Schellnhubers Märchenstunde in Nature

Fritz Vahrenholts monatliche Kolumne, 8.12.2019

Sehr geehrte Damen und Herren,

die globalenTemperaturen sind im November wieder leicht angestiegen. Sie belaufen sich auf 0,55 Grad Celsius gegenüber dem langjährigen Mittel (1981-2010). Das entspricht einer Temperatursteigerung von 0,13 Grad Celsius pro Jahrzehnt (0,11 Grad durch die Ozeane; 0,18 an Land). Die Sonnenaktivität des Oktobers ist auf eine Sonnenfleckenzahl von 0,4 zurückgegangen. Und es ist noch kein Ende des Minimums in Sicht. Damit sind wir bei der niedrigsten Aktivität seit dem Dalton-Minimum, das ist 200 Jahre her.

Schellnhubers Märchenstunde in Nature

Rechtzeitig, bevor sich 25 000 Delegierte (!) in Madrid zum 25. Klimagipfel  treffen, haben Schellnhuber und seine Helfer in Nature zugeschlagen : In einem Beitrag, der nichts in einem wissenschaftlichen Magazin zu suchen hat, verbreiten die Potsdam-Aktivisten Panik : “ Die Berücksichtigung von Kipppunkten“ zeigt ,“ dass wir uns in einem Klimanotstand befinden“. Dies verstärke den Ruf nach dringenden Klimamassnahmen – von Schulkindern bis zu Wissenschaftlern, heisst es darin wörtlich. Zwar hat bislang der Weltklimarat das Überschreiten von  Kipppunkten (wie dem Schmelzen des westantarktischen Eisschildes) erst jenseits einer Erwärmung von völlig irrealen 5 °C befürchtet.  Aber nun, so raunen Schellnhuber und Röckström ( der Greta -Berater und Nachfolger von Schellnhuber am Potsdam Institut), dass die schrecklichen Kippunkte, wie das Abschmelzen der Westantarktischen Halbinsel schon bei Überschreiten von 1,5  ° C eintreten können. Zwar erst in mehr 1000 Jahren, aber sei es drum: Wir rufen „den Erdnotstand“  aus  – „Act now“.

In Ihrem Nature -Pamphlet nehmen die Autoren Bezug auf eine Arbeit des Potsdam- Instituts aus dem Jahre 2015, wonach in 5 -10 000 Jahren der Meeresspiegel über 3 Meter steigen könnte. Die zwischenzeitlichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen, wie die von Edwards et. al. , die allenfalls 40 cm Meeresspiegelanstieg durch das Schmelzen der westantarktischen Halbinsel bis 2100 berechnen, werden nicht zitiert. Aber das Ziel wird erreicht, wenn die Süddeutsche Zeitung die Schlagzeile bastelt : „Klima vor dem Kippen : Klimaforscher warnen davor, dass die Eisschmelze an den Polen bald nicht mehr aufzuhalten sein könnte.“

Wenn also in den nächsten Tagen der UN-Generalsekretär, Politiker, Journalisten und Jugendliche den Erdnotstand ausrufen, dann wissen Sie: Schellnhuber, Röckström und andere haben es Ihnen eingeflüstert. „Unite behind the science“ ist richtig. Aber nicht: „behind science fiction“. Oder wie es Hans von Storch formuliert hat:

„Es gibt mit dem Klimawandel tatsächlich ein wichtiges Thema. Aber die Art, wie es behandelt wird, hat mehr mit Psychologie der Öffentlichkeit zu tun als mit der Wissenschaft, um die es vorgeblich geht“.

Herzlichst Ihr
Fritz Vahrenholt



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