Konsumverzicht und Verbote

Der Focus portraitiert die zukünftige Staatsministerin im Außenministerium Morgan. Wissenschaft ist für sie immer nur dann relevant, wenn es ins eigene Narrativ passt.

“Schon seit Jahren plädierte sie für einen Konsumverzicht – auch über Verbote. Mit einer völlig neuen Form eines nachhaltigen Denkens und durch eine effiziente Sharing-Economy will sie dem kapitalistischen Konsumrausch Einhalt gebieten. Dabei hält sie den Standpunkt, das vor allem technologischer Fortschritt dem Klima helfen kann, für falsch. Mit „Fridays for Future“ Ikone Greta Thunberg zusammen betont sie jedenfalls auf Twitter, dass sich das Problem des Klimawandels nicht durch Technologie lösen lasse. Auch die Gentechnik sei nicht in der Lage das Armutsproblem und den weltweiten Hunger zu beseitigen. „Wenn ich mit Unternehmen aus diesem Feld diskutiere und sie frage, warum sie nicht auf das Verursacherprinzip setzen, dann komme ich nicht weiter. Deshalb habe ich wenig Vertrauen. Sie haben andere Ziele, es geht ihnen um die industrielle Landwirtschaft. Wenn man auf 20 Jahre Gentechnik zurückblickt, sieht es nicht nach einem großen Durchbruch aus.“

Anstatt auf Wissenschaft zu setzen, schlägt Morgan eine andere Lösung vor, eine radikalere: „Um die Klimakrise zu lösen, brauchen wir sofortige, drastische Maßnahmen zur Senkung der Emissionen und zum Schutz unseres Planeten und der Schwächsten.“ Heftig kritisiert Morgan Konzerne wie McDonald’s. Dort seien die Treibhausemissionen größer als die von mehreren europäischen Staaten zusammen. Für die Vegetariern, die auf eine Verbotskultur setzt, ist klar: Solange Fleisch und Milchprodukte immer noch die Hauptgerichte auf der McDonalds-Speisekarte sind, kann man diese neue Restaurantkette nur als McGreenwash bezeichnen.”

Wir dürfen gespannt sein, wie andere Länder das sehen, denn Annalena Baerbock ist für die Außenpolitik der Bundesrepublik zuständig, auch wenn sie das persönlich anders sehen mag. Passend dazu die Kolumne von Nikolaus Blome im Spiegel.

“Dass Greenpeace mit künftigen Anti-Regierungs-Aktionen immer auch gegen die Glaubwürdigkeit der eigenen Ex-Chefin antreten muss, verheißt zudem ein spannendes politisches Experiment.”

“Wohin die Reise geht, steht im Koalitionsvertrag der Regierung: »Wir modernisieren das Gemeinnützigkeitsrecht (…) und ergänzen gegebenenfalls hierzu auch die einzelnen Gemeinnützigkeitszwecke«. Im grünen Wahlprogramm zielte das auf eine drastische Ausweitung der steuergünstigen »Gemeinnützigkeit« ab. Eine lange Reihe von Zielen wie Frieden, Grund- und Menschenrechte oder Antidiskriminierung sollen »auch durch politische Aktivitäten wie Studien oder Demonstrationen verwirklicht« werden können. Ein Schelm, wer da an grüne Vorfeldorganisationen denkt, deren Kassen bald klingeln dürften.”
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Wir bleiben beim Spiegel. Dort scheint jetzt einigen Redakteuren doch noch ein Licht aufzugehen. Ob sie gerade ihre Heizkosten- oder Stromabrechnung bekommen haben? Wie auch immer, in einem Artikel (Bezahlschranke) wird das Strommarktdesign kritisiert. Anbieter von Erneuerbaren Energien verdienen sich aktuell nicht nur dumm sondern dumm und dämlich. Nach unten hin sind deren Preise abgesichert, nach oben hin ist alles offen. Der Kunde ist dem komplett ausgeliefert.

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Widerstand gegen den Bau von Windkraftanlagen ist kein rein deutsches Thema. Griechenland plant auf einigen Inseln Windkraftanlagen zu bauen. Nicht allen gefällt das wie cna berichtet.

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“Wir haben zu viel entwässert.”

Das sagt der Moorfachmann Hans Joosten und verweist in einem Interview in der taz auf die CO2 Speicherfähigkeit von Moorböden.

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Während bei uns der Januar 2022 zu warm war, ergibt sich laut NOAA in den USA ein komplett anderes Bild. Es war der trockenste und kälteste Januar seit 8 Jahren.

(Abbildung: Screenshot Climatlas.com)

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Bis Ende 2022 will Ghana den Standort seines ersten Kernkraftwerks bestimmt haben. Das berichtet Ghana News.

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“Nie stand mehr auf dem Spiel”

Die Tagesschau berichtet über die Tagung des Weltklimarats.

