Klimaforschung muss endlich seriöser mit Interessenskonflikten umgehen

Peter Heller am 22. März 2019 auf Achgut:

Klimaschutz ist das erfolgloseste Konzept der Gegenwart

Seit drei Jahrzehnten steht der Klimaschutz ganz oben auf der politischen Agenda. Fünf umfangreiche Sachstandsberichte und viele weitere kleinere Studien hat der eng mit der UN-Bürokratie verflochtene „Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen“ IPCC in dieser Zeit erarbeitet. Auf zahllosen Konferenzen und Kongressen tobte sich die globale Klimadiplomatie aus. Mit der Klimarahmenkonvention, der Agenda 21, dem Kyoto-Protokoll und dem Pariser Abkommen wurden internationale Verträge geschlossen, in denen sich nahezu alle Staaten der Welt zu substantiellen Verringerungen ihres Treibhausgasausstoßes verpflichteten. 

Parallel bildete sich ein mächtiges Netzwerk aus Politikern, Wissenschafts- und Umweltaktivisten, Medien und Lobbyisten bestimmter Wirtschaftsbranchen, das die Meinungsführerschaft im Diskurs erlangte. Erfolgreich hämmerte man der Bevölkerung Emissionsminderungen als unabdingbar zur Vermeidung einer weltweiten Katastrophe ein. Skeptiker sehen sich an den Rand gedrängt, gar als „Leugner“ verunglimpft und neuerdings des Rechtsextremismus verdächtig. Was ermöglicht, ihre Argumente ungeachtet des Inhalts grundsätzlich zu ächten. Entsprechend wenig Gehör finden konträre Ansichten in der Öffentlichkeit, entsprechend gering ist ihr Widerhall in einer in großen Teilen trägen und uninteressierten Gesellschaft, die den Klimaschutz mehrheitlich vor allem deswegen gutheißt, weil nahezu alle Multiplikatoren ihr das einreden.

Hierzulande beispielsweise wehren sich die Wähler schon längst nicht mehr gegen ein Parlament, in dem eine übergroße Koalition aus Union, SPD, Grünen, Linken und FDP den erarbeiteten Wohlstand in planwirtschaftlichen Energie-, Verkehrs- und Agrarwenden versenkt. Man streitet dort mittlerweile nicht mehr darüber, ob man den Deutschen das Fliegen oder das Autofahren verbieten soll, sondern nur noch, wie es am effektivsten gelingt. Man fragt nicht mehr, ob eine Deindustrialisierung klug ist, sondern nur noch, ob diese mit einer Kohlendioxid-Steuer, mit einem Regime stetig verschärfter Grenzwerte oder besser mit einer forcierten Verteuerung und Begrenzung von Emissionsrechten beschleunigt werden kann. Man diskutiert nicht mehr, ob die Bürger Verzicht üben und Freiheitseinschränkungen hinnehmen müssen, sondern nur noch das Ausmaß und die Reihenfolge der dazu dienenden Regulierungen. Und Deutschland ist in dieser Hinsicht kein Einzelfall.

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Roger Pielke Jr. tritt für faire Regeln in der Klimadebatte ein, wie Western Wire am 6. Dezember 2018 berichtete. Finanzielle Verbandelungen mit der Industrie der Erneuerbaren Energien oder Aktivistengruppierungen sollten genauso offengelegt werden, wie Verbindungen in die konventionelle Energiebranche. Hier ein Auszug aus dem sehr lesenwerten Artikel:

University of Colorado Researcher Raises Questions Surrounding Conflicts of Interest in Climate Research

Lax standards of conflict of interest disclosures among climate scientists create “unnecessary vulnerabilities” and should be avoided, according to University of Colorado, Boulder professor and political scientist Roger Pielke, Jr. “You certainly don’t want advisors—scientific advisors—to have the perception, at a minimum that they’re receiving funding from those that they’re providing advice to,” Pielke told Western Wire.

