Wasserstoffelektrische Antriebe für die Luftfahrt

Universität Ulm:

EnaBle-Projekt: Wasserstoffelektrische Antriebe für die Luftfahrt – Uni Ulm erhält 1,8 Mio. Euro

Das hybridelektrische Fliegen effizienter, sicherer und damit kommerziell nutzbar machen: So lautet das Ziel des Forschungsverbunds EnaBle, der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit insgesamt 8 Millionen Euro gefördert wird. Dabei geht es um die Weiterentwicklung und Optimierung eines hochinnovativen Hybridantriebssystems für den Flugverkehr, das Brennstoffzellen und Batteriesysteme vereint. Herzstück ist ein elektrisches 250 kW Antriebsstrangmodul, bei dem Druckluft-gespeiste Brennstoffzellen zum Einsatz kommen. Beteiligt an dem Projekt, das von Diehl Aerospace geführt wird, ist auch die Universität Ulm.

Der Luftverkehr muss in Zukunft sauberer werden und leiser. Um das zu erreichen, braucht es hochinnovative Lösungen für umweltfreundliche Flugantriebe. Besonders vielversprechend sind hier Hybridsysteme, die Brennstoffzellen und Batterien vereinen. Sie erreichen nicht nur deutlich höhere Reichweiten als reine E-Flieger, sondern bieten auch das technologische Potential für ein Upscaling hin zu größeren Leistungsklassen. Um den Weg bis zur industriellen Herstellung und gewerblichen Verwertung dieser anspruchsvollen Technologie zu beschleunigen, fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) den Forschungsverbund EnaBle mit 8 Millionen Euro. Beteiligt an dem Konsortium sind die Firmen Diehl Aerospace und MTU Aero Engines, zwei führende Industrieunternehmen aus dem Luftfahrtbereich, sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), die DLR-Ausgründung H2Fly und die Universität Ulm.
„Wir arbeiten gemeinsam an der Entwicklung eines hybridelektrischen Antriebs bestehend aus Brennstoffzelle, Batterie, Leistungselektronik und Power Management System. Das konkrete Ziel, das wir dabei erreichen wollen, ist die zeitnahe industrielle Umsetzung für leichte Motorflugzeuge mit bis zu 19 Sitzen“, erklärt Ronny A. Knepple. Der Ingenieur verantwortet den Bereich Energiesysteme bei der Diehl Aerospace. Das Unternehmen, das den Forschungsverbund EnaBle koordiniert, ist Technologieführer für Avionik-Systeme und Spezialist für Cockpit-Ausrüstungen.

Wie funktionieren solche Hybridsysteme eigentlich? „Die Brennstoffzelle produziert Strom aus Wasserstoff und stellt damit die energetische Grundlage des Propellerantriebes sicher. Lithium-Ionen-Batterien liefern während des Starts oder Steigfluges zusätzliche Leistung, die benötigt wird, um die Reiseflughöhe zu erreichen“, sagt Dr. Caroline Willich, Wissenschaftlerin vom Institut für Energiewandlung und -speicherung der Universität Ulm. Die Ingenieurin leitet gemeinsam mit ihrer Institutskollegin Dr. Christiane Bauer die Ulmer Teilprojekte. An der Uni Ulm soll unter anderem das Luftversorgungsmodul für die Brennstoffzellen entwickelt werden. „Die Brennstoffzellen, die hier zum Einsatz kommen, werden mit Druckluft betrieben. Die Druck-Aufladung macht die Brennstoffzellen effizienter und ermöglicht höhere Leistungen. Dies ist besonders in Flugzeugen von großem Interesse, denn diese bewegen sich in großer Höhe und damit im Unterdruckbereich“, erläutert Willich.

