Das Dilemma mit der Abhängigkeit

Das Dilemma mit der Abhängigkeit“. So lautet der Titel einer Sendung bei 3Sat Nano.

Sie widmet sich verschiedenen Antriebssysteme wie Wasserstoff oder auch Elektromobilität im LKW-Verkehr. Es finden sich interessante Ansätze wie einen E-Trailer, also ein Anhänger, in dem die Batterie besser Platz findet als in einer LKW-Zugmaschine. Ein aufschlussreicher Nebensatz beim Abschnitt über die kommunalen LKWs in Freiburg, die auch auf Wasserstoff umgerüstet werden sollen. Diese, so der Kommentar bei Nano, würden die dreifache Solarfläche benötigen. Das sind die Wirkungsgradverluste bei der Herstellung von Wasserstoff mittels Stroms.

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Das geht schneller als Fridays For Future FFF dagegen protestierten kann. Bereits nächste Woche soll der Baustart für ein Flüssiggas-Terminal in Wilhelmshaven erfolgen. Das berichtet der NDR.

“Wie Umweltminister Olaf Lies (SPD) dem NDR in Niedersachsen sagte, können danach der Bau der Anlage und der Bau der 30 Kilometer langen Pipeline beginnen. Das Vorhaben werde nun zügig umgesetzt. Anfang kommenden Jahres soll das erste importierte Flüssigerdgas in Wilhelmshaven anlanden. Das Terminal könnte dann dazu beitragen, rund 20 Prozent des russischen Erdgases zu ersetzen. Zusammen mit drei weiteren LNG-Terminals, die ebenfalls noch gebaut werden müssen, soll das bis 2025 so weit gesteigert werden, dass Deutschland vollständig auf russische Gasimporte verzichten könne, sagte Lies.

Diese Zeit werde allerdings noch benötigt. Deshalb ist Lies dagegen, dass Deutschland von sich aus schon jetzt die Gasimporte aus Russland stoppt. Außer Wilhelmshaven steht bereits das schleswig-holsteinische Brunsbüttel als zweite LNG-Standort fest. Die anderen beiden Standorte sind noch nicht benannt.”

Dazu passt thematisch die Meldung in der Tagesschau, dass die Bundesregierung den Bau von LNG-Terminals mittels eines Beschleunigungsgesetzes in kürzerer Zeit ermöglichen will.

“Doch es soll noch schneller gehen: Dem Entwurf zum LNG-Beschleunigungsgesetz zufolge sollen bestimmte Anforderungen für die Genehmigung der Terminals ausgesetzt werden dürfen – etwa bei der Umweltverträglichkeitsprüfung.

Gelten soll dies sowohl für die schwimmenden, als auch die landgebundenen LNG-Terminals. Die schwimmenden Varianten sind schneller umsetzbar, aber in beiden Fällen sind Bauarbeiten nötig: sie müssen an das Erdgasleitungsnetz angeschlossen werden und teilweise müssen auch Hafenanlagen angepasst werden.”

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Die Knappheit an Rohstoffen und die Unterbrechung von Lieferketten bedrohen die US-Solarindustrie. Das berichtet Reuters.

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Im Zuge des Krieges in der Ukraine kommen offenbar gerade viele Dinge auf den Prüfstand. Dazu gehören auch Biokraftstoffe. Sind die Zeiten vorbei, wo man den Landwirten erklärt hat, sie wären die neuen Ölscheichs? Das Handelsblatt hat einen Artikel dazu. Möglicherweise erübrigt sich das Thema Palmfett und Palmöl ohnehin, weil Indonesien als führender Exporteuer ein Ausfuhrstopp verhängt hat, wie die Tagesschau berichtet. Der Rohstoff ist für die Lebensmittelindustrie wichtig. Zusammen mit Wasser und Trockenmilchpulver lassen sich sehr günstige Molkereiproduktimitate produzieren.

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Ausgewiesene Kernenergiegegner wie Eva Stegen sorgen sich bei Twitter um die Kernenergie in Frankreich. Dort ist etwa die Hälfte aller Anlagen nicht in Betrieb. Die gleichen Sorgen scheint es angesichts der Ausbeute an Windstrom in Deutschland nicht zu geben. Der Wind ist zum Ende des Monats fast eingeschlafen.

