Wunsch und Wirklichkeit

Die Tagesschau berichtet über das Stahlwerk in Georgsmarienhütte bei Osnabrück. Das Werk würde gern CO2-frei werden, aber das scheitert an der Realität. Es gibt weder Wasserstoffleitungen zum Werk, Speicher oder gar Strom, um den Wasserstoff selber vor Ort herstellen zu können.

“Konzernchef Alexander Becker steht vor einem Rätsel. „Wir würden ja gern Wasserstoff benutzen“, sagt Becker, „allerdings gibt es den gar nicht“. Und es sei bei weitem auch noch nicht genug Grünstrom vorhanden, um überhaupt Wasserstoff herzustellen, sagt Becker. Der Bundesregierung wirft der Stahlmanager Tatenlosigkeit vor. Es gebe weder eine Strategie, noch sei die Politik „mutig genug, endlich mal anzufangen“. Für die Stahlbranche sei das frustrierend, sagt Becker. „Im Moment schaden wir dem Wirtschaftsstandort, weil wir etwas möchten, aber keine Lösung anbieten. Die Unsicherheit in der Industrie ist unheimlich groß.“”

Beim Wasserstoff wird es also schwierig. Es steht nicht einmal genügend Strom aus grünen Quellen zur Verfügung, um den normalen Bedarf an Strom zu denken, gleichzeitig sollen aber die Bereiche Verkehr und Wärme ebenfalls elektrisch werden. Es wird also zukünftig mehr Strom benötigt, gleichzeitig werden Stromquellen aber wegfallen. Allein bei der Kernenergie werden es fast 10 GW sein.

Nehmen wir als Beispiel den 11.08.2021 und dann die Zeit nach Sonnenuntergang also nach 22:00 Uhr. Wind Onshore und Offshore kommt auf weniger als 1 GW Leistung. Solarstrom liegt aus Gründen bei Null, es ist Nacht. Konventionelle Erzeugung kommt auf ca. 39 GW Leistung zu diesem Zeitpunkt. Das sind große Lücken, die der konventionell hergestellte Strom schließen muss und sie werden zukünftig noch größer werden, wenn nämlich der Verbrauch weiter steigen wird und Wind und Sonne aber mal wieder nicht liefern. In Ermangelung von Speichern, fungiert hier die konventionelle Stromerzeugung als Backup. Außer diesem Backup würde lediglich der Import von Strom in Frage kommen.  

Bis 09:00 am 11.08.2021 und ab 17:00 musste Deutschland tatsächlich Strom importieren. In der Spitze für 142 Euro/MW/h. Wollte man also die konventionelle Erzeugung komplett auf Grünstrom umstellen, wäre hier der Faktor 35 bei Wind nötig, denn Biomasse liefert noch ca. 5 GW.

Das entspricht theoretisch in diesem Fall fast 1 Million Windkraftanlagen. Auch wenn die tatsächlich benötigte Zahl an Anlagen wahrscheinlich geringer sein wird, es werden immer noch sehr viele sein, und das in einem Land, das gemessen an seiner Landfläche, jetzt schon weltweit an der Spitze in Sachen Windkraftanlagen-Bebauung steht. Man kann gar nicht oft genug darauf hinweisen und auch nicht, dass die Produktion von Wasserstoff wegen der Wirkungsgradverluste bei der Erzeugung, die Energiekosten von Stahlwerken wie das in Georgsmarienhütte explodieren lassen würde. Solcher Stahl wäre gegenüber konventionellem Stahl schwer verkäuflich.

(Abbildung: Screenshot Agora Energiewende)

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Chile kommt wegen seiner Lithium-Vorkommen eine besondere Rolle zu, denn der Rohstoff wird für die Batterieproduktion benötigt. Die Deutsch-Chilenische Industrie- und Handelskammer informiert über den Stand des Abbaus.

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Es wäre schlimm, wenn sich der Verdacht bewahrheiten sollte, dass Brände in Südeuropa gelegt wurden, um Flächen für Solarmodule oder Windkraftanlagen zu schaffen. Ganz klar sind das bisher nur Vermutungen und sie sind keineswegs gesichert. In Österreich berichtet Krone.at über den Verdacht, die englische Sektion der Deutschen Welle hat ebenfalls einen Artikel darüber.

