Von einer Abhängigkeit in die nächste

Einer der Erkenntnisse aus dem quasi Stopp der Gaslieferungen aus Russland nach Deutschland ab dem Frühjahr 2022 war die Diversifikation bei der Beschaffung. Dazu gehören neben Flüssiggas allerdings auch die notwendigen Transportschiffe. Bei solchen Schiffen sind die Werftkapazitäten allerdings begrenzt, wie die Wirtschaftswoche berichtet.

“Das Problem: Die Schiffe aber sind knapp. Und neueste Satellitenbilder von LiveEO zeigen, dass jene Werften, in denen sie vor allem gebaut werden, davon in den nächsten Jahren wohl nicht genug herstellen können. Einspringen kann auf absehbare Zeit nur China.

Dabei hat die Gasindustrie 2022 bereits die Rekordzahl von 150 neuen LNG-Frachtschiffen bestellt. Im Vorjahr waren es 78 Schiffe. Insgesamt stehen somit jetzt 252 solche Tanker in den Orderbüchern der Werften. Eine gewaltige Menge, bedenkt man, dass heute gerade einmal 570 LNG-Frachter auf den Weltmeeren unterwegs sind.

Dennoch werde das nicht reichen, um den Wegfall der Pipelines wie Nordstream auszugleichen, sagt ein Experte vom Pariser Schiffsbroker BRS. Dazu bräuchte es mindestens 170 weitere Schiffe. Die aber könnten jene Werften, die solche LNG-Tanker heute bauen, aktuell kaum unterbringen.”

Dazu passt ein Artikel aus dem Focus über die Abhängigkeit Deutschlands von China in Sachen erneuerbare Energien.

“Was würde passieren, wenn China die Rohstoffe nicht mehr exportieren, sondern selbst verbrauchen würde? Was, wenn China Taiwan angreifen würde, der Westen mit Sanktionen reagieren und Peking daraufhin die Rohstoffausfuhren reduzieren oder kappen würde?

Im Gegensatz zu Öl und Gas gibt es keine nationalen Reserven für Metalle und Industriemineralien. „Deutschland ist, wenn es um Rohstoffe geht, erpressbar“, schlussfolgert der BDI-Präsident.

Das sei die „bittere Wahrheit“ und müsse Konsequenzen haben. Analog zur vom Bundeskanzler ausgerufenen Zeitenwende nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sei auch die Versorgung mit Rohstoffen „strategisch wichtig für die nationale Sicherheit“.”

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Die mit Getöse ins Außenministerium geholte ehemalige Greenpeace-Mitarbeiterin Morgan hat der FAS ein Interview gegeben. Dort ist viel von “müssen” die Rede. Schade, dass Ralph Bollmann und Marcus Theurer, die das Interview führten, so wenig nachhaken. Denn es wäre bestimmt interessant gewesen, wie die kurzfristig benötigten Gasmengen mit den Planungen der Erzeugerländer übereinander passen. Die Erfahrung musste Wirtschaftsminister Habeck ja erst kürzlich in Katar machen. Die Partner dort zeigten Habeck die kalte Schulter als er um kurzfristige Lieferungen bat. Immerhin konnte Habeck bewirken, dass erste Lieferungen von Wasserstoff nach Deutschland gelangten. Das berichtet die Welt.

“Den Wasserstoff wird Aurubis für einen ersten, rund achtwöchigen Testlauf zur klimaneutralen Umstellung der Kupferdrahtproduktion einsetzen. „Wir wollen klimaneutral produzieren – und das deutlich vor 2050“, sagte Aurubis-Chef Roland Harings. Mit dem Pilotprojekt solle gezeigt werden: „Der Aufbau einer „blauen“ und in Zukunft „grünen“ Ammoniak-Wertschöpfungskette zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten ist nicht nur theoretisch möglich, sondern funktioniert auch praktisch.“”

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Die taz mit einer Geschichte über den Niedergang der deutschen Windkraftindustrie. Am Beispiel von Nordex wird die Entwicklung nachgezeichnet.

