Studie dokumentiert für die vergangenen 500 Jahre vier Hochwasserphasen in der Schweiz: Schlimmste Flutkatastrophen-Periode ereignete sich vor 250 Jahren

Flutkatastrophen hat es in Europa stets gegeben, dies ist bekannt. Interessanter ist dabei schon die Frage, ob sich die Häufigkeit der Hochwasser-Ereignisse in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten gesteigert hat. Anders gefragt, hat es möglicherweise bereits in der Vergangenheit Flut-reiche Zeiten gegeben und falls ja, was waren die Gründe? Zahlreiche Studien haben in der Vergangenheit gezeigt, dass man für eine solche Betrachtung nicht nur ein paar Jahre, sondern gleich einige Jahrhunderte zurückgehen muss. Genau dies haben Petra Schmocker-Fackel und Felix Naef von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL bzw. der ETH Zürich getan. In einer 2010 im Fachmagazin Hydrology and Earth System Sciences erschienenen Studie untersuchten sie die Hochwasser-Entwicklung der nördlichen Schweiz für die vergangenen 500 Jahre. In der Kurzfassung des Artikels schreiben die Autoren (Fettsetzung ergänzt):

In der nördlichen Schweiz ereignete sich seit den 1970er Jahren eine Anhäufung schwerer Hochwasser-Ereignisse, der eine Phase mit geringer Flutaktvität vorausgegangen war. Wie haben sich die Hochwässer in der Schweiz während der vergangenen 500 Jahre entwickelt? Und gab es vielleicht ähnliche Hochwasser-reiche Phasen im vergangenen halben Jahrtausend? Wir haben historische Hochwasser-Daten aus 14 Fluss-Einzugsgebieten ausgewertet, die bis 1500 zurückreichen. Alle Einzugsgebiete waren durch eine starke Fluktuation in der Häufigkeit des Hochwassers geprägt. Wir fanden vier Hochwasser-reiche Perioden in der nördlichen Schweiz, die jeweils 30-100 Jahre andauerten (1560–1590, 1740–1790, 1820–1940 und seit 1970). Die aktuelle Periode mit erhöhter Hochwasser-Häufigkeit hat jene der Vergangenheit in ihrer Intensität noch nicht überschritten.

Wir überprüften weiterhin, ob die Variabilität der Flut-Häufigkeit mit allgemeinen klimatischen Faktoren wie etwa der Sonnenaktvität oder der Nordatlantischen Oszillation (NAO) erklärt werden könnte. Die ersten drei Perioden mit geringer Hochwasser-Häufigkeit fallen mit Phasen geringer Sonnenaktivität zusammen. Nach 1810 konnte hingegen kein Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität und Hochwasser-Häufigkeit mehr festgestellt werden. Außerdem konnte kein Zusammenhang zwischen der NAO und den für die Schweiz rekonstruierten Temperaturen gefunden werden. Jedoch stellten wir ein sich wiederholendes räumliches Muster in der Hochwasser-Häufigkeit auf einem europäischen Maßstab fest. Die schweizerischen Hochwasser-Phasen ereigneten sich häufig gleichzeitig zu denen in der Tschechischen Republik, Italien und Spanien, weniger häufig synchron jedoch gegenüber den Phasen in Deutschland. Die Flut-Muster in der nördlichen Schweiz und der Tschechischen Republik sehen sich sehr ähnlich, obwohl die einzelnen Flutereignisse nicht übereinstimmen. Dieser Vergleich von Flut-Mustern in verschiedenen europäischen Ländern deutet an, dass Veränderungen in der großmaßstäblichen atmospherischen Zirkuation für die Veränderungen in der Hochwasser-Häufigkeit verantwortlich sind.

 

Schauen wir uns das einmal genauer in Form einer Abbildung an (Abbildung 1). In der Tat, während der Kleinen Eiszeit ist eine ausgezeichnete Kopplung der Hochwässer an die Sonnenaktivität zu erkennen. Immer wenn die Sonne stark war, bekamen es die Schweizer mit vermehrten Flutkatastrophen zu tun. Ebenfalls gut zu erkennen ist, dass die Hochwässer des späten 18. Jahrhundert noch immer führen und die höchste Häufigkeit aufweisen. Das aktuelle Hochwasser-Maximum fällt dagegen eher mickrig aus. Falls jetzt wirklich die Sonnenaktvität in den kommenden zwei, drei Jahrzehnten auf ein Minimum des Dalton-Typs absinken sollte, können die Bewohner der nördlichen Schweiz möglicherweise aufatmen, da aus empirischer Sicht mit weniger Flutkatastrophen zu rechnen wäre.

