Wohin mit dem Gas?

Der milde Herbst 2022 macht es möglich. Focus mit einem Bericht über ein momentanes Überangebot an Gas in Europa. Mittelfristig wird wieder mit höheren Preisen beim Gas gerechnet.

“Kommt Europa also um eine Mangellage im Winter herum? Wetterprognosen gehen davon aus, dass auch der November eher warm ausfallen wird, was die Nachfrage weiter drücken könnte. Experten warnen jedoch vor voreiligen Schlüssen. „Europa ist jetzt in einer komfortablen Lage, was die Vorräte angeht“, sagte der Analyst Graham Freedman von der Beratungsfirma Wood Mackenzie der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Die Risiken von Blackouts oder Rationierungen gehen zurück. Aber der wirkliche Test kommt erst, wenn wir kaltes Wetter haben werden.“

Denn: Die Kapazitäten in den europäischen Speichern reichen nicht aus, um alleine damit über den Winter zu kommen. Die Vorräte in den deutschen Gasspeichern etwa können den Bedarf der Bundesrepublik für ungefähr zweieinhalb kalte Wintermonate decken, mehr nicht. Das bedeutet: Europa wird auch im Winter noch Erdgas und LNG ankaufen müssen – zu voraussichtlich stark erhöhten Preisen. Während die „Futures“ an der Gasbörse TTF für Lieferungen im November bei weniger als 100 Euro pro Megawattstunde liegen, haben sich die Lieferungen für Dezember und Januar bereits bei 140 Euro eingependelt – Tendenz steigend.”

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Offenbar sind die Pläne Kraftwerksschiffe vor der deutschen Küste einzusetzen, die mit Öl betrieben werden, vom Tisch. Vorerst, denn der Strombedarf wird mit dem Abschalten der letzten Kernkraftwerke ja nicht schwinden. Der Spiegel berichtet.

“Aus dem Bundeswirtschaftsministerium in Berlin hieß es laut »Neuer Osnabrücker Zeitung«: »Es ist richtig, dass die belgische Firma Exmar der Bundesregierung über die deutsche Botschaft in Belgien angeboten hatte, bis zu drei Kraftwerksschiffe in Deutschland zu installieren. Wir hatten hierzu den Austausch mit der Firma und der niedersächsischen Regierung aufgenommen. Mit der Entscheidung, dass alle drei verbliebenen Atomkraftwerke maximal bis zum 15. April 2023 im Streckbetrieb laufen können, ist das Angebot aktuell nicht mehr relevant.”

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Neue Töne bei der Autoindustrie. Nun sollen autofreie Tage her. In einem Welt-Artikel äußert sich Audi-Chef Markus Duesmann.

“Audi-Chef Markus Duesmann bringt angesichts der Energiekrise autofreie Tage ins Gespräch. „Um uns in Deutschland besser einzustimmen auf die Lage und die Notwendigkeit des Sparens, könnte es wieder autofreie Tage geben, so wie in den 1970er-Jahren“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“.

Zudem sieht er in einem Tempolimit „ein hilfreiches Symbol“. Insbesondere diese Forderung dürfte in der Autobranche für Verwunderung sorgen: Erst jüngst hatte Verbandschefin Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), einem Tempolimit erneut eine Absage erteilt. Die Autofahrer bräuchten keine „Belehrungen“.”

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Die sogenannten Erneuerbaren Energien sind hungrig nach Rohstoffen. Scheitert die Energiewende möglicherweise daran? Der Blog Beyond The Obvious zitiert die Financial Times.

“Während bei uns von “Freiheitsenergien” geträumt wird, setzen andere weiter auf fossile Brennstoffe oder auf die Atomkraft. Was mich immer wieder wundert, ist, dass die Energiewende so ins Blaue stattfindet. Der Wind bläst nicht, es ist Nacht? Egal, wir bekommen das durch “Anpassungen” hin. Die Erneuerbaren Energien benötigen viel mehr Ressourcen, die E-Autos bis zu sechsmal so viele Rohstoffe? Egal. Wir machen es trotzdem. Woher die Rohstoffe kommen sollen, ist jedoch nie ein Thema. Die FINANCIAL TIMES (FT) – sie ist einfach eine gute Zeitung – bringt es knapp auf den Punkt.”

„While up to 75 per cent of the region’s clean energy metal requirements could eventually be met through local recycling, assuming there is enough investment, the study says a metal supply crunch will emerge over the next 15 years. That is when global shortages of lithium, cobalt, nickel, rare earths and copper are expected to emerge because of a lack of new mining projects and competition from countries around the world also seeking to decarbonise.”

