Peinlich: Klimaklägerin aus Langeoog liegt beim Regen komplett daneben

Zehn Familien aus fünf EU-Staaten sowie Kenia und Fidschi haben bei der Europäischen Union eine Sammelklage eingereicht. Ihrer Meinung nach tut die Europäische Kommission zu wenig für die Einhaltung der Klimaziele bis 2030. Unterstützt werden sie von den Klimaaktivistengruppen Climate Action Network Europe, Protect the Planet und Germanwatch. Die Zeit brachte am 24. Mai 2018 ein Interview mit einer der Klägerinnen, Maike Recktenwald, die auf der ostfriesischen Insel Langeoog ein Biohotel mit Restaurant führt. Wie gut kennt sich Frau Recktenwald mit der Materie eigentlich aus?

ZEIT ONLINE: Frau Recktenwald, warum beteiligen Sie sich an der Klage?

Maike Recktenwald: Wir nehmen den Klimawandel besonders wahr, weil wir hier mit der Natur leben. Wir wohnen hundert Meter vom Strand entfernt und der Meeresspiegel steigt. Auch wenn wir das noch nicht sehen können, so ist das doch eine langfristige Bedrohung für unser Dorf. Schon jetzt merken wir den Unterschied beim Wetter: Im vergangenen Winter hatten wir sehr viel Niederschlag und extrem viel Westwind. Normalerweise haben wir in den Wintermonaten Ostwind. Der Westwind drückte das Regenwasser in die deutsche Bucht hinein. Normalerweise leiten die Deichschleusen das Regenwasser über das Entwässerungssystem von der Insel ab. Dieses Mal aber war das System voll ausgelastet, beinahe ist das Regenwasser ungefiltert in die Süßwasserbrunnen gelaufen. Dann hätten wir auf der Insel keine Trinkwasserversorgung mehr gehabt. Das könnte man jetzt als Sonderfall abtun. Ich bin mir sicher: Es ist eine Folge des Klimawandels. Wenn der Meeresspiegel weiter steigt, ist die Entwässerung der ostfriesischen Inseln in hundert Jahren gar nicht mehr möglich. Dazu gibt es inzwischen Messungen.

Klare Aussagen. Zuviel Niederschlag, zuviel Westwind. Schuld habe der Klimawandel, sagt die Restaurantbetreiberin. Wir schauen beim Deutschen Wetterdienst nach. Wie haben sich die Winter-Niederschläge in Niedersachsen (zu dem Langeoog gehört) in den letzten 130 Jahren verändert? Hier das Diagramm:

Abb. 1: Entwicklung der Winter-Niederschläge in Niedersachsen während der vergangenen 130 Jahre. Quelle: DWD.

 

Das Ergebnis fällt klar aus. Der letzte Winter war in keinster Weise ungewöhnlich. Oftmals hat es sogar noch mehr geregnet. Zwar gibt es einen leichten Anstieg der Niederschläge in den letzten 100 Jahren, jedoch gab es in den letzten 10 Jahren keine weitere Steigerung mehr. Außerdem haben die Niederschläge in Norddeutschland stets in den vergangenen Jahrhunderten und Jahrtausenden langfristig geschwankt. Lesenswert ist z.B. eine Studie aus Schleswig Holstein für die letzten 6000 Jahre von Daley & Barber 2012 (Abb. 2). Kurve B zeigt das Dosenmoor. BSW=bog surface wetness. Ausschlag nach oben = feucht, Ausschlag nach unten trocken. Schön zu erkennen: Die Kleine Eiszeit war in Norddeutschland trocken, die letzten 150 Jahre wurde es deutlich feuchter. In den letzten Jahrtausenden schwankten die Niederschläge stetig. Hätte Frau Recktenwald den Restaurantbetrieb auf Langeoog bereits vor 2000 Jahren begonnen, so könnte sie das heutige Klima auch korrekt in den langfristigen Kontext einordnen. Es ist offensichtlich, dass ihre Argumentation klimatisch kurzsichtig ist.

 

Abb. 2: Schwankungen in den Niederschlägen in Norddeutschland (Kurve B zeigt das Dosenmoor in Schleswig-Holstein). Quelle: Daley & Barber 2012

 

Fazit: Der Regen Norddeutschlands bewegt sich – anders als von Frau Recktenwald behauptet – noch voll und ganz im Bereich der gut dokumentierten natürlichen Schwankungsbreite. Morgen testen wir dann die Westwind-These von Frau Recktenwald. Man darf gespannt sein.

 

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