Welt: Deutschland lügt sich in die Gas-Lücke

Daniel Wetzel kommentiert in der Welt die Entwicklung bei den Erneuerbaren Energien in Deutschland. Der Artikel steht hinter ein Bezahlschranke.

“Schon ohne den Krieg ging es um gewaltige Größenordnungen. Weil die Bundesregierung Atom- und Kohlemeiler abschalten lässt, bleiben nur Gaskraftwerke übrig, die Strom liefern könnten, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Nach einer Studie der Deutschen Energieagentur (Dena) zur Energiewende müssten bis 2030 neue Gaskraftwerke mit einer Leistung von 15 Gigawatt gebaut werden.

Die Denkfabrik Agora Energiewende hält einen Zubau von 19 Gigawatt für nötig. Und falls Deutschland nicht auf Stromimporte angewiesen sein wolle, müssten sogar 43 Gigawatt Gaskraft hinzukommen, rechnet die Boston Consulting Group vor.”

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In den Niederlanden fangen laut Bloomberg die ersten Betreiber von Gewächshäusern an, diese nicht mehr zu heizen. Der gestiegene Gaspreis ist schuld. Welche Auswirkungen das auf Preise und Verfügbarkeit von Obst, Gemüse und Blumen hat, ist noch nicht klar.

“Although small, the Netherlands is the world’s second-largest exporter of food by value, thanks in part to its high-yielding glasshouses that span some 10,000 hectares (25,000 acres) — about the size of Paris. They grow vegetables like tomatoes, cucumbers and bell peppers and flowers including orchids, tulips and chrysanthemums — making the country one of Europe’s key suppliers of fresh produce.”

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Ein Artikel beim ZDF.de rechnet mit einem Durchbruch bei grünem Wasserstoff.

“Jorgo Chatzimarkakis, Vorsitzender von „Hydrogen Europe“, dem führenden Verband der europäischen Wasserstofftechnologiebranche, berichtet im Gespräch mit ZDFheute von einem „kräftigen Schub“ seitens der EU, „jetzt schneller und stärker auf grünen Wasserstoff zu setzen“. In der Vergangenheit habe es noch viele Bedenken gegeben: „Jetzt sind die Dämme gebrochen“, beobachtet Chatzimarkakis.”

Im weiteren Verlauf werden die üblichen Verdächtigen befragt, in diesem Fall Claudia Kemfert und Volker Quaschning. Man liest allerdings nichts über Wirkungsgradverluste, der beim ohnehin schon sehr hohen Strompreis in Deutschland den hier produzierten Wasserstoff extrem teuer machen werden. Dennoch wird das Hohelied des grünen Wasserstoffs aus Deutschland gesungen. Ein Land, in dem der Ausbau der nächsten Jahre gerade einmal die wegfallende Leistung von Kernkraftwerken kompensieren wird, träumt man von viel Strom, der dann zur Wasserstoffherstellung genutzt werden soll.

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Videotipp:  Professor Dr. Gerd Ganteför erklärt in 12 Minuten die Probleme bei Biomasse. Das Video ist zwar schon aus 2019 aber an den Fakten dürfte sich wenig geändert haben.

(Abbildung: Screenshot YouTube)

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Neuartiger Beton kann Elektroautos während der Fahrt laden. Trends der Zukunft hat einen interessanten Artikel dazu:

“Die Anfänge des Projekts reichen schon rund achtzehn Jahre zurück. Damals wurde das erste Patent für einen magnetischen Beton eingereicht. Erreicht wird der gewünschte Zustand, indem Keramikelemente in den Beton eingearbeitet werden. Die darin enthaltenen Metalloxide sorgen dann dafür, dass der Beton auf den Einsatz von Magneten reagiert.

Auf diese Weise kann in die Betonelemente eine Spule integriert werden, die an das Stromnetz angeschlossen wird. Wenn nun ein Auto über das Material fährt, kann der Strom kabellos in die Batterie des Fahrzeugs übertragen werden. Der große Vorteil: Über den Beton können auch noch andere Materialien gelegt werden – etwa Asphalt oder Linoleum.