In der Ulmer Verantwortung liegt auch die Entwicklung und Optimierung des Leistungsmanagementsystems. Dieses muss präzise, schnell und ausfallsicher dafür sorgen, dass die Batterie bei hohem Leistungsbedarf zusätzliche Energie für den Antrieb zur Verfügung stellt und während des Fluges wieder geladen werden kann. Das Leistungsmanagementsystem soll dabei in der Lage sein, auf die Anforderungen unterschiedlicher Flugprofile präzise und anwendungsnah zu reagieren. Ein ganz besonderes Alleinstellungsmerkmal am Brennstoffzellen-Forschungsstandort Ulm ist ein Teststand, der in eine klimatisierte Unterdruckkammer integriert ist. So können ganze Antriebsstrangsysteme unter realistischen, flugrelevanten Bedingungen charakterisiert und getestet werden.

Modularisierung erhöht Skalierbarkeit und erleichtert Wartung und Reparatur

Ein ganz zentraler Aspekt bei der Entwicklung des Antriebsstrangs ist die Modularisierung. Die Verbundpartner wollen damit einerseits die Skalierbarkeit des Systems erhöhen, die letztendlich entscheidend dafür ist, dass ein Prototyp industriell in Serie gehen kann. Andererseits begünstigt ein modulares Entwicklungskonzept auch die Fehlererkennung und -behebung und sorgt so für Erleichterungen bei der Wartung und Reparatur, was wiederum mehr Sicherheit bringt. Hard- und Software müssen dafür optimal aufeinander abgestimmt sein.

Entscheidend für den Projekterfolg ist nicht zuletzt die generische Rechnerplattform, die im Rahmen von EnaBle entwickelt und eingesetzt werden soll, samt umfassender Steuerungs- und Regelungsalgorithmen, die für einen effizienten und reibungslosen Betrieb des Antriebsstrangs sorgen sollen. Diehl Aerospace stellt dafür eine sogenannte Integrierte Modulare Avionik (IMA) zur Verfügung. Die Abkürzung bezeichnet eine modulare rechnergestützte Elektronikeinheit aus standardisierten Komponenten und Schnittstellen, die im Flugzeug dafür sorgt, dass die verschiedenen Systeme miteinander kommunizieren können.

Das Institut für Technische Thermodynamik am DLR kümmert sich speziell um die Entwicklung des Brennstoffzellen- und Batteriesystems. An der Universität Ulm – wie bereits beschrieben – konzentriert man sich insbesondere auf das Luftversorgungsmodul für die Druckluft-Brennstoffzelle, das ausfallsichere Leistungsmanagement sowie die Prüfung des neuen hybriden Gesamtantriebsstranges in der Uni-eigenen Testanlage mit klimatisierter Unterdruckkammer. MTU Aero Engines, führender deutscher Triebwerkhersteller, arbeitet an der Gesamtintegration des Entwicklungskonzepts für Flugzeuge aus der Klasse der 19 bis 80 Sitzer. Die DLR-Ausgründung H2Fly widmet sich im Rahmen von EnaBle insbesondere der Klärung sicherheitstechnischer Anforderungen und Fragen der Zulassung.

„Industrieunternehmen, Forschungseinrichtungen und Ausgründungen arbeiten bei EnaBle Hand in Hand. Letztendlich geht es um den Aufbau einer Gesamtsystemkompetenz für Brennstoffzellen-Batterie-Hybride, die dazu beitragen wird, den Technologiestandort Deutschland zu stärken und neue Arbeitsplätze zu schaffen“, sind die Projektpartner überzeugt. Aber auch die Universität Ulm und ihre Studierenden profitieren von diesem industrienahen Verbundprojekt: „EnaBle gibt unseren Nachwuchswissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Chance, anwendungsnahe Forschung in einem hochinnovativen Umfeld zu betreiben. Unsere Ingenieure und Ingenieurinnen lernen dabei, nach Normen und Qualitätsrichtlinien zu arbeiten, die Industrialisierung von Produkten vorzubereiten und gleichzeitig Zukunftstechnologien weiterzutreiben“, betont Dr. Christiane Bauer.

