Robert Habeck, die Grünen und die Energiekrise – Ein Offenbarungseid

Ein Drama in mehreren Akten aber in sehr kurzer Zeit, welches sich in einer Talkshow in der ARD abspielte. Wer sich die Maischberger Sendung vom 06.09.2022 ansah, konnte bzw. musste mitansehen, wie sich der Wirtschaftsminister innerhalb weniger Minuten selbst demontierte. Die Welt hat sich die Sendung angesehen. Es geht hier nicht darum, ob ein Wirtschaftsminister sattelfest ist in Insolvenzrecht, sondern um grundlegende Defizite im Begreifen von Zusammenhängen. Ein Sommerurlaub einer Bäckerei ist etwas anders als die zwangsweise Schließung wegen explodierender Energiepreise.

(Abbildung: Screenshot ARD-Mediathek)

“Maischberger lässt Habeck nicht von der Angel und fragt konkret nach: „Rechnen Sie mit einer Insolvenzwelle am Ende dieses Winters?“ Tue er nicht, antwortet Habeck. „Ich kann mir vorstellen, dass bestimmte Branchen einfach erst mal aufhören zu produzieren. Nicht insolvent werden, aber…“. Habeck bricht den Satz ab und möchte abschweifen: „Im Moment komme ich nicht mal mehr dazu, Brötchen einzukaufen, geschweige denn, morgens in Ruhe zu frühstücken.“ Er wisse aber noch, dass die Brötchen bei den Bäckern im Vergleich zu denen bei Discountern „ungefähr doppelt so teuer sind. Und wenn die Preise relativ steigen, dann erhöht sich der Abstand. Läden wie Blumenläden, Bioläden, Bäckereien werden Probleme haben, weil es eine Kaufzurückhaltung gibt“.

Dann sagt Habeck den Satz, den kaum jemand im Studio und an den TV-Geräten verstanden haben dürfte, auch nicht Sandra Maischberger, die danach nicht mehr lockerlässt. Habeck sagt: „Dann sind die Betriebe nicht insolvent, automatisch, aber sie hören vielleicht auf zu verkaufen.“”

Im Laufe der Sendung wird Habeck dann regelrecht vorgeführt, denn Maischberger macht das, was eine Journalistin machen sollte, sie bleibt dran und stellt dem Minister in ihrem letzten Satz ein katastrophales Zeugnis aus. Smooth-Talk reicht eben nicht aus. Das hat Maischberger gut herausgearbeitet.

“Es werde nicht automatisch eine Insolvenzwelle geben, sagt Habeck. „Aber es kann sein, dass Bäckereien oder Handwerksbetriebe dieses Jahr die wirtschaftliche Betätigung einstellen müssen. Das ist eine Gefahr, und der müssen wir begegnen.“

Maischberger vermisst immer noch eine plausible Erklärung: „Die sind dann also pleite, weil sie nicht mehr arbeiten können, melden aber nicht Insolvenz an. Also ich glaube, den Punkt muss man sich noch mal überlegen. Ich habe das Gefühl, die richtige Antwort ist da noch nicht gefallen bei Ihnen.“

Die Sendung ist noch bis zum 06.09.2023 in der ARD-Mediathek zu sehen. Von wem lässt Habeck sich bloß beraten? Von den Netzbetreibern offenbar nicht. Die haben in der Pressekonferenz ganz klar gesagt, dass es in jedem Szenario ein Problem gibt, und Habeck ignoriert das gekonnt. Wir berichteten. Möglicherweise hört er ja auch Claudia Kemfert. Die hat entweder das Ergebnis des Stresstests nicht gelesen oder nicht verstanden. Beides wäre tragisch aber nicht überraschend. Im Deutschlandfunk lesen wir dazu:

“Die Energie-Ökonomin Claudia Kemfert hält das Vorhalten von zwei deutschen Atomkraftwerken in einer sogenannten Notreserve für unnötig. Die Energieversorgung in Deutschland sei auch ohne Atomkraft gesichert, sagte Kemfert der „Rheinischen Post“. Mögliche Versorgungsengpässe würden nicht durch das deutsche Netz, sondern vor allem durch marode Reaktoren in Frankreich verursacht.”

Der Branchenverband Kernd.de hat sich zu den Habeck Plänen geäußert.

“Keine Entlastung des Strommarktes, Realisierbarkeit fragwürdig, Nachbesserung notwendig”

Aber, die Rettung naht. Die Bundesregierung plant nach Angaben der Welt allen Ernstes den Einsatz von schwimmenden Ölkraftwerke. Eine Lösung, die eher aus Entwicklungsländern bekannt ist.

“Das Wirtschaftsministerium teilte am Dienstag mit, dass es für die tief im Landesinnern gelegenen Kernkraftwerke Süddeutschlands vorerst keinen Ersatz gebe, sodass diese bis April 2023 in Bereitschaft bleiben müssten. Für das norddeutsche AKW in Lingen gebe es eine „weniger risikoreiche Alternative“. So könnten hier kurzfristig „zusätzliche Ölkraftwerke in Form von Kraftwerksschiffen, sogenannten ,Power-Barges’, eingesetzt werden“, erklärte eine Sprecherin von Bundeswirtschaftsminister Habeck.”

