Immer wenn ich auf grüne Energie traf, war es keine grüne Energie

Der amerikanische Dokumentarfilmer Michael Moore präsentiert auf YouTube einen Film, der sich kritisch mit Erneuerbaren Energien in den USA auseinandersetzt. Moore kann man sicherlich nicht vorwerfen, dass er den alten Strukturen nachhängt, umso erstaunlicher die schonungslose Darstellung, wie die Situation in den USA Sachen Erneuerbare Energien aussieht. Der Oscarpreisträger präsentiert die Regiearbeit von Jeff Gibbs „Planet Of The Humans“.

Wer den Film mit deutschen Untertiteln sehen will, die bei YouTube zwar nicht immer perfekt sind, aber doch etwas helfen, wenn die Protagonisten undeutlich sprechen, der kann das wie folgt einstellen:

Ähnlich schonungslos wie in anderen Moore Filmen wird hier aufgeklärt, auch überspitzt, aber in erster Linie sprechen Befürworter und Kritiker der Erneuerbaren Energien. Gerade die Befürworter widersprachen sich dabei, manchmal wohl eher ungewollt, weil ihnen die Intention des Dokumentarfilms nicht klar war. Es wird dabei aber niemand in einen Hinterhalt gelockt, die Fragen sind stets fair gestellt. Auffällig ist die Sprachlosigkeit einiger, wenn es um unangenehme Themen oder die Finanzierung bestimmter Bewegungen geht.

Es geht in dem Film um den Ausverkauf von grünen Ideen, und das passiert in den USA auf verschiedene Arten und Weisen. Um es klar zu sagen, der Film kritisiert jegliche Art von Umweltverschmutzung, und er kramt am Anfang einen Film aus dem Jahr 1958 heraus, in dem von einer Klimaerwärmung durch CO2 gewarnt wird: „The Unchained Goddess“ (Die entfesselten Gottheiten).

Regisseur Gibbs stellt zu Beginn auch seine Haltung sehr klar. Er ist das, was man in Deutschland wahrscheinlich einen Öko nennen würde, mit selbstgebautem Holzhaus in der Wildnis, Solarpanel auf dem Dach und selbstgefälltem Holz als Brennstoff im Ofen. Auch seine ersten Dokumentationen beschäftigen sich mit der geschundenen Natur.

Sein Erweckungserlebnis hatte Gibbs auf einem Solarfestival in Vermont. Auf einer Art Hippiefestival wurde alles mit Solarpanels betrieben, dachte er zumindest. Als ein Regen aufzog und Gibbs plötzlich Nervosität bei den Veranstaltern feststellte, fragte er nach. Er fand heraus, dass es Dieselgeneratoren gab, die den nötigen Strom lieferten und die Panels auf dem Festival eher Deko-Charakter hatten.

Der Film beschreibt danach den Aufstieg der Grünen Energie mit dem Amtsantritt von Barack Obama. Investoren wie Richard Branson oder Vinod Koshla stiegen mit Milliarden in diesen Markt ein, genauso wie Investment Banken. Immer wieder gibt es Momente, die an den Dieselgenerator-Moment von Gibbs erinnern. Das passiert zum Beispiel als GM sein Elektrofahrzeug Volt vorstellt, aber auf Nachfrage klar wird, dass die Stromtankstelle zu 95% mit Kohlestrom betrieben wird.

Gibbs lässt Ingenieure zu Wort kommen, die genau das beschreiben, was für Europa zählt, Erneuerbare Energien brauchen in Ermangelung von Speichern Backups. In den USA wird dafür oft Erdgas benutzt, wenn es um neue Kraftwerke geht. Und immer wieder gibt es erstaunliche Entdeckungen wie die im Ivanpah Solar Park in der Mojave Wüste in Kalifornien, wo mittels Erdgas (!) jeden Morgen erst einmal stundenlang vorgeheizt werden muss, damit die Anlage überhaupt anlaufen kann. Sehr schön sind auch Ankündigungen wie die von Elon Musk, dass sich eine Batteriefabrik autark mit Strom und Wärme versorgen wird.

