister, hat im Pariser Abkommen den Status eines Entwicklungslandes. Das Land kann machen, was es will.
Die Botschaft des 5-Jahresplans der chinesischen Staats- und Parteiführung dagegen lässt keinen Zweifel: Peking will einen dominanten Platz in der Weltwirtschaft. Das oberste Ziel lautet Autarkie.Wie gesagt : Laut UNO immer noch ein Entwicklungsland.
Herzlichst
Ihr
Fritz Vahrenholt
+++
5.2.2021
Sehr geehrte Damen und Herren,
zunächst zur Temperaturentwicklung. Die globale Mitteltemperatur der satellitengestützten Messungen ging im Januar 2021 um 0,03 Grad Celsius zurück. Die WMO (World Meteorological Organisation) hat entschieden, dass die 30-jährige Referenzperiode von 1981 bis 2010 ersetzt wird durch die Referenzperiode von 1991 bis 2020. Dadurch erscheinen die Temperaturdaten um 0,12 Grad Celsius geringer als bislang. Die Temperaturentwicklung ist gleichgeblieben, nur die Null-Achse ist um 0,12 Grad Celsius nach oben verschoben worden. Der Trend der Temperaturentwicklung seit 1979 beträgt nach wie vor 0,14 Grad Celsius pro Jahrzehnt. Auf ein Jahrhundert hochgerechnet wären das 1,4 Grad Celsius Erwärmung.
Ist Holz die neue Kohle ? Der große Ökoschwindel durch Holzverbrennung
Am 14. Januar 2021 hat der Europäische Gerichtshof EUGH die Klage von 6 Klägern aus den Ländern Estland, Rumänien ,Irland, Frankreich, Slovakei und USA abgewiesen, die gegen die europäische Richtlinie für Erneuerbare Energien (RED-Renewable Energy Directive) geklagt hatten. Die Kläger führten in ihrer Klage an, dass die Richtlinie, die die Verbrennung von Holz als Null-CO2-Technologie aufführt, zur Zerstörung der europäischen und außereuropäischen Wäldern führt, eine zusätzliche CO2-Emission erzeugt und zu hohen Subventionen der Holzverbrennung in den EU-Ländern führt. Das Gericht wies die Klage mit der Begründung ab, den Klägern fehle die Klagebefugnis, da sie nicht individuell von der Politik der EU betroffen seien.
Worum geht es im einzelnen? Seit 2009, dem Inkrafttreten der ersten Europäischen Richtlinie für Erneuerbare Energien (RED I) ermuntert die EU die Mitgliedsstaaten, Forstliche Biomasse zur Energiegewinnung einzusetzen. In Deutschland entstanden eine Vielzahl von kleinen Biomassekraftwerken ( bis 20 MW), die ein Vielfaches des Börsenstrompreises (bis 20 Ect/kwh) vergütet bekamen und sogar einen zusätzlichen Bonus von 6 Ect/kwh erhielten , wenn sie „nachwachsende Rohstoffe“ wie Pellets aus Forstbäumen einsetzten.
Mittlerweile werden ein Viertel aller gefällten Bäume in Europa zur Energieerzeugung verbrannt. Der größte Kohlekraftwerksbetreiber in Großbritannien DRAX stellte seine Kraftwerke auf importierte Holzpellets um und erhält dafür pro Tag eine Subvention von 2 Millionen Pfund. Insgesamt subventioniert Grossbritannien jährlich den Import von Holz zur Verbrennung mit 2 Milliarden Pfund. Holland subventioniert den Einsatz von Holzpellets in ehemaligen Kohlekraftwerken ebenfalls mit Milliardenbeträgen, hat allerdings im Oktober 2020 erklärt, die Subventionen auslaufen zu lassen.
Mittlerweile stammen 60 % der erneuerbaren Energien in Europa aus Biomasse (Holz, Biogas,Biosprit) und davon wiederum stammen 60 % aus Holz aus Wäldern.
Das heisst, mehr als ein Drittel der Erneuerbaren Energien Europas stammt aus der Holzverbrennung.
