taz: „Es ist vorbei, Baerbock!“

Das Leben der Anderen. Nein, gemeint ist nicht der gleichnamige sehenswerte Film von Florian Henckel von Donnersmarck aus dem Jahre 2006. Es geht um Hypermoral und in diesem Fall um die der Grünen. Zur DNA der Grünen gehört das gleichzeitige Zeigen auf Andere und das Betonen der eigenen Werte und der eigenen Integrität. Gehen wir zurück ins Jahr 2017. Die Frau an der Doppelspitze der Partei hieß Simone Peter. In der Augsburger Zeitung griff Peter seinerzeit den ehemaligen Staatsminister im Kanzleramt, Eckhard von Klaeden scharf an, der nahtlos als Lobbyist zu Mercedes Benz wechselte. Sie forderte eine Karenzzeit von drei Jahren für Spitzenpolitiker bevor diese in die Wirtschaft wechseln. Sich selbst kann sie damit nicht gemeint haben, denn nur 2 Monate nach ihrem Ausscheiden als Co-Vorsitzende der Grünen heuerte Peter 2018 als Lobbyisten beim Bundesverbandes Erneuerbare Energien an.

Nun, mag der eine oder andere denken, sie stand ja nicht in der Regierungsverantwortung wie von Klaeden. Allerdings regieren Grüne in zahlreichen Bundesländern mit und Peter dürfte ihr Grünes Netzwerk mit Sicherheit eifrig nutzen in der neuen Funktion. Für treue Augen wird die sie den Job als Lobbyistin mit Sicherheit nicht bekommen haben. Man kann dieses Spiel fast beliebig fortsetzen. Wir gehen noch etwas weiter zurück ins Jahr 2011 als Jürgen Trittin im Bundestag eine Rede hielt, in der er Theodor zu Guttenberg hart kritisierte. Trittins Worte zum Thema Urheberschaft Dritter und die Verwendung von Plagiaten bei zu Guttenberg waren eindeutig. Komisch, dass er 10 Jahre später andere Maßstäbe ansetzte bei seiner Parteivorsitzenden Baerbock. Ihr ließ er die Plagiate durchgehen, sprach im Gegenteil von einer Kampagne.

Es geht weiter im Text: Der Plagiatsjäger Weber aus Österreich war in Sachen Glyphosat noch ein anerkannter Experte bei den Grünen. Kaum deckte der die Stellen im Buch von Baerbock auf, wurde der gleiche Mann plötzlich verdammt und zum Teil einer Schmutzkampagne erklärt. Es wäre alles weitaus weniger tragisch, wenn sich diese Hypermoral nicht wie ein Band bei den Grünen durchziehen würde. Den ersten Stein zu werfen, während man noch im Glashaus sitzt, ist nie empfehlenswert. Ob die Fronten noch festgeschlossen sind? Ausgerechnet die taz rechnet in einem Meinungsartikel mit der Grünen Kanzlerkandidatin schonungslos ab. Und da sich nach Weber nun auch ein zweiter Plagiatsprüfer an die Überprüfung setzt, wird es um das Thema auch in der nächsten Zeit nicht ruhiger werden. Heidingsfelder heißt der Mann und der hat prompt eine Passage aus einem Gutachten von Agora Energiewende bzw. dem Wuppertal-Institut gefunden, die fast 1:1 übernommen wurden in dem Buch.

Patrick Graichen von Agora-Energiewende zeigte sich höchsterfreut, dass Baerbock die eigenen Aussagen kopierte, für einen Lobbyisten wie ihn kann es kaum besser laufen. Eine schöne Blaupause für Gesetzesvorhaben, sollten die Grünen nach dem September tatsächlich in Regierungsverantwortung landen. Wenn heute Dritte an Gesetzestexten schreiben, dann ist das ein großer Aufreger, zukünftig könnte es ganz normal sein, da es ja quasi vorgelebt wird.

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Die Statistik des Bundes-Landwirtschaftsministeriums in Sachen Waldbrand für das Jahr 2020 ist nun erschienen. Die Attribution Wärme bedeutet automatisch mehr Waldbrände spiegelt sich in den Zahlen eindeutig nicht wider. Das Jahr 2020 war sowohl ein trockenes als auch ein warmes Jahr in Deutschland. Nach der Logik einiger müsste das dann auch mehr Waldbrände bedeuten, aber genau das ist nicht passiert. 1.360 Brände gab es laut der offiziellen Statistik in 2020, sie zerstörten eine Fläche von 368 Hektar. In 2019 waren es 1.523 Brände, die 2.700 Hektar zum Opfer fielen. Es waren also 15% mehr Brände aber die verbrannte Fläche war um den Faktor 8 größer in 2019. Brandenburg hatte in 2019 noch einen Anteil von 50% bei der verbrannten Fläche, in 2020 war es nur noch ein Drittel.