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Hochwasser in Norditalien ereigneten sich bevorzugt zu Zeiten geringer Sonnenaktivität

Unsere Wissenschaft ist empirisch. Nur soweit Erfahrung möglich ist, ist Naturwissenschaft möglich. Erfahrung heißt, dass man aus der Vergangenheit für die Zukunft, aus dem Faktischen für das Mögliche lernt.

Carl Friedrich von Weizsäcker (1912-2007),  deutscher Physiker, Wissenschafts-Philosoph und Friedensforscher

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Gerade im Bereich der Hochwasser-Forschung lohnt ein Blick in die Vergangenheit allemal. Wer das Muster der Vergangenheit nicht kennt, kann auch nicht die Zukunft korrekt vorhersagen. So einfach ist das. Eine französisch-schweizerische Forschergruppe um Boris Vannière veröfentlichte im September 2012 im Fachmagazin Climate of the Past Discussions aufschlussreiche neue Daten zur Hochwasser-Entwicklung in Norditalien. Anhand von Sedimentuntersuchungen konnten die Wissenschaftler eine Hochwasser-Statistik des Ledrosees für die letzten 10.000 Jahre erstellen. Wann gab es die meisten Hochwasser-Phasen, während warmer oder kalter Phasen? Was könnte der Auslöser für Fluktuationen in der Flut-Historie gewesen sein? Auf der Suche nach Antworten lesen wir hierzu zunächst die Kurzfassung der Arbeit (Fettsetzung ergänzt, siehe auch Abbildung 1):

Die Daten zeigen eine Entwicklung, die mit einer geringen Fluthäufigkeit im frühen und mittleren Holozän 10.000-4.500 Jahre vor heute beginnt. Leichte Anstiege in der Häufigkeit traten vor 8000, 7500 und 7100 Jahren auf. Das letzte Drittel des Holozäns ist durch eine Verlagerung hin zu einer erhöhten Hochwasser-Häufigkeit verbunden, die 4500 bis 4000 Jahre vor heute einsetzte. Mit Ausnahme von kurzen Intervallen 2900-2500 und 1800-1400 Jahre vor heute, als etwas weniger Hochwasser auftraten, hält dieser Trend mit häufiger werdenden Fluten bis ins 20. Jahrhundert an. Das Maximum liegt zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert. 

Die kurzen Anstiege in der Hochwasser-Häufigkeit im frühen und mittleren Holozän sind durch Kältephasen ausgelöst worden. In einem Maßstab von hunderten von Jahren können Veränderungen in der Hochwasser-Häufigkeit mit langandauernden Klimawechseln wie etwa dem Neoglazial und der Kleinen Eiszeit in Verbindung gebracht werden, die wiederum durch Milankovitsch Zyklen und möglicherweise Sonnenaktvitätsschwankungen bedingt sind.

 

Abbildung 1: Hochwasser-Häufigkeit am Ledrosee in Norditalien während der vergangenen 10.000 Jahre. Aus Vannière et al. 2012.

 

Interessant. Die schlimmsten Hochwasser in Norditalen gab es also während der Kleinen Eiszeit, vor Beginn der globalen Industrialisierung. Seitdem sind die Fluten wieder weniger häufig geworden. Zoomen wir uns jetzt etwas näher in dieses Intervall hinein (Abbildung 2). Die Autoren schreiben in ihrem Paper:

Der langfristige Trend mit einer Zunahme der Flut-Häufigkeit während des letzten Jahrtausends umfasst zwei aufeinanderfolgende Perioden mit geringer und hoher Häufigkeit, die mit der Mittelalterlichen Wärmeperiode und der Kleinen Eiszeit (1500-1850) zusammenfallen.

