Unethisch: Emeritierter ETH-Forscher Fischlin argumentiert als Aktivist, nicht als Wissenschaftler

Darfs noch eine Scheibe Klimaalarm dazu sein? Die schweizerische Supermarktkette Migros beglückte am 29. November 2018 seine Kunden mit einer vollen Ladung Klimaaalarm. Im kostenlosen Migros-Magazin durfte der ETH-Forscher Andreas Fischlin ausführlich Klimapanik verbreiten. Fischlin? Genau, der attackerte früher einmal Fred Singer. Beim Faktencheck zeigte sich jedoch, dass viele seiner Argumente einfach nicht stichhaltig waren. Im Migros-Interview darf Fischlin trotzdem 2 Millionen Lesern weiter den Klimawandel erklären:

Klimawandel: Das Wohlergehen der Menschheit steht auf dem Spiel
Die Botschaft des ETH-Klimaforschers Andreas Fischlin ist unmissverständlich: Wir müssen den CO₂-Ausstoss sofort und drastisch reduzieren, wenn wir nicht den Untergang unserer Zivilisation riskieren wollen. Auch die Schweiz ist stark gefährdet – und könnte durchaus mehr machen.

Doomsday, Weltuntergang, Ende der Zivilisation. Hätte es nicht auch ein bisschen weniger getan? Erinnerungen an das Mittelalter werden wach…

MIGROS: Sind unsere demokratischen Prozesse zu kompliziert für schnelles Handeln?

FISCHLIN: Ich glaube an die Demokratie. Aber einige Experten zweifeln, dass unsere westlichen Demokratien dieser Herausforderung gewachsen sind. Während China diskussionslos Tausende von Windrädern und auf riesigen Flächen Sonnenkollektoren installiert, verhandeln wir hier noch immer, wie genau wir das CO₂-Gesetz ausgestalten sollen.

Oder anders gesagt: Wenn ich nicht meinen Ökowillen bekomme, dann müssen wir die Demokratie abschaffen und eine Ökodiktatur einrichten. Natürlich zum Wohl der Menschen.

MIGROS: Die Schweizer Demokratie ist also doch zu langsam?

FISCHLIN: Ich finde, dass der Bundesrat sein Bestes tut. Er versucht, die Übereinkunft von Paris umzusetzen, die das Parlament nun auch ratifiziert hat. Leider sind sich noch nicht alle Parteien der Dringlichkeit der Lage bewusst: Es gibt Stimmen, besonders unter den bürgerlichen Parteien, die sie herunterspielen. Doch wer das tut – und das gilt auch für die Erdölvereinigung und andere Teile der Wirtschaft –, handelt unethisch. Wir können uns heutzutage nicht mehr herausreden, denn dank der Wissenschaft wissen wir, was wir mit dem Treibhausgasausstoss anrichten.

Das ist Fischlins Problem: Er argumentiert nicht als Wissenschaftler, sondern als Aktivist. Gerade das ist unethisch, denn er wird als Wissenshaftler vorgestellt, ist aber im Grunde nur ein privater Aktvist. Weshalb verschweigt er die noch immer bestehenden Unsicherheiten in z.B. der CO2-Klimasensitivität? Ein Hamburger Kollege macht es besser (siehe „Klimamodellierer Jochem Marotzke: Mehr Zeit zur Dekarbonisierung, frühere Klimamodelle waren zu empfindlich„).

MIGROS: Wie schlimm kann es werden?

FISXHLIN: Der steigende Meeresspiegel wird viele Küsten unbewohnbar machen und Millionenstädte gefährden. Schon jetzt will keine Versicherung mehr Londons Innenstadt versichern, die nur ein Meter über dem Meeresspiegel liegt. Es wird mehr Unwetter geben, mehr Wassermangel, ganze Landstriche werden unbewohnbar sein. Selbst im Wasserschloss Schweiz werden wir Probleme bekommen, wenn wir nicht rechtzeitig neue Stauseen anlegen, welche die Funktion der Gletscher übernehmen. […]

Apokalypse pur. Ob das Meer bald sogar die Schweiz flutet?  Der Interviewer scheint etwas zu merken und hakt nach.

MIGROS: Übertreiben Sie da nicht ein bisschen?

FISCHLIN: Nein, wenn es uns nicht gelingt, den Klimawandel zu stoppen, dann sehe ich schwarz.

Bei Visionen und Albträumen sollte man zum Arzt gehen.

FISCHLIN: […] bisher ist die Temperatur gegenüber der vorindustriellen Zeit erst um ein Grad gestiegen. Bis zum Jahrhundertende werden es gegen fünf Grad sein, wenn wir so wenig unternehmen wie bisher.

Dass es sich dabei um das extremste und damit unwahrscheinlichste IPCC-Szenario handelt, wird im Text nirgendwo ehrlich deklariert, was unwissenschaftliche Panikmache ist. Kurz vor dem MIGROS-Interview war Fischlin bereits mit einer anderen Aktion negativ aufgefallen. Rainer Hoffmann berichtete über den Vorfall auf klimamanifest-von-heiligenroth.de bzw. EIKE detailliert:

Am 08.10.2018 in der Schweizer Nachrichten Sendung „10vor10“ (vergleichbar mit „HEUTE-JOURNAL“, ZDF oder „TAGESTHEMEN“, ARD oder ZIB2, ORF) interviewte Susanne Wille zum aktuellen IPCC-Sonderbericht ihren Schwager(!) Andreas Fischlin, den bekannten Klimaforscher von der ETH-Zürich und aktuellen Co-Vorsitzenden des IPCC, ohne dass aber der TV-Zuschauer etwas davon merkte, dass dort vor der Kamera in Wirklichkeit ein „familiäres Gespräch“ geführt worden ist. Der TV-Zuschauer ging vielmehr davon aus, dass in dem Gespräch zwischen S. Wille und A. Fischlin kritischer, unabhängiger Journalismus mit der nötigen Distanz praktiziert wird. Aber dem war eben nicht so, wenn man sich die Familien-Verhältnisse der Familie Wille-Fischlin in diesem Gespräch klarmacht: Das Siezen und die Anrede mit „Herr Fischlin“ durch Susanne Wille in diesem Gespräch war nur gestellt und damit definitiv unehrlich.

 

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