“Seit 2016 ist der spanische Mischkonzern Acciona, der auch im Energiesektor tätig ist, Hauptaktionär des Unternehmens. Windradflügel werden unter anderem in Spanien, Indien und Brasilien gefertigt, insgesamt beschäftigte Nordex im vergangenen Jahr weltweit knapp 8.600 Mitarbeiter:innen. „Alle anderen Hersteller haben in den vergangenen Jahren ihre Fertigungen in andere Länder verlagert“, erklärt Losada. Da müsse man angesichts des Wettbewerbs auf dem Markt mithalten. […] Künftig werden die tonnenschweren Rotorblätter tausende Kilometer zurücklegen müssen. Denn der Hauptabsatzmarkt von Nordex liegt derzeit in Europa. Die Windradflügel mussten bislang von Rostock aus also eher kurze Strecken per Schiff und Sattelschlepper transportiert werden. Nun werden die Lieferketten länger – und damit umweltschädlicher. Ökologisch fragwürdig ist die Standortverlagerung also allemal.”

Interessant ist sicherlich auch, dass Nordex Kreditbürgschaften in Höhe von 350 Millionen gewährt wurden, aber es keinerlei Standortzusagen durch Nordex gab. Beneidenswert.

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Die zwei Gesichter der Umwelthilfe DUH. Gegen ein geplantes LNG-Terminal will die Organisation, die von Kritikern oft als Abmahnverein bezeichnet wird, klagen. Es geht dabei unter anderem um Emissionen. Die scheinen die DUH an anderer Stelle weniger zu stören, wenn man sich die Schwermetalabgabe von Offshore-Windkraftanlagen ansieht, über die wir schon einmal berichteten. Wir lernen: es gibt also böse und gute Emissionen.

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Was passiert bei einem Blackout mit den Rechenzentren? Golem was zu Gast bei der Telekom in einem Standort bei Magdeburg. Bei einem Stromausfall setzt man dort auf Dieselgeneratoren.

“Dieselaggregate als USV sollen das größte Rechenzentrum der Deutschen Telekom bei einem Ausfall tagelang weiter mit Elektrizität versorgen können. „Solange Diesel da ist, können wir arbeiten. Wir haben Tankanlagen mit ausreichend Bevorratung“, sagte Dirk Kabelitz, Manager Datacenter Germany East und Asia bei T-Systems, Golem.de bei unserem Besuch der Anlage am 15. Oktober 2022. Es könne von außen nachgetankt werden.

In Biere bei Magdeburg stehen auf 40.000 Quadratmetern Fläche rund 100.000 physische Server mit mehreren Hundert Petabyte Speichervolumen. Die Feuerwehr sei zweimal im Jahr auf dem Gelände, sagte Gemeindewehrleiter Hans Georg Fabian am 15. Oktober 2022. „Ungefähr zweimal im Jahr sind wir nach reinen Einsatzzahlen hier. Sehr viele Einsätze waren sogenannte Fehlalarme. Das heißt aber, die Brandmeldezentrale hat gemacht, was sie soll. Sie hat Partikel erkannt. Und damit ist das völlig in Ordnung.“ Es habe einmal einen Einsatz gegeben, der tatsächlich von Rauch ausgelöst worden sei, aus dem ein Brand hätte entstehen können, räumte Fabian ein.”

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Der SWR war zu Gast bei Michael Limburg von EIKE. Und das ist dabei herausgekommen:

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Leserpost von Eike Roth:

In seinem Beitrag „Klimatologische Wahrheitsfindung a` la Correctiv“ im Blog von der Kalten Sonne vom 10.10.2022 kritisiert Michael Kalisch massiv die Wahrheitsfindung durch Correctiv, meiner Meinung nach gut nachvollziehbar und berechtigt. Trotzdem möchte ich der Vollständigkeit halber zu einem Punkt noch eine kleine Ergänzung vornehmen: Nach Kalisch beziffert Correctiv den Anteil des Menschen am CO2-Eintrag in die Atmosphäre mit 3 oder 4 %, der Löwenanteil kommt aus der Natur. Das stimmt wohl auch.