Das sieht man sehr schön, wenn man Abbildung 2 betrachtet, ebenso den Absturz nach Ende der Kleinen Eiszeit. Nun wissen wir, dass die Mittelalterliche Wärmeperiode, Kleine Eiszeit und Moderne Wärmeperiode weitgehend synchron zur Entwicklung der Sonnenaktivität erfolgte. Könnte vielleicht, aber nur vielleicht, die Sonnenaktivität auch einen Einfluss auf die Hochwasser-Entwicklung genommen haben? Lesen wir hierzu, was Boris Vannière und seine Kollegen herausgefunden haben:

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Flutkatastrophen am bayerischen Ammersee vor allem während solarer Schwächephasen

Wie haben sich die Hochwässer in der Vergangenheit entwickelt, welche Faktoren nahmen Einfluss auf die Entwicklung? Die simplistische Verkürzung auf „mehr CO2 gibt mehr Hochwasser“ wird der Komplexität der Materie sicher nicht gerecht. Modellierungsstudien sollten zunächst versuchen, die Hochwassergeschichte der Vergangenheit zu reproduzieren. An Informationen zur Flut-Historie soll es nicht scheitern. Eine Reihe von Forschungsgruppen erhebt derzeit in zahlreichen Fallstudien entsprechende Kallibrierungsdaten. Eine dieser Studien fand am Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) statt, wobei Markus Czymzik im Rahmen seiner Doktorarbeit die Hochwasser-Entwicklung des drittgrößten bayerischen Sees, des Ammersees für die vergangenen 5000 Jahre anhand von Sedimentuntersuchungen ermittelte. Das pdf der Dissertation kann …

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Die Sonne im Mai 2013 und Neuigkeiten zum Klimaeinfluss durch kosmische Strahlung

Von Frank Bosse Etwas aktiver war unser Zentralgestirn im vergangenen Monat im Vergleich zu Vormonaten schon: Die Sonnenfleckenzahl SSN betrug 78,7 nach 72,4 im April. Der Monat startete verheißungsvoll und steigerte sich bis zum 16. auf eine Tageszahl von 135. Später flaute es allerdings wiederum stark ab und endete mit eher mickrigen 33. Die Flecken verteilten sich recht symmetrisch:  39,8 auf der Nordhemisphäre,  38,9 auf der Südhemisphäre der Sonne. Trotzdem: im historischen Vergleich erreichte die Sonne auch im Mai 2013 nur 68% des zum aktuellen Zyklusmonat Üblichen. Ist das nun der Spike, den manche Beobachter analog zum Sonnenfleckenzyklus 14 (Solar …

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Mojib Latif hatte Recht: Wohl keine Erwärmung in den nächsten Jahren

Von Frank Bosse

In  Mojib Latifs Arbeit „Is the Thermohaline Circulation changing“ (Latif et al. 2006) kommt er mit seinen Co- Autoren zu dem Schluss, dass die thermohaline Zirkulation einem Auf und Ab unterworfen ist.  Die thermohaline Zirkulation, umgangssprachlich auch globales Förderband genannt, ist ein Bündel von Meeresströmungen, die Ozeane miteinander verbinden und sich dabei zu einem Kreislauf globalen Ausmaßes vereinen. Im Nordatlantik wird die thermohaline Zirkulation als MOC (Meridional Overturning circulation) wahrgenommen: Bestandteile sind hier der Golfstrom und der Nordatlantikstrom.

In seiner Arbeit untersucht Latif den rhythmischen Wechsel des Druckluftunterschieds zwischen dem Islandtief und dem Azorenhoch, Nordatlantische Oszillation (NAO) genannt, in den Monaten Dezember-März (NAO DJFM). Latif und Kollegen stellen nun dieser atmosphärischen „Druckschaukel“ den Unterschied der Wasseroberflächentemperaturen  (SST- sea surface temperatures) zwischen Teilen des Nordatlantiks und des südlichen Atlantiks gegenüber. In Abbildung 3 der Arbeit ist  die Winter-NAO (DJFM) [Nordatlantische Oszillation, Dezember-März] dargestellt (Schattenlinie) und der definierte SST-Dipol-Index, der ein Ausdruck der Meridionalen Overtuning Circulation (MOC) sei. In der Bildunterschrift wird erklärt, dass die Winter-NAO mit ca. einem Jahrzehnt die MOC anführt und wohl der treibende Faktor der MOC ist.

