Bundesnetzagentur kritisiert kaltes Wetter

Der Behördenchef und Grüne Klaus Müller schlägt laut Spiegel Alarm.

“Haushalt und Gewerbe zu stärkeren Anstrengungen für Einsparungen ermahnt. »Der Gasverbrauch von Haushalten und Gewerbe in der letzten Woche lag deutlich über dem durchschnittlichen Verbrauch der Vorjahre«, kritisierte Behördenchef Klaus Müller. Die Zahlen seien damit sehr ernüchternd. Ohne erhebliche Einsparungen auch im privaten Bereich werde es schwer, eine Gasmangellage im Winter zu vermeiden.

In der vergangenen Woche habe der Verbrauch um 14,5 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2021 gelegen, sagte Müller. »Die Bundesnetzagentur geht im Moment davon aus, dass zur Vermeidung einer Gasmangellage ein Rückgang des Verbrauchs um mindestens 20 Prozent erforderlich ist.”

Möglicherweise hat das mit den September 2022 Temperaturen zu tun? Man könnte auch sagen, dass der September 2022 um 0,4 Grad Celsius unter der aktuell gültigen Vergleichsperiode lag. Die Zahlen lagen Herrn Müller möglicherweise nicht vor?! Deutlicher wäre doch gewesen: Bundesnetzagentur kritisiert kaltes Wetter.

Jahr Durchschnittliche September-Temperatur in Deutschland in Grad Celsius
2018 15,1
2019 14,0
2020 14,8
2021 15,2
2022 13,4

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Es erinnert fatal an Claudia Kemfert und die “Speicher noch und nöcher”.

Welche Speicher das sind, das verrät Quaschning in seinem kurzen Video auf Twitter leider nicht, es nennt lediglich Buzzwords. Über Kosten oder benötigte Rohstoffe schweigt er sich besser aus. Er wir schon wissen warum. Eigentlich ist das die peinliche “noch und nöcher” Aussage von Claudia Kemfert aus der ZDF-Dokumentation Blackout nur etwas anders verpackt.

Wir haben schon einige Mal auf eine Studie aus dem Vereinigten Königreich aufmerksam gemacht, die den Rohstoff-Bedarf für das Land berechnete, wenn bis 2030 dort der Verkehr komplett elektrifiziert werden soll. Der Bedarf nur für das Vereinigte Königreich ist immens. Wohlgemerkt, da sind noch keine Rohstoffe für die Erneuerbaren Energien dabei.

„The UK, for instance, wants all new cars to go electric from 2030. But to switch Britain’s 31.5 million petrol and diesel vehicles over to a battery-electric fleet would take an estimated 207,900 tonnes of cobalt, 264,600 tonnes of lithium carbonate, 7,200 tonnes of neodymium and dysprosium, and 2,362,500 tonnes of copper.

Scientists estimate Earth’s total carbon store

Humans help cook up mineral bounty

Earth’s rarest minerals catalogued

This amounts to twice the current annual world production of cobalt (used in battery electrodes), an entire year’s world production of neodymium (to make electric motor magnets) and three-quarters of the world production of lithium (battery electrolyte).

Replacing the estimated 1.4 billion internal combustion engine vehicles worldwide would need 40 times these quantities, and that’s before the metal and mineral requirements of all the wind turbines and solar farms are considered.“

In diesem Blog wurde auch schon über andere optimistische Annahmen, wie die von Hans-Josef Fell, einem der Väter des EEG, berichtet. Vermutlich sind es solche Studien, auf die sich dann die Protagonisten der Energiewende berufen. Man nennt so etwas Zitierkartelle. Nur, was sind solche Wunschträume wert, wenn sie an der Realität zerschellen?

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Florian Harms kommentiert bei T-Online den Gaspreisdeckel der Bundesregierung.

“Im Berliner Regierungsviertel herrscht seit dem Angriff auf die Ostseeröhren Aufregung, denn nun ist klar: Selbst wenn der Ukraine-Krieg absehbar enden sollte, selbst wenn der Verbrecher Putin irgendwann weg vom Fenster ist, wird sobald kein billiges Gas mehr in ausreichenden Mengen nach Deutschland strömen. Wir haben es jetzt nicht mehr mit einer akuten, sondern wohl mit einer jahrelangen Notsituation zu tun. Das deutsche Wirtschaftsmodell steht infrage. Das ist die Stimmung in Ministerien und Vorstandsetagen: tiefe Beunruhigung, Hektik und die Ahnung, dass die gute alte Zeit unwiederbringlich vorbei ist.

