Ruß ist ein viel größerer Klimakiller als gedacht: Muss CO2 jetzt kleinere Brötchen backen?

Vor kurzem wurde vom Journal of Geophysical Research eine neue Arbeit zum Druck angenommen, in der die bisherigen Annahmen des Weltsklimarats zur Wärmewirkung einzelner Klimafaktoren nachhaltig durcheinandergewirbelt werden. Die überraschenden Ergebnisse des Forscherteams um Tami Bond von der University of Illinois werden dem ein oder anderen IPCC-Forscher bereits schlaflose Nächte bereitet haben. Bisher ging der IPCC nämlich davon aus, dass das CO2 unangefochten an der Spitze der menschengemachten Hitzeetreiber steht und sich daher die „Klimarettung“ vor allem auf dieses Molekül zu konzentrieren hat. Nun ist jedoch das eingetreten, was wir bereits in unserem Buch „Die kalte Sonne“ vorhergesagt hatten: Der Ruß hat einen sehr viel größeren Anteil an der Klimaerwärmung der letzten Jahrzehnte als bislang gedacht. Die Welt berichtete hierzu am 16. Januar 2013 (siehe auch Beiträge auf WUWT und Nature):

Ruß ist einer neuen Studie zufolge weitaus stärker am Klimawandel beteiligt als bisher gedacht. Der Rußausstoß habe nach dem Treibhausgas Kohlendioxid den weltweit zweitstärksten Effekt auf das Klima, teilte die American Geophysical Union (AGU) mit. Der Einfluss der Rußteilchen auf den Klimawandel könnte etwa doppelt so hoch sein wie bisher geschätzt wurde. Das berichtet ein internationales Team von 31 Wissenschaftlern nach vier Jahren Forschung im „Journal of Geophysical Research – Atmospheres“.

Laut der neuen Studie hat Ruß nun einen Wärmeeffekt von etwa zwei Dritteln (1,1 Watt/m2) der derzeit vom IPCC angenommenen CO2-Wärmewirkung (1,6 Watt/m2). Im letzten IPCC Bericht von 2007 maß man dem Ruß nur 0,2 Watt/m2 zu. Offensichtlich war in den IPCC-Klimamodellen ein grober Fehler enthalten, der lange unentdeckt geblieben ist.

Kommen wir jetzt zu einer Konsequenz, die sich offenbar keiner der offiziellen Kommentatoren in den Medien traute auszusprechen: Wenn jetzt plötzlich der Faktor Ruß massiv in seiner Wärmewirkung angehoben werden muss und alle anderen Fakoren gleich blieben, dann würden die Modelle eine viel höhere Erwärmung für die letzte Jahrzehnte ausspucken als in der Realität gemessen. Es ist daher selbstredend notwendig, einen anderen Wärmetreiber entsprechend in seiner Wärmewirkung zu reduzieren. Man muss kein Hellseher sein, um zu erraten, dass dies wohl das CO2 sein wird. Geben wir den Experten noch ein wenig Zeit, den herben Schlag zu verdauen. Am Ende wird es jedoch sicher die Klimasensitivität des CO2 treffen, die signifikant heruntergesetzt werden muss. Die zusätzliche Wärmewirkung des Ruß in der Unsicherheit der anderen Aerosole wegzumauscheln ist wenig überzeugend (siehe „Die kalte Sonne“ S. 179-181).

Vor einigen Monaten hatte bereits der NABU die Zeichen der Zeit erkannt und den Ruß als wichtigen Wärmetreiber in der Arktis benannt (siehe unseren Blogartikel „NABU: „Bis zu 50 Prozent der Erwärmung in der Arktis sind auf den Einfluss von Rußpartikeln zurückzuführen“ „).

Die gute Nachricht: Der Rußausstoß lässt sich relativ kostengünstig weltweit reduzieren. Die Zeit schreibt:

Das UN-Umweltprogramm (Unep) fordert Länder und Unternehmen daher dazu auf, den Rußausstoß zu drosseln. So lautet auch die Quintessenz der Studie: Da Rußpartikel sich nicht lange in der Atmosphäre halten, könnte eine Verringerung der Emissionen sich rasch bemerkbar machen. „Auf diese Weise könnte man den Klimawandel kurzfristig bremsen“, erläutert Unep.

 

Foto: EPA / As works of the U.S. federal government, all EPA images are in the public domain.
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