[…]

Pielke pointed to Prof. Katharine Hayhoe, one of the lead authors of the just-released Fourth National Climate Assessment, who published an opinion piece in the Washington Post outlining the five myths about climate change she hears most frequently.  In her first point, Hayhoe took issue with comments that climate scientists are “driven by the money they receive” by former Senator Rick Santorum (R-Pa.) on CNN’s State of the Union. Hayhoe said she would work in a different industry if money were a primary concern but stated that she does for-profit “climate-focused consulting” while she is not teaching. She is the Founder and CEO of ATMOS Research & Consulting, whose listed clients include the Union of Concerned Scientists, Environmental Protection Agency, U.S. Fish & Wildlife Service, and Federal Highway Administration. Hayhoe did not immediately return a Western Wire email seeking comment.

[…]

The Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) did not have a policy in place until 2011, after concerns were raised about undisclosed business ties of former IPCC Chairman Rajendra K. Pachauri.  News reports at the time documented a variety of board posts and advising positions held by Pachauri in the banking, energy and sustainable investing sectors while he was acting chairman and oversaw the release of IPCC’s 2007 report.  Pachauri maintains that he did not reap direct financial benefit from these services, as payments went to the Energy and Resources Institute, a research organization he founded.

[…]

Pielke also says that there is an underlying sentiment that one side of the debate is inherently “good” while those questioning aspects of research and pushing for more stringent disclosure standards are “bad.” “There are good conflicts and bad conflicts so if you’re getting money from oil and gas you’re obviously conflicted. If you’re getting money from wind and solar you’re not. But that’s not how it works,” Pielke said.

Ganzen Artikel in Western Wire lesen.

Die Nature Fachpublikationsgruppe hat nun zum Glück die Daumenschrauben etwas fester angezogen. Autoren von Fachartikeln müssen seit Februar 2018 noch genauer ihre persönlichen Verflechungen angeben:

Nature journals tighten rules on non-financial conflicts

Authors will be asked to declare any interests that might cloud objectivity.

What makes a conflict of interest in science? Definitions differ, but broadly agree on one thing: an influence that can cloud a researcher’s objectivity. For some people, that influence can be money. But there are other influences that can interfere, such as institutional loyalty, personal beliefs and ambition.

Nature and the other Nature Research journals (including the Nature research and reviews journals, Nature Communications, Scientific Reports, Scientific Data, the Nature Partner Journals and the Communications journals) are taking into account some of these non-financial sources of possible tension and conflict. From February, authors of research articles, reviews, commentaries and research analyses will be asked (and expected) to disclose them (see go.nature.com/2ddg12z).

Weiterlesen auf nature.com.

Wenn gewisse deutsche Forscher also bei Veranstaltungen der Grünen auftreten, muss dies möglicherweise demnächst in einer Erklärung zu Fachartikeln eingeräumt werden. Nur so wird klar, welche versteckte Ziele ein Forscher möglicherweise verfolgt. In Berlin gibt es beispielsweise ein Institut, das sich Climate Analytics nennt. Hier wurden wichtige Papers zur Rechtfertigung des 1,5-Gradziels verfasst. Was ist das für eine Gruppe? Wenn man die Liste der Mitarbeiter durchgeht, findet man etliche personelle Greenpeace-Verflechtungen. Und siehe da, bei den Sponsoren ist sogar  Greenpeace explizit genannt. Amerikanisches Aktivistengeld scheint über die European Climate Foundation hereinzufließen.

Machen wir die Probe. Am 6. Juni 2018 erschien in Nature dieses Paper:

The many possible climates from the Paris Agreement’s aim of 1.5 °C warming

Am Paper als Coautoren beteiligt waren auch Friedrich Schleussner (Climate Analytics, kofinanziert von der European Climate Foundation und Greenpeace) und Ove Hoegh-Guldberg (vormals bei WWF und Greenpeace beschäftigt). Trotz notwendiger Lobbyismus-Offenlegung geben die Autoren vor, unabhängig  von Lobbyorganisationen zu sein. Im Abschnitt „Competing interests“ erklären die Autoren:

„The authors declare no competing interests.“

Aktivisten-Wissenschaftler fliegen weiterhin unterhalb des Lobby-Radars und niemand stoppt sie. Die KalteSonne-Redaktion hat bereits zweimal den Editor von Nature daraufhin angeschrieben – ohne jemals eine Antwort erhalten zu haben.

 

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