Tierwelt des Amazonas-Regenwaldes durch Staudammprojekte akut gefährdet: Neue Studie der University of East Anglia ist der deutschen Presse keine Silbe wert

In den Kieler Nachrichten konnte man am 6. Juli 2015 schön sehen, dass der Klimawandel offiziell nur negative Folgen haben darf. Forscher hatten herausgefunden, dass die Pflanzen in der Arktis bei steigenden Temperaturen größer wachsen. Eigentlich braucht man dazu kein Riesenforschungsprogramm, das Ergebnis liegt irgendwie auf der Hand. Schön für die Pflanzen, möchte man meinen. Die Kälte hat lange Zeit ihr Wachstum eingeschränkt, nun dürfen sie endlich mal so richtig loslegen. Das ist jedoch nicht die Erzählrichtung der Kieler Nachrichten. Dort macht man sich Sorgen, dass die größeren Pflanzen den Permafrostboden auftauen lassen könnten:

Studie: Auch Pflanzen in arktischer Tundra erhöhen Klimawandel
Die arktische Tundra kann die Erderwärmung noch stärker beschleunigen als bislang gedacht. Zunehmende Temperaturen lassen nach Forscherangaben Pflanzen in bestimmten Gebieten der Tundra größer werden. Dadurch könnten diese das Auftauen der Permafrostboden und damit die Entstehung von Treibhausgasen indirekt beschleunigen. Am stärksten reagieren Büsche und Sträucher im Übergangsbereich der Tundra zur Hocharktis auf den Klimawandel, wie der Professor für Landschaftsökologie, Martin Wilmking, von der Universität Greifswald am Montag sagte.

Weiterlesen in den Kieler Nachrichten.

Eine schöne Klimaschauergeschichte. Leider ohne viel Substanz, denn andere Studien konnten zeigen, dass man die Permafrost-Gefahr wohl erheblich überschätzt hat. Siehe: „Spektrum der Wissenschaft: Klimagefahr durch auftauenden Permafrostboden wurde überschätzt„.

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Der Papst hat den 1. September zum Klimawandel-Gebetstag erklärt. Daher nicht vergessen, heute für oder gegen das Klima zu beten! Je nach Vorliebe. Weitere Informationen hierzu auf WUWT.

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Erneuerbare Energien sind zunächst einmal eine gute Sache. Energie frei Haus: Solarkraft, Wind, Wasserkraft und Biotreibstoffe – ohne die antreibende Kraft der Sonne gäbe es gar keine Erneuerbare Energien. Nun ist es sicher richtig, die Erneuerbaren zu fördern und auszubauen. Allerdings ist es hierbei wichtig, aus der initialen „Alles ist möglich und notwendig“-Pionierstimmung endlich in eine seriösere Planung einzusteigen. Stichwort Biotreibstoff-Monokulturen, Zerstörung des tropischen Regenwaldes für Palmöl, Überflutung riesiger Gebiete durch Staudämme, Verspargelung urtümlicher Landschaften durch Windkraftanlagen… Auch für die Erneuerbaren Energien müssen Grenzen gelten, wenn Natur in unverhältnismäßiger Weise zerstört wird oder andere schwerwiegende Nachteile drohen.

In Brasilien kann man den zerstörerischen Einfluss von Staudämmen auf das Ökosystem exemplarisch studieren. Der Balbina-Staudamm hat weite Teild des Amazonas-Urwalds überflutet. Forscher haben nun genauer nachgeschaut, welche Auswirkungen dies auf Flora und Fauna hatte. Sie fanden dabei Erschreckendes, wie National Geographic am 1. Juli 2015 berichtete. Eine wahrlich menschengemachte Katastrophe:

Amazon’s Wildlife Threatened By Hydropower Dams, Study Says
As countries build more hydropower projects, new research warns that massive dams pose an extinction threat to mammals, birds, and tortoises—at least in the Amazon. Brazil’s Balbina Dam has turned what was once undisturbed forest into an artificial archipelago of 3,546 islands where many vertebrates have disappeared, according to a study published Wednesday by England’s University of East Anglia. “We’re watching extinction unfold right in front of us,” says co-author Carlos Peres, a Brazilian professor at the university’s School of Environmental Sciences. “We uncovered astounding local extinction rates,” he says, even in areas that belong to a biological reserve and are protected from hunting.

Weiterlesen bei National Geographic.

Artensterben als Folge der Energiewende – ein unbequemes Thema im Jahr der Pariser Klimakonferenz. Die deutsche Presse ignorierte die wichtige Studie einfach. Eine Google-Nachrichten-Suche ergibt keinen einzigen Treffer. Anders hier im Kalte-Sonne-Blog, wo wir auch unangenehme Themen angehen. Im Folgenden die Pressemitteilung der University of East Anglia vom 6. Juli 2015 zur Amazonas-Studie:

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Hydroelectric dams drastically reduce tropical forest biodiversity

Widely hailed as ‘green’ sources of renewable energy, hydroelectric dams have been built worldwide at an unprecedented scale. But research from the University of East Anglia reveals that these major infrastructure projects are far from environmentally friendly.

A study published today in PLOS ONE reveals the drastic effects of the major Amazonian Balbina Dam on tropical rainforest biodiversity. The research reveals a loss of mammals, birds and tortoises from the vast majority of islands formed by the creation of the vast Balbina Lake, one of the world’s largest hydroelectric reservoirs. Lead author Dr Maíra Benchimol (pictured below), a former PhD student at UEA and now at Universidade Estadual de Santa Cruz, Bahia, Brazil, said: “Hydroelectric dams have been thought to be an environmentally friendly source of renewable power – and in recent years they have been built to supply the burgeoning energy demands of emergent tropical countries. “Previous studies have shown that large dams result in severe losses in fishery revenues, increases in greenhouse gas emissions, and socioeconomic costs to local communities. Our research adds evidence that forest biodiversity also pays a heavy price when large dams are built.

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