Point of no return

Im Bericht aus Berlin flackerte es kurz auf, aber hier ist längst “the point of no return” erreicht. So nennt man den Punkt, an dem ein Flugzeug nicht mehr zu seinem Abflugflughafen zurückkehren kann, weil der Treibstoff nicht reicht. Es muss also weiterfliegen oder notlanden im Falle eines Falles. Während Tina Hassel nach dem Interview mit Wirtschaftsminister von “geschlachteten Kühen” sprach, so muss man doch weiterhin davon ausgehen, dass die verbleibenden 3 Kernkraftwerke in Deutschland zum Ende des Jahres 2022 abgeschaltet werden.

Hintergrund des Interviews war der Überfall Russlands auf die Ukraine und die deutsche Energieversorgung. Habeck sprach zwar von einer Prüfung der Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke durch sein Haus, aber ob ein Ministerium mit Staatssekretären wie Graichen, Krischer oder Giegold hier zu einer unvoreingenommenen Prüfung kommen scheint sehr unwahrscheinlich. Es dürfte also eher ein Schattenboxen sein.

(Abbildung: Screenshot YouTube)

Die deutschen Atomkonzerne jedenfalls lehnen laut Handelsblatt die Forderungen nach einer Verlängerung ab. Zu gut dürfte ihnen noch im Gedächtnis geblieben sein, welche Salti rückwärts in Sachen Kernenergie in Deutschland schon gemacht wurden.

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Der Krieg in der Ukraine wird momentan als mächtiger Rückenwind in Sachen Erneuerbare Energien gedeutet. In einem Tweet wird nun von Hackerangriffen auf das Allheilmittel Windkraftanlagen gesprochen. Es geht um Anlagen, die eine Satellitenanbindung haben und darüber gesteuert werden. Der Angriff auf die Steuerung der Anlagen soll zeitgleich zum russischen Angriff passiert sein. Ob es sich tatsächlich um einen Angriff oder ein missglücktes Update handelt, lässt sich nicht verifizieren. Im Falle eines Sturms wäre eine solche Unsteuerbarkeit vermutlich eine Katastrophe.

(Abbildung: Screenshots Twitter)

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Die Ausschreibung für das tschechische Kernkraftwerk Dukovany steht unmittelbar bevor, sagt der tschechische Ministerpräsident. Das Land schließt Bewerbungen aus China und Russland aus laut devdiscourse.com.

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Wie gut ist Deutschland auf einen Black-Out vorbereitet? Überhaupt nicht meint ein Artikel im Focus.

“Gerät die Stabilität des Stromnetzes wegen Energiewende ins Wanken?

Im Hintergrund stehen die Befürchtungen, dass die Stabilität des Stromnetzes in Deutschland und Nachbarländer unter der Energiewende leiden könnten. Ende diesen Jahres sollen die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet werden. Gravierende Stromausfälle hat es in Deutschland bislang nicht gegeben, aber die Zahl der Eingriffe der Netzbetreiber zur Stabilisierung des Stromnetzes ist deutlich höher als vor Beginn der Energiewende.

Auch das Basler Prognos-Institut hatte kürzlich im jährlichen Energiewende-Monitoring für die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) gewarnt, dass die Versorgungssicherheit im Laufe der nächsten Jahre leiden könnte. Denn die Stromerzeugung in Deutschland ist mit steigendem Anteil wetterabhängiger Sonnen- und Windenergie weniger planbar, gleichzeitig steigt aber der Stromverbrauch. Dies gilt insbesondere für Süddeutschland, wo der Strombedarf wegen der vielen Industrieunternehmen besonders hoch ist.”

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Das dürfte Investoren in Windkraftanlagen vermutlich gar nicht passen. Wirtschaftsminister Habeck plant offenbar, dass sich diese nicht mehr dumm und dämlich verdienen dürfen, sondern nur noch dumm. Das Strommarktdesign soll nämlich umgestellt werden.

“Um dies zu verhindern, will Habeck jetzt Differenzverträge abschließen, die vorsehen, die Ökostromanlagen nur bis zu einem bestimmten Strompreis zu fördern. Wird dieser Grenzbetrag überschritten, sollen die Betreiber die Fördergelder an den Staat zurückzahlen. Es ist allerdings fraglich, ob man noch genug Investoren findet, die in solche Anlagen investieren, wenn man dabei den möglichen Gewinn begrenzt. Deshalb stoßen die Reformpläne in der Ampelkoalition bereits auf großen Widerstand.”