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Pressetext.com:

KI erlaubt Wetterprognose für zehn Tage

Wissenschaftler der Ocean University of China trainieren neues System mit Deep-Learning-Ansatz

Mit Künstlicher Intelligenz (KI) und Deep Learning wollen Forscher der Ocean University of China http://eweb.ouc.edu.cn Wetterprognosen für die nächsten zehn Tage ermöglichen. „Genaue Wettervorhersagen sind entscheidend für viele Bereiche wie Transport, Landwirtschaft und Wasserressourcenmanagement“, sagt Meteorologe Lei Han.

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Pressetext.com:

„Grüne“ Nahrungsmittelproduktion in Sicht

US-Forscher wollen mit blauem Licht und Iridium den Dünger-Rohstoff Ammoniak produzieren

Chemiker der Princeton University http://princeton.edu haben den Schlüssel für die umweltverträgliche Produktion von Ammoniak gefunden, dem Ausgangsmaterial für Ammoniumnitratdünger. Dieses Düngemittel, das im Millionen-Tonnen-Maßstab hergestellt wird, ist unabdingbar für die ausreichende Produktion von Nahrungsmitteln, aufgrund des hohen Energiebedarfs aber auch verantwortlich für 1,4 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Das klingt wenig, pro Jahr fallen aber über 500 Mio. Tonnen an.

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Eos:

Brazil’s Antarctic Station Rises from the Ashes

The sophisticated new research station will allow for better science on the icy continent.

On 15 January 2020, when Brazilian scientists, navy officers, and politicians celebrated the inauguration of the new Comandante Ferraz Antarctic Station in Antarctica, it was like closing a painful chapter in Brazil’s history on the continent.

Almost 8 years earlier, in February 2012, the research facility was destroyed by a fire that claimed the lives of two navy lieutenants, Carlos Alberto Figueiredo and Roberto dos Santos. Located at Admiralty Bay on King George Island, the facility had been operational since 1984 and housed researchers working with PROANTAR (Programa Antártico Brasileiro, the Brazilian Antarctic Program). Caught by surprise by the fire, the country received the news with shock.

The following year, the Brazil Institute of Architects and the Brazilian Navy organized a contest to choose the project for the building that would replace the incinerated station.

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Leibniz-Gemeinschaft:

Den Klimawandel besser verstehen

Deutschland bekommt eine neue Infrastruktur zur Erforschung von Feinstaubpartikeln, Wolken und Spurengasen: ACTRIS soll künftig bessere Vorhersagen für Luftqualität, Wetter und Klima ermöglichen.

Deutschland bekommt eine neue Infrastruktur zur Erforschung von Feinstaubpartikeln, Wolken und Spurengasen. Verteilt auf elf Einrichtungen wird dieser deutsche Beitrag zur EU-Forschungsinfrastruktur ACTRIS künftig bessere Vorhersagen für Luftqualität, Wetter und Klima ermöglichen. Der Aufbau dieser Infrastruktur wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den kommenden acht Jahren mit insgesamt 86 Millionen Euro gefördert. In ACTRIS-D arbeiten viele Akteur:innen der deutschen Atmosphärenforschung zusammen – darunter Universitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Behörden. Koordiniert wird der deutsche Teil durch das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig.

ACTRIS wird Daten zu den kurzlebigen Bestandteilen der Atmosphäre vom Boden bis in die Stratosphäre liefern und so helfen, die Unsicherheiten in der Vorhersage des zukünftigen Klimas zu reduzieren, das Wissen über Klima-Rückkopplungsmechanismen zu verbessern sowie Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität und deren Auswirkungen auf Gesundheit und Ökosysteme zu bewerten.  

ACTRIS ist die grundlegende europäische Forschungsinfrastruktur für kurzlebige Atmosphärenbestandteile, die die Erdsystembeobachtung und -forschung ausbaut und der Gesellschaft das Wissen zur Entwicklung nachhaltiger Lösungen bereitstellt. Das Kürzel ACTRIS steht für Aerosol, Clouds and Trace Gases Research Infrastructure – also eine Forschungsinfrastruktur für Aerosole (u.a. Feinstaubpartikel), Wolken und Spurengase. Diese kurzlebigen Bestandteile der Atmosphäre haben großen Einfluss auf die Luftqualität und das Klima.