Durch Holzverbrennung entsteht mehr CO2
Wie Timothy Searchinger von der Universität Princeton, zusammen mit anderen internationalen Wissenschaftlern, 2018 im Fachblatt Nature Communications („Europe’s renewable energy directive poised to harm global forests“) aufzeigte, emittiert ein Kraftwerk auf der Basis Holz 50 % mehr CO2 als ein Kohlekraftwerk, bezogen auf die gleiche produzierte Strommenge. Im Vergleich zu einem Gaskraftwerk ergeben sich sogar 3 mal soviel CO2.
Die EU macht daraus Null, indem sie annimmt, dass ja durch die nachwachsenden Bäume das CO2 wieder aufgenommen wird und somit neutralisiert wird. Dies ist aber auf der Zeitachse ein schwerwiegender Irrtum, der 800 Wissenschaftler dazu führte, 2018 die EU aufzufordern, die Richtlinie hinsichtlich der Biomasseverbrennung zu ändern. EU-Kommission und EU-Parlament setzen sich darüber hinweg und hielten auch in der neuen Richtlinie (REDII) von 2018 an der Linie fest : Biomasseverbrennung emittiert kein CO2.
Dabei gab es zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen, die den auf der Hand liegenden Umstand problematisierten, dass es Jahrzehnte benötigt um das beim Verbrennen von Holz entstandene CO2 durch nachwachsende Bäume wieder einzufangen. In einer umfassenden Studie bestimmten Wissenschaftler der kanadischen Forstverwaltung um Jerome Laganiere den Zeitpunkt der Parität, also die Zeit, die benötigt wird,um im Vergleich zu einem Kohlekraftwerk oder einem Gaskraftwerk zu CO2-Verminderungseffekten durch Holzverbrennung zu kommen. Nutzt man 45 Jahre alte Bäume, so benötigt man beim Ersatz eines Kohlekraftwerks 78 bis 100 Jahre, um zu einem Verminderungseffekt zu kommen. Anders ausgedrückt : fast ein Jahrhundert lang werden durch Holzverbrennung mehr CO2 ausgestossen als durch ein Kohlekraftwerk. Nimmt man 75 Jahre alte Bäume, so ist die Paritätszeit mehr als 100 Jahre. Das wird verursacht durch die höhere Emission bei der Verbrennung und das jahrzehntelange Fehlen des Baumes als CO2-Senke. Bei einem Gaskraftwerk sieht es noch dramatischer aus : Dort liegt die Paritätszeit weit über 100 Jahren, sowohl für 45 Jahre alte Bäume wie für 75 Jahre alte Bäume.
Die Autoren weisen daraufhin, dass diese Relation nur für die langsam wachsenden Wälder der Nordhalbkugel gilt. Die EU sendet mit ihrer Biomasse-Politik das besorgniserregende Signal an den Rest der Welt, dass das Fällen und Verbrennen von Bäumen in irgendeiner Weise gut für das Klima sei. Länder wie Südkorea, China und Japan folgen bereits dem Beispiel der EU und wechseln von Kohlekraftwerken auf Biomasse – im sehr viel größeren Stil.
Da ja definitionsgemäß Holzverbrennung kein CO2 emittiert, sind Holzkraftwerke in Europa auch von den Kosten der CO2-Zertifikate freigestellt. Und auch für die Erfüllung der CO2-Ziele nach dem Pariser Abkommen sind die gewaltigen CO2-Mengen durch Holzverbrennung, die heute und in Zukunft augestossen werden, nicht existent. Auch für die Bundesregierung sind diese CO2-Emissionen nicht existent, denn sie fördert in großem Stil den Ersatz von Gasheizungen durch Pelletheizungen. Soviel zu „Follow the Science“.
Herzlichst
Ihr
Fritz Vahrenholt
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6.1.2021
Sehr geehrte Damen und Herren,
heute möchte ich Sie über die CO2-Entwicklungen des vergangenen Jahres unterrichten und anschliessend über das deutsche Stromabschaltungsgesetz berichten, das jeden von uns betreffen kann.