Ob der Grüne Spitzenkandidat Christian Meyer in Niedersachsen nun weitere Plakate in Auftrag gibt? Satt “Bye Bye Atomkraftwerke” könnte er “Hey Hey Ölkraftwerke” als Slogan nehmen. In jedem Fall sollten die Grünen das Plakat mit dem Slogan “Sonne und Wind statt Öl, Gas und Diktatoren” schnellstens ändern in “Sonne, Wind, Kohle, Öl und Holz statt Gas und Diktatoren”. Im Drucken neuer Plakate dürften sich die Grünen auskennen. Bei der Kandidatin Julia Wille wurde aus Niedersachsen nämlich Niedersachen. Schon buchstabieren stellt also schon eine enorme Herausforderung dar auf dem Weg zur Regierungsmacht.

Das Bild der Grünen in Sachen Energie wird vervollständigt von der Parteivorsitzenden Ricarda Lang. Die sagte in der ARD allen Ernstes, dass man jetzt bei Lastabwurf den Turbo einlegen müsse. Lastabwurf bedeutet das Trennen von Stromkonsumenten vom Stromnetz. Will sie die deutsche Wirtschaft also jetzt schon präventiv schnell zum Aufgeben zwingen?

Nein, hier geht es um etwas anderes. Ricarda Lang hat schlicht keinerlei Kenntnisse in diesem Bereich. Es könnte sein, dass sie sich auf Sprechtexte der Parteizentrale verlässt, die hier aber nicht greifen und deshalb stammelt sie wirre Aussagen in die Kamera. Das wäre eigentlich auch nicht schlimm, wenn sie nicht zufälligerweise die Parteivorsitzende einer Partei wäre, die in der Regierungsverantwortung für ein Hochindustrieland steht.

(Abbildung: Screenshot ARD-Mediathek)

Wie blank die Nerven bei den Grünen liegen, zeigt uns der stellvertretende Fraktionsvorsitze Konstatin von Notz. Den Atomausstieg hatte seine Partei beschlossen gegen die Zusage, dass die Alternative nur die Kosten einer Kugel Eis im Monat kosten wird. Das Copyright für die vergurkte Energiewende liegt also bei den Grünen zusammen mit der SPD.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Das Resultat der ”skrupellos ausgebremsten Erneuerbaren Energien” sind 65 GW theoretische Windkraftleistung in Deutschland, von denen am 07.09.2022 um 11:00 nur 7,8% genutzt werden konnten. Mehr gab der Wind nicht her. Bei Solar beträgt die theoretische Leistung 62,5 GW. Davon wurden zu dem Zeitpunkt 19% genutzt. Das Wetter ließ auch hier nichts anders zu. Speicher gibt es nicht bzw. nicht in nennenswerter Größe. Das sind die harten Fakten nach mehr als 20 Jahren Energiewende.

Die Förderung dieser beiden Stromerzeugungsformen hat bis dato mehr als die berühmte Kugel Eis gekostet. Die Höhe eines Berges aus den Eiskugeln, die man von dem Geld kaufen könnte, dürfte den Mount Everest locker übersteigen. Als wäre die wetterabhängige Stromerzeugung noch nicht schlimm genug, werden jetzt weitere verlässliche Quellen aus parteipolitischen Gründen abgestellt. Wir leben in einer verrückten Welt.

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Fritz Vahrenholt im Interview:

„Wir spielen mit 6 Millionen Arbeitsplätzen“ – Punkt.PRERADOVIC mit Prof. Dr. Fritz Vahrenholt

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Leserpost von Dipl. Ing. Martin Krohn:

Betreff: europäische Solidarität, die Zukunft wird flexibler

Sehr geehrte Damen und Herren,

einige Anmerkungen zum Blog vom 07. 09. 22. Darin wird über die aktuelle Energiekriese berichtet und der Umgang Deutschlands damit. Die Frage der europäischen Solidarität wird angesprochen, wenn in Deutschland gegen jede Vernunft die letzten Kernkraftwerke heruntergefahren werden. Vor 1 bis 2 Jahren habe ich einmal gelesen, dass z. B. Frankreich im Notfall die eigene Industrie herunterfährt, um genügend Strom zur Verfügung zu stellen – diesen auch nach Deutschland exportieren. Ich habe mich damals schon gefragt, wie lange Frankreich seiner eigenen Industrie schadet, nur weil Deutschland – mit der dümmsten Energieversorgung der Welt – sichere Kraftwerke abzuschalten und stattdessen auf Flatterstrom aus Wind und Sonne setzt. Werden die Nachbarländer von Deutschland einmal fordern, für eine sichere Stromversorgung zu sorgen, ansonsten die Stromlieferung im Zweifelsfall einstellen?

Die Aussage der Grünen Abgeordneten Sylvia Kotting Uhl aus dem Jahr 2021 ist mir noch gut in Erinnerung: „Die Zukunft wird flexibler, spannender. Nicht mehr die Nachfrage, sondern das Angebot bestimmt die Stromversorgung“. Ich stelle mir diese Art der Stromversorgung tatsächlich sehr spannend vor. Der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin ruft den Chef an und sagt: „Ich kann heute leider nicht zur Arbeit kommen, wir haben jetzt Strom zur Verfügung und ich muss dringend die Wäsche waschen“. Was würde der Chef dazu sagen? Oder ein Vorgesetzter ruft Mitarbeiter mitten in der Nacht an und ordnet an, sie sollen in die Firma kommen. Es steht gerade Strom zur Verfügung und sie müssen jetzt wieder die Produktion anfahren. Auch der Gang ins Kino, der Fernsehabend oder andere Aktivitäten sind vom Stromangebot abhängig. Nur leider steht der Strom dann allen zur Verfügung oder es müssen alle darauf verzichten. Welche Nutzung hat dann den Vorrang?

Manchmal frage ich mich, ob die Grünen überhaupt darüber nachdenken, was sie von sich geben.

Viele Grüße
Dipl. Ing. Martin Krohn

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