DIW Dreamteam geplatzt

Lange hielt sich das Gerücht, dass die Nachhaltigkeitsforscherin Maja Göpel zum Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung wechseln könnte. Die politische Ausrichtung beider Parteien schienen deckungsgleich. Aber, es kommt wohl doch anders, denn oh Wunder, die Abteilungsleiter beim DIW haben sich gegen Göpel ausgesprochen. In der Süddeutschen Zeitung gibt Göpel jetzt ihre Pläne bekannt. Dort wird auch das Platzen des Deals beschrieben.

“Beim DIW sahen manche Mitarbeiter Göpels Ankunft wenig freudig. Das Institut hat bereits eine Einheit „Zukunftssicherung und Nachhaltigkeit“, in der Karsten Neuhoff die Klimapolitik verantwortet und mit Claudia Kemfert die vielleicht bekannteste Energieökonomin des Landes eine eigene Abteilung leitet. Es stand die Frage im Raum, ob Ressourcen zum neuen Center abwandern.

Intern sollen sich alle Abteilungsleiter bis auf einen gegen Göpel ausgesprochen haben, wird berichtet. Sie sei zwar eine sehr gute Kommunikatorin, arbeite aber zu wenig wissenschaftlich an den Sachthemen – und in der Kommunikation habe man ja schon gute Leute. Aus dem einflussreichen Kuratorium des Instituts tönte es, das DIW brauche niemand, der nur in der Öffentlichkeit präsent sei, weil er zwei Bücher geschrieben habe.”

Es hat allerdings auch etwas Gutes. So kann weiterhin das Postergirl der deutschen Energiewende Claudia Kemfert ihre Omnipräsenz in den Medien wahren und uns von Speichern noch und nöcher, smarten Systemen und virtuellen Kraftwerken berichten. Göpel will jetzt ein eigenes Institut in Berlin gründen. Sie sagt in der SZ auch, dass sie in verschiedenen Formaten wissenschaftlich arbeiten kann. Wer ihren Lebenslauf begutachtet, der sieht viele Bücher und Artikel aber kaum wissenschaftliche Arbeiten, die ein Peer-Review durchlaufen haben. Naja, das kann dann ja noch kommen im eigenen Institut.

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Russischer Schatten der Klima-Bewegung. So lautet die Überschrift eines Blogbeitrags von Axel Bojanowski. Er geht der Frage nach, ob Russland Einfluss auf die Klima- und Umweltbewegung in Europa genommen hat. Wir haben es in der Tat mit eigenartigen Ambivalenzen in Deutschland zu tun. Während das Fracking Gas in Deutschland verboten ist, haben wir keine Probleme, Fracking-Gas zu importieren. Gleiches Spiel bei der Kernenergie, wo man bange nach Frankreich blickt und hofft, dass deren Reaktoren bald wieder alle laufen, während bei uns die Reaktoren abgeschaltet werden. Harte Fakten über tatsächliche Geldflüsse bietet der Artikel allerdings nicht, dafür viele Indizien, die für eine Einflussnahme sprechen.

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Wasserstoff auf hoher See. NDR-Info mit einem 5-minütigen Audio-Bericht zum Thema Grüner Wasserstoff. Wasserstoffproduktion vor Ort hätte den Vorteil, dass keine Leitungen zum Land benötigt werden. Es wird auch das Thema Schwermetallbelastung durch Korrosionsschutz von Offshore-Anlagen wird angeschnitten. Das Helmholtz-Institut Hereon untersucht in einem Projekt, wie sich die Belastung in den Gewässern darstellt. Es ist im ersten Jahr und wird noch einige Jahre weiterlaufen.

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Wolfgang Epple beschäftigt sich auf seinem Blog mit den sogenannten Friedensenergien. Er geht dem Ursprung des Wortes nach und kritisiert diese Wortwahl scharf.

“(Nicht nur) Franz Alt, Claudia Kemfert oder Luisa Neubauer irren und führen in die Irre.
Sie verdrängen – es ist zu unterstellen: bewusst – die Wirklichkeit: Gerade Frieden mit der Natur wird durch die EE und ihr rücksichtsloses Eindringen in die letzten Naturreste nicht gemacht. Der aus Reihen der EE-Branche seit Jahren gezielt geführte Angriff auf die Rechtsgrundlagen des Natur- und Artenschutzes ist ebenfalls das Gegenteil eines Friedens mit der Natur.

