Ausbau der Offshore Energiegewinnung – Die Konflikte sind vorprogrammiert

Die Liste der praktischen und sofort wirksamen Maßnahmen, die sich gegen den russischen Präsidenten Putin und seinen Krieg in der Ukraine richten, wird immer länger. Fahrgemeinschaften, Tempolimits, ÖPNV, natürlich mehr Wind- und Sonnenstrom und nun kommt der nächste Joker: weniger Fleisch essen. Gesagt hat es der Grüne Umweltminister Özdemir, wie die Welt berichtet.

“Auch wenn Özdemir Vegetarier sei, werde er nicht predigen, dass alle zum Vegetarismus konvertieren müssen. „Aber sagen wir es so: Weniger Fleisch zu essen, wäre ein Beitrag gegen Herrn Putin.“ Bewusst einzukaufen und weniger Lebensmittel wegzuschmeißen genauso. Und grundsätzlich sei ein System nicht nachhaltig, in dem 60 Prozent des Getreides in den Futtertrögen landen, wie in Deutschland. „Das ist nicht tragbar und funktioniert nicht im globalen Kontext.“”

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Ein Artikel bei Spektrum.de ist zwar schon aus dem Jahr 2020, er hat aber wenig von der Aktualität eingebüßt. Es geht um das Entsorgungsproblem von Akku, die bei der Mobilität eine große Rolle spielen.

“Und ob sich die heutigen Verfahren am Ende auszahlen, finanziell oder für die Umwelt, ist fraglich. Eine entsprechende Verwertung von Lithium-Ionen-Akkus, sowohl aus Elektrogeräten wie aus Fahrzeugen, kostet zurzeit bis zu 3000 Euro pro Tonne, schätzt das Umweltbundesamt. Gilt das in Zukunft auch für die Energiespeicher von Elektroautos, bedeutet das 700 bis 1600 Euro pro Autowrack. Wohlgemerkt: Eine wiederverwendbare Batterie hat man damit nicht. Man kann lediglich darauf hoffen, manche der Bestandteile in anderen Produkten wiederzuverwenden.

Entsprechend warnen Experten seit Langem vor einem Berg funktionsunfähiger Batterien, die sich im Schatten des E-Auto-Booms anhäufen könnten. Schätzungen zufolge werden bis 2030 elf Millionen Tonnen alter Akkus anfallen, Jahr für Jahr sollen danach weitere zwei Millionen Tonnen dazukommen. Für Deutschland rechnet das Umweltbundesamt mit einer Menge von 30 000 Tonnen pro Jahr. Immerhin: Die sechs »Recycling«-Anlagen, die es hier zu Lande bereits gibt, könnten bereits 21 000 Tonnen verwerten.”

Erstaunlicherweise wird der Aspekt Nachhaltigkeit sowohl bei der Gewinnung von Rohstoffen und bei der Produktion von Elektroautos bewusst verschwiegen. Dabei sind die Probleme real. Wir haben in diesem Blog unter dem Titel “Die große Vortäuschung” die Schattenseiten aufgezeigt in der Besprechung der ARTE Dokumentation “Umweltsünder E-Autos“. Die Dokumentation ist nach wie vor bei YouTube abrufbar.

Ähnlich verhält es sich mit Rotorblättern. Die Lösung lautete bisher, dass ausrangierte Rotorblätter geschreddert werden. Anschließend kann man sie in Beton gießen (als Gehwegplatte) oder verbrennen, vorzugsweise in Zementfabriken!, weil Müllverbrennungsanlagen dafür nicht geeignet sind, wie die Tagesschau berichtet. Das Problem wird auch nicht kleiner, im Gegenteil.

“Nach zwanzig Jahren Förderung ist Schluss

In Brandenburg zum Beispiel stehen derzeit 3904 Windkraftanlagen, von denen bis zum Jahr 2025 etwa 1760 aus der Förderung nach dem Erneuerbaren Energie Gesetz (EEG) herausfallen werden. Sie waren dann 20 Jahre in Betrieb. Grundsätzlich haben die Betreiber dann drei Möglichkeiten: Sie können die Anlage weiterbetreiben, sie komplett oder in Teilen durch eine neue, meist auch leistungsfähigere Technik ersetzen („Repowering“), oder die Windräder zurückzubauen und recyceln.”

Auf diesem Auge sind viele der Protagonisten blind. Aber die Schwierigkeiten nicht zu sehen, bedeutet nicht, dass sie nicht da sind. Eigentlich ist die Recyclingproblematik ein schönes Beispiel dafür, dass nicht in Wirkungsketten gedacht wird und Folgeprobleme und Kosten einfach ignoriert werden.