“Der Vorsitzende des Weltklimarats IPCC, Hoesung Lee, hat zum Beginn der Beratungen die Dringlichkeit des neuen Sachstandsberichts zu den Folgen der Erderwärmung unterstrichen. Der vom IPCC in der Plenarsitzung zu erörternde Report werde dringlich erwartet, „weil noch nie mehr auf dem Spiel stand“ als jetzt, sagte Lee in einer Videokonferenz.

Die Auswirkungen des Klimawandels seien weit größer „als unsere Bemühungen, uns ihm anzupassen“, warnte die Chefin des UN-Umweltprogramms (Unep), Inger Andersen. Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) betonte zum Auftakt der Beratungen die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit beim Klimaschutz. „Nur global können wir den Klimawandel bekämpfen“, sagte sie.”

Etwas anders klingt es zum gleichen Ereignis bei der FAZ:

„Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu viele Ängste auslösen“
“Der Generalsekretär der Weltwetterorganisation (WMO) fürchtet die Folgen „apokalyptischer Ängste“ für die psychische Gesundheit junger Leute. „Wir müssen vorsichtig sein, wie wir über die Ergebnisse der Wissenschaft berichten, über Kipppunkte, und ob wir über einen Kollaps der Biosphäre oder das Verschwinden der Menschheit sprechen“, sagte Petteri Taalas am Montag zum Auftakt der Abschlussberatungen über den nächsten Bericht des Weltklimarats (IPCC), der am 28. Februar veröffentlicht wird. Der Bericht soll sich auch mit den Auswirkungen der Klimakrise auf die Psyche befassen.

„Wir müssen aufpassen, dass wir unter den jungen Menschen nicht zu viele Ängste auslösen“, sagte Taalas. Die Beratungen über den Bericht finden online statt, Gastgeber ist die Bundesregierung. Taalas selbst ist nicht an dem Bericht beteiligt. Die WMO hatte den Weltklimarat 1988 aber zusammen mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) gegründet. Das IPCC-Sekretariat befindet sich bei der WMO in Genf.”

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Der Ölpreis befindet sich auf einem hohen Niveau wie das Handelsblatt berichtet.

“Bereits im Januar war der Preis für Brent-Öl in der Spitze um 17 Prozent gestiegen, nach einem Plus von über 50 Prozent im vergangenen Jahr. Das erweiterte Ölkartell „Opec plus“ hält das Angebot jedoch künstlich knapp und bleibt bei seiner Tagesfördermenge von 400.000 Barrel, während die weltweite Ölnachfrage auf hohem Niveau verharrt – die Lagerbestände sinken also deutlich.”

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TechExplore am 11.1.2022:

It’s not necessary to trash the environment to extract metals needed for renewable energy

The use of renewable energy systems, such as solar panels, wind turbines, electric cars and hydrogen fuel cells, will minimize greenhouse gas emissions and reduce global warming. But use of these systems has to increase—and they require a lot of metal.

The World Bank estimates that about three billion metric tons of metals like graphite, lithium and cobalt will be needed by 2050 to supply enough systems to keep the global temperature rise below 2 degrees C, a goal of the 2016 Paris Climate agreement. In comparison, only about one billion metric tons of metals would be needed by 2050 to satisfy current usage of renewable energy systems.

Since Canada has abundant resources of most of the metals needed, can it become a global leader in the supply of materials needed for renewable energy systems?

It could, but the increase in the physical, energy and water footprints associated with extraction of these metals to meet the metal demand could negate any gains made by the use of renewable energy systems.

Sustainability vs. fossil fuel alternatives

Some say it’s not possible to reconcile these two goals and we must make difficult choices and unfair decisions. The alternative is to find ways to adapt to global warming.

But this ignores a few things, such as the technology developments that could reduce the carbon footprint of extraction, the potential of a reorganization of the metal supply chain and the possibility of a closer relationship between society and the metals it uses.

Weiterlesen bei TechExplore

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Max-Planck-Institut für Chemie am 11.1.2022 (via idw):

Mehr Wolken durch Waldbrände in Südostasien

Wechselwirkungen zwischen Aerosolen, Grenzschichtentwicklung und Monsunzirkulation verstärken die Bildung von niedrigen Wolkendecken in Südostasien.

Wolken spielen eine Schlüsselrolle in der Energiebilanz der Erde. Tiefe Wolken wie Stratocumulus, Cumulus und Stratus bedecken etwa 30 Prozent der Erde und haben einen Netto-Kühlungseffekt auf unser Klima. Was einerseits der globalen Erwärmung entgegenwirkt, kann andererseits wirtschaftliche Folgen haben: Eine lang anhaltend dichte und niedrige Wolkendecke über Land kann die landwirtschaftliche Produktion und die Erzeugung von Solarstrom mindern. Versteht man die Faktoren besser, die zur Bildung von niedrigen Wolkendecken führen, hilft dies nicht nur bei der regionalen Wettervorhersage und der globalen Klimavorhersage, sondern auch bei der Abschätzung von sozioökonomischen Folgen.

