Auf dem Holzweg

In Schweden sollen die Türme für Windkraftanlagen aus Holz gebaut werden. Das berichtet die taz.

“Gelernt haben die Windturmbauer von den KonstrukteurInnen von bis zu 85 Meter hohen Holzhochhäusern, mit denen die nordischen Staaten mittlerweile zu den führenden Ländern im Holzhochbau gehören. Die Segmente der Modvion-Türme sind nicht eckig, sondern rund und bestehen aus Furnierschichtholz (Laminated veneer lumber, LVL), das aus nordischem ­Tannenholz hergestellt wird. Dieser sehr feste und formstabile Werkstoff ist nicht nur dem Vollholz, sondern auch Stahl in vielerlei Hinsicht überlegen.

Selbst wenn Stahl einmal ausschließlich aus grünem Wasserstoff hergestellt werden wird, würde Windenergie mit Stahltürmen nie klimaneutral zu produzieren sein, hat das Stock­holmer Forschungsinstitut RISE errechnet. Mit Windkrafttürmen aus Holz sei dies dagegen erreichbar. Die Herstellung der Holzkonstruktion selbst ermögliche eine CO2-Emissionsbilanz mit negativem Vorzeichen, da das im Holz gelagerte Kohlendioxid nicht freigesetzt werde.”

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Nicht der Gesetzgeber (Regierung) soll die Politik in Deutschland bestimmen, sondern die Deutsche Umwelthilfe DUH. So jedenfalls liest sich der Versuch, den Autobauer Mercedes Benz vor ein Gericht zu zerren, um ein Verbot der Produktion von Verbrennungsmotoren zu erreichen. Es scheint aber Gerichte zu geben, die diese Art der Einflussnahme auf politische Entscheidungen in Frage stellen. So kann man einen Artikel in der Stuttgarter Zeitung verstehen. Vielleicht hat das Gericht in Stuttgart sogar die alles andere als demokratische Struktur des Vereins DUH im Blick.

Die DUH ist ein “closed shop”, anders als die demokratische Teilhabe in Vereinen über Mitgliedschaften, darf man bei der DUH lediglich als Fördermitglied zahlen, mehr aber auch nicht. Kandidaturen von neuen Mitgliedern sind offenbar unerwünscht. Man kocht lieber in eigenen Sud. Das steht in krassem Widerspruch zu demokratisch gewählten Regierungen im Land oder Bund. Diese Regierungen zahlen dann absurderweise auch noch solche Einrichtungen wie die DUH. Es klingt etwas wie sich freiwillig das Heft des Handels aus der Hand nehmen lassen.

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Ein Artikel in der Münchener Abendzeitung behandelt das Thema der Stromleitungen in Bayern.

„Die bayerischen Stromverteilnetze stoßen zunehmend an die Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit“

So zitiert das Blatt eine Sprecherin des Ministeriums für Wirtschaft und Energie.

“Ursache sei insbesondere der in letzter Zeit verstärkte Zubau großer Freiflächen-Photovoltaikanlagen.

Die Verteilnetze müssten „grundlegend um- und ausgebaut sowie an die Herausforderungen der Energiewende angepasst werden“, so das Ministerium. „Die vom Gemeindetag vorgebrachten Argumente sind bekannt und werden vom Wirtschaftsministerium bereits bearbeitet.””

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Die Energiewende ist klimaschädlich. Das meint Axel Reichmuth im Nebelspalter (Bezahlartikel). Gemeint ist der Ressourcenbedarf bei der Stromproduktion von Strom aus Wind und Sonne. Es werden erhebliche Mengen an Rohstoffen und Energie benötigt.

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Deutschland sollte selber Schiefergas fördern. Das meint Fritz Vahrenholt in einem Aufsatz.

Nur mit Energie aus Sonne und Wind könne man das Industrieland Deutschland nicht sicher mit Strom versorgen. Deutschland müsse auch über einen heimischen, günstigen Energieträger verfügen, um wettbewerbsfähig bleiben zu können. „In Amerika sind Erdgas, Kern­energie und Kohle billig. In China, unserem Hauptwettbewerbsland in der Produktion, sind die Energiepreise auch niedrig“, so Vahrenholt. Preiswerte, jederzeit verfügbare Energie sei die Grundvoraus­setzung einer prosperierenden Volks­wirtschaft.