Übersetzen wir es einfach: Wir haben auf der Welt vermutlich nicht genügend Rohstoffe für die Dekarbonisierung, wie es sich die Bundespolitiker und die EU-Kommission vorstellen.

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Die nächste Videoempfehlung von Vorträgen anlässlich des 4pi-Sympossiums. Dieses Mal geht es um Wasserstoff und den Vortrag hält von der EMPA Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt. Er spricht sich für den massiven Ausbau von Speicher aus. Dazu sollen auch Elektroautos beitragen. Wasserstoff sollte seiner Meinung nach produziert werden, wo der Strom günstig produziert werden kann. Das ist allerdings nicht Mitteleuropa.

(Abbildung: Screenshot YouTube)

Dazu passt eine Präsentation von Michael Liebreich, die bei Vimeo zu sehen ist. Er hielt sie auf dem World Hydogen Congress. Liebreich geht die Möglichkeiten von Wasserstoff Sektor für Sektor durch und kommt zu ernüchternden Ergebnissen. Das sind 20 sehr informative Minuten.

(Abbildung: Screenshot Vimeo, Foto wegen copyright entfernt)

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Dachziegel, als Photovoltaik-Elemente, sind nicht Neues. Das Unternehmen paxos hat jetzt allerdings Dachpfannen entwickelt, die sowohl für die Stromproduktion als auch für Wärme genutzt werden können. Ein Artikel bei Sonnenseite.com stellt sie vor.

“In dem bisherigen achtmonatigen Leistungstest unter realen Bedingungen zwischen März und Oktober 2022 zeigte die Anlage vergleichbare Werte in der elektrischen Leistungsfähigkeit wie eine Referenzanlage mit konventionellen, auf Ständern montierten Solarmodulen. „In der Solardachpfanne wurde ein Luftkanal zur Kühlung der Solarzellen integriert, welcher den Arbeitspunkt verbessert, so wie die Hinterlüftung bei herkömmlichen Systemen. Unsere Daten zeigen, dass entsprechend vergleichbare elektrische Leistungsfähigkeiten zu erwarten sind“, erläutert Dick.

Da aus dem eingebauten Luftkanal vorgewärmte Luft strömt, testet das Forschungsteam eine angekoppelte Luft-Wärmepumpe, die diese Luft als Vorlauf verwendet. Erste Daten zeigen eine Erhöhung der Leistungszahl in Abhängigkeit vom Wärmebedarf und den vorherrschenden Wetterbedingungen um etwa ein Viertel. Aus diesen Ergebnissen lässt sich ableiten, dass die Solardachpfanne auch einen Beitrag zur Wärmeversorgung im Gebäude leisten kann und dadurch der Gesamtwirkungsgrad der Anlage gesteigert wird.”

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Die deutsche Ex-Ministerin Kristina Schröder hat in der WELT ein bemerkenswertes Plädoyer für neue Atomkraftwerke gehalten. Alex Reichmuth fasst im Nebelspalter ihre wichtigsten Aussagen zusammen.

Deutsche Ex-Ministerin plädiert für neue Atomkraftwerke

Der Beschluss, aus der Atomenergie auszusteigen, sei ein «historischer Irrtum» gewesen. Das schreibt Kristina Schröder, ehemalige deutsche Familienministerin und Mitglied der CDU, in der «Welt». Es gelte nun, in Deutschland den Bau neuer Kernkraftwerke zu planen.

Weiterlesen im Nebelspalter.

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Die Webseite der Initiative „Rettet unsere Industrie“ finden Sie hier. Dort können Sie auch den Flyer und den Aufkleber „Rettet unsere Industrie“ bestellen.

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TE-Expertenforum in Dresden: Wie retten wir uns vor der Energiewende?

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Leserpost von Paul Schwedtke:

Guten Tag, liebe Redaktion,

einem Hoch über Russland und Skandinavien sollen wir einem kommenden milden    Winter verdanken. Vor kurzem habe ich noch bei Euch gelernt, dass 1708/9 genau solch ein Skandinavienhoch ab 6. Jan. 1709 fünf Monate lang Europa    eisiges    Wetter bescherte. Die Temperatur fiel 8 °C niedriger aus als im Durchschnitt. Sogar in der Bucht von Genua war Eis.

Was soll ich nun erwarten?

Schöne Herbsttage wünscht Ihnen Paul Schwedtke aus Plön

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