Die kurzlebigen Klimatreiber sind in der Regel nur wenige Stunden bis Wochen in der Atmosphäre unterwegs – im Gegensatz zu den langlebigen Treibhausgasen wie Kohlendioxid oder Methan, die viele Jahre bis Jahrzehnte in der Atmosphäre verbleiben. Deshalb ist über die Wirkung der langlebigen Treibhausgase deutlich mehr bekannt als über die kurzlebigen Bestandteile, obwohl auch diese das Klima deutlich beeinflussen. So reflektieren winzige Schwebeteilchen beispielsweise Sonnenlicht und Wärmestrahlung oder dienen als Keime für die Bildung von Wolkentropfen und Eiskristallen, was die Niederschlagsbildung beeinflusst. Der Mensch nimmt durch Landnutzung, Verkehr und Energieerzeugung Einfluss auf die kurzlebigen Klimatreiber, die sehr unterschiedlich wirken können: zum Beispiel tragen Rußpartikel zur Erwärmung bei, Sulfat- und Nitratpartikel wirken dagegen abkühlend. Klar ist, alle diese Faktoren wirken sich auf das Klima aus und müssen in den Vorhersagen berücksichtigt werden. Wie groß die zum Teil sehr unterschiedlichen Effekte aber letztlich jeweils sind, ist noch nicht ausreichend erforscht.

Neben den Wirkungen auf das Klima haben kurzlebige Bestandteile der Atmosphäre auch einen starken Einfluss auf die Luftqualität und damit auf die menschliche Gesundheit. Schwebeteilchen, umgangssprachlich Feinstaub genannt, und kurzlebige Spurengase wie Stickoxide führen zu Erkrankungen der Atemwege und reduzieren die Lebenserwartung aufgrund von Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen.

Die Auswirkungen der menschlichen Aktivitäten auf die Atmosphäre vom einzelnen Auto bis hin zu riesigen Waldbränden können jedoch nur dann abgeschätzt werden, wenn Messungen kontinuierlich und großflächig an vielen Punkten erfolgen, denn die Atmosphäre kennt keine nationalen Grenzen. Deshalb wurde 2016 die paneuropäische Initiative ACTRIS auf die europäische Roadmap für Forschungsinfrastrukturen aufgenommen. Ab 2022 soll ACTRIS in der Rechtsform eines ERIC (European Research Infrastructure Consortium) seine langfristige Arbeit starten. Mit der Aufnahme des deutschen Beitrags ACTRIS-D auf die Nationale Roadmap für Forschungsinfrastrukturen hatte sich Deutschland 2019 zur Mitarbeit an der europäischen Forschungsinfrastruktur bekannt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert diese Initiative im Rahmen der Strategie „Forschung für Nachhaltigkeit“ (FONA). Das BMBF hat nun die Förderung des Aufbaus von ACTRIS-D mit zunächst insgesamt ca. 75 Millionen Euro begonnen. Mit diesen Mitteln werden in den nächsten fünf Jahren zahlreiche feste und mobile Messstationen sowie Labore und Simulationskammern ausgebaut oder neu errichtet. Eine zweite Förderphase zum vollständigen Aufbau von ACTRIS-D ist für den Zeitraum 2026 bis 2029 geplant. Zusätzlich wird das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) einen wichtigen Beitrag leisten, indem es langfristig den Betrieb von Serviceeinrichtungen wie den ACTRIS-Kalibrierzentren finanziert.  

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Am 30.9.2021 erscheint Marijn Poels neuer Film Headwind „21.