Wozu die beschriebene Fabrik dann allerdings ein eigenes Umspannwerk braucht, bleibt sein Rätsel. Dieses Phänomen betrifft auch andere Unternehmen wie Apple oder Google, die allesamt an das Stromnetz angeschlossen sind, welches eben auch Strom aus fossilen Brennstoffen anbietet. Der Schein zählt.

Die Dokumentation blickt auch etwas hinter die Kulissen und betrachtet die Geschäfte der schwerreichen Koch-Brüder. Jeder, der sich in den USA z. B. gegen Solaranlagen wie die von Ivanpah wendet, wird gern beschuldigt, ein Lobbyist der Koch-Brüder zu sein, dabei sind sie es, die an den Grünen Technologien prächtig verdienen. Gibbs zeigt einige der Koch-Unternehmen, die gut im Geschäft sind.

In Dagett, Kalifornien, entstand einst der erste Solarpark in den USA. Ein Besuch in dem Ort schockiert Gibbs mehrfach. Der Ort ist heruntergekommen, und dort wo mal Solarmodule standen, weht heute Sand, weil der Boden ohne Pflanzen ist, die den Sand festhalten könnten. Der Boden ist tot.

Der steigende Ressourcenverbrauch und auch das Thema der Überbevölkerung der Erde sind weitere Themen in dem Film, genau wie Biomasse, was in den USA aber das Verbrennen von Holz in Kraftwerken meint. Umweltgruppen loben das sogar, weil sie es klimaneutral nennen, was aber keineswegs so ist. Es ist schädlich, weil CO2 entsteht und CO2-Speicher verloren gehen. In einem Beispiel wird gezeigt, dass solche Anlagen zerkleinerte Autoreifen oder mit Gift getränkte Eisenbahnschwellen verbrennen, um die Temperatur zu erreichen, mit denen dann auch nasses Holz brennt. Die USA bezuschussen solche Anlagen sogar.

Der Film stellt dann 350.org vor, vergleichbar mit Fridays For Future (FFF) in Europa. Studenten in Michigan, die sich bei 350.org engagieren, erreichten, dass die Universität nicht mehr mit Kohle beheizt wird. Nun wird Biomasse genutzt, was bedeutet, es wird Holz verbrannt.

Es folgen noch spannende Zusammenhänge über verschiedene US-Bewegungen wie den Sierra Club. Gibbs findet noch eine interessantes Dokument aus dem Jahre 2004, also 2 Jahre vor dem Gore Film „Eine unbequeme Wahrheit“  als Gore mit seinem Partner Blood (man beachte das Wortspiel Blood and Gore) das Unternehmen Generation Investment Management gründete. Ziel war die Förderung von Biokraftstoffen und Biomasse, was wie gesagt, in den USA das Verbrennen von Bäumen bedeutet. Und wer 2004 schon in Wälder investierte, dürfte von den unzähligen Holzkraftwerken profitieren, die mittlerweile in den USA gebaut wurden. Gore und sein Unternehmen gehören dazu. Gibbs stellt hier die Frage: War das ein Film über den Klimawandel oder über etwas ganz anderes? Die Umweltbewegung wurde von Kapitalisten übernommen, resümiert Gibbs.

Am Ende schließt sich etwas der Kreis, als Gibbs bei einem Earth Day Festival die gleiche Entdeckung macht wie einst in Vermont beim Solar Festival. Der Gründer von Earth Day Denis Hayes erklärt einer begeisterten Masse, dass das Festival komplett mit Solarstrom betrieben wird. Dafür hat man einige Panele aufgebaut. Ein Techniker hinter der Bühne klärt allerdings auf. Die Leistung würde nur für einen Toaster ausreichen, den Strom liefern Dieselgeneratoren. Der Mensch will belogen werden.

Es lohnt sich auch den Abspann anzusehen. Der hat noch eine weitere Information über einen neuen Nachhaltigkeitsfond von Gore und Blood, auf den Cayman Islands. Nachhaltigkeit bei Blood and Gore meint offenbar keine Steuern.

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