Aber zunächst zur Temperaturentwicklung. Die globale Mitteltemperatur der satellitengestützten Messungen ging im Dezember stark zurück. Die Abweichung vom 30-jährigen Mittel (1981 bis 2010) betrug nur noch 0,27 Grad Celsius (November 0,53 Grad Celsius). 2020 blieb allerdings das zweitwärmste Jahr seit 1979 (hinter 2016). La Nina wird sich in den nächsten Monaten noch stärker bemerkbar machen, so dass im neuen Jahr 2021 mit einem weiteren Temperaturrückgang zu rechnen ist.
Trotz Rückgang der CO2- Emissionen steigt die Konzentration in der Atmosphäre
Die weltweiten CO2-Emissionen gingen in 2020 um 6,7 % zurück, und zwar von 36,4 Milliarden Tonnen CO2 auf 34,1 Milliarden Tonnen. Die Emissionen gingen coronabedingt in den USA um 12,1 %, in Europa um 11,2 % zurück. In China blieben die Emissionen aus Kohlekraftwerken unverändert ; die Gesamtemissionen gingen nur um 1,7 % zurück. Der Anteil Chinas an der Gesamtemission der Welt stieg demzufolge auf 29,3 %. Fast jede dritte Tonne CO2 stammt nunmehr aus China. Der Anteil wird weiter steigen, da China nach dem Pariser Abkommen für sich den Status eines Entwicklungslandes beansprucht und demzufolge bis 2030 die Emissionen an CO2 weiter ansteigen lassen darf.Allein der Anstieg in diesem Jahrzehnt bis 2030 entspricht der Gesamtemission von Europa. Die Verteilung des Rückgangs der CO2-Emissionen zeigt die Grafik des Global carbon projekts. Sie zeigt eindrucksvoll, dass es seit Mai keinen Rückgang der CO2-Emissionen in China mehr gegeben hat.
Und warum gehen die CO2 Konzentrationen nicht zurück ?
Trotz des Rückgangs der Emissionen gehen die Konzentrationen in der Luft nicht etwa zurück sondern steigen weiter. Im Jahre 2019 hatten wir eine CO2- Konzentration von 409,5 ppm im Jahresmittel und 2020 von 412 ppm. In 2020 wurden nur noch 34 Milliarden Tonnen CO2 emittiert. Zusammen mit den Landnutzungsänderungen ergeben sich rund 40 Milliarden Tonnen CO2. Mehr als die Hälfte wurden durch die Pflanzen und die Meere aufgenommen, so dass 19 Milliarden Tonnen in der Luft verblieben. Das entspricht einem Anstieg von 2,5 ppm in 2020 gegenüber 2019. In 2018 war der Anstieg 1,9 ppm, in 2019 betrug er 2,8 ppm. Die Messungen von Mauna Loa zeigen die Entwicklung sehr anschaulich. Die rote Kurve zeigt die jahreszeitlichen Schwankungen. Bei der schwarzen Linie sind die jahreszeitlichen Schwankungen herausgemittelt.
Die Schwankungen entstehen durch die Vegationsunterschiede von Sommer zu Winter in der Nordhemisphäre und der unterschiedlichen Aufnahme des CO2 von Sommer zu Winter durch die größeren Ozeanflächen der Südhemisphäre. Die CO2-Zunahme würde langfristig erst gestoppt, wenn die Emissionen um die obengenannten 19 Milliarden Tonnen vermindert würden. Eine Emissionsminderung um 40 Milliarden Tonnen auf Null ist nicht erforderlich,denn die Aufnahme von etwa 21 Milliarden Tonnen CO2 durch Pflanzen und Meere richtet sich allein nach der Gesamtkonzentration von 412 ppm und wird sich daher nach einer Emissionssenkung nicht wesentlich ändern.
Das deutsche „steuerbare-Verbrauchseinrichtungen-Gesetz“ oder Stromabschaltungsgesetz
Wenn man sich die oben beschriebenen globalen CO2-Emissionsentwicklungen vergegenwärtigt und betrachtet die völlig aus den Fugen geratenen europäischen und deutschen Massnahmen zur Energiewende, so wird man sprachlos.
