Judith Curry :Wie wird sich das Klima bis 2050 entwickeln?

Fritz Vahrenholts monatliche Kolumne, 8.3.2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die globale Mitteltemperatur lag im Februar 2020 deutlich höher als im Januar mit 0,76 °C oberhalb des Mittelwerts von 1981 bis 2010.  Die Erwärmung fand überwiegend auf der Nordhemisphäre statt, und zwar insbesondere in Europa und Russland. Demgegenüber konzentrierte sich die Kälte auf die Arktis. Die bislang vorliegenden Märztemperaturen zeigen sowohl in der Nord- als auch in der Südhemisphäre einen Rückgang. Die durchschnittliche Temperaturerhöhung auf dem Globus von 1981 bis Februar 2020, bleibt nach wie vor bei  0,13 °C pro Jahrzehnt. Die Sonnenaktivität des Februars lag mit einer Sonnenfleckenzahl von 0,4 sehr niedrig.

Wie wird sich das Klima von 2020 bis 2050 entwickeln ?

Obwohl sich die Diskussion über die Klimaprognosen des IPCC im wesentlichen über die Temperaturentwicklung bis 2100 erstreckt, ist die Beschäftigung der Entwicklung der nächsten 30 Jahre von viel größerer Bedeutung. In dieser Zeit werden die politischen Ziele der CO2 Minderung gesetzt. Die Strukturentscheidungen und finanziellen Rahmenbedingungen darüber , wie wir uns mit Energie versorgen wollen, fallen in diesem Zeitraum. Überraschungen hinsichtlich der Temperaturentwicklung werden die politischen Entscheidungen stark beeinflussen. Judith Curry , ehemals Professorin für Geo- und Atmosphärenwissenschaften am Georgia Institute of Technology, hat sich mit der vor uns liegenden Temperaturentwicklung  von 2020 bis 2050 beschäftigt.

Sie legte für ihre Betrachtung das IPCC-Szenario RCP 4.5 zugrunde, das einem Entwicklungspfad entspricht, der die Erfüllung des Pariser Abkommens zur Grundlage hat. Danach steigen die CO2-Emissionen bis 2050  immer weniger an, um nach 2050 bis 2100 auf die Hälfte der heutigen Emsisonen abzufallen. Die Temperaturantwort berechnet Curry dem 5. Sachstandsbericht des IPCC zufolge mit einer Bandbreite von 0,52 bis 0,7 Grad bis 2050. Da dieser Wert durch wenig überzeugende Modelle berechnet wurde, stellt Curry diesem IPCC- Wert den von ihr und Lewis ermittelten Wert einer Temperatursteigerung von 0,35 °C gegenüber.

Nun muss man feststellen, dass dies die zu erwartenden Werte sind, wenn der Sonneneinfluss nahezu Null ist, keine Vulkane stattfinden und die AMO ebenfalls einen Einfluss von Null hat. Tatsächlich berechnet das IPCC den Sonneneinfluss bis 2100  auf der Basis des 23. Solarzyklus, der immerhin der drittstärkste Solarzyklus seit 1850  war. Der jetzige 24. Zyklus ist der schwächste seit 1850. Und wir können davon ausgehen, dass der 25. ebenso schwach sein wird. Das IPCC tut in seinen Modellberechnungen so, als ob die Solarzyklen so stark bleiben werden  wie der 23. Selbst Rahmstorf und Feulner hatten in einer Publikation aus dem Jahre 2010 einen Effekt von -0,1 bis -0,26 °C im Falle einer solaren Abschwächung eingeräumt. Dabei sind nicht einmal stärkere Effekte aus der Veränderung des Magnetfeldes und einer Wolkenveränderung (Svensmark-Effekt) berücksichtigt. So nimmt also Curry konservativ für die solaren Effekte -0,1 bis – 0,26°C an.

Hinsichtlich der vulkanischen Eruptionen und der damit verbundenen Abkühlung sehen die Modelle ebenso keinen Effekt im Verlaufe des 21. Jahrhunderts vor. Aber es gibt eine statistische Erwartung von Vulkaneruptionen bis 2050, indem man einfach die Statistik des letzten Jahrhunderts zugrundelegt. Curry nimmt daher einen Effekt von -0,12°C Temperaturrückgang für diesen Effekt an. Den größten Effekt hat die Nichtberücksichtigung der atlantischen multidekadischen Oszillation, die wir hier schon seit Jahren beschreiben.

Der AMO-Index zeigt, dass der Absturz der atlantischen Temperaturen mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren zu erwarten ist. Seit dem letzten Phasenwechsel von 1995 sind 25 Jahre vergangen. Curry berücksichtigt daher in ihrem semi-empirischen Ansatz eine Abkühlung von -0,2 bis -0,3 °C bis 2050. Natürlich wird in der 2. Hälfte dieses Jahrhunderts die AMO wieder in die positive Phase zurückschwingen, aber bis 2050 muss dieser Effekt als Abkühlung berücksichtigt werden. Curry kommt insgesamt zu folgendem Ergebnis:

Wenn alle Abkühlungseffekte nicht eintreten und die stärkste CO2 -Wirkung zugrundegelegt wird, erwärmt sich der Globus um 0,7 °C bis 2050. Im mittleren moderaten Fall, kommt es zu kaum einer Erwärmung. Sollten die von Curry und Lewis ermittelte CO2-Wirkung von 0,35 °C mit allen kühlenden Effekten zusammenkommen, kommt Curry zu einer Abkühlung von -0,5 °C.

Was das Ausbleiben einer Erwärmung – um beim mittleren Fall zu bleiben – für politische Konsequenzen hat, kann man sich leicht ausmalen. Diese Unwägbarkeiten ist den meisten Klimaforschern bewusst. Aber keiner von Ihnen wagt es ihren Zauberlehrlingen von Fridays for future zu widersprechen und sie daraufhinzuweisen : es könnte auch sein, dass in den nächsten 30 Jahren gar nichts passiert. Schliesslich leben die Alarmisten in Verbänden und Politik davon, dass schon in den nächsten 12 Jahren das Ende der Menschheit droht, wenn nicht sofort gehandelt wird. Das könnte spannend werden, wenn trotz steigender CO2 Emissionen – und dafür sorgen schon allein Indien und China – die Erwärmung bis 2050 ausbleibt.

Herzlichst Ihr

Fritz Vahrenholt



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