Eine vergleichsweise naheliegende Einsatzmöglichkeit sind daher Lager von Logistikunternehmen. Dort könnte der Beton in den Boden integriert werden, sodass die eingesetzten Stapler nie mehr an die Steckdose gehangen werden müssten. Dadurch werden zum einen Kosten eingespart. Gleichzeitig könnten aber auch kleinere Batterien verwendet werden – was wertvolle Ressourcen spart.”

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Geld spielt keine Rolle. Finanzminister Lindner will laut Golem 200 Mrd. Euro für Klimaschutz einsetzen.

“Bundesfinanzminister Christian Lindner plant mittelfristig rund 200 Milliarden Euro für den klimafreundlichen Umbau des Landes ein. Dies sagte der FDP-Politiker am Sonntag in der ARD-Sendung Bericht aus Berlin.

Mit der Summe sollten Investitionen in Ladesäulen getätigt, die Modernisierung der Industrie vorangetrieben, die Wasserstoff-Erzeugung erhöht sowie die Dämpfung des Strompreises realisiert werden. Letzteres geschieht nach Angaben von Lindner durch die Abschaffung der Umlage für Erneuerbare Energien (EEG-Umlage), die künftig nicht mehr von Stromkunden, sondern aus Steuereinnahmen finanziert werde.

Lindner subsumierte, das Geld werde für die Transformation von Wirtschaft, Gesellschaft und Staat eingesetzt. Er sei gespannt auf Vorschläge, das Planungsrecht zu beschleunigen und die Bürokratie abzubauen, um die Mittel sinnvoll einsetzen zu können.”

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Wer mit dem Austausch seiner Gasheizung gegen eine Wärmepumpe liebäugelt, der sollte sich auf lange Wartezeiten einrichten. Ein Innungsmeister erklärt beim BR das Problem des Fachkräftemangels.

“Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 940.000 Heizungen eingebaut. Zwei Drittel davon waren allerdings Gasheizungen. In den kommenden Jahren stehen 14 Millionen Häuser in Deutschland zur Sanierung an. Doch in der Bundesrepublik fehlt es zum Beispiel an Wärmepumpen, an Material und vor allem auch an Fachpersonal, das sich mit alternativen Heizungen auskennt und sie fachgerecht einbauen kann. Vor allem der Personalmangel sei bei allen Betrieben derzeit ein eklatantes Problem, sagt der Firmenchef aus Gars am Inn. Die Energiewende wird die Heizungsbauer noch lange Jahre beschäftigen – ob mit russischem Gas oder ohne.”

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Frieren für den Frieden. Der ehemalige Bundespräsident kann sich im Interview im Stern vorstellen, dass hier nicht mehr wie gewohnt geheizt werden kann.

“Die Verluste an Wohlstand seien zu ertragen, sagte Gauck. «Wir können auch einmal frieren für die Freiheit. Und wir können auch einmal ein paar Jahre ertragen, dass wir weniger an Lebensglück und Lebensfreude haben.» Zugleich sei Deutschland ein sozialer Rechtsstaat, der für die am stärksten betroffenen Menschen sorge.”

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Leserpost von Dipl.-Ing. Peter Dietze:

D braucht pro Jahr 100 Mrd. cbm Erdgas, also pro Tag 274 Mio cbm. Ein LNG-Tanker liefert (gekühlt auf-164 Grad) z.B. 0,15•600=90 Mio cbm. Das reicht also für etwa 8 Stunden. Unser Gasverbrauch entspricht etwa 100 GW. Wollte man den durch Strom ersetzen, bräuchte man 200 Gaskraftwerke á 500 MW, die z.B. bei 50% Wirkungsgrad die doppelte Menge an Gas verbrennen würden. Um dieselbe Strommenge – im Mittel mit WKA bei 3 MW und 20% – zu erzeugen, bräuchte man 167.000 WKA. Und einen Jahresspeicher für Dunkelflauten sowie saisonale Schwankungen von 8470mal Goldisthal zu je 600 Mio €.

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Interview mit Prof. Dr. Fritz Vahrenholt zum Thema Versorgungskrise für den Mittelstand auf blackout precaution consultation:

Hier geht’s zur Webseite.

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