Das Dilemma des Vogelfriedens

Zugegeben, es gehört schon etwas Mut dazu als Naturschutzbund Nabu einen Mitarbeiter als Klimamanager einzustellen, dessen Karriere sich maßgeblich im Bereich der Grünen Politik und bei einem den Grünen nahestehenden Think Tank abgespielt hat, der nichts anderes macht, als für die Erneuerbaren Energien zu trommeln. Es gibt da erhebliche Zielkonflikte. Nun hat Michael Schäfer beim Nabu den Job gekündigt, wie die taz berichtet. Vielleicht waren die 45 Klageverfahren des Nabu seit 2010 gegen Windkraftprojekte dann doch des Guten zu viel?

Ein Grund waren offenbar die widerspenstigen Landes- und Ortsverbände. Sie ließen sich nicht durch das Konzept des Vogelfriedens, über das wir auch schon berichtet haben, beeindrucken. Vereinfacht gesprochen soll man den Tod von Tieren hinnehmen, zum Beispiel durch Windkraftanlagen, wenn die Art es gleichzeitig schafft irgendwie zu überleben. Oder anders ausgedrückt, drückt man den gefiederten Freunden ganz kräftig die Daumen, dass sie es trotz Windkraft schaffen und nicht aussterben. Das passte regional so manchen beim Nabu (der einmal als Bund für Vogelschutz gegründet wurde) nicht und so kam es immer wieder zu Klagen vor Gericht gegen so manches Windkraftprojekt.

Das Problem Vogelschutz bzw. Artenschutz bleibt allerdings bestehen, auch wenn man es etwas netter verpackt. Frieden klingt ja durchaus positiv. Und genau damit sind die Naturschützer vor Ort konfrontiert. Sie sehen, was vor Ort passiert und das ist das angesprochene Dilemma. Verbandspolitiker können sich das offenbar nicht vorstellen oder sie ziehen sich zurück, so wie Schäfer jetzt. Wer Schäfer so liest, der kann ohnehin zu dem Schluss kommen, dass Alpenschneehühner gerade gegrillt werden durch die Temperaturen in den Alpen.

“Michael Schäfer hält dieses gegeneinander Ausspielen von Klimaschutz und Artenschutz für falsch. „Die größte Gefahr für die Biodiversität geht im Energiesektor von der Erderhitzung durch die fossilen Energien aus“, sagt er. „Je schneller wir davon wegkommen, desto besser ist es für den Artenschutz.“ Er habe großen Respekt für die engagierte Arbeit der Artenschützer im Verband, sagt Schäfer. Denn der Artenschutz habe in Deutschland sonst keine starke Lobby.

Aber bei der Konzentration auf die Rettung einzelner Tiere könne die größere Entwicklung übersehen werden. „Das klassische Naturschutzrecht hat den Rotmilan im Blick, der vom Windrad gefährdet ist, aber nicht das Alpenschneehuhn und viele Tausend Arten, die durch die Erderhitzung auszusterben drohen.“”

Das Dilemma bei dieser Sache geht aber weiter. Es waren nicht zuletzt die Grünen, die sich in Europa für einen starken Natur- und Artenschutz stark gemacht haben. Eben diesen versuchen sie gerade einzukassieren. Das fällt offenbar nicht einmal den Wählern auf, die der Partei zu neuen Höhenflügen verhelfen. Sollten die jetzt geplanten Gesetze zu schnelleren Verfahren und weniger Einflussnahme auf die Projekte umgesetzt werden, dann wird es mit Sicherheit Klagen gegen die deutsche Gesetzgebung geben, in erster Linie, ob diese mit dem EU-Recht konform ist.

(Abbildung: Screenshot YouTube)

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(Abbildung: Screenshot ARD-Mediathek)

Von einer Abhängigkeit in die nächste. Immerhin, so möchte man sagen, fällt das sogar denjenigen auf, die den Krieg in der Ukraine benutzt haben, um ihre eigene Agenda durchzuprügeln. Da wurde schön von Freiheitsenergien gesprochen und dass Deutschland sich von der Abhängigkeit von Energieimporten aus Russland befreien soll.

Wie sieht es aber im Bereich der Erneuerbaren Energien aus? Wenn man Russland lediglich gegen China bei Solar austauscht, dann ergibt sich fast das identische Bild. Fast, denn die Abhängigkeit beträgt hier sogar 95%. Das fällt dann sogar Professor Volker Quaschning gegenüber der Tagesschau auf.

“Aktuell werden in Deutschland Solarmodule mit einer Gesamtleistung von 2,8 Gigawatt hergestellt. Der Rest – also knapp die Hälfte – kommt aus Asien, überwiegend China. Aber: Bei vielen deutschen Herstellern, wie zum Beispiel bei Solarwatt in Dresden, werden nur die Module zusammengebaut, die Solarzellen dafür stammen aus China. Während Deutschland bei Erdgas vor dem Ukraine Krieg zu 55 Prozent von Russland abhängig war, liegt die Abhängigkeit von China bei Solarzellen bei sage und schreibe 95 Prozent.