Das neueste Produkt der Energiewende ist das Steuerbare-Verbrauchseinrichtungen Gesetz. Die Politik hat sich einreden lassen, dass der Umstieg auf die Elektromobilität aus Klimaschutzgründen dringend geboten sei ( wer sich vom Gegenteil überzeugen will, sollte dies in unserem Buch „Unerwünschte Wahrheiten“ nachlesen). Das Niederspannungsnetz, das unsere Häuser und Wohnungen versorgt, kommt aber mit steigender Zahl an Ladestationen für E-Autos an seine Kapazitätsgrenze. Das gleiche Problem einer Überlastung der Netze ensteht auch beim Umstieg von Gas-und Ölheizungen auf elektrisch betriebene Wärmepumpen. Beides zusammen kann den Strombedarf und den Anschlusswert einer Wohnung oder eines Hauses schnell verdoppeln bis verdreifachen und die Niederspannungnetze zum Zusammenbruch führen, wenn die E-Auto -Besitzer nach Hause kommen und ihr E-Auto aufladen wollen oder wenn alle Wärmepumpenbesitzer gleichzeitig ihre Wohnung mit Strom heizen wollen.
Der Gesetzentwurf des Bundesministers für Wirtschaft schreibt nun vor, dass bei einem Anschluss einer Ladestation oder einer Wärmepumpe der Netzbetreiber das Recht hat, den Strom für zwei Stunden abzuschalten. Wir kennen das aus Entwicklungsländern, in denen reihum der Strom abgeschaltet wird. Dort nennt man es „load shedding“ ( Lastabwurf oder Stromabschaltung). Im deutschen Gesetzentwurf nennt man dies schönfärberisch Spitzenglättung: „Die Einführung der Spitzenglättung ist ein erster Schritt, um die Flexibilität in den Verteilernetzen zu stärken.“ In der Begründung heisst es, „das Gesetz ist erforderlich, um Flexibilität in den Verteilernetzen zu stärken und den bevorstehenden Hochlauf der Elektromobilität zu unterstützen“. Wir können uns schon vorstellen, wie das Gesetz als Vorkehrung bei tagelangen Dunkelflauten weiterentwickelt wird. Denn selbstverständlich wird der Stromkunde auch verpflichtet, über smart meter seine Stromverbrauchsdaten durch den Netzbetreiber rund um die Uhr per internet überwachen zu lassen. Eine beeindruckende Kritik dieses Gesetzentwurfes gibt es hier durch Dr. Humpich.
Nachdenklich stimmt, dass kaum eine deutsche Zeitung über diesen geplanten Eingriff in die autonomen Entscheidungen der Bürger über ihre Energieversorgung berichtet hat. Wird nicht berichtet, weil es vielleicht eher ein Zeichen für die bevorstehende Strom-Mangel-Wirtschaft ist ? Oder ist es gar eine zu abschreckende Nachricht für alle, die beabsichtigen, sich ein E-Auto anzuschaffen ?
Es ist ein Offenbarungseid der Energiewende und der Einstieg in die planwirtschaftliche Zuteilung von Strom und Energie. Und darüber berichtet man ungern, wenn man die bejubelte Energiewende für alternativlos hält.