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Der schwedische Energieversorger Vattenfall plant aus Pappelholz Biomethan herzustellen:

“Biomasse aus Pappelholz – angebaut als Energieholz – gilt als besonders nachhaltig. Die Verbrennung setzt nur so viel CO2 frei wie vorher gebunden wurde. Ein Industriekonsortium l will nun herausfinden, ob aus Pappelholz auch klimaschonendes Biomethan gewonnen werden kann, u.a. als Alternative zu Erdgas.

Pappelholz für Biomasse-Heizkraftwerk im Märkischen Viertel in Berlin

In sogenannten Kurzumtriebsplantagen (KUP) auf 2.000 Hektar Fläche baut Energy Crops – ein Tochterunternehmen von Vattenfall – Pappelholz in Brandenburg und Westpolen an. Dies passiert in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit lokalen Landwirten. Geerntet als Hackschnitzel dient das Holz als Brennstoff dann vor allem für das Biomasse-Heizkraftwerk im Märkischen Viertel in Berlin. Allein in diesem Jahr erntet Vattenfall knapp 40.000 Tonnen Pappel-Hackschnitzel. Das sind rund 2.000 große LKW-Ladungen. Bislang werden diese Hackschnitzel aus Pappelholz im Prozess der Kraft-Wärme-Koppelung zur Strom- und Wärmeerzeugung direkt verfeuert.

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Phytomining, ein spannendes Thema bei RND. Es geht um Pflanzen, die Metalle aus dem Boden ziehen und sich damit anreichern. Denkbar wäre das auch für die Metalle Nickel oder Gold.

“Pflanzen wie diese eignen sich nicht nur bestens, um Minenstandorte, die beim Abbau von Schwermetallen verseucht wurden, wieder zu sanieren. Sie können auch für Phytomining eingesetzt werden – das heißt, mit ihrer Hilfe könnten „Metalle nachhaltig extrahiert“ werden, wie Antony van der Ent, ein Pflanzenexperte der Universität von Queensland, in einer E-Mail schrieb. Phytomining sei eine Art „Landwirtschaft für Metalle“, erklärte der Forscher, der hofft, dass die neue Technologie irgendwann eine Alternative zum umweltschädlichen Bergbau darstellen könnte. Entdeckt wurden die ungewöhnlichen Qualitäten der Hyperakkumulatoren in den 1970er-Jahren. Damals fand man heraus, dass das Harz des Baumes Pycnandra acuminata auf Neukaledonien blau-grün war.

Weiterlesen bei bei RND.

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RWE plant nach Angaben des NDR einen Terminal für Ammoniak in Brunsbüttel. Offenbar geht man bei RWE davon aus, dass zukünftig Ammoniak, welches sehr vielfältig einsetzbar ist, nicht in ausreichenden Mengen in Deutschland grün produziert werden kann.

„Im nächsten Schritt ist geplant, an dem Terminal einen Cracker in großindustriellem Maßstab zu errichten, um grünen Wasserstoff auch vor Ort zu produzieren“, teilte RWE mit. Parallel dazu soll die Ammoniak-Menge auf zwei Millionen Tonnen pro Jahr ausgebaut werden. Das Investitionsvolumen für das Ammoniak-Importterminal liegt laut Brunsbüttel Ports GmbH in einem mittleren dreistelligen Millionenbereich. Nach Angaben von Andree Stracke von RWE ist Ammoniak der technologisch am weit fortgeschrittenste Stoff, um Energie zu transportieren: „Wir glauben, dass das der Träger ist, der uns am günstigsten grüne Energie nach Deutschland bringen wird.“


(Abbildung: Screenshot NDR-Mediathek)

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Fritz Vahrenholt auf WSH:

Die Ukraine-Krise und die Energiewende

von Prof. Dr. Fritz Vahrenholt

Das russische Vorgehen gegenüber der Ukraine hat Bundeskanzler Scholz zum Anlass genommen, die Inbetriebnahme der fertigstellten Nord Stream 2 Gaspipeline zu stoppen. Damit ist eine tragende Säule der deutschen Energiewende in Frage gestellt. Denn schon nach dem Doppelausstieg aus Kohle und Kernenergie war klar, dass die gesicherte Leistung der konventionellen Kraftwerke nur durch einen erheblichen Import von Erdgas sichergestellt werden könnte.

Selbst der forcierte Ausbau von Wind- und Solarenergie, wie er im Koalitionsvertrag vom Dezember 2021 angekündigt wurde, löst das Problem der Volatilität der erneuerbaren Energieerzeugung nicht. Wind steht eben nur mit 25 % der Volllaststundenzahl des Jahres zur Verfügung, Sonne nur zu etwa 10 % des Jahres. Daher hatte der Koalitionsvertrag folgerichtig einen massiven Ausbau von Gaskraftwerken vorgesehen. Die etwa fünfzig neuen Gaskraftwerke benötigen wohl nun eine neue Lieferquelle.