 

 

Abbildung 3 aus Latif et al. (2006)

 

Schreibt man die Beobachtung bis Ende 2012 bzw. 2013 für die NAO und die Meeresoberfächentemperatur fort, ergibt sich das nachfolgende Diagramm. Zusätzlich wurden in das Bild die Temperaturen der nördlichen Hemisphäre (NH, rot) 11-jährig geglättet aufgenommen.

Nordatlantische Oszillation (NAO, grau), Temperatur der nördlichen Hemisphäre (HadCRUT4 NH, rot), Latif’s “atlantischer Dipol” Parameter der Meeresoberflächentemperatur (Atlantic Dipole SST, blau, ungeglättet und 11-jährig geglättet)

 

Gut zu sehen ist, dass sich der Peak der NAO in 1992 mit 14 Jahren Verzögerung wie bereits 2006 vorhergesagt im Peak des atlantischen Dipols und in den Temperaturen der NH manifestiert. Der weitere Verlauf der NAO lässt den Schluss zu, dass sowohl der SST-Dipol als auch die Temperaturen der NH nicht weiter steigen werden, bis mindestens 2020.

In einer weiteren Arbeit aus 2008 legt das Team um Latif nach: Sie wagen eine Vorhersage und erklären:

„Our results suggest that global surface temperature may not increase over the next decade, as natural climate variations in the North Atlantic and tropical Pacific temporarily offset the projected anthropogenic warming.”

Oder hier nochmal Latif im Originalton auf deutsch in einem kürzlichen Interview im Deutschlandfunk auf die Frage, warum es denn in den letzten Jahren gar nicht mehr wärmer geworden ist:

Latif: Ja, das ist völlig normal. Ich selber habe ja in einer Studie im Magazin „Nature“ schon darauf hingewiesen 2008, dass es so eine Atempause geben wird. Das sind einfach die natürlichen Klimaschwankungen, die arbeiten mal mit, mal gegen die globale Erwärmung. Aber langfristig pendelt sich das aus und langfristig wird einfach die Temperatur ansteigen. Deswegen noch mal: Nächstes Jahr, übernächstes Jahr, das bedeutet gar nichts, selbst wenn die Temperatur nicht weiter steigen würde. Wir haben immer 2050, 2100 im Blick, das heißt die langfristige Entwicklung.

Ehring: Trauen Sie sich denn eine mittelfristige Prognose für die nächsten Jahre zu?

Latif: Nein. Da sind wir noch ganz am Anfang. Wie gesagt, ich habe es nur einmal probiert 2008, das scheint ja ganz in Ordnung gewesen zu sein, bisher jedenfalls. Wir haben gesagt, bis 2015 wird die Erderwärmung nicht weitergehen. Ich denke mal, dann werde ich mich aufraffen mit meinen Kollegen zusammen und dann werden wir wieder neue Prognosen machen. Mal sehen, wie es dann aussehen wird.

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Klimawandel seit der Kleinen Eiszeit: Die Wirkung der Sonne wurde unterschätzt

Von Horst Malberg
Univ. Prof. (A.D.) für Meteorologie und Klimatologie

Die über den Klimawandel und seine primäre Ursache aussagekräftigsten Klima-/ Temperaturreihen finden sich in West- und Mitteleuropa. Dabei reichen die Beobachtungsdaten der Central England Temperatures (CET) bis ins 17. Jahrhundert, die der Mitteleuropareihe (Klimamittel aus Berlin, Basel, Prag, Wien) bis 1701 zurück. Bei der nachfolgenden Analyse ab 1671 wurden für die drei Dekaden 1671-1700 die Mitteleuropatemperaturen aus den CET-Daten abgeleitet (Reduktionsfaktor –0,5°C).

In den Beiträgen zur Berliner Wetterkarte (BWK) SO 29/09 bzw. SO 37/09 war der Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität und Klimawandel in Mittel- bzw. Westeuropa getrennt untersucht worden. Im ersten Fall konnte dadurch die Auswirkung des integralen solaren Effekts auf einen primär kontinental geprägten, im zweiten auf einen ozeanischen Klimabereich erfasst werden. In Analogie zur Betrachtung des globalen Klimawandels, d.h. des Mittels aus primär ozeanischer Südhemisphäre und stark kontinental geprägter Nordhemisphäre, wird bei der vorliegenden Analyse eine Europa-Temperaturreihe als Mittel aus Central-England-Reihe und Mitteleuropareihe gebildet. Auf diese Weise wird eine repräsentative empirische Aussage über die integralen (direkten und indirekten) Auswirkungen solarer Aktivitätsänderungen auf den Klimawandel seit der Kleinen Eiszeit möglich.

