Sechster Klimareport des IPCC enttäuscht auf ganzer Linie

Der 6. Klimazustandsbericht des IPCC (AR6) ist gestern, am 9. August 2021 veröffentlicht worden. Fritz Vahrenholt fasste auf Tichys Einblick das Wichtigste zusammen. Man merkt dem Bericht an, dass er vor allem politisch und weniger wissenschaftlich verankert ist. Wie kann es sein, dass man den Unsicherheitsbereich der CO2-Klimasensitivität (also der Klimawirksamkeit von CO2) drastisch eingegrenzt hat, wenn die neuesten Klimamodelle (CMIP6) auf voller Breite versagt haben? Kurios: Einer der Kapitelautoren (Mauritsen) hat selber jahrelang einen Wert vertreten, der deutlich unterhalb der neuen Spanne von 2,5-4,0°C pro CO2-Verdopplung liegt. Wie bereits im AR3-Bericht von 2001, verbreitet der IPCC erneut einen Hockey Stick in der Zusammenfassung für Politiker. Angeblich habe sich das Klima der Vergangenheit kaum geändert. Die Welt führte ein Interview mit dem Paläoklimatologen Ulf Büntgen. Der erklärte, dass es in der für den neuen Hockeystick verantwortlichen PAGES2k-Gruppe zum Eklat kam. Viele Mitglieder verließen die Gruppe, da sie mit der Vorgehensweise nicht einverstanden waren. Genau so, wie es die Klimaschau bereits 2020 gemutmaßt hatte. Kurios: Der IPCC erklärt, er würde dieses Mal weniger die Klimamodelle für seine Prognosen verwenden (weil sie gescheitert sind, aber das sagt man nicht so offen), sondern die bekannte Klimavergangenheit. Und gerade die („Der Sohn des Hockeystick“) ist genauso falsch wie die Modellergebnisse.

Der IPCC begibt sich damit auf sehr dünnes Eis. Er geht felsenfest davon aus, dass 100% der Erwärmung seit 1850 menschengemacht sind. Alle natürlichen Klimafaktoren, die früher einmal gewirkt haben müssen (denn das vorindustrielle Klima wandelte sich ja ebenfalls signifikant) müssten heute von „magischer Hand“ abgeschaltet worden sein. Wie geht das? Genauso kurios ist, dass der Bericht nun beim Extremwetter ziemlich sicher eine menschengemachte Komponente sieht. Das ist schon ziemlich verrückt, denn die meisten Extremwetterarten besitzen in den letzten 150 Jahren gar keinen Trend. Und die Modelle von Friederike Otto und Mitstreitern scheitern regelmäßig bei der Aufgabe, die Extremwetterentwicklung der letzten vorindustriellen Jahrtausende abzubilden. Mit diesen fehlerhaften Modellen wird dann die „Attribution“ also Zuordnung von Mensch vs. Natur vorgenommen. Das ist wie Fahren ohne Führerschein. Der AR6 behandelt das unwahrscheinliche RCP 8.5-Emissionsszenario als wenn es eine plausible Möglichkeit wäre. Ein schwerer Fehler, der Politiker und andere Nichtspezialisten fehlinformiert. Nun wird die Luft dünn für den IPCC, denn mit einer ergebnisoffenen, neutralen Zusammenfassung des Wissensstandes hat der AR6 nichts zu tun. Nur die EINE Seite des wissenschaftlichen Meinungsspektrums ist enthalten. Kritiker durften von vorneherein nicht mitschreiben. Sie konnten als Gutachter ihren Frust abladen und ihre Kritik aufschreiben. Die landete jedoch direkt im Papierkorb. Denn berücksichtigt wurde davon nichts. Die Gutachterpolizei („Review Editors“) sind nämlich vom gleichen politischen Gremium gewählt worden wie die Autoren, dem IPCC Vorstand. Und der wird von den Regierungen gewählt, vor allem den grün-geprägten Umweltministerien der Länder.

Nach dem Lärm um den AR6 diese Woche, wird es vermutlich schnell still um den neuen Report. Denn die Beteiligten wissen, was sie der Öffentlichkeit verschwiegen haben, wo es brenzlig wird. Getreu dem Motto „The show must go on“ hat man den AR6 mit Ach und Krach auf die Bühne gestellt, obwohl das wissenschaftliche Fundament so schwach war wie selten zuvor. Die beteiligten Autoren werden dafür von ihren Regierungen beruflich belohnt werden. Wissenschaftsethisch klebt nun jedoch ein Makel an ihnen. Denn man darf davon ausgehen, dass die groben Züge des AR6 bereits VOR dem Schreiben festgelegt wurden. Die weite Spanne der CO2-Klimasesnitivität war allen seit langem ein Dorn im Auge. Seit 30 Jahren bestand die Spanne, ohne Fortschritt. Nun hat man die Spanne einfach mit Gewalt verkleinert, ohne fachliche Basis. Ein wahres Zauberstück, dessen Illusion aber bereits kurz darauf verflogen sein wird. Denn die Forschung geht weiter. Jene Forscher, die einen Wert unterhalb von 2,5°C/2xCO2 favorisieren, haben starke wissenschaftliche Argumente, die sie in den kommenden Jahren ausspielen werden. Für den IPCC gibt es dann aber kein zurück mehr. Eine ausweglose Situation.