Dies erfolgt in einer Lage, in der die Gasmärkte der Welt bereits von Engpässen und extremen Preisentwicklungen gekennzeichnet sind. Seit Mitte des Jahres 2021 steigen die Preise für Erdgas massiv an. Der Gaspreis hat sich vervierfacht. Dadurch hat sich im Übrigen auch der Strompreis vervielfältigt. Im zurückliegenden Wahlkampf war das kein Thema. Aber an der Entwicklung der Preise ist die Politik nicht ganz unbeteiligt. 

Lesen Sie den ganzen Artikel hier: wsh-brief-ukraine-krise.pdf

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Alexander Wendt am 11.3.2022 auf Publico:

Die große vollelektrische Bundesillusionsmaschine

Es ist wieder einmal Energiewende-Zeit: Politiker überschlagen sich mit Ideen, russische Gas-Importe zu kappen. Ihre Pläne bestehen aus Überschriften, zu denen der Text fehlt. Nach diesem Prinzip arbeiten deutsche Energiepolitiker schon seit 20 Jahren – als Fachkräfte für den Bau von Luftschlössern

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Patrick Barron auf Misede.org:

RATIONALITÄT UND LOGIK DER HYSTERIE UM DIE GLOBALE ERWÄRMUNG – EINE ÜBERPRÜFUNG

Wir haben der Erderwärmungshysterie so viel Zeit, Energie und Ressourcen geopfert, ohne dass das Thema selbst auf Rationalität und Logik geprüft wurde. Ich beabsichtige, einen logischen Schritt-für-Schritt-Ansatz zu liefern, der für die Bewertung so ziemlich jedes kontroversen Themas verwendet werden kann, ob es nun persönlich oder weltweit ist – wie die globale Erwärmung.

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Aufzeichnung des Vortrages „Gefährden wir unsere Versorgungssicherheit, wenn wir (auf) Windräder bauen?“ am Montag 7.3.2022 mit Klaus H. Richardt.

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Pressemitteilung des Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, 24.1.2022:

Ausbau der Offshore Energiegewinnung – Die Konflikte sind vorprogrammiert

Der massive Ausbau erneuerbarer Offshore-Energien wird große Flächen in allen europäischen Meeren beanspruchen. Eine integrierte maritime Raumplanung und -nutzung kann die aufkommenden Konflikte mit traditionellen Meeresnutzern wie der Fischerei abmildern. Eine aktuelle Studie unter Leitung von Dr. Vanessa Stelzenmüller vom Thünen-Institut für Seefischerei in Bremerhaven beziffert die zukünftigen Flächenverluste und stellt Synergiemöglichkeiten vor.

Auf dem Weg zur CO2-neutralen Energieversorgung spielen Offshore-Anlagen wie Windturbinen oder Wellen- und Gezeitenkraftwerke eine zentrale Rolle. Die Planung, Konstruktion und Inbetriebnahme neuer Anlagen, die den wachsenden Bedarf an Energie aus erneuerbaren Quellen decken sollen, betrifft große Meeresgebiete in den ausschließlichen Wirtschaftszonen der europäischen Staaten, also den Meeresgebieten innerhalb der 200-Meilen-Zone, in denen ein Staat exklusive Nutzungsrechte hält. Nicht nur in Nord- und Ostsee wird es deshalb in naher Zukunft eng werden, sondern in allen europäischen Meeren. Die sich verschärfenden Konflikte um knappe Flächen haben weitreichende Auswirkungen auf die Fischerei und die Verfügbarkeit von Fanggründen.
Eine Forschergruppe um Dr. Vanessa Stelzenmüller vom Thünen-Institut für Seefischerei in Bremerhaven hat nun in einer aktuellen Studie erstmals die Überschneidungen von bestehenden und geplanten Offshore-Energie-Standorten mit den Fanggründen der Fischerei ermittelt und so eine Grundlage für die Bewertung von Flächenkonflikten und den möglichen wirtschaftlichen Folgen erarbeitet.