Der deutsche Sonderweg gefährde die heimische Industrie. „Was passieren wird, ist, dass bei einem Erdgaspreis, der viermal so hoch ist wie in China oder den USA, sämtliche Industrie auswandern wird“, so Vahrenholt. Die bevölkerungsreichsten Länder der Welt würden den Green Deal der EU nicht mitmachen: Indien, China und die USA. Vahrenholt: „Wir werden einen Rückgang der Energiepreise nicht mehr sehen.“

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Volle Auftragsbücher und dennoch in wirtschaftliche Schieflage. Die Tagesschau berichtet über die Probleme von deutschen Windkraftanlagenherstellern, in diesem Fall Nordex und Siemens Gamesa.

“Unterm Strich steht ein Minus von rund 150 Millionen Euro. Der Aktienkurs von Nordex fiel zeitweise auf ein Zwei-Jahres-Tief. Probleme habe aber die gesamte Branche, erklärt Stefan Riße, Kapitalmarktstratege vom Vermögensverwalter Acatis: „Wir sehen an den Zahlen von Nordex, dass ein Unternehmen, das nicht top aufgestellt ist, was das Kostenmanagement betrifft – doch in große Probleme kommt, weil es Wettbewerber gibt, wie die amerikanische General Electric, wie die Vestas aus Dänemark, aber auch Unternehmen aus China, die günstig produzieren.“

Starker Wettbewerb auf der einen Seite, Kostendruck auf der anderen Seite. Gestiegen sind insbesondere die Materialkosten wegen gestörter Lieferketten. Weil Verträge aber zu festen Preisen verhandelt wurden, kommen Windanlagenbauer jetzt in Bedrängnis. Das spürt auch die spanische Siemens-Tochter Siemens Gamesa. Seit Jahren macht der Konzern Verluste, will deshalb Werke schließen und Stellen abbauen.”

Von solchen Managementfehlern liest man bei Lobbyisten wie Simone Peter leider nichts. Sie bastelt lieber an Dolchstoßlegenden. Die deutsche Windkraftindustrie – im Felde unbesiegt.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

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Wie anpassungsfähig sind Korallen an das sich wandelnde Klima? Neue Studien legen nahe, dass Korallen offenbar besser mit neuen Bedingungen klarkommen als ursprünglich gedacht. Das kann man einem Artikel bei DAM entnehmen.

“”Frühere Modellierungsstudien haben die Möglichkeit der Akklimatisierung nicht berücksichtigt“, so Agostino Merico. „Darüber hinaus ist wenig über die Geschwindigkeit bekannt, mit der Korallen sich akklimatisieren können. Das ist aber ein Aspekt, der für zuverlässige Vorhersagen über die Zukunft der Korallenriffe bei steigenden Temperaturen entscheidend ist.”

Die Modellsimulationen ergaben, dass die Akklimatisierung der Korallen ein gewisses Maß an Schutz bieten kann, indem sie den Rückgang einiger Riffe wie des Great Barrier Reefs verzögert. Die derzeitigen Akklimatisierungsraten werden jedoch nicht ausreichen, um die Korallen langfristig vor der globalen Erwärmung zu schützen. Die Modellergebnisse deuten auf einen erheblichen Rückgang der Korallenbestände in einem Zeitraum von 80 bis100 Jahren in allen drei Meeresgebieten hin, der je nach Region und dem Klimawandelszenario zwischen 12 % und 55 % liegt.

Korallen sind Lebensräume für eine Vielzahl anderer Organismen und erbringen wichtige ökologische Leistungen für Millionen von Menschen – wie etwa Küstenschutz, Nahrungsressourcen oder Wirkstoffe für Medikamente. Ihr Verschwinden würde somit verheerende Auswirkungen für die Menschheit haben.”