“Arson and mafia ties

According to Coldiretti, the largest farmers association in Italy, at least 60% of the wildfires in Italy were sparked by arson. Two arsonists were arrested on August 2 in Troina, a rural town in the Enna province of central Sicily, where numerous solar power plants are being built. This has raised suspicions because such plants take land away from agriculture. „We must pay close attention to the hypothesis that the solar business wants to weaken local farmers, forcing them to do something else,“ said Fabio Venezia, mayor of Troina, to the Italian newspaper La Repubblica, suggesting that arson could be a strategy to force farmers to sell their land. But he stopped short of directly blaming the companies.”

Ebenfalls bei der Deutschen Welle ist ein Artikel erschienen, der sich mit den Lehren aus den Bränden in Griechenland beschäftigt.

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Bei Golem gibt es eine Analyse zum Konzept des Fusionsreaktors Wendelstein 7-X in Greifswald.

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Björn Lomborg beschreibt in der Welt (Bezahlschranke) was im neuen IPCC Bericht steht.

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Verdächtig wenig hatte sich der Deutsche Industrie- und Handelskammertag DIHK zu aktuellen Themen geäußert, dazu gehört auch die Energiewende. Grund war eine Klage u. a. eines Ökounternehmers, dem die Aussagen des DIHK nicht gefielen. Dieser Maulkorb ist nun gefallen. Daniel Wetzel berichtet in der Welt über die neueste Entwicklung in dem Fall. Der Artikel hat eine Bezahlschranke.

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Nochmal Welt: Elon Musk besucht die Baustelle des neuen Tesla Werks. Der Plan, dass dort schon im Sommer 2021 Autos produziert werden, geht nicht auf.

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Wärme und Strom aus Laub? Weitere Informationen gibt es hier.

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Hat die Umarmung von Fridays For Future (FFF) möglicherweise doch nicht so viel gebracht? Der Stern berichtet tatsächlich über ein Umdenken beim Thema Kernenergie. Wenn man dem Link folgt, dann wird übrigens ein Interview mit Claudia Kemfert angezeigt. Zu sehen ist ihr Zitat: “Sonne und Wind schicken keine Rechnung”. Das stimmt, Rechnungen schicken die Stromerzeuger und die bekommen Wind- und Sonnenstrom keineswegs geschenkt, sondern müssen investieren und instandhalten. Sie müssen vor allem in den Zeiten, in denen Wind und Sonne nicht genügend liefern, für Alternativen sorgen. Jeder Verbraucher, der auf seine Stromrechnung schaut, wird nicht verstehen, warum Frau Kemfert allen Ernstes sagt, dass erneuerbare Energien gut für das Klima und den Geldbeutel sind.

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Leserzuschrift von Dr.-Ing. Bernd Stoy

Zum Hinweis in ‚Kalte Sonne‘ vom 13.08.2021 auf den Energieexperten Schlossarczyk und dessen Plädoyer für den Zubau zigtausender MW elektrischer Leistung in Gaskraftwerken kurz folgende Info:

Die beste Lösung wäre, die Beschlüsse zur Stilllegung von Kernkraftwerken, Steinkohle- und Braunkohlekraftwerken sofort rückgängig zu machen. Es ist leider absolut sicher, dass dies nicht geschehen wird bzw. nur in Einzelfällen als Notmaßnahme. Dagegen ist geplant, dass die nach der Stilllegung in größtem Umfang fehlende Leistung (z.B. bei Dunkelflauten) durch noch zu errichtende Gaskraftwerke und durch Stromlieferung aus Nachbarländern ersetzt werden soll. Aus vielen Gründen ist zu bezweifeln, dass ersteres rechtzeitig in dann ausreichenden Maßen gelingen wird und dass letzteres jederzeit stattfinden kann.

Deshalb habe ich schon 2019 zusammen mit D. Böllert und R. Jaschke, ADAIKA, eine ökologisch, ökonomisch und gesellschaftlich deutlich bessere Lösung vorgeschlagen. Sie erfordert weniger staatliche Förderung, führt zu geringeren Kosten für die Raumheizung und Warmwasserbereitung in Millionen Gebäuden, vernichtet keine Ländereien, lässt sich gegenüber Gaskraftwerken in viel kürzerer Zeit verwirklichen, erzielt dabei niedrigere Stromerzeugungskosten und ermöglicht die Stromerzeugung in Millionen Fällen direkt beim Stromverbraucher.

