Defizite in der Debattenkultur: Wie bringt man lästige Kritiker zum Schweigen?

Wie unterdrückt man Opposition? In der Vergangenheit hat man Kritiker der königlichen Linie einfach in ein Verlies gesteckt. Durch ein Eisengitter schob man einmal am Tag trockenes Brot und einen mit schmutzigem Wasser gefüllten rostigen Metallbecher. In der modernen Klimadebatte macht man dies zum Glück etwas anders. Schon lange hat die „herrschende Schicht“ kein Interesse mehr, sich mit den lästigen Fakten zu beschäftigen. Foren zum fachlichen Dialog wurden abgeschafft. Zu offiziellen Veranstaltungen werden keine Kritiker eingeladen. Wenn es dann doch einmal einer der Querulanten auf die Gästeliste einer Podiumsdiskussion schafft, drohen die Vertreter der Klimaalarmseite mit Boykott. Sie würden sich keinesfalls mit Andersdenkenden auf einer Bühne zusammensetzen. Dann würde das Publikum ja möglicherweise Gefallen an der Kritik bekommen. Also: Er oder ich. Schnurstracks wird der Kritiker vom Veranstalter ausgeladen. Situation gerettet.

Die Ausgrenzung ist perfekt organisiert. Wenn ein Entscheidungsträger einmal unsicher ist, ob nicht doch etwas an den Argumenten dran ist, dann fragt er einfach in Potsdam nach. Dort wird umgehend bestätigt: Der Kritiker liegt falsch! Da hätte man auch einen Bayern-München-Fan fragen können, welches der tollste Fußballclub Deutschlands ist und was er von Borussia Dortmund hält.

Was machen die ausgegrenzten Klimaskeptiker? Sie organisieren notgedrungen ihre eigenen Tagungen. Eingeladen sind zwar auch die Anhänger der Alarmlinie, aber die kommen natürlich nicht. Denn sie können ja nicht auf derselben Bühne sitzen, wie ihre Kritiker. Aber das hatten wir ja schon. So trifft sich also ein kleiner Kreis von Kritikern. Man ist unter seinesgleichen. Aber auch das ist den Verfechtern der Klimaalarmlinie schon zu viel. Aktivisten schreiben daher an das Management der Konferenzzentren und fordern, die Zusammenkunft abzusagen. Denn es sei doch unerhört, dass sich hier Leute treffen, die noch selber denken und möglicherweise andere Ansichten haben als die der Regierungslinie. Um das Ganze noch etwas dramatischer zu machen, wird noch erläutert, was für dumm-blöde Redner auf der verhassten Tagung auftreten werden. In einem aktuellen Fall erdreistet sich doch tatsächlich ein Geologe über das Klima zu sprechen. Man muss sich das mal vorstellen, ein Geologe. Was kann der schon vom Klima verstehen? Möglicherweise wird der noch über Sedimentkerne sprechen, in denen das Klima der Vorzeit gespeichert ist. Vorzeit, wenn ich das schon höre. In der vorindustriellen Zeit war das Klima immer gleich. Das ist Konsens. Ein super Klima war das. Allen ging es gut. Jahrtausendelang herrschte immer das gleiche Klima. Und das ist ja nur logisch, denn der CO2-Gehalt der Atmosphäre war während er letzten 10.000 Jahre nahezu konstant. Bis, ja bis 1980 der böse, böse Mensch die Kohle verbrannt hat. So sagt man uns das jedenfalls immer.

Es ist einfach unanständig über vorindustrielle Klimaschwankungen zu sprechen. Und selbst wenn es sie gegeben hat, würde das Volk dadurch doch nur verwirrt werden. Wie soll denn das gehen? Im Mittelalter so warm wie heute? Totaler Quatsch. Zwar haben hunderte von Studien diese Erwärmung auf allen sieben Kontinenten dokumentiert, aber das muss ja wohl fehlerhaft sein. Alle geologischen Studien zum Mittelalter müssen falsch sein, denn die theoretischen Computermodelle sagen ganz klipp und klar: Ein warmes Mittelalter ist ein Hirngespinst. Denn außer dem CO2 und einigen anderen menschengemachten Einflüssen besitzen die Modelle für vorindustrielle Klimaschwankungen gar keinen Mechanismus. Das ist wie wenn man in ein Auto einsteigt, in dem gar kein Motor ist. Die IPCC-Modellierer haben für die vorindustrielle Zeit keinen Motor eingerechnet. Und trotzdem hat das Klima stark schwankend zehntausend Jahre munter hin- und hergezappelt. Vor kurzem räumte eine Berner Gruppe diese natürlichen Klimschwnakungen ein, behauptete aber, diese wären zufälliges Rauschen. Zu solchen Fehlinterpretationen kann man jedoch nur kommen, wenn in der Datengrundlage kräftig schlampt und bereits dort starkes Rauschen platziert.

Nochmal zurück zu dem dumm-dreisten Geologen. Der muss komplett übergeschnappt sein, denn der glaubt doch wirklich daran, dass Schwankungen in der Sonnenaktivität das Klima beeinflussen könnten. Eine Theorie, die längst eindeutig widerlegt sei, wie ein Müchener Zeitungs-Redakteur seinen Lesern erläutert. Allerdings war das ein Eigentor. Offenbar war dem Münchener Redakteur und Hobbyklimatologen nicht bewusst, dass der solare Einfluss auf das Klima längst in der Fachwelt anerkannt ist. Eine kurze Literaturrecherche bei Google Scholar mit den Begriffen „solar forcing“ hätte genügt, um dies zu erkennen. Es gibt hunderte von Arbeiten, die sich mit dem Einfluss der schwankenden Sonnenaktivität auf das Klima beschäftigen. Den genauen Mechanismus kennt man noch nicht, aber dass da etwas ist, ist klar. Ganz nebenbei: Das Buch „Die kalte Sonne“ rechnet mit einer deutlichen Erwärmung durch CO2, mit einer CO2-Klimasensitivität am unteren Rand des vom IPCC-genannten Möglichkeitsbereiches.