(Abbildung: Screenshot Agora Energiewende)

Der Kapazitätsfaktor Ende April 2022 sieht nach Windeurope nicht sehr beeindruckend aus.

Abbildung: Screenshot Windeurope.org)

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Die Charta des Netzwerks Klimajournalismus Deutschland.

“Klimajournalismus greift interdisziplinär auf die Erkenntnisse aus Gesellschafts- und Naturwissenschaften zurück, hat weitere ökologische Krisen wie das Artensterben im Blick und orientiert sich dabei am Stand der Forschung. Angesichts der Dringlichkeit der Krise zeigt Klimajournalismus konstruktiv Lösungen auf, ordnet diese kritisch ein und befähigt so zu einem informierten demokratischen Diskurs.”

Man kann schon ins Staunen kommen, wenn man sich die Unterzeichner ansieht und sich dann fragen, ob Cancel Culture tatsächlich zum demokratischen Diskurs gehört. Mitunterzeichnerin Sara Schurmann hat offenbar keine Probleme damit, Wissenschaftler wie Hans von Storch zu mobben oder den Journalisten Axel Bojanowski. Diskurs also nur in der eigenen Blase.

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Björn Lomborg kommentiert in der Welt (Bezahlartikel) die Klima-Obsession des Westens, die dazu führte, dass andere Gefahren ignoriert wurden.

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Es bleibt eine spannende Frage: Bleibt die Dusche im Privathaushalt kalt oder die Produktionsanlage in einer Fabrik im Falle einer Gasknappheit. Karl-Ludwig Kley, Aufsichtsratschef bei E.on und Lufthansa, findet im Spiegel, dass die Privathaushalte zurückstecken sollten.

“Der Aufsichtsratsvorsitzende des Energieversorgers E.on, Karl-Ludwig Kley, fordert bei der Gasversorgung Vorfahrt für die Industrie. Die Politik solle »sehr ernsthaft darüber nachdenken, ob sie die Reihenfolge nicht umdreht und erst bei Privaten abschaltet und dann bei der Industrie«, sagte Kley in einem Interview mit dem manager magazin.

Als Begründung führte der 70-jährige Manager an, dass die gesamte Volkswirtschaft und damit auch die Einkommen der Menschen daran hingen, »dass die Industrie arbeitsfähig bleibt«.

Bisher sieht der Notfallplan Gas vor, dass im Falle eines Gasmangels – zum Beispiel durch das Ausbleiben von Lieferungen aus Russland – die Bundesnetzagentur nach und nach verschiedene Industriebetriebe von der Versorgung abklemmt. Erst danach wären Privathaushalte betroffen.”

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Sonne und Wind schicken keine Rechnung. Das machen aber die Lieferanten der Rohstoffe, die man für Solar- und Windstromanlagen braucht. Die Preise steigen, was bedeutet, die Anlagen werden teurer. Am Ende kann und wird es bedeuteten, dass diese steigenden Kosten auf die Stromkunden abgewälzt werden. Aus der Welt:

“Die von Wirtschaftsminister Robert Habeck vorgegebenen Ausbauziele für erneuerbare Energien erfordern enorme Mengen an Rohstoffen. Für den Bau von Wind- und Solaranlagen bräuchte es bis zu 1,8 Millionen Tonnen Kupfer, 95 Millionen Tonnen Zement und 30 Millionen Tonnen Stahl, was auch die Klimabilanz der Anlagen zumindest am Anfang deutlich schmälert. Das hat die Denkfabrik Agora, die auch die Bundesregierung berät, im Auftrag des „Spiegel“ ermittelt.

Angesichts steigender Rohstoffpreise bedeutet das für den Ökostromsektor eine enorme finanzielle Belastung. Aktuell kostet die Tonne Kupfer doppelt so viel wie vor zwei Jahren, Stahl kostet sogar fast das Dreifache.

In der Windenergiebranche schlagen die Preiskapriolen unmittelbar durch. Viele Hersteller haben sogenannte Gleitklauseln in ihren Lieferverträgen: Bei steigenden Rohstoffkosten, ziehen auch die Preise für die Anlagen an. Der Turm für ein großes Windrad habe sich aufgrund des Stahlpreises um rund eine Million Euro verteuert, sagte Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands Windenergie, dem „Spiegel“. Das entspricht je nach Modell einem Preisschub von 20 bis 25 Prozent.”

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