Die Klimalobby

In der Welt am Sonntag vom 25.4.2021 erschien ein ausgezeichnet recherchierter und spannend zu lesender Artikel von Axel Bojanowski und Daniel Wetzel:

GOLIATHS fürs Klima

Umweltschutzorganisationen gelten bis heute oft als kleine Bürgerinitiativen, die sich gegen einen übermächtigen Gegner stemmen müssen. Tatsächlich bilden sie längst eine Klimalobby mit besten Verbindungen zur Regierung. Das sorgt auch dafür, dass alternative Vorschläge zur Energieversorgung kaum noch eine Rolle spielen in der öffentlichen Debatte.

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Womit verdient der Autobauer Tesla sein Geld? Nicht mit der Produktion und dem Verkauf von Elektroautos. Der Hersteller vermeldete in erstem Quartal 2021 zwar einen Gewinn, der wird beim näheren Betrachten aber alles andere als schmeichelhaft, denn ohne die Einnahmen aus dem Zertifikatshandel und den Spekulationsgewinnen aus Bitcoinverkäufen stände ein fettes Minus in der Bilanz.

Es ist eine bizarre Situation: Zwei Parteien zahlen drauf, nämlich der Hersteller Tesla, der mit dem Verkauf der PKW immer noch Verluste macht und die vielen Länder, die die Anschaffung der E-Autos massiv bezuschussen. Es wird sogar noch etwas verrückter, es zahlen auch die anderen Auto-Hersteller drauf, die Tesla Zertifikate abkaufen (müssen), weil es politisch so gewollt ist. Das entsprach in dem Quartal ziemlich genau dem Gewinn. Die Tagesschau berichtet über die Zahlen. Außerdem scheinen die deutsche Bürokratie und Tesla zwei Welten zu sein, die nicht zueinanderkommen. Die Eröffnung des Werks in Grünheide nahe Berlin wird sich verzögern. Weiterlesen bei der WELT.

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Das Pariser Klimaabkommen übersieht das Holzpellet-Schlupfloch. Holz ersetzt Kohle mit dramatischen Auswirkungen auf die Natur und die Umwelt. Fast könnte man sich an den alten Witz erinnert fühlen, als ein Bauer seine letzte Milchkuh in Zahlung gibt für eine Melkmaschine. 75% des weltweiten Holzpellet-Konsums geht auf das Konto der EU.

Holz ist aus vielen Gründen extrem schmutzig:

„It’s urgent that the bioenergy industry come clean on its real carbon and forest impacts,“ wrote Booth in a 2016 report. The report notes that in 2013, the carbon emissions rate for coal at Drax Power was approximately 1,910 pounds per megawatt-hour of electricity compared to 2,128 pounds per megawatt-hour for biomass. With the increasing demand for renewable energy in the UK, that number was projected to increase.”

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Und wie schon so häufig der Hinweis auf Burned, ein Film der zeigt, wie die USA im Namen des Klimas ihre Wälder verbrennen.

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„Strengere CO2-Bepreisung durch den EU Green Deal könnte bereits 2030 das Ende der Kohleverstromung in Europa bedeuten“

So titelt das PIK in einer Pressemitteilung. Und so ein ganz klein wenig rückt man dort auch mit der Sprache raus, es wird nämlich teurer und zwar für alle. Aber es wird erst einmal schlimmer bevor es dann besser wird. So jedenfalls kann die Botschaft verstanden werden:

„Strompreise würden zunächst steigen, aber dann bis 2050 auf das heutige Niveau zurückkehren“

Liebe Bürger wir vervierfachen den CO2 Preis, weil wir der Kohle gern den Garaus machen wollen.

„Alles in allem wird das 55%-Ziel massive Auswirkungen auf den Stromsektor haben“, sagt Sebastian Osorio vom PIK, ein weiterer Haupt-Autor. „Unter dem bisherigen EU-Klimaziel – das eine Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2030 um lediglich 40% vorsah – wurde erwartet, dass der CO2-Preis im Rahmen des EU-Emissionshandels bis 2030 auf 35€ pro Tonne CO2 steigen würde. Implementiert die EU jedoch das neue Ziel von minus 55%, würde sich der CO2-Preis im ETS mehr als verdreifachen, auf rund 130€ pro Tonne CO2 im Jahr 2030. Das wäre das Ende der Kohleverstromung, wie wir sie kennen – nämlich nur noch 17 Terrawattstunden im Jahr 2030, lediglich 2% des Niveaus von 2015.“

Kaum ein Wort darüber, dass das auch alle anderen Energie-Bereiche betrifft und somit auch alles andere teurer wird. Oder geht man einfach davon aus, in Kürze ohnehin alle Elektroauto fahren und Wärmepumpen haben?