Ein schönes Beispiel für schlampige Recherche und rechtlich relevante ad hominem-Beleidigungen. Nach einem Hinweis an die Redaktion der Zeitung wurde die Passage nun (vorerst oder nachhaltig?) gelöscht. Gut so. Trotzdem macht es den Artikel nicht richtig besser, denn der Beitrag sollte die Hotelkette einschüchtern, in deren Räumlichkeiten die Klimakritiker tagen wollen. Ein unredliches Mittel um Kritiker mundtot zu machen und dringend benötigte Fachdiskussionen im Keim zu ersticken. Der Münchner Merkur sollte sich schämen, einen solchen Zeitungsartikel abzudrucken. Solange sich die Redaktion nicht inhaltlich mit der Kritik auseinandersetzt, hat sie kein Recht, vulgär pöbelnd die Veranstaltung pauschal niederzuschreiben.

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Fritz Vahrenholt am 15. Oktober 2019 auf Tichys Einblick:

Von News zu Fake-News

Wie Correctiv und Facebook gemeinsam Fake-News produzieren

Darf über einen Brief von mittlerweile 500 Wissenschaftlern und Experten noch berichtet werden, wenn sie den Verlauf des Klimawandels wenig dramatisch sehen? Nicht, wenn es nach Facebook und seinen vermeintlichen Faktencheckern geht. Wahr ist nur, was „amtlich“ ist.

Er hat über einen Offenen Brief von 500 Wissenschaftlern an den UNO-Generalsekretär António Manuel de Oliveira Guterres und an die Leiterin des UN-Klimasekretariats in Bonn, Patricia Espinosa Cantellano berichtet: In dieser „European Climate Declaration“ schreiben die „Scientists and Researchers“, die „Klimamodelle“, auf denen die internationalen Politikziele derzeit basieren, seien „ungeeignet“. Die jetzige Klimapolitik höhle das wirtschaftliche System aus und gefährde Menschenleben in Ländern, denen der Zugang zu bezahlbarer elektrischer Energie verweigert werde. Der Klimawandel habe mehrere Ursachen, laufe langsamer ab als von vielen Panikmachern dargestellt und erfordere differenzierte Maßnahmen; nicht nur eine Reduktion von CO2, denn dieses verteufelte Klimagas sei kein Schadstoff, sondern für das Pflanzenwachstum unabdingbar. Es ist eigentlich eine journalistische Selbstverständlichkeit, über eine solche Debatte zu berichten. Der Überbringer der Nachricht machte sich bisher nicht gemein mit dem Inhalt der Nachricht. Nicht so in Deutschland. Hier arbeitet Facebook mit „Faktencheckern“ wie Correctiv zusammen. Deren Bewertung hat es in sich: „Teilweise falsch“, heißt es über die Nachricht von TE. „Es handelt sich nicht um 500 Wissenschaftler. Zudem lassen die Aussagen im Brief teils Kontext zu bisheriger Forschung oder der Einschätzung offizieller Stellen aus und sind deshalb irreführend.“ (Quelle)

Diese Bewertung hat Gewicht: Facebook unterbindet in diesen Fällen die Weiterverbreitung von Hinweisen auf diese Story und „informiert“ seine Nutzer über die angebliche Unseriosität des jeweiligen Mediums. Es wird also im Facebook-Netzwerk zensiert, obwohl die Weitergabe für digitale Medien entscheidend ist, diskreditiert und auch finanziell durch Reichweitenreduzierung „bestraft“. Facebook, marktbeherrschend, schwingt sich also dazu auf, Artikel 5 des Grundgesetzes auszuhebeln – durch Nicht-Verbreitung, Verleumdung und wirtschaftlichen Schaden.

Aber ist die konkrete Story „teilweise falsch“? Sicherlich nicht – denn die Petition gibt es, ihre Inhalte wurden von TE korrekt wiedergegeben. Nun kann man anderer Meinung sein, ob die Behauptung „richtig“ ist – entscheidend ist aber die Nachricht einer von der Mehrheitsmeinung abweichenden Petition an den UN-Generalsekretär. Bewerten mag das jeder Leser selbst. Für „Correctiv“ ist das aber schon falsch, weil die Einschätzung „offizieller Stellen“ fehlt. Dabei ist gerade das Kern der Petition und für jeden Leser erkennbar: Sie richtet sich erklärtermaßen gegen den veröffentlichten Mainstream und fordert dazu auf, „als Entscheidungsgrundlagen nicht nur die Forschungsergebnisse der Mainstream-Wissenschaftler heranzuziehen. Vielmehr müssten auch die Arbeiten solcher Forscher eingehend analysiert und diskutiert werden, die den derzeit dominierenden Klimamodellen dezidiert kritisch – und zwar auf der Basis seriöser wissenschaftlicher Analysen – gegenüberstehen.“ Aber offensichtlich ist die andere, also nicht-staatlich erlaubte Meinung „falsch“.

Es ist nicht das erste Mal, dass Correctiv sich mit so einer Einschätzung blamiert und Facebook damit journalistische Qualitätsstandards mit Füßen tritt:

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