Sonnenaktivität und Temperaturverhalten

In Abb. 1 ist die mittlere Sonnenfleckenzahl je Sonnenfleckenzyklus als Maß für die solare Aktivität wiedergegeben. Deutlich sind sowohl die kurzzeitlichen Fluktuationen als auch die klimarelevanten langzeitlichen Änderungen der Sonnenaktivität zu erkennen. Dem solaren Aktivitätsminimum im 17. Jahrhundert, dem Maunder-Minimum, folgte eine Zunahme der Sonnenaktivität im 18. Jahrhundert: der „ruhigen“ Sonne folgte eine zunehmend „aktive“ Sonne. Am Ende des 18. Jahrhunderts begann erneut eine Phase geringer Sonnenaktivität, das sog. Dalton-Minimum. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzte erneut eine anhaltende Phase zunehmender Sonnenaktivität ein. Diese hielt bis zum Ende des 20.Jahrhunderts an. Seither nimmt die Sonnenaktivität wieder deutlich ab. In Abb.2 sind für denselben 330-jährigen Zeitraum die dekadischen Mitteltemperaturen in Europa dargestellt. Auch diese weisen eine hohe Fluktuation auf. Die Ursache dafür sind die vielfältigen
kurzfristigen Einflüssen von Ozean (v.a. El Niño/La Niña), Biosphäre, Sonnenaktivität und Vulkanismus auf die Atmosphäre.

Der langfristige Klimaverlauf wird durch die Ausgleichskurve beschrieben. Dem Temperaturminimum der Kleinen Eiszeit im 17. Jahrhundert folgte ein Temperaturanstieg im 18. Jahrhundert. Am Ende des 18. Jahrhunderts setzte eine rapide Abkühlung ein. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts folgte erneut eine Erwärmung. Diese erreichte 1998 ihren Höhepunkt. Seither stagniert die Temperatur global bzw. weist einen Abkühlungstrend auf. Im Gegensatz zu der globalen Klimareihe seit 1850, die allein die letzte Erwärmung erfasst, also nur eine einzige Phase des Klimawandels der letzten Jahrhunderte, lässt die Europareihe eine Untersuchung des Klimawandels seit der Kleinen Eiszeit zu.

 

 

Empirische Klimaanalyse

Wie schon der optische Vergleich von Abb.1 und Abb.2 belegt, weisen die langzeitlichen Kurvenverläufe der solaren Aktivität und der Europa-Temperatur seit 1671 unverkennbar ein synchrones Verhalten auf. Als „Klima“ definiert die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) das Integral über alle Wetter-/Witterungsereignisse, erfasst durch die Mittelwerte, in einem mindestens 30-jährigen Zeitraum. Entsprechend dieser Definition spiegeln daher nicht kurzfristige Sprünge von Jahr zu Jahr oder Dekade zu Dekade, sondern allein die Langfristverläufe den (wahren) Klimawandel wider. In der gegenwärtigen Klimadebatte wird aber ständig gegen die WMO-Definition verstoßen. Wenn es in die Ideologie passt, werden einzelne Wetter-/Witterungsereignisse (Hurrikan „Sandy“, Überschwemmungen) oder einzelne Jahre/Jahreszeiten als Beleg für die anthropogene Erwärmungshypothese angeführt. Äußerungen dieser Art sind unseriös und zeugen von wenig meteorologischem Sachverstand. Entsprechend der WMO-Klimadefinition wurde die Datenanalyse für Klimaperioden von 3 Sonnenfleckenzyklen (im Mittel 33 Jahre) durchgeführt. Da der solare Klimaantrieb kontinuierlich auf unser Klimasystem wirkt, werden der Auswertung gleitende Klimaperioden von 3 Sonnenfleckenzyklen zugrunde gelegt.

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Die Sonne im April 2013: Polt jetzt der Südpol um?