Schwierig wird es erst, wenn Correctiv diesen kleinen anthropogenen Beitrag für den beobachteten hohen Anstieg der Konzentration (ca. 50 %) verantwortlich macht. Das wäre dadurch möglich, sagt Correctiv, dass das vom Menschen freigesetzte CO2 viel länger in der Atmosphäre verweilen würde als das natürliche CO2. Dadurch könnten auch kleine anthropogene Freisetzungen die Konzentration ganz wesentlich erhöhen. Kalisch kritisiert das völlig zu Recht. Es kann schon deswegen nicht stimmen, weil alle CO2-Moleküle gleich sind. CO2 ist einfach CO2 und alles CO2 muss sich gleich verhalten! Es kann nicht das eine länger in der Atmosphäre verbleiben als das andere, das verstößt gegen den Gleichheitsgrundsatz!

Das ist m. E. leicht einzusehen, bedarf in meinen Augen aber trotzdem der angekündigten Ergänzung: Auch wenn alle CO2-Moleküle gleich sind, gibt es – zumindest theoretisch – zwei Möglichkeiten, wie kleine zusätzliche Freisetzungen vielleicht die Konzentration überproportional erhöhen könnten: Einmal könnte das anthropogene CO2 auf anderen Wegen durch die Atmosphäre hindurch geschleust werden als das natürliche CO2. Dafür könnte es dann auch wesentlich länger brauchen. Aber auch diese abgewandelte Form des „länger in der Atmosphäre Verbleibens“ ist eindeutig nicht gegeben: Die Atmosphäre ist durch Wind und Wetter immer gut durchmischt und es gibt in ihr keine getrennten Wege für CO2 unterschiedlicher Herkunft. Diese Möglichkeit scheidet daher genauso aus.

Die verbleibende theoretische Möglichkeit ist etwas komplizierter, lässt sich aber durch ein Wasserfass in drei Varianten veranschaulichen:

Variante 1: Zufluss von oben, Ausfluss durch ein Loch im Boden des Fasses: Es stellt sich immer der Wasserstand ein, bei dem der Ausfluss gleich groß ist wie der Zufluss. Erhöht sich der Zufluss um wenige Prozent, erhöht sich der Wasserstand auch nur um wenige Prozent. Um genau zu sein: Beim Fass ist der Ausfluss als Strömung von Flüssigkeiten nach dem Torricelli-Gesetz proportional zur Wurzel aus dem Wasserstand und bei der Atmosphäre ist die Entnahme von CO2 als Diffusionsprozess nach dem Henry-Gesetz proportional zur Konzentration. In beiden Fällen kann aber ein kleiner zusätzlicher Zufluss den Pegel/die Konzentration nur wenig erhöhen. 50 % erhöhte Konzentration bei nur 4 % erhöhter Freisetzung sind da völlig ausgeschlossen. Der Fall passt also genauso wenig.

Variante 2: Ersatz des Ausflusses durch das Loch im Boden des Fasses durch Entnahme mit einer Pumpe, deren Fördermenge konstant gehalten wird. Zunächst ändert sich dadurch nichts. Kommt dann aber ein kleiner zusätzlicher Zufluss hinzu, dann verbleibt gleich alles Zusatzwasser im Fass. Das erhöht zwar den Füllstand als Analogon zur Konzentration in der Atmosphäre, passt aber nicht zu den Beobachtungen der realen Atmosphäre, denen zufolge die Konzentration nur halb so schnell wächst wie die anthropogenen Freisetzungen betragen. Variante 2 scheidet daher auch aus.

Variante 3: Beim Fass lässt sich vielleicht noch ein zusätzlicher Ausfluss durch ein Loch in der Wand oberhalb des alten Wasserspiegels annehmen, durch das zunächst nichts, bei erhöhtem Wasserstand aber ein Teil des Überschusses ausfließt. So etwas scheinen viele Klimaforscher und auch Correctiv auch für die Atmosphäre anzunehmen: Konstanter natürlicher Kreislauf durch die Atmosphäre hindurch, der sich nicht ändert, dafür oberhalb von 280 ppm Konzentration ein zusätzlicher Entnahme-Mechanismus, der so funktioniert, dass immer 50 % der anthropogenen Freisetzungen rasch der Atmosphäre entnommen werden und die anderen 50 % langfristig in ihr verbleiben. Damit lässt sich rein rechnerisch der Anstieg der Konzentration um die Hälfte der anthropogenen Freisetzungen nachvollziehen. Ein solches Modell wird daher gerne zugrunde gelegt.

Hinweis der Redaktion: Der Beitrag gibt die Meinung von Hr. Roth wieder, nicht die der dkS-Redaktion

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