Aber auch Frieden unter den Menschen dienen Erneuerbare Energien kaum eingeschränkt. Auch Menschenrechte sind in Gefahr: Angesichts von begleitender Landnahme, Entwertung wertvoller Landschaft und Zerstörung von Heimat sind EE kein Symbol für Frieden zwischen den Menschen. Sie tragen vielmehr wegen diesen Begleiterscheinungen vielerorts massiv zum Unfrieden bei, bis hinein in vor dem Eindringen friedliche Dorfgemeinschaften. Sie tragen bei zur Vertiefung der Kluft zwischen Stadt und Land (siehe Epple 2021, Windkraftindustrie und Naturschutz, Kap. 4.5).”

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Nikolaus Blome nimmt in seinen Spiegel-Kolumnen kein Blatt vor den Mund. “Wenn die Regierung das Volk veräppelt”, so lautete der Titel seines neuen Beitrags vom 26.09.2022. Er kritisiert darin, dass Parteiwohl über das Wohl des Landes geht und unterstellt, dass die Grünen momentan erst die Wahl in Niedersachsen und den eigenen Parteitag abhalten wollen, bevor sie die Katze aus dem Sack lassen und Kernkraftwerke weiterlaufen lassen.

“Demnach wird die Bundesregierung erst nach der Niedersachsenwahl (9. Oktober) und nach dem Parteitag der Grünen (14. bis 16. Oktober) klarmachen, dass zwei (oder drei) Atomkraftwerke im nächsten Jahr natürlich weiter Strom produzieren werden. Jeder weiß das in Berlin, jeder spricht darüber, niemand bestreitet es, es liegt einfach auf der Hand.

Der Bundeskanzler, darauf angesprochen, schweigt dazu, aber er kann kaum an sich halten und er lächelt sein freundlichstes Schlumpflächeln: Die Atomkraftwerke mit allen Risiken nur in die Reserve zu nehmen, aber keinen Strom produzieren zu lassen, wäre offenkundiger Schwachsinn. Und diese Blöße wird er sich nicht geben, derweil jeder Einzelne Strom sparen soll, die Innenstädte verdunkelt werden oder das Netz zusammenbricht, weil alle Deutschen gleichzeitig ihre neu gekauften Heizlüfter einschalten.”

Thematisch dazu passend: Wirtschaftsminister Habeck deutet schon mal zart an, dass es mit der Kernenergie im nächsten Jahr weitergeht. In der Welt können wir dazu lesen.

“Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck geht davon aus, dass die verbleibenden zwei Atomkraftwerke im sogenannten Streckbetrieb am Netz bleiben könnten. „Wir sind jetzt schon in einem Bereich, wo der Stresstest sagt: Da kann es notwendig werden, Atomkraftwerke für die Netzsicherheit einzusetzen“, sagte Habeck in einem Interview für die Klimakonferenz des „Spiegel“ und der Boston Consulting Group. „Das werden wir jetzt weiter beobachten, aber die Situation in Frankreich entwickelt sich nicht gut“, sagte der Grünenpolitiker weiter.

Die Hauptgefahr sei ein Netzengpass, sagte Habeck. „Also nicht die Strommenge, sondern das Verteilen des Stroms im Netz.“ Schon jetzt fehle Atomstrom aus Frankreich. Das Nachbarland hätte in den vergangenen Jahren jeweils weniger Strom geliefert als angekündigt. „Das macht mir also schon große Sorgen.“ Auf die Frage, ob der Streckbetrieb damit wahrscheinlich werde, sagte Habeck: „Jedenfalls wird es nicht unwahrscheinlicher.“”

Schlau wie Habeck ist, nimmt der das modernste der drei Kernkraftwerke (Emsland) aus. Er will seinem Parteifreund Christian Meyer nicht die Wahl verderben. Ob dieser Rückenwind noch hilft? In den letzten Umfragen verlieren die Grünen gerade. Wie auch immer, die FAZ zitiert Habeck mit den Worten: “Teils brennt schon die Hütte.” Gemeint ist die deutsche Wirtschaft und die Auswirkungen der Energiekrise.