When the crisis became a business

Former London banker Alexander Pohl worked for years for one of the world’s greenest banks. Idealistically driven he financed big wind and solar farms genuinely convinced he was making the world a better place. Gradually he woke up to the fact that today’s green is actually an ego-driven, corrupt, and broken system. He gave up banking and emigrated with his family to his little forest paradise in remote, northern Sweden. The dream was to get back to Nature, start an eco-farm and put as much distance as he could between his family and the industrialization of nature. Until….. A wind park was planned at the gates of his paradise garden. Poels and Alexander Pohl are taking the journey together…. to ask questions and unravel the green wonderland to its true core … 

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idw im Juli 2021:

Abrupte Veränderungen in der Vergangenheit liefern Hinweise auf Kipppunkte und „Frühwarnsignale“ im Erdsystem

Kann der Klimawandel zu abrupten Änderungen in Teilen des Erdsystems führen, welche Auswirkungen hätten diese Ereignisse auf die Gesellschaft, und lassen sie sich vorhersagen? In dem in Nature Geoscience veröffentlichten Artikel hat ein internationales Team von Natur- und Sozialwissenschaftler*innen abrupte Veränderungen in der Vergangenheit der Erde untersucht, um mögliche künftige Änderungen besser abschätzen zu können. Sie nutzten gut dokumentierte abrupte Veränderungen der letzten 30.000 Jahre der Erdgeschichte, um zu veranschaulichen, wie sich abrupte Veränderungen durch die physikalischen, ökologischen und gesellschaftlichen Komponenten des Erdsystems fortpflanzen.

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MCC-Pressemitteilung vom 21.7.2021 mit einer tollen Meldung. Trotz Preissteigerung wird es für viele billiger:

MCC bringt Online-Rechner zu CO2-Bepreisung mit sozialem Ausgleich

Auf Basis realer Ausgabenbudgets. Trotz Mehrausgaben für Sprit und Heizung können weite Teile der Bevölkerung sogar profitieren. Edenhofer: „Wir hoffen, das hilft zur Versachlichung.“

Um rund 7 Cent hat die zu Jahresbeginn eingeführte nationale CO2-Bepreisung für fossile Kraft- und Brennstoffe den Liter Sprit verteuert, auch Heizen mit Öl und Gas kostet dadurch etwas mehr, im Gegenzug hat die Regierung unter anderem über die EEG-Umlage etwas Entlastung beim Strompreis geschaffen. Wie es weitergeht mit der CO2-Bepreisung und auch mit der Kompensation, wird heiß diskutiert. Für Orientierung sorgt jetzt ein interaktiver „CO2-Preis-Rechner“, erstellt vom Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change).

Der CO2-Preis-Rechner des MCC findet sich hier.

Das im Internet frei verfügbare Tool bildet die nationale CO2-Bepreisung für verschiedene Levels bis zu 100 Euro je Tonne CO2 ab (derzeit sind es 25 Euro). Es zeigt den Effekt für Durchschnittshaushalte verschiedener Einkommensgruppen und im „Professional-Modus“ auch je nach Haushaltstyp, etwa nach Stadt und Land, Wohnfläche oder Zahl der Kinder. Abrufbar ist die Bruttobelastung sowie die Nettobelastung je nachdem, wie die CO2-Bepreisung sozial ausbalanciert wird. Einprogrammiert sind dabei vier diskutierte Wege der Kompensation: einheitliche Pro-Kopf-Zahlung, weitere Entlastung beim Strompreis, Härtefall-Kompensation für Haushalte mit langen Arbeitswegen oder Ölheizung, Umlage höherer Heizkosten von Mieter auf Vermieter. Die Ergebnisse, auch für Kombilösungen, kann man sich als Grafik-Bilddatei oder auch als Excel-Tabelle zur weiteren Nutzung und freien Verwendung herunterladen.

