Globale Energiewende stagniert

Das berichten verschiedene Medien. Sie berufen sich dabei auf einen Report des Thinktanks REN21. Vereinfacht gesagt steigt der weltweite Energiebedarf schneller als der Ausbau der Erneuerbaren Energien oder zu mindestens so schnell, dass die Zuwächse sich in der Gesamtbilanz nur marginal wiederfinden. Da ist z. B. die taz:

“Läppische zwei Prozentpunkte Zuwachs in einem ganzen Jahrzehnt: Der globale Energiebedarf wurde 2020 immer noch nur zu 12,6 Prozent von erneuerbaren Energien gedeckt. Im Jahr 2009 waren es 10,6 Prozent gewesen. Das bilanziert der Thinktank REN21 in einem Bericht, den die En­er­gie­ex­per­t:in­nen am Mittwoch vorstellten.

Demnach geht es zwar beim Ausbau von Kraftwerken voran, die erneuerbaren Strom produzieren, also von Solaranlagen, Windrädern, Wasserkraftwerken – aber die fossilen Kapazitäten werden nicht zurückgebaut. Stattdessen wächst der Energiebedarf weiter an und frisst die Erneuerbaren-Erfolge auf.

Ansonsten wären diese beachtlich. Erst im vergangenen Jahr gab es wieder einen Rekord beim Zubau erneuerbarer Kraftwerke: Es ging eine Leistung von 314 Gigawatt ans Netz. Weil aber fossile Energieträger dennoch rund 80 Prozent am gesamten Energieverbrauch ausmachten, finde eine richtige Energiewende nicht statt, warnt REN21. Das gefährde auch die Klimaziele”

Der gleiche Report wird auch in der Welt behandelt. Der Artikel dazu steht hinter einer Bezahlschranke.

“Dass der Anteil der erneuerbaren Energien nicht wächst, ist aus der Perspektive des Klimaschutzes schlimm genug. Zusätzlich ernüchtert, dass der 12,6-prozentige Anteil der Öko-Energie zum größten Teil auf das Verbrennen von Biomasse zurückzuführen ist, also auf eine Art der Energieerzeugung, die umweltpolitisch vielfach in der Kritik steht.

Der mit 3,9 Prozent zweitgrößte Anteil stammt aus Wasserkraftanlagen – etwa großen Staudämmen – , die unter Umweltschützern ebenfalls hochumstritten sind. Die in Deutschland in den Fokus gestellten Technologien Solar- und Windkraft werden im REN21-Bericht zusammen mit der Geothermie global auf lediglich 2,8 Prozent geschätzt und unter „Sonstiges“ subsumiert.”

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Ob Stefan Rahmstorf das Interview mit Lennart Bengtsson in der Welt tatsächlich gelesen hat? Vermutlich nicht, steht doch die Zeitung offensichtlich auf der “Feindesseite”. Was macht man, wenn man nur die Überschrift aber nicht den Inhalt kennt? Man holt die Alterskeule raus und schlägt zu. Völlig klar, ein Mann kann mit 87 Jahren nicht mehr klar denken. Und überhaupt, war Bengtsson schon früher ein Wirrkopf, das unterstellt Rahmstorf jedenfalls.

Das ist schon gepflegte Alters-Diskriminierung, den Rahmstorf bei Twitter an den Tag legt, allerdings ohne ein einziges Argument von Bengtsson aus dem Interview zu widerlegen. Wie auch, wenn Rahmstorf das Interview womöglich gar nicht kennt? Wie ein Wissenschaftler es schafft als ”Klimaskeptiker” gleich zwei bedeutende Wetter- bzw. Klimaforschungsinstitute zu leiten in seiner Karriere, das grenzt schon an ein Wunder. Liegen bei Rahmstorf die Nerven wirklich schon so blank?

(Abbildung: Screenshot Twitter)

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Ein YouTube-Video zeigt die Eis-Entwicklung des größten österreichischen Gletschers, der Pasterze. Im Laufe der letzten 20.000 Jahre war der Gletscher schon einmal komplett verschwunden. In der römischen und mittelalterlichen Warmzeit schrumpfte er ähnlich stark wie heute.