“”Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat wegen der Energiepreiskrise vor Dauerschäden für die deutsche Wirtschaft gewarnt. Er sprach sich für umfangreiche finanzielle Hilfen der Bundesregierung aus. Habeck sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Teils ist es erst ein Schwelbrand, teils brennt schon die Hütte. In jedem Fall ist die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft in Gefahr, es drohen Dauerschäden. Wir müssen jetzt alle Finanzkraft aufbringen, um die gute Substanz unserer Wirtschaft über die Krise zu bringen, Arbeitsplätze zu sichern und die Investitions- und Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft zu schützen.“

Dafür setze er sich als Wirtschaftsminister mit ganzer Kraft ein, so Habeck. „Wir arbeiten im Bundeswirtschaftsministerium mit Hochdruck daran, die Hilfsprogramme aufzusetzen und besprechen die wichtige Finanzierungsfrage in der Regierung. Wir dürfen hier keine Zeit verlieren.“”

Interessant ist der Aspekt, der schien beim Thema Kernenergie keine große Rolle zu spielen.

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Es passt ganz gut zum Chaos rund um Uniper und die Erdgasumlage in diesem Tagen. Laut Euractiv formiert sich in Finnland Widerstand gegen die Verstaatlichung von Uniper. Das liegt an der Beteiligung Finnlands am Unternehmen Fortum, das wiederum einen Anteil an Uniper hält.

“Anfang des Jahres hatte Fortum Uniper mit einer Kreditlinie von acht Milliarden Euro unterstützt. Die politische Opposition in Finnland ist der Ansicht, dass Deutschland nun die Vereinbarung vom Juli gebrochen habe und wirft der finnischen Regierung vor, von vornherein zu nachsichtig gehandelt zu haben.

Nach Ansicht des Vorsitzenden der größten Oppositionspartei, der Nationalen Koalition (NKP) Kai Mykkänen, werte die Bundesregierung Unipers absichtlich ab, sobald der Tiefpunkt erreicht sei, werde das Unternehmen verstaatlicht, und die finnischen Steuerzahler:innen hätten de facto die deutschen Gasrechnungen bezahlt.

„Wir sind an internationale Abkommen gebunden. In diesem Fall sollten sie uns vor dieser Art von Situation schützen. Ein Land, das in ein anderes Land investiert hat, wird willkürlich zur Zahlung von Verlusten in Milliardenhöhe gezwungen“, sagte Mykkänen der finnischen Zeitung Helsingin Sanomat am Samstag.

Zudem forderte er Premierministerin Sanna Marin auf, nach Berlin zu reisen, die EU zu kontaktieren und zu fragen, ob die Grundsätze des Investitionsschutzes noch gelten.”

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Was in Deutschland verboten ist, wird in Norwegen gerade zum Geschäftsmodel. Die Abscheidung bzw. Lagerung von CO2. Phys.org berichtet.

“Energy giants Equinor, TotalEnergies and Shell have set up a partnership—dubbed Northern Lights—which will be the world’s first cross-border CO2 transport and storage service at its scheduled launch in 2024.

A pipeline will inject the liquefied CO2 into geological pockets 2,600 metres below the ocean floor, and the idea is that it will remain there for good.

On Monday, the Northern Lights partners announced a first cross-border commercial agreement.

From 2025, it is to ensure 800,000 tonnes of CO2 are captured each year at a plant in the Netherlands owned by Norwegian fertiliser manufacturer Yara, then shipped to Oygarden and stored there.

On Tuesday, two energy firms—Norway’s oil and gas giant Equinor and Germany’s Wintershall Dea—announced a project to take carbon dioxide captured in Germany to the Norwegian offshore storage site.”

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Windkraft, mon amour. Der französische Präsident Marrcon entdeckt seine Liebe für die Windkraft. Die FAZ berichtet in einem Bezahlartikel über die Entwicklung in Frankreich. Marcron weihte kürzlich einen Windpark mit 80 Windrädern ein.

“Macron weiß, dass er nur über eine Minderheitsregierung verfügt, und umwirbt deshalb die Grünen. Er sieht sich als Schrittmacher einer Nation, die bei der Energiewende weit unter ihren Möglichkeiten geblieben ist. Am Donnerstag verspricht er, beim Ausbau der Windenergie die Zeit zwischen Ausschreibung und Fertigstellung zu halbieren und auf maximal sechs Jahre zu verkürzen. Die juristische Klärung der Genehmigungsverfahren soll maximal 30 Monate in Anspruch nehmen, zehn Monate für jede Instanz. Die Offshore-Netzanbindung soll direkt mit Beginn des Genehmigungsverfahrens vergeben werden. Entsprechende Dekrete sollen in Kürze verabschiedet werden.”