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“Mikroreaktor soll abgelegene Orte mit Atomkraft versorgen”

So lautet die etwas irreführende Überschrift eines Artikels bei Golem, denn gemeint ist elektrischer Strom und ggf. Wärme.

Forscher in den USA haben jetzt den Prototypen eines solchen Reaktors entwickelt.

“Seit Juni 2020 arbeitet Arafat an der Entwicklung und Modellierung des Marvel-Reaktorprojekts. Der fertige Prototyp soll zeigen, dass man ein „nukleares System so miniaturisieren kann, dass es tragbar und transportabel ist und auch in der Lage, Wärme und Strom an den Endkunden zu liefern“. Die Inbetriebnahme des ersten Reaktors soll bis Dezember 2023 erfolgen.

Das derzeit zentralisierte Stromnetz der USA soll damit in Teilen des Landes dezentralisiert werden. Gemeinden mit 1.000 bis 10.000 Einwohnern könnten mit einem einzigen Mikroreaktor autark sein, was weniger großflächige Stromausfälle bei Naturkatastrophen bedeuten würde.”

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Zweimal Sprengstoff für die Ampelkoalition. Die FDP möchte laut Tagesschau über die Laufzeitverlängerung der letzten drei deutschen Kernkraftwerke diskutieren. Während schon große Teile der Grünen das Aus für den Verbrennungsmotor für endgültig hielten und bereits feierten, sieht die FDP das hier ebenfalls anders. Das jedenfalls berichtet der Tagesspiegel. Es dürfte sehr interessant sein, wie sich Deutschland in dieser Sache in Europa entscheidet.

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Leserpost von Dipl. Ing. Martin Krohn:

Betreff: Waldbände und Klimawandel

Sehr geehrte Damen und Herren,

einige Anmerkungen zum Blog vom 21. 06. 2022. Darin wird über die aktuellen Waldbrände berichtet. Ich bin bei solchen Ereignissen immer wieder über die Berichterstattung in den Medien erstaunt. Wie schon vor einigen Jahren bei den Bränden in Australien wurden die Temperaturen als Hauptfaktor angegeben. Ich kann mich erinnern, dass bei den australischen Bränden einmal erwähnt wurde, das Wetter käme den Löscharbeiten zu Hilfe, weil es etwas kälter wurde. Bei den jüngsten Waldbränden kamen ähnliche Argumente zum Tragen. Doch wenn der Wald brennt, geht das Feuer nicht aus, weil die Temperatur von 30° auf 10° absinkt. Dass bei den Waldbränden in Brandenburg Munition im Boden lag wurde zwar erwähnt, doch nicht weiter als großes Problem dargestellt. Die Temperatur wurde als bedeutsamer angedeutet.

Überhaupt werden in den Medien die Argumente gerne so gedreht, dass diese mit dem Klimawandel zusammenpassen. Als 2018 in Deutschland die längere Dürreperiode herrschte, wurde in den Medien berichtet, das ist ganz klar der Klimawandel und so etwas wird es öfter geben. Als es im vergangenen Jahr zur Aarflut kam, wurde in den Medien berichtet, das ist ganz klar der Klimawandel. Die wärmere Luft nimmt mehr Feuchtigkeit auf und diese regnet dann ab. Dann frage ich mich: Ja, was denn nun?

Eine andere Meldung habe ich in den Medien zu Waldschäden gehört. Dort wurden die Schäden mit abgestorbenen Bäumen und dem Borkenkäfer dem Klimawandel zugeschrieben. Als Gegenmaßnahme wurde vorgeschlagen, Mischwälder anzulegen, welche dem Klimawandel besser trotzen können. Ich denke, dass Monokulturen einfach eine falsche Forststruktur darstellen und nicht dem Klimawandel zugeschrieben werden sollten.

Viele Grüße
Dipl. Ing. Martin Krohn

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Leserpost von Paul Schwedtke:

Guten Tag, liebe Redaktion,

Jede kWh ist wichtig, hatte ich Robert Habecks Aussage verstanden. Nur die aus deutschen AKW nicht. Die aus französischen würden ja helfen, ebenso wie die aus polnischen Kohlekraftwerken, wenn es bei uns mal eng wird. Es ist Zeitenwende, Denk- und Handlungswende könnten folgen.