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Die Glas-Industrie ist extrem auf fossile Brennstoffe angewiesen. Die üblichen Experten-Tipps: einfach etwas weniger heizen, Wärmepumpen und mehr Windkraft- und Solaranlagen helfen dieser Industrie herzlich wenig. Golem hat sich die Situation dieser Industrie angesehen. Wer einmal in sich geht und überlegt, was wir alles in Glas aufbewahren und wo wie verwandte Produkte wie Keramik einsetzen, der kann sich vorstellen, was ein Ausfall von Gaslieferungen für unser tägliches Leben bedeutet. Alternativen zu Gas sind technisch offenbar sehr komplex.

“Bereits 2008 versuchte eine Glasfirma in den USA, eine große elektrische Glaswanne in Betrieb zu nehmen. Schon damals war das Ziel, die Produktion klimafreundlicher zu betreiben. Mit Strom aus Wasserkraft wollte die Firma Cameron Glass eine große Produktionsanlage für Weinflaschen in Kalama im US-Bundesstaat Washington betreiben.

Doch das Projekt endete als Desaster. Nach kurzer Zeit kam es zu einem Leck, bei dem heißes, flüssiges Glas austrat. Die Anlage wurde daraufhin stillgelegt und Cameron Glass musste Konkurs anmelden.”

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Hohe Energiepreise – glückliche Bürger. Beim Lesen des Textes von Neil McCulloch bei The Conversation hat man diesen “Versteckte Kamera-Moment“. Gleich springt der Gastgeber einer solchen TV-Ulksendung hervor und ruft laut lachend: Sie haben es aber im ersten Moment schon ernst genommen, oder?

“First, consumers will not accept high prices if it means high profits for fossil fuel companies. Maintaining high prices for consumers must be complemented by a radical overhaul of the taxation regime facing fossil fuel companies, not just one-off windfall taxes. Those taxes would maintain high consumer prices even though the fossil fuel companies wouldn’t actually receive very much – enough to cover reasonable costs, but not enough to invest in further fossil fuel production. As the International Energy Agency has pointed out, to achieve net zero by 2050, the amount of investment needed in new oil and gas production is zero.

Second, consumers will be much more willing to accept higher prices for fossil fuels if the additional tax they pay is returned to citizens as an equal carbon grant. Alaska has done something similar, putting a share of oil revenues into a “permanent fund” which it then distributes through a cheque to every household each year (though this approach can go wrong – in Alaska politicians ended up cutting public services to maintain payments from the state fund).”

Hohe Energiepreise sind also demnach gut. Um Unruhen zu vermeiden, muss halt nur etwas Geld umverteilt werden. Mal sehen, wann die ersten deutschen einschlägig bekannten Energie-Experten die Ideen von Neil McCulloch hier abfeiern. Obwohl, Moment mal, wir haben bei uns doch schon die Diskussion um ein Energiegeld….

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Nicht nur der Deutsche Wetterdienst, auch die NASA liebt alte Referenztemperaturen. Auch bei den Mai 2022 Temperaturen greift die NASA auf die Periode 1951-1980 zum Vergleich zurück.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Auf einer FAQ-Seite äußert sich die NASA zu Nutzung dieser Periode (hier übersetzt).

“Q. Warum bleibt GISS bei der Basiszeit von 1951-1980?

A. Der Schwerpunkt der GISS-Analyse liegt auf langfristigen Temperaturänderungen über viele Jahrzehnte und Jahrhunderte, und eine feste Basisperiode führt zu Anomalien, die im Laufe der Zeit konsistent sind.

Organisationen wie die NWS, die sich mehr auf die aktuellen Wetterbedingungen konzentrieren, arbeiten jedoch mit einem Zeitrahmen von Tagen, Wochen oder höchstens ein paar Jahren. In dieser Situation ist es sinnvoll, die Basisperiode gelegentlich zu verschieben, d.h. eine neue „Normale“ auszuwählen, so dass etwa die Hälfte der interessierenden Daten über dem Normalwert und die Hälfte darunter liegt.”

Das neue Normal ist also 40-70 Jahre alt und endet mit der Temperaturmessung per Satellit.

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