Deshalb ist es sinnvoll, dass der Kanzler und seine Stellvertreter Habeck und Lindner die ganz große Wumme auspacken. Wo Mangel herrscht, explodieren die Preise. Also muss der Staat dafür sorgen, dass Bürger und Firmen überleben können, und das ist angesichts des Winters durchaus wörtlich zu verstehen. Die Ampelregierung packt auf den Schuldenberg im Bundeshaushalt noch einen Mount Everest aus Euro-Münzen drauf und macht aus dem Jahr 2022 wohl das teuerste in der Geschichte der Bundesrepublik. Wer nun wie profitieren soll, lesen Sie hier. Dass die Schuldenbremse dann im kommenden Jahr trotzdem irgendwie hält, ist eher Hoffnung als Versprechen.”

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Hätten die EDEKA-Märkte in Osnabrück einfach auf die damalige Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock gehört und in den Wiesenhof-Reaktor investiert. Strom einfach in Tiefkühl-Hähnchen speichern und schon wären die Stromprobleme gelöst. Das sei alles genau durchgerechnet und auch für Startups interessant, erklärte Baerbock im Mai 2021 der staunenden Zuschauerschaft. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Mittlerweile haben Supermärkte, die viel Energie benötigen und keineswegs erzeugen oder speichern (ausgenommen, sie haben eine Photovoltaikanlage auf dem Dach), echte Probleme einen Stromversorger zu finden, wie rnd berichtet.

“Konkret geht es um fünf Edeka-Filialen, deren Betreiberin Mechthild Möllenkamp der „Wirtschaftswoche“ von ihrer Notsituation berichtet. Auch sie ist von der Kündigungsflut in Osnabrück betroffen, ihre Märkte stehen nach aktuellem Stand im neuen Jahr ohne Strom da. Der Vertrag sei zum Jahreswechsel ohnehin ausgelaufen. Doch im Gegensatz zu den 24 Jahren zuvor gab es dieses Mal kein neues Angebot für einen Anschlussvertrag. „Die Stadtwerke haben gar nichts angeboten, das ist die große Enttäuschung für mich“, wird sie vom Branchenmagazin zitiert.”

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Kaum gab es relativ spät in der Saison 2022 einen Landgang eines Hurricanes („Ian“, Kategorie 4 in Westflorida) da läuft die Maschine schon an: „Klimawandel macht Tropenstürme gefährlicher“ twittert Prof. Stefan Rahmstorf. Er verweist auf einen „Erkläratikel“ in „Spiegel“ aus 2019. Da stehen schon interessante Dinge, z.B. gleich ganz oben fett:

„Durch die Erwärmung der Erde werden besonders starke Stürme zusätzlich mit Energie aufgeladen. „

Weiter liest es sich derart:

„Im Grundsatz ist die Rechnung einfach: Maßgeblich für ihre zerstörerische Kraft ist die Temperatur des Meerwassers – denn die Wärme des Wassers ist ihre Energiequelle.“

Das klingt völlig logisch, wozu dann der lange Artikel? Nun, Statistikprobleme hätten bisher Zweifel zugelassen aber nun:

„Inzwischen sind die Entwicklungen aber so deutlich, dass weitgehend Einigkeit über ihre Realität besteht. Das zeigt der aktuellste Bericht  des Expertenteams der meteorologischen Weltorganisation WMO, der diesen März erschienen ist. Zehn der elf Experten waren sich einig, dass „die Summe der Belege darauf hindeutet, dass im globalen Mittel die Intensität der stärksten Tropenstürme seit Anfang der Achtzigerjahre spürbar zugenommen hat“, wie es in der verklausulierten Fachsprache heißt. Acht der elf Experten waren zudem überzeugt, dass der Mensch zu diesem Anstieg beigetragen hat.“

Wenn etwas so eindeutig ist wie von Rahmstorf beschrieben, wieso gab es dann bis 2019 keine völlige Einigkeit darüber, dass Tropische Stürme mit dem Klimawandel intensiver werden? Intwischen sind weitere Jahre der Forschung vergangen und wenn man ein aktuelles Review Paper aus 2022 zum Thema befragt, so findet man da zusammenfassend diese Einschätzung:

„As a result, currently, it is unclear to what degree climate change has affected tropical cyclone intensity or when the impact of climate change on tropical cyclone intensity will be detectable in the future.“

Als Ergebnis steht, dass es gegenwärtig unklar ist, zu welchem Grad der Klimawandel die Intensität von Tropischen Zyklonen beeinflusste oder wann die Auswirkung in der Zukunft nachweisbar sein wird. Das ist nun ein gänzlich anderes Resultat, als Rahmstorf in seinem Tweet vom Abend des 30. September 2022 suggeriert unter Verweis auf seinen eigenen Artikel in 2019. Mit derart falschen Darstellungen zum Stand der Forschung scheint er Stimmung machen zu wollen und nicht der Wissenschaft Genüge zu tun. Nicht als Privatmann wohlgemerkt, sondern in seiner Eigenschaft als Professor für Physik der Ozeane.