In Deutschland sind in den nächsten Jahren mehrere Millionen veraltete Gas- und Ölheizungen entweder durch Wärmepumpen oder Gasthermen zu erneuern. Doch beide können nur Wärme, aber keinen Strom erzeugen. Würde man  –  wo Erdgasnetze vorhanden oder Flüssiggastanks möglich sind  –  SWA (Stromwärmeanlagen) installieren, so entstünde dadurch eine enorme, jederzeit verfügbare elektrische Leistung. Gaskraftwerke haben einen Wirkungsgrad von ca. 50 %, dagegen die SWA von ca. 80 %, weil die bei der Stromerzeugung in Gaskraftwerken entstehende Abwärme nicht in Kühltürmen vernichtet, sondern damit Heizwärme und Warmwasser erzeugt wird.

SWA sind weiterentwickelte Mini-Blockheizkraftwerke. Sie würden in Wohnhäusern und gewerblichen Bauten mit staatlicher Förderung, wie bei WEA und PVA jahrelang praktiziert, installiert und per Pachtvertrag von den jeweiligen Stadtwerken oder regionalen Stromversorgern betrieben, die dann für die Wärmelieferung im Haus sowie für die Einspeisung des erzeugten Stroms in das Stromversorgungsnetz zuständig sind.

Um geringe Anschaffungskosten zu erzielen, wären die SWA standardisiert für eine elektrische Leistung von 15, 30, 60, 120 kW.

Nur von Frühjahr bis Herbst, wenn kaum oder keine Heizwärme benötigt wird, gibt im Fall von dringend benötigter elektrischer Energie die standardisierte SWA die Abwärme über ein Gebläse an die Umgebungsluft ab. Auch hat die SWA gegenüber Gaskraftwerken den Vorteil, dass im Fall von überschüssigem Strom aus PVA dieser nicht an Nachbarländer verschenkt oder sogar mit finanziellen Verlusten verschleudert werden muss, sondern in den SWA, die einen eingebauten Elektro-Heizstab besitzen, für die Raumheizung und Warmwasserbereitung genutzt wird.

Noch ein weiterer Vorteil der SWA sei erwähnt: Beim Gaskraftwerk muss der erzeugte Strom über das Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetz bis zum Verbraucher (Kosten und Stromwärmeverluste im Netz) transportiert werden, bei den SWA entsteht elektrische Energie direkt beim Verbraucher, z.B. auch für E-Fahrzeuge. Allenfalls muss das Niederspannungsnetz verstärkt werden, weil ein Teil dieser elektrischen Energie in das Mittelspannungsnetz transformiert würde.

Genauso wie die Gaskraftwerke zunächst noch mit zu importierendem Erdgas betrieben werden müssen, später aber mit aus Wasserstoff hergestelltem Gas, würde dies auch für die SWA zu erledigen sein.

An digitale Regelungstechnik sowie an bestimmte elektrotechnische Erfordernisse werden bei SWA-Betrieb hohe Anforderungen gestellt. Deshalb wurde vorgeschlagen, zunächst einen Großversuch durchzuführen. Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie bestätigte, den Großversuch zu unterstützen unter der Voraussetzung, dass das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie bundesländerübergreifend die Koordination übernimmt. Deshalb wurde letzterem all dies schriftlich berichtet. Seit nunmehr Monaten erfolgte darauf keine Antwort. Vielleicht befasst man sich erst mit dieser besten aller Notmaßnahmen zur Vermeidung einer Strommangelwirtschaft, wenn mehrere Blackouts eingetreten sind.

Dr.-Ing. Bernd Stoy

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Offener Brief von Hartmut Hufenbach an Luisa Neubauer am 11.8.2021:

Betreff: Ihre Aussage (Interview WELT 11.8.2021): „Deutschland ist einer der Hauptverursacher der Klimakrise“

Sehr geehrte Frau Neubauer,

ich weiß ja nicht, wie sie zu der Aussage gekommen sind. Die Zahlen sagen etwas anderes. Laut WIKIPEDIA „Liste der größten Kohlenstoffdioxidemittenten“ sieht es wie folgt aus (Zahlen von 2018):

Rang 1: VR China mit einem Anteil von 29,7%. Entspricht einer absoluten Menge an weltweiten CO2-Emissionen von sage und schreibe 11256 Mt.

Rang 6: Deutschland mit einem Anteil von 2%. Entspricht einer absoluten Menge an weltweiten CO2-Emissionen von 752 Mt.