Von Frank Bosse

Auf den ersten Blick kann man schon davon sprechen, dass die Sonne ein wenig aktiver geworden ist im Monat April 2013. Die Sonnenfleckenzahl SSN betrug 72,4 und damit erreichte dieser 53. Monat des Zyklus immerhin 61% des Mittelwertes ( 119) aller Zyklen 1-23. Grafisch:

 

Verglichen werden die Zahlen des durchschnittlichen Zyklus (blau) mit denen des aktuellen Zyklus (dick rot) und denen des Sonnenzyklus Nr. 5 (SC5), dem ersten Zyklus des Dalton-Minimums. Ein kleiner Peak über den Vergleichswert des SC5 ist zu sehen. Interessant ist, dass sich im Laufe des Monats die Aktivität ein wenig mehr auf die Südhemisphäre der Sonne verlagerte. Ein aktuelles Bild der Sonne zeigt dies auch:

 

Quelle: solen.info

 

Diese Verlagerung war überfällig, denn das Maximum ist erreicht, wenn beide polare magnetische Felder umgepolt sind. Mit dem Nordpol ist das schon geschehen, der Südpol kann folgen, wenn die Reste der südhemisphärischen Flecken dorthin gedriftet sind. Ohne Aktivität kein Umpolen. Über die aktuelle Datenlage hinaus gibt es auch einige neue Beobachtungen. So bemerkten Svalgaard und andere, dass nicht nur die absolute SSN- Zahl, sondern auch die Anzahl der Flecken pro Fleckengruppe seit Jahren rückläufig ist:

Quelle: leif.org

 

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Wer ist Schuld am Kältewinter? MPI-Studie weist eher auf die schwache Sonne anstatt des arktischen Meereises hin. Die Sonne im März 2013

Von Frank Bosse Die Sonne im März – und wieder eine Story ohne Performance. Die Sonnenfleckenzahl (SSN) betrug nach den offiziellen Zählungen der SIDC  57,9. Auch im vergangenen Monat war die Nordhemisphäre der Sonne etwas aktiver als die Südhalbkugel, 32,6 zu 25,3. Im Verhältnis zum ersten Zyklus des Daltonminimums (Solar Cycle, SC5) und zu einem mittleren Zyklus aus den monatlichen Zahlen von SC1-SC23 können wir den Fortschritt des aktuellen SC24 gut grafisch einschätzen: War der seit Dezember 2008 laufende SC24 zwischen dem 13. und 45. Monat noch deutlich aktiver als SC5, so sehen wir in den letzten 6 Monaten eine …

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Tageszeitung ‚Die Welt‘ fragt: Gibt es zwischen den Kältewintern und der schwachen Sonne einen Zusammenhang?

Mitteleuropa erlebt momentan einen der kältesten Märzmonate seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungen. Zudem musste man jetzt feststellen, dass die vergangenen fünf Winter in Deutschland alle kälter ausfielen als der langjährige Durchschnitt. Einschlägige IPCC-nahe Experten befinden sich im medialen Dauerstress und suchen nach einem Weg, der Bevölkerung die in den Klimamodellen nicht vorgesehene Kälte zu erklären. Ein schwieriges Unterfangen. Ist es wirklich nur Zufall, dass die Sonnenaktivität seit einigen Jahren im Keller ist? Hat es wirklich nichts zu bedeuten, dass eine schwache Sonne in der Verangenheit stets zu einer spürbaren Abkühlung führte? (Siehe unseren Blogartikel „Osteuropäische Kälteperioden während solarer Schwächephasen„). Ulli Kulke hat in …

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Seespiegel des Kaspischen Meeres pulsierte im Takt der Sonne: Fallende Pegel während der Mittelalterlichen Wärmeperiode

Das Kaspische Meer ist mit 386.400 km² der größte See der Erde. Seine Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 1200 km, seine West-Ost-Ausdehnung umfasst 435 km. Im Norden grenzt das Kaspische Meer an Russland und Kasachstan, im Osten an Turkmenistan, im Süden an den Iran und im Westen an Aserbaidschan. Die Webseite ERDpunkte vermutete kürzlich, dass das Kaspische Meer möglicherweise ein Opfer des Klimawandels sein könnte: Das Kaspische Meer hat, wie alle großen Binnenseen, massiv unter dem Klimawandel zu leiden. Noch zu Beginn des 20. Jhs. soll das Meer eine Fläche von 420 000 qkm eingenommen haben. Heute sind es noch 386 400 qkm. …

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Krankheitswellen im Takte der Sonne? Das Pionierwerk “Schuld ist die Sonne” von 1975