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Leserpost von RA Thomas Mock zum Blog vom 1. Oktober 2022 („Energiewirtschaftliches Institut: Versorgungslücken auf dem Strommarkt bis 2030 möglich):

Sie stellen eine aktuelle Studie des EWI zu möglichen wetter- bzw klimabedingten Versorgungslücken bis 2030 in Auszügen vor. Die Studie hebt sich wohltuend von den vielen interessegeleiteten Studien ab. Allerdings gibt es eine Aussage 

„…sowie der im Verhältnis zu langsame Ausbau erneuerbarer Energien.“

bei der ich stutze. Sie dürfte von Habeck&Graichen so verstanden werden, dass der Ausbau „noch&nöcher“ schneller erfolgen muss. Dem aber stehen ein paar Fakten entgegen die ich wie folgt skizziere:

Alles in Sachen Wind ist im Lichte aktueller Entwicklung eher ein Akt der Verzweiflung, weil Wind&PV von Graichen&Co über viele Jahre als einzige ausschließliche Alternativen aufgebaut wurden, nun aber ins Straucheln geraten und die Promotoren ihr Gesicht fürchten zu verlieren.

Denn plötzlich ist das Gerüst ihrer Hoffnungen weggebrochen.

Ohne das von Statoil (jetzt Equinor) und Gazprom in deutschen Medien jahrelang massiv beworbene Gas als Brücke und die von Herrn Graichen jahrelang vertretenen und von ihm und seiner Agora herbeigeschriebenen notwendigen 40 Gaskraftwerke als Ausgleich für die hohe Volatilität der Windkraft, ist ein weiterer Ausbau von Windanlagen eher ein Selbstmord auf Raten. Denn noch auf Jahre werden die Netze fehlen um überhaupt einspeisen zu können. Und Speicher gibt es auch nicht. Es liefe auf einen explodierenden Redispatch zu unerhörten Kosten und Ineffizienz der Windanlagen und damit des gesamten Systems hinaus.

Es mangelt nach wie vor an einer Koordination zwischen Netz- und Windanlagenausbau. In all den vielen ad hoc Gesetzen der letzten Tage und Wochen  findet sich dazu nichts. Der Redispatch wird also  massiv steigen und die Netzkosten nach oben treiben. Je mehr Windanlagen errichtet werden und je mehr Netze fehlen, desto höher wird der Redispatch dort wo viele Windanlagen stehen.

Diesen Redispatch müssten die Länder, die den Ausbau dennoch hochtreiben selbst umlegen, wie Niedersachsen, das sich neuerdings für Preiszonen zum Nachteil des Süden ausspricht. Dagegen spricht schon der seit 30 Jahren solidarisch auch vom Süden mitfinanzierte Wind-, PV- und Netzausbau im Norden.

Hinzu käme eine Redispatchumlage auf Marktpreisniveau, die umso teurer wird, je höher der Strompreis ist, da die Anlagenbetreiber bei Abschaltung ihrer Anlage durch Netzengpässe  in der Regel mit Marktpreisen entschädigt werden. Selbst die geplante Deckelung vom derzeitigen EEX-Niveau von ca 40-50CentkWh auf 18 CentkWh ist immer noch 2,5 mal höher wie die bisherige  EEG- Vergütungsgarantie. Die jährlichen Kosten bei einer Deckelung auf 18 CentWh werden dann nicht nur von heute ca. 1 Mrd Euro p.a. im  Jahr auf 2,5 Mrd Euro steigen, sondern aus obigen Gründen signifikant stärker.

Selbst eine gesetzliche Deckelung auf die bisher gezahlte und völlig ausreichende Garantievergütung im Falle von Redispatch auf ca 8 CentkWh würde die jährlichen Redispatchkosten auf ca 2 Mrd Euro steigen lassen.

