Volle Kraft auf Windkraft – Klima gerettet, Land gespalten?

Beim RBB kann man sich ein Video einer Sendung ansehen, in der Studiogäste und Zuschauer zu dem Thema Windkraft zu Wort kommen. Anwesend war auch Jürgen Trittin. Das war derjenige Politiker, der seinerzeit die Kosten für die Energiewende, mit der einer Kugel pro Haushalt im Monat bezifferte. Wir haben diese Fehlprognose hier schon öfter thematisiert.

Trittin gibt die Zahl der Windkraftanlage, die Deutschland zusätzlich benötigt, mit 30.000 an, also so viel, wie in den letzten 20 Jahren an Anlagen errichtet worden sind. In der Sendung ging es vornehmlich um Brandenburg, wo aktuell 3.700 Anlagen in Betrieb sind, also 12% des gesamten deutschen Windanlagenbestands. Sonja Eichwede von der SPD findet Windkraftanlagen offenbar sehr gut. Sie hätte sich an die Anlagen einfach gewöhnt. Nun, man gewöhnt sich an Allem – auch an den Dativ.

(Abbildung: Screenshot Mediathek RBB)  

Trittin hatte extra seinen Teflon-Anzug an, sämtliche Kritik perlte einfach ab. Klimawichtiger Wald? Wieso, der Wald ist doch eh schon verschwunden wegen des Klimawandels! Da kann man doch wunderbar Windkraftanlagen bauen.

(Abbildung: Screenshot Mediathek RBB)

In der Sendung gab es eine Online-Umfrage, ob die Teilnehmer an der Umfrage verstehen können, dass es Proteste gegen Windkraftanlagen gibt. 75% der teilnehmenden Zuschauer haben Verständnis dafür. Das war ein sehr klares Voting. Höhen und Tiefen gab es bei den Moderatoren. Natürlich kam der Äpfel-Birnen-Vergleich der getöteten Vögel und die Redaktion hat tatsächlich recherchiert und kommt mit 70 oder gar 100 Millionen getöteten Vögeln. Wie gut, dass die Saskia Ludwig von der CDU das wieder klarstellte, ganz besonders für den Milan, den quasi Wappenvogel von Brandenburg. Auf die Idee, dass man die Population von Sing- und Gartenvögeln nicht mit der von Greifvögeln vergleichen sollte, kamen die anderen Teilnehmer nicht – nicht einmal die Redaktion.

Saskia Ludwig war es auch, die nüchtern feststellte, dass bei Windstille die Anzahl der Anlagen keine Rolle spielt. Spätestens da hätten sowohl Saskia Ludwig als auch Rainer Ebeling als Windkraft-Kritiker punkten können. Trittin schwadronierte zwar über Zahlen und das in Zukunft noch viel mehr Strom benötigt wird, aber diesen Bedarf wird man eben nicht zuverlässig mit schwankender Stromerzeugung begegnen können. Die mal eben hingeworfene Zahl von Trittin verpufft, wenn eben kein oder nur sehr wenig Wind weht. Leider war Ebeling offenbar etwas aufgeregt und wollte möglichst viel in seinen Beiträgen unterbringen. Manchmal ist weniger mehr.

Etwas eigenartig war die Vertreterin von Fridays-For-Future. Sie stellte den Windkraftkritiker mal eben auf eine Stufe mit Donald Trump, denn nur der hätte ja behauptet, dass Windkraftanlagen krank machen können. Auch hier war Ebeling etwas zu zahm und hätte eigentlich locker kontern können, denn natürlich gibt es Studien, wenn ihm schon nicht geglaubt wird, dass er persönlich unter Kopfschmerzen leidet, seit seine Gemeinde von Windkraftanlagen umzingelt ist.

Das Thema war auch die Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken. Auch hier trickste Trittin, in dem er Kosten für einen Neubau ins Feld führte und auch den Anteil an der Stromproduktion in Deutschland bewusst falsch nannte, indem er den Weltanteil anführte. Solche Kosten wären auch nicht relevant bei einem Weiterbetrieb von bestehenden Anlagen. Trittin war auch der Meinung, dass niemand so günstig Strom produzieren könne wie die sogenannten Erneuerbaren Energien. Als Ebeling ihn dann fragte, warum die Anlagen nach 20 Jahren abgebaut werden, weil sie ohne Subventionen offenbar nicht wirtschaftlich betrieben werden können, wurde es lustig. Trittin gab dem jetzigen Wirtschaftsminister Altmeier die Schuld, denn Trittin hätte das EEG ja schließlich nicht gemacht. Warum die Moderatoren hier nicht eingeschritten sind, das wird ihr Geheimnis bleiben.