Herzlichst
Ihr
Fritz Vahrenholt
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Frühere Rundbriefe:
2020
2019
August-Dezember 2019: Alle Kolumnen hier
Juli 2019: Die Erde wird grüner und die ausbleibende Katastrophe
Juni 2019: Die Muster der Erwärmung
Mai 2019: Die steigende Wetterfühligkeit von Klima-Aktivisten
April 2019: Der 4600 Milliarden Flop
März 2019: Eine Umweltsünde im Namen des Klimas
Februar 2019: Ein neues Klimamodell, das nichts taugt
Januar 2019: Eine Klima-Hitzewelle
2018
Dezember 2018: Klimatische Überraschungen
November 2018: Die Sache mit der „Pause“ oder dem „Hiatus“
September & Oktober 2018: Arktisches Meereis, Ozeanerwärmung und Neues von Wolken
August 2018: Atmosphärische Konflikte
Juli 2018: Ein heißer Sommer
Juni 2018: Das arktische Klima
Mai 2018: antarktische Alpträume
April 2018: Klimaempfindlichkeit gegenüber CO2 und die Kohlekommission
März 2018: Neues über die Treibhausgase
Februar 2018: Der Status der Ozeane
Januar 2018: Der Koalitionsvertrag
2017
Dezember 2017: Klima-Wetter
November 2017: Neues über Aerosole
Oktober 2017: Das Christmädchen steht vor der Tür
September 2017: Der Rückgang des arktischen Meereises kommt zum Erliegen
August 2017: Hurrikane zwischen Propaganda und Wissenschaft
Juli 2017: CO2-Klimasensitivität sackt in neuer Arbeit dramatisch ab
Juni 2017: Modelharakiri
Mai 2017: Der Iris-Effekt
April 2017: Antarktische Blütenträume
März 2017: Eine ENSO-Nachlese
Februar 2017: Das antarktische Meereis
Januar 2017: „Pause“ oder nicht?
2016
Dezember 2016: Eine Vorschau
November 2016: Modellannäherungen an die Realität
Oktober 2016: Die Ozeane im „Klima“-Modell und der Realität
September 2016: Ein Rückblick auf die arktische Schmelzsaison
August 2016: Die Wirkung der Sonne auf Wolken
Juli 2016: Die Sache mit der AMO
Juni und Mai 2016: Die Entwicklung der Temperaturen nach dem El Nino
April 2016: El Nino-klimatisch
März 2016: Ein versiegender El Nino und die berüchtigten „Tipping Points“
Februar 2016: Die aktuellen Wärmerekorde
Januar 2016: Rekorde und Ozeanströmungen: Der Golfstrom bleibt stabil!
2015
Dezember 2015: Klimamodell-Kopfstände in der Antarktis
November 2015: Modellgeflüster (Teil 1)
Oktober 2015: Fußgängerampeln in New York
September 2015: Ein Bericht zum Wissensstand vor der Pariser Klimakonferenz
August 2015: Der klimatische UV-Verstärker in der Stratosphäre
Juli 2015: Neues auf dem Wege nach Paris
Juni 2015: Neues Maunder-Minimum angekündigt. Droht eine Neuauflage der Kleinen Eiszeit?
Mai 2015: Atlantikwellen
April 2015: Sonnenzyklus
März 2015: Eiszeitvisionen
Februar 2015: Die Validierung von Klimamodellen
Januar 2015: Atlantische Prognosen
2014
Dezember 2014: Eine aufschlussreiche Arbeit zum Temperaturantrieb
November 2014: Modell-Kuriositäten
Oktober 2014: Die Annäherung der Klimaforschung an die Realitäten
September 2014: Achtung, X-Flares!
August 2014: Die interne Variabilität des Klimas und neueste Nachrichten über das arktische Eis
Juli 2014: Das arktische Eis im Hochsommer
Juni 2014: Aktuelles von Land und Wasser
Mai 2014: Wärme aus dem Meer
April und März 2014: Was uns die Ozeane bis zum Jahresende bescheren könnten
Februar 2014: Wird die nordatlantische Variabilität schon seit langem von der Sonnenaktivität bestimmt?
Januar 2014: Neues vom polaren Sonnenfeld
2013
Dezember 2013: Ein Aufleben
November 2013: Sie werden noch etwas Gefrierschutzmittel nachfüllen müssen
Oktober 2013: Minima voraus!
September 2013: Spektrale Fortschritte
August 2013: Wissenschaft bei der Arbeit
Juli 2013: Aktuelles und ein wenig Statistik
Juni 2013: Auf dem Weg in ein großes Minimum? Neue Arbeit zu den möglichen Folgen
Mai 2013: Neuigkeiten zum Klimaeinfluss durch kosmische Strahlung
April 2013: Polt jetzt der Südpol um?
März und Februar 2013: Wer ist Schuld am Kältewinter?
Januar 2013: Aktivität bleibt ungewöhnlich niedrig
Dezember 2012: Sonne nur ein Drittel so aktiv wie im Durchschnitt
November 2012: Die Sonne im November 2012