Es gibt Wissenschaftler, die sind Ihrer Zeit weit voraus und handeln sich hierdurch nichts als Ärger ein. Einer dieser Pechvögel war Alfred Wegener. Er hatte das Prinzip der Plattentektonik bereits Anfang des 20. Jahrhunderts verstanden und hoffte, seine Zeitgenossen von seiner Erkenntnis überzeugen zu können. Leider vergebens. Man schimpfte Wegener einen Clown und schloß ihn systematisch aus dem inneren wissenschaftlichen Zirkel aus (siehe unsere Blogbeiträge “Kontinentalverschiebung und Klimawandel: Die wundersame Wiederholung der Wissenschaftsgeschichte” und “Die Plattentektonik setzt sich durch: Lehren für die Klimadebatte“). Ähnlich belächelt wurde wohl der russsische Wissenschaftler Leonidowitsch Tschishewski, der in den 1930er Jahre zum Einfluss von Sonnenaktivitätsschwankungen auf die Lebewelt arbeitete und publizierte. Dabei stellte er eine faszinierende Synchronität zwischen der Sonnenfleckenentwicklung und den Statistiken etlicher Krankheiten in Russland fest (Abbildung 1 sowie weitere Abbildungen am Ende dieses Artikels).

Abbildung 1: Die Beziehung von Erkrankungshäufigkeit an Rückfalltyphus in Rußland (dicke Kurve) und der Sonnenaktivität. Aus: Sigel 1975.

 

Die Forschung von Tschishewski geriet in Vergessenheit bis schließlich der Autor Felix Sigel die Schriften wiederentdeckte und in seinem Buch “Schuld ist die Sonne” in einem populärwissenschaftlichen Format der Öffentlichkeit darstellte. Sein Buch erschien 1975 in deutscher Übersetzung im VEB Fachbuchverlag Leipzig und ist antiquarisch hier und da noch erhältlich. Im Folgenden wollen wir aus den einleitenden Passagen zitieren und Lust auf die Lektüre des gesamten Buches machen, das an seiner Aktualität trotz seiner fast 40 Jahre kaum eingebüßt hat. Aus diesem Grund mag wohl auch gerade eine Neuausgabe angedacht zu sein. Es erscheint sinnvoll, Tschishewski’s Ergebnisse mit modernen Methoden zu überprüfen. Lassen sich die Korrelationen bestätigen? Spielt die Sonne auch heute noch eine Rolle in der globalen Gesundheitsentwicklung oder haben wir uns hiervon in der modernen Zeit weitgehend entkoppelt? Interessante Fragen aus dem Bereich der “Heliobiologie”.

Auszug aus dem Vorwort zur deutschsprachigen Ausgabe
Was wissen wir über die Sonne? Welche Vorgänge auf diesem Himmelskörper beeinflussen direkt oder indirekt die Lebensprozesse auf der Erde? Es ist ein großes Verdienst des sowjetischen Gelehrten A. L. Tschishewski, diese Fragen vorausschauend in das Blickfeld der wissenschaftlichen Forschung gerückt zu haben. Ihm verdanken wir letztlich die Entwicklung eines neuen Forschungsgebietes – der Heliobiologie. Tschishewski beschäftigte sich mit Problemen, die im Grenzbereich mehrerer Wissenschaftsbereiche stehen, und er musste versuchen, mit den noch unvollkommenen Methoden und Kenntnissen seiner Zeit wenigstens die dringendsten Fragen zu beantworten. Mögen wir auch über manches aus dem Frühstadium dieser Arbeit, deren Beginn mehr als sechs Jahrzehnte zurückliegt, lächeln: Bei der Lektüre des vorliegenden Buches sollten wir nicht außer acht lassen, dass der bekannte sowjetische Publizist F. Sigel die Entwicklung einer Forschungsrichtung und zugleich den Weg eines Wissenschaftlers beschreibt, der seiner Zeit weit voraus war. […] F. Sigel führt den Leser durch unwegsames wissenschaftliches Neuland. Erste Markierungspunkte sind hier zwar gesetzt, aber viele Überraschungen warten noch. Ganz gleich, wie diese aussehen werden – es gilt den Schleier der Geheimnisse zu lüften und die Gesetzmäßigkeiten der Natur ganz zu erkennen. Erst dann können wir sie auch beherrschen.