Der Experte Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft hält das für hochgradig riskant: „Wir haben gesehen, wie schnell die geopolitische Lage sich ändern kann. Wer garantiert uns, ob wir uns in fünf Jahren noch mit gut mit China verstehen? Und wenn wir von dort keine Solarzellen mehr bekommen, ist die Energiewende bei uns gestorben.“”

Nun gehört es zum guten Ton den hiesigen Regierungen in der Vergangenheit die Schuld am Niedergang der Solarindustrie zu geben. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass China die Branche massiv direkt und indirekt unterstützt. Dazu kommen sehr lasche Umweltauflagen und sehr günstige Energie, die aber selten aus den Erneuerbaren stammt, sondern in China aus Kohle. Das wird bei den Dolchstoßlegenden gern besser unter den Teppich gekehrt. Sie werden aber in dem Plusminus Bericht, auf den sich die Tagesschau bezieht, schön gepflegt.

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Dailycaller berichtet über ein Solarprojekt in Indien, das bereits 2014 realisiert wurde. Seinerzeit galt es bei Greenpeace als Musterprojekt. Die NGO unterstützte es massiv. Es gilt aber als gescheitert, weil die Anlage, ganz besonders die Batterie, große technische Probleme hatte. Sie ist nicht mehr im Betrieb.

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Spannende Erkenntnisse aus Kiel. Das Geomar schreibt zu Veränderungen des Golfstroms und verweist auf die natürliche Variabilität. Demnach könnten sich Teile des Nordatlantik abkühlen.

“”Wir hängen in vielerlei Weise von der AMOC ab – und können trotzdem bisher nur erahnen, wie sie sich entwickelt, und ob und wie stark wir Menschen selbst sie einem Kipp-Punkt entgegentreiben, an dem ein unaufhalt­barer Kollaps seinen Lauf nimmt“, sagt Latif. Mittels Auswertungen von Beobachtungs­daten, statistischen Analysen und Modell­rechnungen hat sein Team daher Veränderungen der vergangenen gut einhundert Jahre in dem Strömungs­system genauer untersucht.

Demnach kühlt sich ein Teil des Nordatlantiks ab – ein markanter Gegensatz zu den allermeisten Meeres­regionen. Die Auswertungen deuten darauf hin, dass seit Anfang des 20. Jahrhunderts in erster Linie natürliche Schwankungen für diese Abkühlung verantwortlich sind. Gleichwohl weisen die Untersuchungen auf eine beginnende Verlang­samung der AMOC in den vergangenen Jahrzehnten hin.”

Weiterlesen bei pro-physik.de.

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(Abbildung: Screenshot YouTube)

Die Haselmaus bringt ein umstrittenes Windkraftprojekt in Hessen zum Stoppen. Das berichtet die Hessenschau. Das zuständige Regierungspräsidium hatte es offenbar versäumt in der unmittelbaren Nähe der Anlage eine Aufwertung der Bedingungen für die Nagetiere zu berücksichtigen.

“Gegen den Windpark im Reinhardswald hatte es immer wieder Widerstand von Anwohnerinnen und Anwohnern sowie Naturschützern gegeben. Sie befürchten zudem, der Ausbau von Windkraftanlagen gefährde den Lebensraum von bedrohten Vögeln wie dem Schwarzstorch oder Rotmilan und einigen Fledermausarten und schade dem Tourismus im „Märchenwald“. Zuletzt hatten auch die Gemeinde Wesertal und die Stadt Hofgeismar geklagt.

Die genehmigten Windräder dürfen eine Gesamthöhe von 241 Metern und Rotorblätter mit einem Durchmesser von 150 Metern haben. Sie sollen rund 300.000 Megawattstunden regenerative Energie im Jahr produzieren. Geht man von einem Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden pro Jahr und Haushalt aus, könnten damit rechnerisch rund 75.000 Haushalte versorgt werden.”

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(Abbildung Screenshot ARD-Mediathek)

Die Tagesthemen (ab Minute 22:19) haben einen Bericht über Moore in Bayern, die aus der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung genommen werden und mit Solarmodulen bestückt werden. Umweltschützer sagen, dass wäre nicht weit genug gedacht. Ohne eine erneute Vernässung der Moore sei das Projekt nur halb fertig. Es kommt noch etwas anderes dazu: Jede Fläche, die hier aus der Bewirtschaftung genommen wird, verlagert das Problem lediglich woanders hin. Deutschland hat rechnerisch jetzt schon zu wenig Ackerfläche, um sich selbst zu versorgen. Folglich muss mehr importiert werden.