Das hochgerechnet auf nur die nächsten 10 Jahre wären bereits Mehrkosten in Höhe von 20 Mrd Euro. Bei 18 CentkWh wären es mindestens 50 Mrd Euro.

Und diese 18 Cent werden Habeck&Graichen nicht ändern, um ihrer heissgeliebten Lobby auch in harten Zeiten von den Bürgern zwangseingetriebene Renditen von 30% und mehr zu verschaffen. Das verspricht den Grünen viele hilfreiche Parteispenden und es lassen sich für Wind&PV viele schöne PR-Massnahmen in den Medien finanzieren wie auch Studien, die die schöne neue Wind&PV-Welt schön schreiben und gegen alle anderen Interessen stützen, allen voran das einschlägig bekannte DIW. Und die Wind&PV- Lobbywelt vor allem in Berlin&Brüssel kann ihr Netz und ihre hohen Gehälter sichern und ausbauen.

Dieser Betrag von ca 50 Mrd Euro käme also auf die Stromabnehmer in den nächsten 10 Jahren zusätzlich zur aktuellen Belastung hinzu. Ob in Form direkter Kostenbelastung oder über den Umweg des noch nicht konkretisierten 200 Mrd-Pakets. Denn auch das wird am Ende der Energiekunde zahlen.

Man darf durchaus nicht sarkastisch feststellen, dass die geplante Strompreisbremse am Ende nur dazu dient den Strompreis  durch die  wachsenden Netzentgelte als Teil des Strompreises wieder auf das heutige Niveau anzuheben, um die extremen Renditen der Betreiber von Wind&PV zu finanzieren bzw diese extremen Renditen dieser Lobby klammheimlich zu sichern.

Man fragt sich am Ende von welcher Energiewende eigentlich gesprochen wird. Es gibt sie nicht (mehr). Es ist ein Flickenteppich, der das Vertrauen der Industrie und der Bürger in eine auch kostenseitig verlässliche Energiepolitik vorsätzlich missachtet. Denn es gibt Alternativen.

RA Thomas Mock
53639 Königswinter

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Leserpost von Dipl. Ing. Martin Krohn:

Betreff: Ulrike Herrmann zu Elektroauts

Sehr geehrte Damen und Herren,

einige Anmerkungen zu einem Artikel über Ulrike Herrmann im Blog vom 01. 10. 22. Frau Ulrike Herrmann hält die E-Autos für nicht effizient. Der Bedarf an Strom für Elektromobilität kann auf absehbare Zeit nicht zur Verfügung gestellt werden. Im Schlusssatz erwähnt Frau Herrmann, dass es am wünschenswertesten wäre, wenn die Menschen gar kein Auto, sondern mit dem Bus fahren würden – zumindest diejenigen, die gesund sind und laufen können.

Einige Probleme haben sich ja vor kurzer Zeit gezeigt, als das 9 € Ticket eingeführt wurde. Die Züge waren so voll, dass das Mitführen von Fahrrädern untersagt wurde. Will jemand aus der Stadt aufs Land fahren, um dort eine Fahrradtour zu unternehmen, ist das nicht möglich. Also doch vielleicht besser mit dem Auto? Ich habe vor einiger Zeit schon einmal eine Vision dargestellt, wobei sich ein Fahrgast mit einem Sattel und einem Bund Heu in die U- oder S-Bahn setzt, weil er zu seinem Reitverein fahren möchte, und sein Auto abgeschafft hat. Eine andere Möglichkeit wäre, dass ein Hobbygärtner auf dem Weg zu seinem Schrebergarten mit einer Schubkarre die Bahn betritt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass solche Aktivitäten gut ankommen würden.

Um es hier einmal deutlich zu sagen. Ich bin nicht gegen den öffentlichen Verkehr mit Bus oder Bahn. Ich habe auch schon solche Möglichkeiten genutzt, z. B. um zur Arbeit zu kommen. Doch das ist nicht immer möglich. So sind z. B. mobile Pflegekräfte auf das Auto angewiesen. Auch in anderen Berufen sind Strecken nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen. Auch im Privatbereich gibt es Situationen, in welchen das eigene Auto doch die bessere Alternative ist. Die Beispiele mit dem Schrebergarten oder dem Reitverein passen gut dazu. Natürlich kann auf das Auto komplett verzichtet werden. Doch das wäre letztendlich eine Einschränkung der Individualität der Bürger – und irgendwie ein Schritt zurück in Richtung Mittelalter.

Viele Grüße
Dipl. Ing. Martin Krohn

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