Ein internationales Team unter der Leitung von Yafang Cheng vom Max-Planck-Institut für Chemie (MPIC) und Aijun Ding von der Universität Nanjing sind jetzt der Frage nachgegangen, welche Rolle die Biomasseverbrennung bei der Bildung von niedrigen Wolken spielt. Dazu nutzten sie umfangreiche Wetter-, Satelliten- und Emissionsdaten und kombinierten sie mit Modellsimulationen. Denn beim Abbrennen von Biomasse gelangen weltweit riesige Mengen an Aerosolpartikeln in die Atmosphäre. Diese Aerosole wechselwirken mit Wolken und verstärken die Bildung tiefer Wolkendecken.

„Wir haben festgestellt, dass Aerosole aus der Verbrennung von Biomasse einen besonders starken Einfluss auf die Wolkenbildung in Südostasien haben“, sagt der Erstautor der jetzt erschienenen Studie Ke Ding. In dieser Region leben etwa 270 Millionen Menschen auf etwa 500.000 Quadratkilometern. „Die Zunahme der Bewölkung über dem Land in Südostasien ist mit der im Südostatlantik vergleichbar, die durch Brände im südlichen Afrika verursacht wird. Und dass, obwohl die Emissionen aus der Biomasseverbrennung in Südostasien deutlich geringer sind.“ Laut Ding, der als Austausch-Doktorand des Chinese Scholarship Council (CSC) bis vor kurzem in Chengs Gruppe forschte und jetzt Assistenzprofessor an der Universität Nanjing ist, betragen sie nur etwa ein Fünftel der Emissionen des südlichen Afrikas.

Bei hohen Aerosolbelastungen nehmen Absorptions- und Streuungseffekte weiter zu

„Der Hauptgrund für den größeren Einfluss der Aerosole und die stärkere Wolkenbildung ist ein Synergieeffekt,“ erklärt Yafang Cheng, Leiterin einer Minerva-Forschungsgruppe am MPIC. „Er entsteht durch die großräumigen Luftzirkulationen während des Monsuns und die Interaktionen in der Aerosol-Wolken-Grenzschicht in Südostasien.“

Aerosole können die Wolkenbildung direkt beeinflussen, indem sie als Wolkenkondensationskeime dienen (Aerosol-Cloud-Interaction, ACI), oder indirekt, indem sie Sonnenstrahlen absorbieren bzw. streuen (Aerosol-Strahlungs-Interaktion, ARI). Die Wirkung von Aerosolen als Wolkenkondensationskeime (ACI-Effekt) wurde bereits in vielen Studien beschrieben. Laut Chengs Team spielen jedoch Absorption und Streuung, insbesondere durch absorbierende Rußpartikel, eine dominante Rolle. Sie verstärken die Bildung von tiefen Wolkendecken in Südostasien. Dies unterstützt auch die Hypothese der Forschenden, dass es bei hohen Aerosolbelastungen zur Sättigung von Wolkenkondensationskeimen kommt, die Absorptions- und Streuungswirkung durch die Aerosole jedoch weiter zunehmen. Somit spielt dieser Effekt in Zeiten und in Regionen mit starker Luftverschmutzung eine wichtigere Rolle. Er tritt vor allem im Frühjahr auf und beeinflusst so das regionale Klima und das Wetter. Wegen der großen Bedeutung der Bewölkung auf die landwirtschaftliche Produktion und die Solarenergieerzeugung ist der jetzt beschriebene Mechanismus wichtig für die regionale Nachhaltigkeit und muss in zukünftige Prognose- und Bewertungsmodelle aufgenommen werden.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erwarten, dass der Klimawandel die Häufigkeit und Ausbreitung von Waldbränden erhöhen wird. Umso wichtiger seien daher umfangreiche und langfristige Referenzmessungen. Sie würden helfen, Klimaauswirkungen von Waldbränden besser abzuschätzen und den zukünftigen Klimawandel besser zu verstehen. Solche Messungen werden beispielsweise im Rahmen des laufenden Projekts CARIBIC-SP2 durchgeführt.

Paper: Ding, K., Huang X, Ding, A., Wang, M., Su, H., Kerminen, V.-M., Petäjä, T., Tan, Z., Wang, Z., Zhou, D. Sun, J., Liao, H., Wang, H., Carslaw, K., Wood, R., Zuidema, P., Rosenfeld, D., Kulmala, M., Fu, C., Pöschl. U., Cheng, Y., Andreae, M.O.: Aerosol-boundary-layer-monsoon interactions amplify semi-direct effect of biomass smoke on low cloud formation in Southeast Asia. Nature Communications 12: 6416 (2021).
https://doi.org/10.1038/s41467-021-26728-4.

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Das Cato Magazin brachte in seinem Heft 2/2022 einen ausgezeichneten Artikel zur kontroversen Klimadebatte. Mit dabei sind u.a. Hans-Joachim Schellnhuber, Hans von Storch, Fritz Vahrenholt, Sebastian Lüning und die Unerwünschten Wahrheiten:

Inhaltsverzeichnis (pdf) hier. Hier können Sie das Heft bestellen.

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