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Beitrag von RA Thomas Mock:

Wie das BMWK Methan in CO2 verwandelt und umgekehrt

Herr Minister Habeck  tauscht aktuell CO2 mit Methan um sich und die Klimabilanz besser aussehen zu lassen und trotz der extremen Klimawirkung von Methan weiterhin gegen die Nutzung heimischer Kohle sein zu können. Es hilft ihm dazu das System des EU-ETS, des europäischen CO2-Emissionshandels. Das geht wie folgt.

Herr Habeck kauft (Fracking-)LNG (Methanemissionen/Umwandlungsverluste) in Katar und USA. Das ist wegen des hohen Methananteils und dessen Klimawirkungen in der Summe klimaschädlicher als Braunkohle, insbesondere in den nächsten 20 Jahren (siehe PM des idw vom 16.05.22), da es innerhalb eines solchen Zeitraumes mindestens 80x klimawirksamer ist als CO2.

Aber das Methan taucht in der Gesamtrechnung nicht auf, weil die Klimagase erst ab Eintritt in die EU-Aussengrenze zählen. Also wird das ganze Methan das bis zum Übertritt in die EU angefallen ist bzw emittiert wurde auf „Null“ gestellt. Dadurch erscheint das Gas/LNG klimafreundlicher als Braunkohle und sein CO2, weil die Lieferkette im Ausland nicht zählt, ausgeblendet wird. Nur so kann Minister Habeck weiter gegen heimische Braunkohlenutzung aus Klimagründen sein, obwohl heimische Braunkohle in Summe klimafreundlicher ist, so widersprüchlich es sich anhört,  als der (Fracking-)LNG-Einkauf ausserhalb der EU, um es in Deutschland zu verbrennen oder anderweitig zu nutzen.

Und deshalb spricht Herr Minister  Habeck immer von der niedrigeren CO2-Last beim Verbrennen von Gas im Vergleich zum CO2-Anteil beim Verbrennen von Braunkohle. Weil er die parallele und klimarelevant additiv exponentielle Wirkung des Methan (80x wirksamer innerhalb von 20 Jahren als CO2) tabuisiert, als ob es nicht existiert, weil es formal im Ausland angefallen und dort geblieben ist. 

Tatsächlich heizt Herr Habeck durch den massenhaften LNG-Kauf die methanseitig hohe Klimarelevanz exponentiell an und wäre eine verstärkte Nutzung von heimischer Braunkohle (und AKW sowieso) viel klimafreundlicher. Aber dann müsste er den Hambacher Forst abholzen und die exzellente Kohle darunter nutzen. Denn die jetzt noch nutzbare Kohle reicht gerade für die noch in Betrieb befindlichen und geplanten Kraftwerksblöcke. Deshalb dürfte auch die Nutzung des Hambacher Forst bzw der darunter liegenden Kohle im überragenden öffentlichen Interesse sein, gerade  in diesen Zeiten, da diese Kohle u.a. dazu geeignet ist in der Produktion vieler Industrieanlagen mit Kohlestaub das Gas als Brennstoff zu ersetzen, sogar effizienter.

Und diese Kohle wäre wohl genauso oder klimafreundlicher und sehr viel preiswerter  als das LNG aus aller Welt, was angesichts der Mondpreise für LNG-Gas und der zunehmend belastenden Inflation ebenfalls von überragendem öffentlichen Interesse ist. Und das dem Schutz dienende Gesetze oder Gerichtsurteile schnell geändert werden können hat Herr Habeck gerade bei der Umsetzung der LNG-Terminals an der Küste gegen den besonderen Schutz der Schweinswale gezeigt. Es kommt nicht mehr auf den Schutz einzelner Exemplare an, sondern auf den Zustand der  Population. Das gilt dann natürlich auch für die Fledermäuse des Hambacher Forst. Von denen gibt es anderswo sehr viele.

Um diese ideologische Show aus parteiinternen Gründen nicht aufgeben zu müssen verlegt und konzentriert Herr Minister Habeck sich auf die gegenüber Braunkohle günstigere CO2-Bilanz von Gas, das Methan und seine Klima-Wirkungen werden ausgeblendet. Wohlwissend, dass das der faktischen Klimawirksamkeit bei Nutzung von (Fracking-)LNG nicht entspricht.

Das ist „Greenwashing“ verbunden mit irren aber unnötigen Kosten und einer Inflation zum besonderen Nachteil der Bevölkerung als Konsequenz solch „grüner“ Politik. Diese hält dem Beschluss des BVerfG nicht stand! Denn das ist das Gegenteil einer Politik um das 1,5 Grad Ziel zu erreichen,

Die Bevölkerung wird zum Narren gehalten, viele Medien und verlinkte Organisationen laufen wie Schlafwandler hinterher. In Hameln gab es mal eine ähnliche Geschichte.

Der Autor ist u.a. seit 2000 Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Emissionshandel im BMU, jetzt im BMWK

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