Das heißt, dass China 2018 etwa die 15 mal so viel CO2 emittiert hat, wie Deutschland. Selbst wenn Deutschland 2018 das Ziel „Zero Emission“ erreicht hätte, hätte sich, wenn ich nur den Anteil von China betrachte, dessen Anteil auf sage und schreibe 10504 Mt verringert. Das hätte praktisch weltweit keinen Effekt auf das Welt-Klima. Stimmen Sie mir da zu? Interessant ist noch ein anderes Detail aus der Tabelle: Während Deutschland im Referenzzeitraum 2018 relativ zu 1990 die CO2-Emissionen um -29% senken konnte, hat China seine CO2-Emissionen um +352% gesteigert. In absoluten Zahlen hatte China 1990 schon etwa 2,5 mal soviel CO2 emittiert wie Deutschland (China: 2520 Mt; Deutschland: 1060 Mt).

Ich würde mich freuen, von Ihnen dazu etwas zu hören.

Mit freundlichen Grüßen

Hartmut Hufenbach

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Sehr geehrte Redaktion,

ich danke sehr für Ihren Vorab-Bericht zum IPCC-Report. Frau Lühmann und Herrn Merz habe ich kürzlich u. a. folgendes geschrieben:

Klimawandel: Daß CO2 einen bestimmenden negativen Einfluß auf das globale Klima hat, wird kontrovers diskutiert. Schlüssige Beweise dafür gibt es nicht. Daß das regionale Wettergeschehen durch anthropogene Einflüsse mittel- und längerfristig verändert wird, ist wahrscheinlich. Bestimmend dafür sind im wesentlichen drei Kriterien: 

1. durch das Anwachsen der Ballungszentren entstehen Wärmeinseln, die eine wesentlich höhere Durchschnittstemperatur aufweisen als deren ländliche Umgebung.

2. durch eine stetig wachsende Anzahl von Windgeneratoren wird ein Strömungsstau bewirkt, der eine gleichmäßige natürliche Temperatur- und Feuchtigkeitsverteilung massiv behindert.

3. Durch die großflächige Installation von Photovoltaik-Anlagen wird die natürliche Wärmeabsorption, wie sie durch Grünflächen bewirkt wird, massiv gestört. 

Alle drei Kriterien können das Kleinklima wesentlich negativ beeinflussen. Sie stellen einen unverzeihlichen Umweltfrevel dar. Daß die kosmische Schöpfung belebt ist, hat ihre Ursache und ihren Antrieb neben einer moderaten Energiezufuhr durch die Wärmestrahlung der Sonne lediglich in der Symbiose zweier lebensschöpferischer Moleküle H2O und CO2. Eines dieser Moleküle zu verteufeln, ist geradezu lebensfeindlich.  

Energiesicherheit: Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß es bei der Endlichkeit fossiler Brennstoffe längerfristig kein „weiter so“ geben kann. Bieten also die „sogenannten erneuerbaren Energien“ eine verläßliche Lösung für den zukünftigen Energiebedarf? Man kann diese Frage auf 30 oder 300 engbeschriebenen Seiten abhandeln, man kann’s auch lassen. Wenn man’s nicht in drei Sätzen sagen kann, erregt es keine Aufmerksamkeit:
1. In einer hochtechnisierten Welt muß Strom immer ausreichend verfügbar sein.
2. Die Verfügbarkeit von Wind- und Solar-Strom schwankt – dem unbeeinflußbaren Zufall unterworfen – von 0 % bis über 100%. 
3. Ein sichere Stromversorgung kann dauerhaft nur mit Kernenergie erreicht werden.

Bliebe noch anzumerken: 
1. Der Dieselmotor ist – entgegen den Behauptungen von Ignoranten – wegen seines hohen energetischen Wirkungsgrades die umweltfreundlichste Wärmekraftmaschine überhaupt. Die vom Dieselmotor emittierten Stickoxyde zerfallen innerhalb weniger Stunden.
2. Die Erzeugung synthetischer Kraftstoffe als Speicherenergie mithilfe der Prozeßwärme von Kernenergieanlagen ist aus Gründen der Prozeßökonomie die weitaus günstigste Art der Energiewirtschaft, da sie die vorhandenen bewährten Energiestrukturen ohne Abstriche nutzen kann.

Ich grüße freundlich

Eberhard Happe

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