2019 hatte zwei Besonderheiten. In Brandenburg und in Mecklenburg-Vorpommern brannten die Wälder auf Truppenübungsplätzen. Für Feuerwehren sind solche Brände schwer zu löschen, weil durch Munitionsreste im Boden Lebensgefahr besteht. Solche Brände fehlten in 2020. Natürliche Ursachen machten erneut nur einen kleinen Anteil bei der Brandursache aus. In den meisten Fällen weiß man es schlicht nicht, was den Brand ausgelöst hat. Wenn die Ursache bekannt ist, dann ist es ein Mensch gewesen, entweder aus Fahrlässigkeit oder mit Vorsatz. Hier stimmt dann auch das Wort menschengemacht, aber etwas anders, als es ansonsten gemeint ist, nämlich ein anthropogener Klimawandel, bei denen sich die Wälder selbst entzünden.

Und noch eine interessante Statistik zum Thema Mensch als Ursache. Am US-Nationalfeiertag dem 4. Juli entstehen die meisten Wildfeuer in den USA. Ob die Ursache nun Feuerwerke oder einfach nur mehr Menschen in der Natur sind, kann der Statistik nicht entnommen werden. Blitze als Auslöser sind hier aber auch in der Minderheit.

(Abbildung: Screenshot The Conversation CC-BY-ND)

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Europas LKW-Hersteller schmieden eine Elektro-Allianz. Weiterlesen in der Welt.

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Philip Plickert beschreibt in der FAZ die britische Energiewende. Die Briten gehen aus der Kohle, lassen aber die Kernkraftwerke weiterlaufen. Der Artikel steht hinter einer Bezahlschranke.

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Die EU wagt sich an das Thema Kerosinsteuer. Weiterlesen in der FAZ.

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Karlsruher Institut für Technologie am 22.6.2021:

Nachhaltiger Rohstoffabbau aus Thermalquellen in Chile

Ob Lithium, Cäsium oder sogar Gold: Neben Energie können Geothermalwässer auch mineralische Schätze enthalten. Im Forschungsprojekt BrineMine wollen Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) dieses Potenzial nutzbar machen und einen nachhaltigeren Rohstoffabbau in Chile unterstützen. Gemeinsam mit ihren Partnern entwickeln sie Strategien und Methoden zur Förderung der Bodenschätze direkt in Geothermiekraftwerken. Dabei sollen nicht nur Energie und Mineralien gewonnen werden, sondern auch Trinkwasser. In einer Demonstrationsanlage wurden wichtige Prozessschritte bereits erfolgreich getestet.

Bodenschätze aus Chile sind für Deutschland von großer Bedeutung. Jedes Jahr werden nach Angaben der Weltbank tausende Tonnen wertvoller Minerale aus dem südamerikanischen Land importiert, unter anderem für Lithium-Ionen-Batterien. Doch mit dem Abbau sind ökologische und soziale Probleme verbunden: „Die Nutzung der begrenzten Frischwasserressourcen im Norden Chiles für den Bergbau führt regelmäßig zu Konflikten mit der lokalen Bevölkerung“, sagt Professor Thomas Kohl vom Institut für Angewandte Geowissenschaften (AGW) des KIT. „Der Norden Chiles ist eines der trockensten Gebiete der Erde, verfügt aber über umfangreiche Geothermie-Ressourcen. Mit neuartigen ‚Kombikraftwerken‘ kann dort nicht nur klimafreundlich Strom erzeugt, sondern gleichzeitig können auch Trinkwasser und sogar Bodenschätze gewonnen werden.“ Entsprechende Strategien und Technologien entwickelt das Team des AGW im deutsch-chilenischen Forschungsprojekt BrineMine.

Das AGW blickt auf eine langjährige Kooperation mit der Geothermieforschung in Chile zurück. Zentraler Partner ist das Centro de Excelencia en Geotermia de Los Andes (CEGA). „BrineMine zeigt, wie gut die Kooperation zwischen chilenischen und deutschen Institutionen funktioniert“, sagt Professor Diego Morata, der Direktor des CEGA. „Von einer nachhaltigen Entwicklung durch die Kombination von Geothermie und Green Mining können Europa und der Andenraum gleichermaßen profitieren.“