Bereits jetzt sind vor allem in der Nord- und Ostsee große Bereiche mit Offshore-Installationen bebaut. Den größten Anteil seiner ausschließlichen Wirtschaftszone hat mit rund 1480 km2 das Vereinigte Königreich der Energiegewinnung aus Erneuerbaren gewidmet, gefolgt von Deutschland und Dänemark. Dabei setzen die drei Länder vor allem auf die Nutzung von Windkraft. Langfristig soll der weitere Ausbau dieses Sektors insgesamt ca. 60.000 km2 in der Nordsee (rund 10 % der Gesamtfläche) und 20.000 km2 in der Ostsee betreffen. Gegenüber der aktuell für Windkraft genutzten Fläche von rund 5.000 km2 in der Nordsee und kaum nennenswerten Flächen in der Ostsee stellt dies einen erheblichen Zuwachs an Flächenbedarf dar. Auch in den anderen europäischen Meeren, der Keltischen See, der Atlantischen Region und dem Mittelmeer, sehen die Planungen insbesondere nach 2025 deutliche Zunahmen in der Flächennutzung zur Energiegewinnung vor.

Da in den meisten Arealen nicht oder nur sehr eingeschränkt gefischt werden darf, kommt es demnach für die Fischerei zu teilweise dramatischen Verlusten von Fanggebieten. Das konnten die Wissenschaftler*innen zeigen, indem sie Daten zu bestehenden bzw. in Konstruktion oder Planung befindlichen Anlagen mit Informationen zur Verteilung und Intensität des Fischereiaufwands in den betreffenden Gebieten übereinanderlegten und so den möglichen Verlust von Fangmöglichkeiten für die Fischerei bezifferten. Vor allem die Schleppnetzfischerei auf bodennah lebende Arten und Arten im freien Wasserkörper ist betroffen. Die Folgen sind komplex und gehen weit über den reinen Verlust von Fanggebieten und den damit verbundenen Einnahmen für die Fischer hinaus. Sie wirken sich auch auf die wirtschaftliche Situation in nachgelagerten Sektoren wie der Fischverarbeitung, den Tourismus und somit das sozio-kulturelle Gefüge in den Küstengemeinden insgesamt aus.

Interessensausgleich durch Co-Nutzung

Um Konflikte zwischen den verschiedenen Nutzungsformen sowie zwischen Nutzungen und Naturschutz zu minimieren, sehen die Wissenschaftler*innen des Thünen-Instituts in einer maritimen Raumplanung, die die betroffenen Interessensgruppen einbezieht, ein wirkungsvolles Instrument. Bisher vernachlässigen viele Raumplanungsprozesse jedoch häufig die Fischerei. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen sind deren Aktivitäten vom Aufenthaltsort und der Mobilität ihrer Zielarten abhängig und lassen sich somit schwer auf konkrete Meeresgebiete festlegen. Zum anderen werden politische Prioritäten bei der maritimen Raumnutzung häufig zu Ungunsten der Fischer gesetzt. „Wollen wir der Fischerei im Konflikt um den knappen Meeresraum eine Chance geben und so auch zukünftig eine nachhaltige Nutzung der Fischbestände ermöglichen, dann müssen wir ihre Interessen in der maritimen Raumplanung berücksichtigen“, sagt Thünen-Forscherin Vanessa Stelzenmüller. „Ein vielversprechender Ansatz könnte eine Co-Nutzung von Offshore-Windparks sein. Speziell gestaltete Fundamentkonstruktionen könnten eine stationäre Aquakultur erlauben oder Fischer könnten nach Schutz- und Nutzungsabwägung mit Fangkörben und verschieden Formen von Fischfallen sogenannte passive Fischereien ausüben, von denen keine Risiken für die Anlagen ausgehen.“

Für die Forschenden sind die Studienergebnisse ein wichtiger Schritt, um die möglichen wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der wachsenden Offshore-Energiegewinnung für die europäische Fischerei besser zu verstehen. In eine integrierte maritime Raumplanung muss eine Gesamtbetrachtung des zukünftigen Flächenbedarfs, insbesondere durch den Ausbau der Windenergiegewinnung und steigende Naturschutzanforderungen, einfließen. Eine nachhaltige Lösung der aufkeimenden Flächen- und Nutzungskonflikte gibt es nur, wenn verschiedene Interessen berücksichtigt werden und aufgezeigt wird, wie sich die Fischerei an sich ändernde Bedingungen anpassen kann. Die Wissenschaftler*innen sind sich sicher, dass die Co-Nutzung von Offshore-Energiegewinnungsflächen dabei in Zukunft eine zentrale Rolle spielen wird. Das wird so auch im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung adressiert. Welche konkreten Aktivitäten und Nutzungsformen hier am vielversprechendsten und auch am besten umsetzbar sind, dazu wollen sie noch weiter forschen.

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Petition: Kraftwerk Jänschwalde muss im Betrieb bleiben! Hier gibt es nähere Details und die Möglichkeit zur Unterzeichnung.

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