Ein Ergebnis lautet: Wenn der Staat eine einheitliche „Klimadividende“ zahlt und dafür alle von den privaten Haushalten kassierten CO2-Preis-Einnahmen verwendet, dann werden nur die einkommensstärksten Haushalte unterm Strich nennenswert belastet. Bei 50 Euro je Tonne CO2 zahlt der Durchschnittshaushalt im reichsten Fünftel etwa 100 Euro im Jahr drauf. Die Mittelschicht bleibt praktisch ungeschoren, Durchschnittshaushalte im ärmsten, zweit- und sogar drittärmsten Fünftel sind dann sogar im Plus: Klimaschutz und sozialer Ausgleich gehen Hand in Hand. Zudem zeigt sich, dass sich auch für Haushalte mit hohen Fahrt- oder Heizkosten über Härtefall-Kompensationen ein wirksamer Sozialausgleich machen lässt.

Der CO2-Preis-Rechner zeigt die direkten Folgen, also Mehrausgaben für Kraft- und Brennstoffe. Indirekte Effekte über Produktpreise, in denen Unternehmen ihre eigene Last überwälzen, sind nicht erfasst, auch nicht die Kosten aus dem EU-Emissionshandel für Energiewirtschaft und Industrie. Entsprechend begrenzt das Tool aber auch die Kompensation: Für die privaten Haushalte steht maximal so viel zur Verfügung, wie sie selbst im Rahmen der nationalen CO2-Bepreisung gezahlt haben. „Der Rechner ist auf die aktuelle Debatte zu Sprit und Heizkosten ausgerichtet“, erklärt Matthias Kalkuhl, Leiter der MCC-Arbeitsgruppe Wirtschaftswachstum und menschliche Entwicklung. „Für überwälzte Kosten könnte es extra Kompensation geben, indem man auch bei Firmen erzielte CO2-Preis-Einnahmen an private Haushalte lenkt.“

MCC-Direktor Ottmar Edenhofer erhofft sich von dem Internet-Angebot einen aufklärende Wirkung im beginnenden Bundestagswahlkampf: „Die effizienteste Form des Klimaschutzes, nämlich die Bepreisung dieses wichtigsten Treibhausgases als Anreiz zum Energiesparen und Investieren in fossilfreie Technologien, droht gerade zerredet zu werden. Im Eifer des politischen Gefechts werden mit fiktiven Einzelbeispielen soziale Verwerfungen an die Wand gemalt. Unser mit tatsächlichen Haushaltsdaten gespeister Rechner macht es jeder und jedem möglich, sich im Handumdrehen selbst einen Überblick über Kosten und Verteilungswirkungen zu verschaffen. Wir hoffen, das hilft zur Versachlichung.“

Falls Sie die Meldung kommentieren wollen, schreiben Sie uns gerne. Wir veröffentlichen Ihren Kommentar (bitte mitteilen, ob mit oder ohne Namensnennung).

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Leserpost von Dipl. Ing. Martin Krohn:

Betreff: Mit rechtlicher Expertise gegen den Klimawandel

Im Blog vom 18.09.2021 wird über die „rechtliche Expertise gegen den Klimawandel“ durch Juristinnen und Juristen der Max-Planck-Gesellschaft berichtet.

Bereits der erste Satz „Die globale Erwärmung zeigt bereits jetzt in vielen Regionen der Erde drastische Auswirkungen“ finde ich doch etwas befremdlich. Es werden natürlich gerne irgendwelche, wie auch immer gearteten „Extremwetter“ sehr schnell dem Klimawandel zugeschrieben. Doch viele Erhebungen haben gezeigt, dass die Anzahl und Stärke der Extremwetter nicht zugenommen hat.

Auch das Maß der Erwärmung seit 1850, immerhin über mittlerweile 170 Jahre, ist nicht gerade extrem. In diesem Zeitraum ist die globale Temperatur um ca. 1° angestiegen. Das Jahr 1850 ist ohnehin ein mehr oder weniger willkürlich gewählter Ausgangspunkt. Dieser Zeitpunkt lag an der auslaufenden kleinen Eiszeit, eine der extremsten Kaltzeiten der letzten 10000 Jahre.