Am Oberrheingraben steht die erste Demonstrationsanlage

Ein Teil der transdisziplinären Forschungsinitiative widmet sich dem geochemischen und geothermischen Potenzial der Thermalquellen in Chile, um geeignete Standorte zu identifizieren. In einer Datenerhebung wird dabei das Rohstoffpotenzial mit Schwerpunkt auf den Thermalfeldern der Atacamawüste ermittelt. Durch das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) wird im Projekt BrineMine aber auch die Anlagentechnik für eine spätere industrielle Nutzung entwickelt. Diese basiert auf einer neuen Prozesskette: Zunächst wird Wärme aus der geothermalen Sole der energetischen Nutzung zugeführt. Die abgekühlte und noch relativ schwach konzentrierte Flüssigkeit wird anschließend durch Umkehrosmose vorkonzentriert, gleichzeitig wird dabei auch Trinkwasser gewonnen. Danach wird das Solekonzentrat durch Membrandestillation bis zur Sättigung weiter aufkonzentriert. „Der thermische Energiebedarf des gesamten Verfahrens kann dabei unmittelbar aus der Abwärme des Kraftwerksprozesses gedeckt werden“, sagt Projektleiter Dr. Joachim Koschikowski vom ISE. „In einem geothermischen Kraftwerk im Oberrheingraben haben wir bereits eine Demonstrationsanlage aufgebaut und zentrale Komponenten erfolgreich in den laufenden Kraftwerkbetrieb integriert.“

Verfahren werden für den Rohstoffabbau optimiert

Die meisten Prozessschritte basieren auf erprobten Verfahren, allerdings wurden sie bislang noch nicht in dieser Form kombiniert. Dies erfordert Detailforschung, denn beispielsweise erhöhen sowohl die Aufkonzentrierung wie auch die Abkühlung das Risiko der Bildung von Silikat-Ablagerungen. „Konventionelle Strategien würden eine Rohstoffgewinnung stark einschränken. Ohne Behandlung der Wässer kommt es zur Schädigung der technischen Anlagenkomponenten“, erläutert Valentin Goldberg vom AGW des KIT. Durch eine Veränderung des pH-Wertes in der Sole und der Zugabe zweiwertiger Kationen (z. B. Calcium oder Magnesium) sei aber inzwischen eine Lösung gefunden worden. „Unsere Methode zur Silikatentfernung ist schnell und effektiv. Vor allem aber hat sie keinerlei negativen Einfluss auf die Rohstoffgewinnung“, so Goldberg. Diesen neuen Ansatz beschreiben die Forschenden in der Fachzeitschrift Geothermics.

Bis die ersten Anlagen in Chile installiert werden können, müssen weitere Detailfragen zum Prozess geklärt werden. Außerdem werden auch konkrete Modelle für einen wirtschaftlichen Betrieb entwickelt.

Über BrineMine

BrineMine wurde 2019 von Professor Thomas Kohl und Dr. Sebastian Held initiiert. Das deutsch-chilenische Forschungskonsortium wird vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) koordiniert. Weitere Projektpartner neben dem KIT sind die Unternehmen Geothermie Neubrandenburg (GTN) und SolarSpring membrane solutions in Deutschland sowie Fraunhofer Chile und das Centro de Excelencia en Geotermia de Los Andes (CEGA) in Chile. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt mit über 1,5 Millionen Euro. Das große Interesse der chilenischen Industrie an BrineMine wurde bei einem Webinar der Deutsch-Chilenischen Industrie- und Handelskammer deutlich, das hunderte Teilnehmerinnen und Teilnehmer besucht haben. Auch das chilenische Energieministerium unterstützt das Projekt.

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Golem am 21.6.2021:

Batteriezellfabrik: Porsche will Hochleistungsakkus mit Silizium-Anoden bauen

Akkus für nur 1.000 Elektroautos im Jahr will Porsche mit der neuen Tochterfirma Cellforce bauen. Vor allem für den Motorsport.

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Heise am 24.6.2021:

Wie Japan seine Energieinfrastruktur unter die Erde verlegt

Lange leisteten Stromkonzerne Widerstand gegen unterirdische Stromkabel. Nun bricht Nippons Regierung den Widerstand – aus ästhetischen wie praktischen Gründen.

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Fraunhofer auf Youtube:

idw-Wissenschaft bewegt – Wasserstoff zu Strom

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Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg am 21.6.2021:

Pflanzen: Einmalige Datenbank zur Vegetation der Erde ist frei verfügbar

Es ist ein Datenschatz: Die globale Vegetationsdatenbank „sPlotOpen“ ist ab sofort frei zugänglich. Darin versammelt sind Vegetationsaufnahmen von Pflanzen aus 114 Ländern, von allen Klimazonen der Erde. Erarbeitet wurde die Datenbank von einem internationalen Forschungsteam unter Leitung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und des französischen Centre national de la recherche scientifique (CNRS). Erstmals steht so Forschenden weltweit ein ausbalancierter, repräsentativer Datensatz zur Vegetation der Erde zur Verfügung, wie das Team in der Fachzeitschrift „Global Ecology & Biogeography“ berichtet.

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