Beeindruckend waren sicherlich die Aussagen von Einwohnern der Stadt Lauchhammer. Die sind natürlich gefrustet wegen der Schließung des Vestas-Windflügel-Werks zum Ende des Jahres. Immerhin hatte der Moderator hier die Information, dass Vestas sich zukünftig auf andere und größere Flügel konzentrieren will, die von Lauchhammer nicht abtransportiert werden können. Wasserstraßen fehlen hier. Die Schließung des Werks auf das Stocken der Neuerrichtung von Windkraftanlagen zu schieben (wie Trittin und Eichwede es machten) greift also zu kurz und sah eher blamabel für die beiden aus.

Es ist eher der Neuausrichtung des Vestas-Konzerns geschuldet. Vestas errichtet ja schließlich nicht nur Anlagen in Deutschland. Ganz besonders sah es auch blöd aus, weil Brandenburg, um das es in der Sendung ging, gemessen an der Größe des Landes schon überproportional viele Anlagen stehen hat. Das gesamte Video ist hier zu sehen.

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Wenn man die Regeln zur Erzeugung von Wasserstoff in Deutschland so liest, dann scheint es Grünen Strom im Überfluss zu geben. Daniel Wetzel in der Welt über ein Vorhaben, das schon im Keim erstickt wird. Der Artikel steht hinter einer Bezahlschranke.

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Benzin und Diesel sind knapp, die Briten stürzen sich auf Eleketoautos. Das berichtet der Spiegel. Vielleicht hat sich noch nicht genügend herumgesprochen, dass Elektroautos im Jahr 2022 nicht immer laden können im Vereinigten Königreich?

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So richtig folgen möchten die Länder dieser Erde Deutschland beim Kohleausstieg offenbar doch nicht. Die Tagesschau berichtet über die Pläne bei der Förderung und der Verstromung zu expandieren.

“Hauptakteure auf dem Kohlemarkt sind vor allem Länder in Südostasien, wie etwa China, Indien, Indonesien und Vietnam. Aber auch Australien und Russland bauen ihre Kohlegewinnung weiter aus, so Katrin Ganswindt von urgewald: „Im australischen Queensland sind sehr viele Projekte für neue Kohleminen in der Planung. Denn das Land setzt auf einen wachsenden Kohlemarkt in Asien. Ob sich das allerdings bewahrheitet, ist derzeit noch offen.“ Der Grund für den Ausbau in Australien sei das hohe Aufkommen von Steinkohle, erklärt der Experte vom Institut für Weltwirtschaft: „Dort hat man Klimaschutz jahrelange keine besonders hohe Bedeutung zugemessen. Das ändert sich zwar gerade, aber die Prozesse sind einfach sehr langsam.“”

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Die FAZ geht von einer hohen Bürde einer zukünftigen Bundesregierung in Sachen Klima aus. Der Artikel greift noch einmal die Zahlen auf, die die Deutsche Energie-Agentur dena kürzlich veröffentlichte.

“Damit die Ziele zur Treibhausgasminderung und zum Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2030 ebenso erreicht werden können wie die kürzlich gesetzlich verankerte Treibhausgasneutralität bis 2045, braucht Deutschland der Untersuchung zufolge „neuen Schwung in der Energie- und Klimapolitik“. Die Studie definiert 84 Aufgaben in zehn Handlungsfeldern, die alle erreichbar seien, aber von der neuen Regierung gut „orchestriert“ werden müssten. So gelte es, die Elektrifizierung zu beschleunigen, zugleich aber auch erneuerbare gasförmige und flüssige Energieträger zu nutzen. Desgleichen seien eine Erhöhung der Energieeffizienz vonnöten und als vierte Säule technische und natürliche CO2-Senken, etwa das Abscheiden und Speichern von CO2 bei der Erzeugung „blauen“ Wasserstoffs aus Erdgas (CCS-Technik).”

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