Prof. Dr. sc. nat. Horst Göhring, Direktor der Sektion Biologie der Humboldt-Universität zu Berlin

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Grönlandische Temperaturen von Sonnenaktivität beeinflusst: Je stärker die Sonne, desto kälter war es in Grönland

Nachdem die Sonne jahrelang nahezu ignoriert wurde, beschäftigen sich jetzt immer mehr wissenschaftliche Studien mit der Klimawirkung von Sonnenaktivitätsschwankungen. Anfang März 2013 erschien hierzu in der Fachzeitschrift Climate of the Past eine neue Studie eines Teams um Takurou Kobashi vom japanischen National Institute of Polar Research in Tokio, in der sich die Wissenschaftler mit der grönländischen Temperaturgeschichte der letzten 800 Jahre beschäftigten (Abbildung 1). Im Temperaturverlauf sind deutlich die Mittelalterliche Wärmeperiode, die Kleine Eiszeit und die Erwärmung hin zur heutigen Modernen Wärmephase zu erkennen.   Abbildung 1: Temperaturentwicklung Grönlands während der vergangenen 800 Jahre (blaue Kurve). Zum Vergleich sind Temperaturen …

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Neue Studie in Planetary and Space Science: Große Gasplaneten beeinflussen Sonnenaktivität

Die Macht der Mondgezeiten kennt jeder: An vielen Küsten der Erde steigt und fällt der Wasserspiegel, angetrieben durch die Anziehungskraft des Mondes. Nun gibt es aber sehr viel größere Körper in unserem Sonnensystem als den kleinen Mond. Die riesigen Gasplaneten Jupiter und Saturn besitzen viel üppigere Gezeitenkräfte, die bis zur Sonne reichen und das Sonnenkraftwerk durcheinander bringen. Über einen solchen Effekt berichtete Ende 2012 eine neue schweizerische Studie (siehe unseren Blogartikel „Neue ETH-Studie: Sonnenaktvitätsschwankungen vermutlich durch planetarische Gezeitenkräfte verursacht„). Ein US-amerikanisches Forscherduo hat nun den planetaren Einfluss auf die Sonnenaktivität weiter erhärtet. In einer neuen Studie, die im Februar 2013 …

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Leiter des russischen WWF-Klimaprogramms: 60-Jahres-Ozeanzyklus wird in den kommenden zwei Jahrzehnten voraussichtlich für Abkühlung sorgen

Der World Wide Fund For Nature (WWF) ist eine der größten internationalen Naturschutzorganisationen der Welt. Seit langem begleitet der WWF die wissenschaftliche Diskussion zum Klimawandel, wobei Vertreter der Organisation an den Berichten des Welklimarats tatkräftig mitgewirkt haben. Durch die langjährige Beschäftigung mit dem Thema hat sich offenbar eine breite Wissensbasis aufgebaut, die sich jetzt bezahlt macht. Als eine der ersten großen Nichtregierungsorganisationen in der Klimawandeldiskussion scheint der WWF nun nämlich das Konzept einer bevorstehenden globalen Abkühlung zu unterstützen. Der Leiter des Klima- und Energieprogramms von WWF Russland, Dr. Alexey Kokorin, wurde am 9. März 2013 vom Radiosender „Die Stimme Russlands“ …

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Solarer 11-Jahreszyklus beeinflusst Temperaturen über Europa lokal um mehr als 1 Grad

Immer wieder heisst es aus der Solarskeptiker-Ecke, dass die Schwankungen der solaren Aktivität ja viel zu gering wären, um spürbare Klimaveränderungen auszulösen. Geologen bekommen bei diesen Einwürfen regelmäßig Magengrummeln, denn der geowissenschaftliche Befund ist eigentlich klar: Die Sonne hat in der Vergangenheit eindeutig eine wichtige Rolle im Klimageschehen gespielt. Nur weil der IPCC diesen Effekt in seinen simplistischen Modellen nicht reproduzieren kann, heißt dies noch lange nicht, dass es einen spürbaren solaren Klimaeffekt heute nicht geben kann. Die Forschung lässt sich von der fragwürdigen IPCC-Sichtweise zum Glück nicht bremsen und fahndet weiter nach den Mechanismen der solar-klimatischen Verknüpfung. Im November 2012 erschien im Fachmagazin Atmospheric …

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