Aber es gibt sie auch, die gute Nachricht. Bis 2050 würden die Strompreise (Achtung, die heute schon die höchsten der Welt sind!) auf das Niveau von heute zurückgehen. Eine nette Art den Bewohnern eines Landes mitzuteilen, dass man sie weiter melken möchte, die nächsten 25 Jahre. Auch das erinnert an einen weiteren alten Witz: Wenn es dir schlecht geht und danach geht es dir noch schlechter, dann weißt du erst einmal wie gut es dir ging, als es dir schlecht ging. Und das PIK glaubt offenbar, dass man das Speicherproblem mit Wasserstoff gelöst bekommt sowie mit Batterien. Beides basierend auf den höchsten Strompreisen der Welt und dann kombiniert mit den bekannten Wirkungsgradverlusten.

„Die saisonale Wasserstoffspeicherung in Kombination mit einer besseren Vernetzung zwischen den EU-Mitgliedsstaaten und dem Einsatz von Batterien kann einen stabilen Betrieb eines sauberen Stromsystems ermöglichen, das fast ausschließlich auf erneuerbaren Quellen basiert.“

Wir halten kurz fest, wir haben heute nicht genügend Grünen Strom um unseren Bedarf an Strom zu bedienen. Ganz besonders in windschwachen Zeiten und in der Nacht. Zusätzlich soll noch viel mehr elektrifiziert werden und es sollen zusätzlich mit dem unsteten Strom Wasserstoff hergestellt und Batterien befüllt werden, die es heute in dieser Form noch gar nicht gibt, um ein ganzes Land durch eine solche unstete Zeit zu bringen. Wenn es eine Klimakirche gibt, dann eine mit einem unerschütterlichen Glauben.

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Das wird für einige sicherlich sehr hart und damit sind nicht nur Gärtner und Landwirte gemeint. Auf die liebgewonnene Gewohnheit den abgelaufenen Monat zum wärmsten seit (hier bitte eine Zahl einsetzen) zu küren könnte auch für den Mai 2021 eher schwierig werden. Bis Ende der ersten Maiwoche wird es nach dem ECMWF Wettermodel deutlich zu kalt bleiben in Deutschland. Der Rest des Monats müsste schon sehr warm werden, um die teilweise bis zu 8 Grad zu niedrigen Temperaturen wieder auszugleichen. Der ausbleibende Regen gibt allerdings großen Anlass zu Sorge.

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Ein Paper von Lloyd et al. 2021 im Fachblatt „Climatic Change“ unter Beteiligung der Klimaaktivistin Naomi Oreskes möchte die Schwelle heruntersetzen, ab der Extremwetter als Folge des Klimawandel gilt:

Climate scientists set the bar of proof too high

Standards of proof for attributing real world events/damage to global warming should be the same as in clinical or environmental lawsuits, argue Lloyd et al. The central question that we raise is effective communication. How can climate scientists best and effectively communicate their findings to crucial non-expert audiences, including public policy makers and civil society? To address this question, we look at the mismatch between what courts require and what climate scientists are setting as a bar of proof. Our first point is that scientists typically demand too much of themselves in terms of evidence, in comparison with the level of evidence required in a legal, regulatory, or public policy context. Our second point is to recommend that the Intergovernmental Panel on Climate Change recommend more prominently the use of the category “more likely than not” as a level of proof in their reports, as this corresponds to the standard of proof most frequently required in civil court rooms. This has also implications for public policy and the public communication of climate evidence.

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NDR Ratgeber:

Der NDR wundert sich über gestiegene Lebensmittelpreise und interviewt so ziemlich jeden, der keine Ahnung hat. Über Energie keine Wort. Als ob Energiepreise sich nicht auswirken würden. Der Elefant im Raum. Die bestimmen doch auch in der Landwirtschaft und der folgenden Lieferkette den Anstieg. Wenn dann noch landwirtschaftliche Fläche für „Energy-Crops“ wie den Raps, aus dem man Bio-Sprit macht, verbraucht werden, dann wird das Anbauen auf den restliche Flächen schwieriger und das Angebot verknappt, also teurer. In Afrika werden große ehemalige Lebensmittelanbauflächen auch für Energy-Crops verbraucht, so dass dort direkt für Hungersnöte gesorgt wird. Die „Energiewende“ ist eine Wende hin zum Hunger auf der Welt.

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Heft des Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI):

Climate-related Security Risks and Peacebuilding in Mali

Climate-related security risks are changing the security landscape in which multilateral peacebuilding efforts are taking place. Following a similar assessment of the United Nations Assistance Mission in Somalia in 2019, this SIPRI Policy Paper offers another glimpse into the future of peacebuilding in the context of climate change, this time by providing an in-depth assessment of the UN Multidimensional Integrated Stabilization Mission in Mali (MINUSMA).

