Warum Wasserstoff als Erdgas-Ersatz ein Märchen ist

So lautet der Titel eines Artikels bei Telepolis (Heise).

“Ein meist nicht beachtetes Problem in der Wasserstoff-Diskussion ist, dass sich die bestehenden Gasnetze nicht dazu eignen, größere Menge Wasserstoff einzuspeisen. So hatte sich der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags schon in der Vergangenheit mit der Frage befasst. Er kommt dabei zum Ergebnis, dass in die Gasnetze zwar „Methan in unbegrenzter Menge“ eingeleitet werden könne. Aber:

„Bei Wasserstoff, der mittels Elektrolyse erzeugt wurde, liegen die Grenzen derzeit bei 1-10 Volumenprozent“, so die Expertise des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags.

Ein in der Materialforschung allgemein bekanntes Problem ist nämlich, dass Wasserstoff zur Versprödung der Metalle führt. Viele der derzeit verbauten Rohrleitungsstähle reagieren auf den Kontakt mit Wasserstoff, indem sich die Bruchdehnung deutlich verringert und sich eine Wasserstoffsprödigkeit einstellt.”

Auch das Heizen mit Wasserstoff sieht der Artikel kritisch:

“Der Einsatz von Wasserstoff zum Heizen von Privathaushalten ist im Vergleich dazu weniger wirtschaftlich, weniger effizient, ressourcenintensiver und zudem mit größeren Umweltauswirkungen verbunden, argumentiert Rosenow.

So „grün“, wie der Wasserstoff gerne genannt wird, ist die Alternative dann aber real nicht. Verwiesen wird unter anderem darauf, dass auch bei den Haushalten erhebliche technische Änderungen erforderlich werden würden, einschließlich der Rohrleitungen in den Häusern unter anderem wegen der Versprödung. Das würde auch die Haushalte enorm viel Geld kosten.

Zudem ist es reichlich ineffizient, Strom aus erneuerbaren Quellen für eine Elektrolyse von Wasser zu verwenden, um dafür Wasserstoff herzustellen. „In Großbritannien würde das Heizen von Häusern mit grünem Wasserstoff etwa sechsmal mehr erneuerbaren Strom verbrauchen als Wärmepumpen“, erklärt David Cebon von der Hydrogen Science Coalition und Professor für Maschinenbau an der Universität Cambridge gegenüber der BBC.

Man habe weder die Zeit noch die Mittel, um die Rolle des Wasserstoffs beim Heizen von Häusern weiter zu untersuchen, vor allem dann, wenn die Gesetze der Thermodynamik beachtet würden, fügte er an.”

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Einen weiteren spannenden Vortrag auf dem 4pi-Sympoium hat Thomas Leisner vom KIT Karlsruhe gehalten: Klima und Klimakontrolle. Er geht u. a. auf Geo-Engineering ein in Form von Wolkenbeeinflussung. Leisner zeigt die Probleme bei solchen Überlegungen sehr deutlich auf.

(Abbildung: Screenshot YouTube)

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Wer ist Schuld an der Gaskrise? Für den Ökonomen Professor Hans-Werner Sinn ist es die Energiewende. Auf seiner Webseite kann man ein Interview mit der Berliner Zeitung lesen, wo er seinen Standpunkt darlegt.

Herr Prof. Dr. Sinn, Wirtschaftsminister Habeck hat neulich gesagt, dass das Modell der Abhängigkeit von „billigem“ russischen Gas gescheitert sei. Ist der liberale Wirtschaftsansatz der Bundesrepublik daran schuld? Der liberale Gasmarkt hat sich ja für das billigste Produkt entschieden.

Nein, das Russengas gewann seine dominante Stellung wegen der grünen Energiewende, also aus politischen Gründen. Da Wind- und Solarenergie sehr flatterhaft sind, braucht man während der häufigen, langanhaltenden Dunkelflauten regelbare, konventionelle Kraftwerke als Lückenfüller, und zwar im vollen Umfang des deutschen Strombedarfs. Die Kohle- und Atomkraftwerke wollte die Politik ja abschalten, also blieb den Erzeugern nur das teure Gas. Die unheilvolle Abhängigkeit vom Russengas ist der Kollateralschaden einer unbedacht organisierten Energiewende.

Minister Habeck will Deutschland nun von „billigem“ russischen Gas befreien und verteidigt deshalb die Gasumlage. Will man hier die Inflation mit noch höheren Gaspreisen bekämpfen?

Die deutsche Bevölkerung muss die hohen Gaspreise tragen, denn der liebe Gott hilft ihr nicht. Wenn das Gas knapp ist, müssen die Preise steigen, um den Verbrauch zu dämmen. Sonst muss man das Gas rationieren, was aber Tohuwabohu in der Wirtschaft erzeugt, weil der Staat gar nicht wissen kann, wer leicht verzichten kann und wer nicht.