Wie sieht es denn mit den „drastischen Auswirkungen“ des Klimawandels aus? Die Welt ist in den letzten Jahrzehnten deutlich grüner geworden. Die Vegetation ist auch in frühere Wüstenregiongn vorgedrungen. Durch den erhöhten CO2-Gehalt in der Atmosphäre hat sich das Wachstum der Pflanzen verbessert, auch insbesondere das Wachstum der Nahrungsmittelpflanzen. Dadurch ist die Gefahr von Hunger geringer geworden. Hitzetote haben in den letzten Jahren abgenommen, trotz der erheblich angewachsenen Weltbevölkerung.

Der Weltklimarat hat die Erderwärmung komplett auf menschliche Treibhausgasemissionen zurückgeführt. Eine natürliche Erwämung wird dabei augeschlossen. Wird dabei tatsächlich davon ausgegangen, dass die Temperatur ohne CO2 seit 170 Jahren konstant geblieben wäre?

Ein weiterer Satz in dem Artikel ist doch etwas fragwürdig: „Juristinnen und Juristen des Max-Planck-Instituts für Völkerrecht haben nun einen Aufruf an Kollegen weltweit gestartet, ihr Fachwissen und ihren Einfluss zu nutzen, um eine Klimakatastrophe abzuwenden“. Verstehe ich das richtig, dass „juristischen Fachwissen“ geeignet ist, um ein komplexes wissenschaftliches Themengebiet beurteilen zu können?

Die immer wieder beschworenen „dramatischen Auswirkungen des Klimawandels“ zeigen eine völlige Ignoranz der historischen Werte. Wenn in der heutigen Zeit von „dramatischen Auswirkungen gesprochen wird, muss man sich fragen, weshalb die Welt nicht schon vor 8000 – 4000 Jahren vor heute untergegangen ist, denn damals war es deutlich wärmer und das über einen sehr langen Zeitraum.

Viele Grüße
Dipl. Ing. Martin Krohn

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Noch eine Leserpost:

So was aber auch: Klimawandel behindert Klimawandel

In 2020 konnten die sogenannten erneuerbaren Energiebefürworter*innen kurz einmal kräftig feiern: 50,9 % der Stromproduktion, also mehr als die Hälfte vom Gesamten wurde regenerativ erzeugt. Das diese Betrachtung sich auf den Nettostrombedarf berief fiel dabei unter den Tisch. Das Motto des Spiels heißt aber nicht: wünsch dir was, sondern es lautet: so ist es. Im 1. Halbjahr 2021 ergibt sich ein ganz anderes Bild: die regenerativ-erzeugte Netto-Energie beträgt per Mitte September 47,9 %. Klar, das Jahr ist noch nicht abgelaufen und die Herbststürme können das Ergebnis verändern, aber herbstliche Luftbewegung gab es auch 2020. Das eigentlich nie konstante, jährlich wechselnde Wetter wird ja gegenwärtig gerne dem Klimawandel angelastet. So gesehen behindert also der Klimawandel den Klimawandel.

Die Zwischenergebnisse der einzelnen Energieerzeuger 2020/2021 sind in einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes übersichtlich in einer Art Gewinn und Verlustrechnung dargestellt. Die hochgelobte Windenergie schneidet aktuell besonders schlecht ab. Darum kann die Frage an die regenerativen Fanggemeinde nicht oft genug gestellt werden: Wo sind die Instrumente zur Herstellung der Netzstabilität und woher kommt zukünftig der fehlende „Ersatzstrom“, um eine gesetzlich festgeschriebene Stromversorgung zu gewährleisten. Ab Ende 2022 fehlt auch noch die Kernenergie im Netz und das Strom-plus zur Deckung des Bedarfs für E-Mobilität und Digitalisierung muss zusätzlich erbracht werden. Plumpe Darstellungen lassen Bürger*innen nach der Wahl den Verantwortlichen nicht mehr durchgehen. Die Zeit läuft. 

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