Schöne Tage durch den Sommer wünscht Paul Schwedtke

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Leserpost von Reinhard Storz:

Gestern um 19 Uhr war es wieder soweit. In der Heute – Sendung vom ZDF wurde über die Probleme berichtet, die sich aus der verringerten Erdgaslieferung aus Russland nach Deutschland ergeben. Zum Einsparen von Erdgas sollen nun wieder vermehrt Kohlekraftwerke Strom erzeugen. Kernkraftwerke, so wurde behauptet, würden als Ersatz für Gaskraftwerke nicht geeignet sein, da sie nicht schnell genug ihre Last ändern könnten. Dieses Märchen wird zwar gern und häufig verbreitet, ist aber völlig falsch. Das Gegenteil trifft zu.

Tatsache ist, dass alte Kohlekraftwerke mit einer Laständerungsgeschwindigkeit von +/- 8MW /min gefahren werden können, neue Kohlekraftwerke dagegen mit +/- 26MW /min, neue Gas- und Dampfkraftwerke mit +/- 38MW /min und Kernkraftwerke mit +/- 63MW /min. Diese Verhältnisse waren schon häufiger Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen, die allgemein zugänglich veröffentlicht wurden. So von Professor Voss an der Uni in Stuttgart, von Dr. Waas im Fachblatt Atomwirtschaft sowie vom  Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB)

Das TAB berät das Parlament und seine Ausschüsse seit 1990 in Fragen des technischen und gesellschaftlichen Wandels. Das TAB ist eine organisatorische Einheit des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) im Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Zur Erfüllung seiner Aufgaben kooperiert es seit September 2013 mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ, dem IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung gGmbH so-wie der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH.

Das dort erstellte Papier, aus dem ich die vorgenannten Daten entnommen habe,  findet man im Internet unter dieser Adresse.

Es wäre nach meiner Ansicht angebracht, wenn sich Redakteure beim ZDF sachkundig machen würden und Tatsachen, statt unwahrer Gerüchte, verbreiten. Sich diese falsche Meldung durch Frau Professor Kemfert, die offenbar genau so wenig Ahnung vom Thema hat, bestätigen zu lassen, ist nicht hilfreich. Wie kommt es nun zu der Fehleinschätzung der Laständerungsgeschwindigkeit der Kernkraftwerke?

Dazu muss man einige Jahrzehnte zurückgehen. Damals waren die Politiker noch begeistert von der Kernenergie. Der Ausbau konnte ihnen gar nicht schnell genug gehen. Und wenn man eine Stromversorgung absehen kann, die überwiegend auf Kernenergie beruht, wie es heute in Frankreich der Fall ist, dann müssen die Kernkraftwerke ein flexibles Lastfolgeverhalten haben. Sie müssen entsprechend den Anforderungen aus dem Netz schnell hoch- und runtergefahren werden. Und deshalb wurde diese Möglichkeit bei der Bestellung der Anlagen schon in den 1970er Jahren gefordert und von den Herstellern realisiert.

Allerdings war eine solche Fahrweise in den ersten Jahrzehnten nicht erforderlich und auch nicht üblich. Die Kernkraftwerke in Deutschland wurden mit Volllast betrieben. Und waren häufig Weltmeister bei der jährlichen Stromerzeugung.

Das änderte sich mit der zunehmenden Einspeisung schwankender Strommengen aus Sonne und Wind. Zum Ausgleich dieser Schwankungen wurden die Kernkraftwerke in den letzten beiden Jahrzehnten genutzt, um diese Schwankungen auszugleichen. Hier ein Beispiel vom inzwischen stillgelegten Kernkraftwerk Unterweser im August des Jahres 2009. Quelle: file:///tmp/mozilla_reinhard0/TAB-Hintergrundpapier-hp021.pdf  Seite 31

Viele Grüße
Reinhard Storz

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