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Moore können ein wichtiger Faktor als Kohlenstoffsenken sein. Die Tagesschau berichtet über ein Projekt aus Brandenburg über die Wiedervernässungen ehemaliger Moore. Weiterlesen hier.

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Keine Windkraftanlagen im Wald, fordert eine Petition bei Regenwald.org. Konkret geht es um Anlagen im hessischen Reinhardswald, der auch als Grimms Märchenwald bekannt ist. Er ist eines der letzten großen zusammenhängenden Waldgebiete in Deutschland. Die Initiative gegen die Windkraft befürchtet eine Zerschneidung der Wälder und eine Verdichtung der Böden. Zur Petition geht es hier lang.

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Carla Reemtsma, neben Luisa Neubauer, einer der Gesichter der Fridays For Future (FFF) Bewegung wendet sich an ihre Unterstützer. Sie benutzt dabei die Infrastruktur von Campact, einem Verein, dem die Gemeinnützigkeit 2019 aberkannt wurde. Das bedeutet, dass Spenden nicht mehr von der Steuer abgesetzt werden können. Die Finanzverwaltung entzog dem Verein das Privileg, weil dieser nach Auffassung der Behörden alleinpolitisch agiere, aber eben nicht gemeinnützig. Der Spiegel seinerzeit:

“Im Fall Campact hieß es vom Finanzamt, die Organisation sei überwiegend allgemeinpolitisch tätig gewesen. Campact habe Kampagnen zu Themen durchgeführt, die keinem gemeinnützigen Zweck der Abgabenordnung zugeordnet werden könnten. Im Steuerbescheid für 2016 führt die Behörde aus, dass es sich auch nicht um politische Bildung handele: „Im Vordergrund stand nicht die Information über politische Prozesse, sondern vielmehr die Einflussnahme auf diese.“

(Abbildung: Screenshot des Newsletters von Carla Reeemtsma/Campact)

Die Wahl ist mal wieder eine Schicksalswahl und die Aktivistin setzt vor darauf, dass in den letzten 24 Stunden vor Wahl noch Unentschlossene überzeugt werden können. Sie spricht sich zwar für keine Partei explizit aus, es ist aber unschwer zu erkennen, wen sie meint.

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Die Deister- und Weserzeitung befragte ihre Leser zum Thema Kernenergie und Windkraft, mit einem überraschenden Ergebnis. Der Artikel hat eine Bezahlschranke.

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Pfiffig, wie die AG Windkraft in Österreich versucht, Landschaften, die mit vielen Windkraftanlagen bebaut sind, etwas Positives abzuringen.

“Windkraftanlagen sind imposant und eine Wanderung wert.”

Nach der Logik muss ja niemand mehr aus dem Norden nach Österreich reisen. Genügend Anlagen kann man im Norden mit viel weniger Anfahrtsweg finden für eine zünftige Wanderung. Zur Pressemeldung.

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“Vorsicht mit der Forderung nach Klimaneutralität” warnt in einer Pressemitteilung der Hochschule Pforzheim Professor Mario Schmidt.

„Klimaneutralität bedeutet, dass von menschlichen Aktivitäten keine Auswirkungen mehr auf das Klima ausgehen. So hat es der Weltklimarat definiert. In der öffentlichen Diskussion wird dagegen immer Treibhausgasneutralität gemeint, was etwas anderes ist.“

Dieser Link führt zur Meldung.

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Wer fliegt, der kann seine CO2 Bilanz durch Kompensation wieder etwas aufbessern. Gegen Zahlung wird dann in Projekte investiert. Klingt in der Theorie sehr gut, in der Praxis macht es nur kaum jemand, wie die Welt zu dem Thema berichtet darüber.

“Die Lufthansa-Gruppe, zu der auch der Ferienflieger Eurowings sowie Swiss oder Austrian Airlines gehören, sagte dieser Zeitung, dass „insgesamt weniger als ein Prozent aller Gäste“ die Plattform Compensaid nutzen. Im ersten Halbjahr beförderte die Gruppe insgesamt gut zehn Millionen Passagiere.”

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Die Waldbrände im Mittelmeerraum bringen erneuten Schwung in die Debatte. Der Feuerökologe Goldammer sagt im Deutschlandfunk nun, dass nicht nur der Klimawandel solche Brände begünstigt.