Mit Widerstand sind solche Aussagen von Simone Peter gemeint, bei kommunlawirtschaft.eu:

„Die Einführung eines CfD-Förderrahmens kann zu Risiken für Investitionen in Erneuerbare Energien führen, denn volkswirtschaftliche Mehrkosten, die die Umsetzung der Energiewende gefährden, sind nicht auszuschließen. Gleichzeitig wirkt die Einführung nachteilig auf die Beteiligung an der Energiewende und somit auch auf die Akzeptanz“, so Dr. Simone Peter, BEE-Präsidentin.

Es war klar, was man einmal hat, das gibt man nicht mehr her.

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„Der kurzfristige Atomausstieg ist eindeutig ein Fehler. Denn wir haben in den nächsten 10 bis 15 Jahren keine echten Energie-Alternativen, um die Kernenergie zu ersetzen.“

Wer hat es gesagt? Claudia Kemfert in der Bildzeitung 2007. Man muss halt flexibel sein.

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“Europas Alleingang in der Klimapolitik ruiniert die hiesige Industrie – die Corona-Krise ist ein natürliches Experiment, das den einzig richtigen Weg weist”

So titelt die NZZ. Der Artikel stammt von Hans-Werner Sinn, der noch einmal beschreibt, was schief läuft in Sachen Energie und Klima.

“Vielfach wurde behauptet, dass die grüne Energiewende quasi zwei Fliegen mit einer Klappe schlage, indem sie einerseits die Erderwärmung verlangsame und andererseits der eigenen Industrie einen Wettbewerbsvorteil im Vergleich zu anderen Ländern verschaffe: Da die Sonne keine Rechnung schicke, habe ein Land, dessen Energien grün seien, auf den Märkten einen Wettbewerbsvorteil und könne den Lebensstandard seiner Bevölkerung heben, hiess es jahrelang.

Dieses Argument ist falsch und verwegen. Es ist falsch, weil der technische Aufwand gigantisch ist. Da der grüne Strom den vorhandenen Kraftwerkspark weiterhin braucht, um Phasen ohne Wind- und Sonnenstrom zu überbrücken, entstehen teure Doppelstrukturen. Speicherlösungen sind so teuer, dass sie allenfalls für die Aufnahme überschiessender Stromspitzen in Betracht kommen.”

Sinn plädiert für einen Klimaklub, wie ihn auch der Nobelpreisträger William Nordhaus vorgeschlagen hat.

“Als praktischen Weg zu einem solchen weltweiten System hat der Nobelpreisträger William Nordhaus vorgeschlagen, in einem ersten Schritt einen Klimaklub zu gründen. Die Klubmitgliedschaft beinhaltet bindende Mengenbeschränkungen beim CO2-Ausstoss, doch auch den Vorteil des Freihandels, von dem Nichtmitglieder ausgeschlossen sind. Ein solcher Klub müsste aber, damit er attraktiv genug ist, neben der EU zumindest auch die USA, China und Indien umfassen.

Warum es allein nicht geht

Von der notwendigen Mindestgrösse eines solchen Klubs ist die Welt weit entfernt. Beim Abkommen von Paris hat sich nur ein knappes Drittel, konkret 60 der 196 unterzeichnenden Länder, zu numerisch spezifizierten Einschränkungen verpflichtet. Zwei Drittel haben nur zugestimmt, dass dieses eine Drittel sich einschränkt.

Auf die 60 Länder entfallen aber nur 35 Prozent des weltweiten CO2-Ausstosses. China und Indien haben sich auch an den nachfolgenden Klimagipfeln mit Händen und Füssen dagegen gewehrt, irgendwelche konkreten Zusagen zu machen. Und in den USA ist der mit grossem Elan angetretene Präsident Joe Biden beim Thema Klima ganz still geworden. Im August 2021 bat seine Regierung Saudiarabien, die Ölproduktion auszuweiten, um die Weltwirtschaft nicht zu gefährden.”

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