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Die Lobbyistin Simone Peter entdeckt die Physik, allerdings nur für eine kurze Zeit. Sie weist auf Twitter die CSU daraufhin, dass installierte Leistung nicht Arbeit entspricht. Das ist richtig, allerdings gilt das genauso für die Windkraftanlagen. Sie kaschiert das nur plump mit höher als Photovoltaik, Bioenergie und Wasserkraft, wobei es bei Letzteren auch  nicht ganz richtig ist.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Interessant wird es allerdings, wenn man dem Link folgt, den sie postet. Da schneidet Bayern deutlich besser als das schon lange Grün regierte Baden-Württemberg, zumindest im Jahr 2020. Natürlich ist die Aussage der CSU falsch, nach den Zahlen in der Statistik (Link) lag 2020 Schleswig-Holstein vorne. Allerdings sind nicht alle Bundesländer erfasst, warum auch immer. Wir erinnern noch einmal daran, dass Erdgas bis November 2021 fest bei der Ampel eingeplant war, die Ausfälle von Wind und Solar zu kompensieren. Der Koalitionsvertrag sah es so vor und damit siegte auch da die Physik über die Ideologie. Einziges Trostpflaster war lediglich, dass man davon träumte, Gaskraftwerke auf Wasserstoff umzurüsten.

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Leserpost von Dipl. Ing. Martin Krohn:

Betreff: Abschalten der Stromversorgung, Deutsche Umwelthilfe

Sehr geehrten Damen und Herren,

einige Anmerkungen zum Blog vom 27. 09. 22. In einem Artikel wird berichtet, dass die Berliner regierende Bürgermeisterin Giffey ein vorübergehendes Abschalten der Stromversorgung für möglich hält. Wenn die Abstellung für 2 – 3 Stunden angekündigt wird, kann sich jeder darauf einstellen und das wäre eine vertretbare Maßnahme. Gut und schön! Doch mit der Aussage denkt die Frau Giffey anscheinend nicht weit genug. Ein gesunder Mensch kann sicherlich in den meisten Fällen eine solche Sperre überbrücken. Doch es sind nicht alle Menschen gesund. Schon bei einer vorübergehenden Erkrankung kann eine solche Stromsperre zu Problemen führen. Ganz abgesehen von chronischen Erkrankungen. Ggf. sind Maßnahmen der Hilfe und Betreuung erforderlich, für welche Strom erforderlich ist, z. B. einfach für Licht. Es ist nicht akzeptabel, den Strom planmäßig abzustellen, auch mit Ankündigung, denn es kann jeden treffen. Die Bundesregierung sollte endlich Maßnahmen ergreifen, um eine sichere Stromversorgung zu sichern. Das ewige hin und her mit den Atomkraftwerken muss endlich ein Ende haben. Eine Reihe von Politikern fordert schon, die 3 noch am Netz befindlichen Atomkraftwerke für einige Jahre weiterlaufen zu lassen und die 3 kürzlich abgestellten Atomkraftwerke wieder anzufahren. Das wäre sicherlich eine Maßnahme, um die Versorgungssicherheit einen gewaltigen Schritt zu erhöhen.

In einem weiteren Artikel geht es wieder einmal um Ideen der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Dieser Verein fordert, auf die Weihnachtsbeleuchtung in diesem Jahr zu verzichten, auch in Privathaushalten. Es gibt ja schon die Überlegung, in den Städten nachts die Beleuchtung auszuschalten. Eine solche Maßnahme kann natürlich zu Gefahren für Menschen führen, welche in der Nacht zu Fuß unterwegs sind, z. B. auf dem Heimweg von Besuchen oder Feiern. Die Weihnachtsbeleuchtung hat gerade in der dunklen Zeit auch eine psychologische Wirkung auf die Menschen. Insbesondere in diesen Zeiten, welche ohnehin Unsicherheiten mit sich bringen, wäre ein Abstellen der Weihnachtsbeleuchtung eine zusätzliche Belastung für viele Menschen. Wie will die DUH eigentlich den Verzicht auf Weihnachtsbeleuchtung in Privathaushalten durchsetzen. Soll jetzt eine „Beleuchtungspolizei“ eingesetzt werden, um Verstöße zu ahnden?

Viele Grüße
Dipl. Ing. Martin Krohn

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