Die Jürgen-Trittin-Nervenheilanstalt

Wer die Heute-Show vom 30.09.2022 gesehen, hat dürfte seinen Augen kaum getraut haben. Grüne werden nur selten Ziel von Hohn und Spott der Satiresendung, an dem besagten Tag bekamen sie allerdings reichlich ihr Fett weg. Zunächst brachte der Moderator der Sendung erstaunliche Statements zum Thema Fracking.

Oliver Welkes Redaktion muss sich tatsächlich Gedanken über den neuesten Stand der Technik gemacht haben und so lobte er, dass für Fracking eigentlich nur Wasser und Sand benötigt wird. Bei der Deckung des Bedarfs lag er allerdings um einige Jahre falsch. Die Vorkommen sind größer als er es darstellt. Welke wurde kleinlaut, als er über seine Ansicht zum Thema Fracking sprach. Das Internet vergisst nichts.

In Deutschland bestehen laut Welke bzw. den Experten, die offenbar recherchiert haben, keine Gefahren für das Trinkwasser und auch Erdbeben sind ausgeschlossen. Anders als in der Provinz Groningen in den Niederlanden. Welke wies daher zu Recht auf eine typisch deutsche oder soll man sagen Grüne (?) Sicht der Dinge. Die Augen macht man besser zu, wenn es um Schäden bei der Energiegewinnung geht.

(Abbildung: Screenshot ZDF-Mediathek)

Ein Highlight war ein kurzer Einspieler aus der Jürgen-Trittin-Nervenheilanstalt. Grüne, die gerade eine seelische Kernschmelze hatten, weil ihre Grüne Welt in letzter Zeit so viele Rückschläge ertragen musste, können sich hier erholen. Nachdem Sie mit Psychopharmaka ruhiggestellt wurden, werden sie gezwungen 2 Stunden ein Bild des Kernkraftwerks Isar 2 anzusehen. Anschließend gibt es genmanipuliertes Gemüse mit einem Schnitzel.

(Abbildung: Screenshot ZDF-Mediathek)

Schade war allerdings, dass die Heute-Show den größtmöglich anzunehmenden Running Gag (GARG) verpassten und sie das Thema Eiskugel und Trittin nicht aufgriffen. Wenn man schon eine Nervenheilanstalt nach ihm benennt, dann wäre das eigentlich konsequent gewesen. Sollten die deutschen Kernkraftwerke länger als bis April 2023 laufen, dann könnte Jürgen Trittin tatsächlich in eine solche Einrichtung, um seine Nerven wieder zu beruhigen. Die Sendung ist noch bis zum 29.09.2023 in der ZDF-Mediathek zu sehen.

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Leider keine Satire war das, was sich im Bundestag am 28.09.2022 abspielte. Der fraktionslose Abgeordnete Huber (ehemals AfD) wollte von der Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium Brantner wissen, was passiert, wenn die Gasspeicher des Landes leer sind. Eine 100% Füllung würde für 2-3 Monate reichen, die Heizperiode ist aber länger. Was passiert dann mit Unternehmen, die Gas benötigen? Die Antwort verblüfft. Brantner freute sich über die Feststellung Hubers, dass es ihrem Ministerium gelungen sei, die Füllstände auf mehr als 90% zu bringen. Ob das die Antwort auf die Frage von Huber war, wollte der Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki von der FDP dann wissen. Brantner sagte nur schlicht ja.

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Man hört so wenig von den Gaskraftwerken, die die Ampel-Koalition noch im Dezember 2021 geplant hatte. Zur Erinnerung ein Artikel von n-tv aus dem Dezember.

“Die energiepolitischen Pläne der Ampel-Koalition erfordern einer Studie zufolge eine deutliche Ausweitung des Neubaus an Gaskraftwerken und Erneuerbarer Energie. Wie das „Handelsblatt“ berichtete, müssen laut Berechnungen des Energiewirtschaftlichen Instituts (EWI) an der Universität Köln bis 2030 Gaskraftwerke mit einer installierten Leistung von 23 Gigawatt (GW) neu gebaut werden. Das entspreche rechnerisch der Leistung von 23 Atomkraftwerken.”

Sehr spannend auch, was ab dem Jahr nach Meinung der EWI-Forscher in Sachen E-Autos passieren müsste.

“Laut Koalitionsvertrag sollen 2030 bereits 15 Millionen E-Autos über die deutschen Straßen rollen. Wenn dieses Ziel erreicht werden soll, müssten 2025 laut EWI etwa 17 von 20 neu zugelassenen Autos rein batterieelektrische Fahrzeuge sein.”

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Professor Simon Michaux ist Geologe beim Geological Survey of Finland, Espoo. Auf Youtube gibt es ein sehr interessantes Video zum Thema Rohstoffbedarf der Energiewende. Spoiler: Wir haben nicht genügend Ressourcen, um die Energiewende zu bewältigen. Sein Institut hat einen entsprechenden Artikel dazu aus August 2021 mit einem ähnlichen Fazit.

“Decisive actions need to be planned to diversify sustainable material/metal/mineral sourcing, where manufacture could be done with parallel technology systems that require different material chemistries. In doing so, current reported mineral reserves may be sufficient for long term supply.

Key elements include developing new ways to utilize minerals, metals and materials of our industrial waste and to promote manufacture of easily recyclable products.

Exploration for new mineral deposits, feasibility studies, and pilot scale tests of existing known deposits will be needed on an unprecedented scale, will be needed all over the world. The restructuring society and the industrial ecosystem to consume less and establish a new relationship with raw materials and energy might be needed.”

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Offshore-Windkraft wird zur wichtigen Stromquelle für Indien. Das berichtet Enformer, der Energieblog von RWE.

“Für Indien sind Erneuerbare Energien keineswegs Neuland. Bis Ende Juni 2022 standen knapp 41 GW Onshore-Windkraft- und fast 58 GW Solarenergiekapazität (Link in Englisch) zur Verfügung, womit das Land weltweit an vierter beziehungsweise fünfter Stelle steht. Doch wegen der Größe des Landes, seiner Bevölkerung und seines Elektrizitätssystems entfielen 2021 dennoch nur etwa 22 Prozent der Stromerzeugung auf Erneuerbare einschließlich großer Wasserkraftanlagen.

Indien ist aktuell noch stark von der Kohleverstromung abhängig. So ist das Land der jeweils zweitgrößte Erzeuger und Verbraucher des fossilen Brennstoffs überhaupt.

Wie so viele Entwicklungsländer steht auch Indien vor der Herausforderung, seine Kapazitäten für regenerative Energie schnell genug auszubauen, um den durch Bevölkerungswachstum, Industrialisierung und steigende Einkommen bedingten Energiehunger zu stillen. Gleichzeitig muss es seinen Verbrauch an fossilen Brennstoffen, insbesondere Kohle, reduzieren, um seine Klimaziele zu erreichen.”

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