“Zum einen beobachten wir ja im Mittelmeerraum, auch in Südosteuropa, auf dem Balkan, in der Türkei die Landflucht, die dazu führt, dass viele ländliche Siedlungen, Dörfer verlassen werden, dass traditionelle Methoden des Landbaus aufgegeben werden, weil die jüngere Bevölkerung in die Städte migriert. Das bedeutet, die Dörfer überaltern und die Intensität der Kultivierung der Landschaften hat nachgelassen.

Dadurch spielt sich in vielen Regionen das ab, was wir ökologische Sukzession nennen, Busch- und Waldentwicklung dort, wo früher Ackerbau und Weidewirtschaft betrieben wurde, und das macht diese Landschaften ungeheuer empfänglich oder empfindlich für Feuer. Das sehen wir nicht nur in der Türkei; das sehen wir auch in Ländern wie auf dem Balkan, in Griechenland, in Spanien, Italien.”

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Erstaunlicherweise gelingt es dem grün-regierten Baden-Württemberg nicht, seine Windkraftziele zu erreichen. Die FAZ berichtete.

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Wer sich die täglichen Alarmmeldungen zu Herzen nimmt, der wird über diesen Tipp sicherlich dankbar sein: Die 5 sichersten Länder der Welt für der Fall einer Apokalypse, nach einem Bericht im Guardian. Bedenken sollte man allerdings, dass sich ja bekanntlich grundsätzlich jede Gegend der Welt schneller erwärmt als der Rest der Welt. Also auch die 5 Inseln, die in dem Artikel genannt werden. Insofern sollte man auch dort skeptisch sein.

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Bundesforschungsministerin Anja Karliczek möchte laut SZ den CO2 Preis bei Bedarf erhöhen. Sie spricht sogar vom Ende des innerdeutschen Flugverkehrs. Das würde etwa 2 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Es wäre 1/35 dessen, was der Weiterbetrieb der deutschen Kernkraftwerke bringen würde.

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Immer neue Rekordeinnahmen des Staates durch den Verkauf von CO2 Zertifikaten. Die Stuttgarter Zeitung berichten über die Einnahmen des Staates.

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CATL stellt erste Natrium-Ionen-Akkus für Autos vor. Das Projekt des chinesischen Akkuherstellers CATL klingt vielversprechend, kürzere Ladezeiten, kaum Einbußen bei Kälte und vor allen Dingen sind die Akkus preisgünstiger als Lithium-Eisenphosphat-Zellen (LFP). Weiterlesen bei Golem.de

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Der „stellvertretende Ressortleiter Wissenschaft“ des „Spiegel“ erteilt Ratschläge für Klima-Wahlkampfthemen. Er führt drei „aktuelle“ fachliche Themen an:

1. Tauende Permafrostböden setzten Methan frei, das Treibhausgas heizt das Klima weiter an. 

Die Story der „Methanbombe“ ist nicht neu. Lassen wir hierzu Gavin Schmidt zu Worte kommen, er schrieb das im Oktober 2020:

-Screenshot Twitter-

Er verweist auf paleoklimatische Daten des frühen Holozäns und der letzten Zwischeneiszeit, als durch andere Erdbahnparameter als heute die nördlichsten Breiten im Sommer deutlich wärmer waren und die „Methanbombe“ auch nicht explodierte. Es gibt keinerlei Evidenz dafür, dass heute der Methan-„big bang“ bevor steht. Schlechtes Thema!

2. Das tauende Grönland

Tatsächlich taut Grönland in diesem Jahr bislang deutlich weniger als im Mittel der Jahre 1980-2010: 

Quelle: Polarportal.dk

Es gab einige wenige Tage, an denen viel Eis verloren ging. Das war Wetter. Es kommt jedoch auf die gesamte Saison an. Schlechtes Thema!

3. Aktuelle Brände im Mittelmeerraum und Klima

Es ist schlimm, was da gerade passiert. Nur: Ist es ein Klimazeichen? Eine Arbeit im Fachblatt Science zum Thema wies nach, dass die von Waldbränden betroffenen Flächen weltweit abnehmen und nicht mehr werden, wie man es erwarten sollte, wenn der Langzeittrend zur Erwärmung auf die Waldbrände stimulierend wirkte. Schlechtes Thema! 

Stukenbergs Wahlkampf-Ratschläge an die Parteien entpuppen sich alle als Rohrkrepierer! Keiner hält einer auch nur oberflächlichen Prüfung stand. Tolle „Wissenschaft“ von ihm im Spiegel. Wie lange kann sich das einstmals renommierte Nachrichtenmagazin einen solchen Mann mit an der Spitze der Wissenschaftsredaktion noch leisten? Wie lange noch schützt ihn seine Vergangenheit bei Greenpeace ? Oder schließen sich die Sachverhalte aus? Wir werden sehen! 

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