Climate change in Mali has affected natural resource-based livelihoods and contributed to undermining human security in a context of conflict and weak governance. Furthermore, the compound character of climate change is an increasingly strong factor that reshapes social, political and economic contexts, thereby potentially amplifying local grievances and marginalization. These interactions all contribute to hindering MINUSMA’s efforts to support peace and stability in Mali.

MINUSMA, however, explicitly and implicitly responds to climate-related security risks. For example, its divisions address natural resource-related conflicts, supporting peace and stability in a context where natural resources are often crucial to livelihoods and human security. MINUSMA also works to reduce its own potential negative environmental impact. Nevertheless, it faces three main limitations in addressing climate-related security risks: prioritization of the issue vis-à-vis the mandate, limited capacity within the mission, and coordination challenges between the mission and the UN Country Team.

By analysing how climate change affects MINUSMA’s mandate, and the mission’s responses to it, the insight offered in this paper suggests the need for increased knowledge, training and prioritization surrounding climate security. This applies not only to MINUSMA, but also to other missions located in areas of high climate change exposure, and more generally to the broader UN system.

Download hier.

Ganz offensichtlich kennen die Autoren nicht unser Kapitel „Klimaflüchtlinge und Klimakriege: Wie viele und wo?“ in unserem Buch „Unerwünschte Wahrheiten„.

SIPRI erhielt unter anderem Gelder von adelpi, die vor 1-2 Jahren eine Studie fabrizierten, die suggerierte, alle Klimakritiker seien Rechtsextreme. Irgendwie ist auch klar, dass der Spiegel über die Mali-Studie von SIPRI berichten musste, denn dort ist immerhin der ehemalige Chefredakteur des Greenpeace-Magazins beschäftigt.

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Uni Arizona am 22.4.2021:

Above-average Atlantic hurricane activity again expected in 2021

The year 2020 saw the most active hurricane season on record and marked the fifth consecutive year for above-average activity. A University of Arizona-led hurricane forecasting team predicts another year of above-average hurricane activity over the Atlantic Ocean in 2021.

The team predicts 18 named storms, including eight hurricanes, throughout the 2021 North Atlantic hurricane season, which runs from June 1 to Nov. 30. In comparison, the 30-year average is 13 named storms and seven hurricanes annually. Four storms are expected to produce major hurricanes, which are defined as category 3, 4 or 5. If the predictions are realized, 2021 will be the sixth-consecutive year for above-average activity. „The past decade has been very active for hurricanes,“ said forecast creator Xubin Zeng, director of the university’s Climate Dynamics and Hydrometeorology Center and a professor of atmospheric sciences.

„We need to ask ourselves if this is part of the natural variability of the system, or if we are already seeing impacts of global warming,“ said Zeng, who is also the Agnes N. Haury Endowed Chair in Environment in the Department of Hydrology and Atmospheric Sciences. „If this is part of the natural variability, then after some overactive seasons, we’d expect activity to quiet down, but every year is kind of crazy in the past few years.“

While Zeng expects that a warming world is translating to warmer ocean waters that fuel hurricane development, that can’t yet be confirmed through modeling. „In climate modeling, every model resolution (similar to a single pixel or grid box on the Earth’s surface) is about 50 miles by 50 miles. In contrast, for global weather forecasting models, the resolution is more like five miles by five miles,“ Zeng said. „If we really want to simulate the impact of global warming on hurricanes, it’s preferable we have the smaller model grid box, and we just don’t have the computing power for that yet for decade-long simulations.“

Zeng predicts, however, that in another 10 years, he will have the data and confidence to say for sure that the increase in hurricane activity was outside of the natural variability of the climate. While this season is expected to bring above-average activity, it isn’t expected to be as dramatic as last year, partly due to average climate patterns in the Pacific Ocean driven by sea surface temperatures.

When eastern tropical Pacific sea surface temperatures are below average—a weather phenomenon known as La Niña—it drives up easterly wind speeds over the Atlantic that exacerbate hurricanes. When Pacific sea surface temperatures are above average—a weather pattern referred to as El Niño—it weakens easterly winds and weakens hurricane activity over the Atlantic.

Zeng and former graduate student Kyle Davis developed the hurricane model, which combines seasonal forecasts of sea surface temperature, wind, pressure, humidity and precipitation from the European Centre for Medium-Range Weather Forecasts with machine learning and the researchers‘ own understanding of hurricanes. The team made forecasts 51 times to constrain uncertainty in their predictions. The team began making its annual predictions in 2014, and the UArizona model is now one of the most accurate in the country for hurricane forecasting. The team will update predictions again in June.

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