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Ein erschreckendes Beispiel, wie man Ursache und Wirkung umkehren kann, liefert der Spiegel. Er berichtet über einen Bericht der WMO, der UN-Wetterbehörde. Interessanterweise wird speziell auf die Kernkraftwerke eingegangen, die ja eindeutig CO2 arm Strom produzieren. Was die WMO wohl über den deutschen Weg denken mag, immer mehr Kohlekraftwerke in Betrieb zu nehmen?

“Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, strebt die Weltgemeinschaft eigentlich an, bis 2050 nur noch so viele Kohlendioxidemissionen zu verursachen, wie kompensiert werden können (Netto-Null-Emissionen). Es werde aber nicht genug getan, mahnt die WMO. Die zur Erreichung des Ziels nötigen Emissionsreduzierungen bis 2030 würden nach derzeitigen Plänen nur zu 30 Prozent geschafft.”

Aber die WMO findet ja auch, dass die Energiekrise bedingt durch den Krieg in der Ukraine ein Segen ist, wie wir gerade lesen durften. Es geht aber noch besser. Klima für Frieden, die Idee stammt von Außenministerin Baerbock laut Radiovest.

“Außenministerin Annalena Baerbock hält verstärkte Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel auch aus Gründen der internationalen Sicherheit für nötig. Bei den von Regierungen geplanten Maßnahmen gehe es letztlich auch um den Frieden, sagte die Grünen-Politikerin in Berlin zum Auftakt einer von Deutschland organisierten Konferenz zu Klima und Sicherheit. Bei dem Treffen wird die «Climate for Peace Initiative» ins Leben gerufen, die darauf abzielt, Ressourcen besser aufeinander abzustimmen und Synergien zu schaffen.”

Was passiert, wenn China aus welchen Gründen auch immer, keine Solarmodule mehr nach Europa verkauft? Wird es dann Krieg geben?

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Mehr Atomkraft wagen. Die FAZ hat das Buch “Atomkraft ja bitte” von Anna Veronika Wendland besprochen.

“Kernkraft könne die steigende Nachfrage nach sauberer Energie decken, etwa um ausreichend grünen Wasserstoff per Elektrolyse auch hierzulande zu erzeugen, die vielen Wärmepumpen zu betreiben oder alle künftigen E-Autos aufzuladen sowie die Industrie zu dekarbonisieren. Wendland ist als Kernkraftbefürworterin ebenfalls für den raschen Ausbau von Windkraft- und Solaranlagen. Sie beklagt, dass mit der Förderung der erneuerbaren Energien durch das EEG-Gesetz der Abbau der Kernenergie vorangetrieben wurde, wodurch ein Jahrzehnt beim Klimaschutz verspielt worden sei.

Sinnvoller wäre es gewesen, zunächst die Kohleverstromung zu verringern. Hätte man im Jahr 2000, als der Anteil der Kernenergie an der CO2-freien Stromerzeugung noch fast dreißig Prozent betrug, die Erneuerbaren auf diesem Sockel aufgebaut, betrüge der Anteil CO2-armer Stromquellen Wendland zufolge heute achtzig Prozent – und das Ziel, das die Bundesregierung für das Jahr 2030 anpeilt, wäre schon jetzt erreicht worden. Weil zudem ausreichend erschwinglicher CO2-freier Strom zur Verfügung stünde, wäre man von Gas, Öl und Kohle weitaus weniger abhängig als heute.”

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Der Postillon scheint auch in ernsten Zeiten den Humor nicht zu verlieren.

Verdammt! Gasspeicher inzwischen so gut gefüllt, dass die ersten davonfliegen

„”Ja, also das ist jetzt natürlich etwas ungünstig“, räumte Wirtschaftsminister Robert Habeck in der Tagesschau ein, nachdem bereits der Verlust von 62 Gasspeichern auf dem gesamten Bundesgebiet vermeldet wurde. „Bislang hat man die Dinger noch nie so vollgemacht, deshalb waren wir auf so eine Situation nicht vorbereitet.“

Im Nachhinein sei man selbstverständlich klüger, so der Minister. „Die Betreiber hätten die Gasspeicher wohl ordentlich vertäuen oder mit Sandsäcken beschweren sollen“, erklärte Habeck. „Das wird auch gerade bei allen Gasspeichern nachgeholt, die sich noch am Boden befinden.””

Die seriöse Meldung lautet natürlich, dass die Gasspeicher in Deutschland mehr als 95% gefüllt sind.

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