Prof. Klaus Hasselmann ist nicht der perfekte Zeuge für eine ausschließlich vom Menschen verursachte Erderwärmung

Von Thomas Oelschläger:

Die aktuelle Debatte über die zu beobachtende Erderwärmung und die daraus zu ziehenden ökonomischen und technischen Konsequenzen, insbesondere die Nutzung fossiler Stoffe zur Energiegewinnung, wird von der Ansicht beherrscht, dass allein das aufgrund menschlicher Aktivitäten freigesetztes CO2 ursächlich für die Erwärmung und letztlich für zu erwartende Katastrophen verantwortlich ist. Aus diesem Glauben entwickelt sich die Konsequenz, durch einen massiven gesellschaftlichen, ökonomischen und technischen Umbau die Freisetzung von CO2 möglichst auf Null zu reduzieren. Als einer der Kronzeugen für diese Ansicht wird immer wieder Prof. Klaus Hasselmann genannt, der im Herbst 2021 den Nobelpreis für Physik für seine Arbeiten zum Nachweis eines menschlichen Fingerabdrucks für den durch die Verbrennung fossiler Stoffe verursachten anthropogen Klimawandel erhalten hat.

Grundlage für die Preisverleihung war ein von ihm in den 1970/80er-Jahren entwickeltes Modell, das Wetter und Klima miteinander verknüpft. Dabei entwickelte er Methoden zur Identifizierung spezifischer Fingerabdrücke, die von natürlichen Phänomenen einerseits und von menschliche Aktivitätenandererseits im Klima (?) hinterlassen werden. Dadurch soll der Nachweis erbracht worden sein, dass der Temperaturanstieg in der Atmosphäre allein auf den CO2-Ausstoß des Menschen zurückzuführen ist. Prof. Hasselmann wird im Ergebnis so interpretiert, dass ausschließlich der Mensch den Klimawandel verursacht habe und folglich natürliche Einflüsse keine wesentliche Rolle spielten.

Spätere Arbeiten von Prof. Hasselmann werfen aber die Frage auf, ob seine prämierten Arbeiten tatsächlich diese ihnen jetzt zugeschriebenen Aussagen enthielten oder ob er später von ihnen abgerückt ist. Zusammen mit anderen Wissenschaftlern hat er im Bulletin of the American Meteorological Society im Dezember 1999 die Arbeit „Detection and Attribution of Recent Climate Change: A Status Report“ veröffentlicht. In den Ergebnissen der Arbeit finden sich folgende Aussagen (Seite 2651):

“The recent changes in global climate inferred from near-surface atmospheric temperatures cannot be readily explained by natural climate variability.”

“Greenhouse warming alone is insufficient to explain the observed pattern of climate change.”

“The most probable cause of the observed warming is a combination of internally and externally forced natural variability and anthropogenic sources. But given the large model uncertainties and limited data, a reliable weighing of the different factors contributing to the observed climate change cannot currently be given.”

“In short, we cannot attribute, at this time, with a high level of statistical significance, the observed changes in global and large-scale regional climate to anthropogenic forcing alone. This result should not come as a great surprise.”

Im Ergebnis bedeutet das, dass auf der Grundlage unsicherer Klimamodelle keine singuläre Verursachung durch den Menschen nachweisbar ist, sondern dass sowohl natürliche als auch anthropogene Ursachen relevant sind, wobei der jeweilige Anteil nicht sicher bestimmbar ist.

Bei Sichtung des breiten Spektrums klimawissenschaftlicher Veröffentlichungen und nicht nur der beschränkten Spanne der mit dem IPCC inhaltlich übereinstimmenden Arbeiten wird ersichtlich, dass die vorstehenden Einschätzungen auch heute noch gültig sind. In den letzten zwanzig Jahren ist die von der Klimaschutzbewegung gewollte Beweisführung zur alleinigen menschlichen Verantwortung keinen Schritt weitergekommen.

Weitergekommen ist nur die mediale und politische Verbreitung der Behauptung der monokausalen Verursachung der Erderwärmung durch anthropogenes CO2. Dabei hat sich die politische und öffentliche Diskussion weitgehend von der naturwissenschaftlichen Grundfrage abgekoppelt und es ist eine Atmosphäre der Intoleranz gegenüber Positionen jenseits der vorherrschenden Meinung entstanden. Selbst das Vertreten einer Position wie der von Prof. Hasselmann et al in 1999 dürfte heute von Aktivisten, Medien und Teilen der Politik schärfstens kritisiert und als unzulässig verworfen werden.

Die zitierten Ergebnisse von Prof. Hasselmann werden von vielen seriösen Wissenschaftlern und Institutionen nach wie vor mit gründlich erarbeiteten Argumenten vertreten. In den letzten Jahren sind zahlreiche Arbeiten veröffentlicht worden, die u.a.

  • die Erhöhung des atmosphärischen CO2- Gehalts auf über 415 ppm ausschließlich durch anthropogenes CO2 kritisch hinterfragen und das vom IPCC zugrunde gelegte Modell des Kohlenstoffkreislaufs in Frage stellen
  • die Klimasensitivität des CO2 deutlich geringer bewerten als das IPCC,
  • der Rolle der Wolken eine entscheidende Bedeutung zumessen oder
  • den Einfluss der Ozeanzyklen AMO und PDO auf die Erwärmung der Atmosphäre beschreiben.

Es kann daher gar keine Rede davon sein, dass „die Wissenschaft klar sei“, zumal ja schon die die Grundlage dieses Mythos bildende Studie von Cook sich zur Erzielung des gewollten Ergebnisses offenkundig einer unlauteren statistischen Täuschung bedient hat. Man muss Prof. Hasselmann sicher den Verdienst zuschreiben eine Methodik entwickelt zu haben, die einen menschlichen Einfluss auf die Atmosphäre durch die Verbrennung fossiler Stoffe erkennen lässt.

Die Existenz dieses menschlichen Anteils bedeutet aber selbstverständlich nicht, dass die Beeinflussung der Klimaten der Erde durch die Jahrtausende wirkenden natürlichen Klimaantriebe mit dem Einsetzen der Verbrennung fossiler Stoffe aufgehört hat. In der Klimaforschung dürfte eigentlich nichts sicherer sein als die Existenz und das Wirken dieser natürlichen Klimaantriebe. Ehrliche Wissenschaftler sollten darauf hinweisen, dass die Anteile der natürlichen und der menschlichen Einflüsse kann nach wie vor nicht sicher quantifiziert werden können.

Spätestens 1999 ist Prof. Hasselmann davon ausgegangen, dass die Treibhausgase nicht die alleinige Ursache für die zu beobachtende Erderwärmung sind. Dessen ungeachtet wird die Verleihung des Nobelpreises an ihn von Klimaalarmisten als Bestätigung ihres Glaubens an die ausschließliche Ursächlichkeit von CO2 für die Erwärmung gefeiert. Spätere Aussagen werden ausgeblendet, weil sie nicht ins Bild passen! Als Kronzeuge für einen allein vom Menschen verursachten Klimawandel eignet er sich offenkundig nicht.

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