Berliner IPCC-Autor Ulrich Cubasch verortet die fehlende Wärme im Ozean – verschweigt jedoch dem TV-Publikum, dass dies nur eine bislang unbelegte theoretische These darstellt

Am 3. Juli 2013 konnte man auf der Nachrichtenplattform Bloomberg.com eine ganz und gar unerwartete Nachricht lesen:

UN Charts ‘Unprecedented’ Global Warming Since 2000
The planet has warmed faster since the turn of the century than ever recorded, almost doubling the pace of sea-level increase and causing a 20-fold jump in heat-related deaths, the United Nations said.

Ein verspäteter Aprilscherz? Sämtliche offizielle Temperaturdatenreihen zeigen deutlich, dass es seit 1998 keine weitere Erwärmung gegeben hat. Seriöse Wissenschaftler schüttelten nach dieser schlimmen Bloomberg-Panne fassungslos den Kopf. Eine korrigierende Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung unterlieb jedoch bislang aus unerfindlichen Gründen.

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Die Deutsche Welle führte im September 2013 ein Interview mit Ulrich Cubasch, seines Zeichens Meteorologe an der Freien Universität Berlin und koordinierender Leitautor des 5. Weltklimaberichts. Das Video hierzu gibt es hier. Cubasch bekam in dem Beitrag die Möglichkeit, den Zuschauern den von den IPCC-Modellen nicht vorhergesagten Erwärmungsstopp zu erklären. Wie konnte es zu dieser Vorhersage-Panne kommen? Ja, die Wärme, sagt er, die ist halt nicht in der Atmosphäre wo man sie messen könnte, sondern sie ist jetzt im Ozean. Da würde die momentan versacken. Die Wissenschaft hat in den letzten Jahren ganz viele neue Beobachtungssysteme im Ozean installiert. Eine Supersache, so viele Daten wie heute hatten wir noch nie, meint Cubasch. Eine Kleinigkeit lässt der unsicher wirkende Cubasch jedoch vorsorglich unerwähnt. Das tolle, neue Ozeanbeobachtungssystem ist noch immer viel zu weitmaschig und erst viel zu kurz im Einsatz. Die angeblich im Ozean versackende Wärme hat man auf diese Weise jedenfalls bisher noch nicht beweisen können. Dass es sich um einen rein theoretischen Gedanken handelt, verschweigt Cubasch. Das Verschweigen wichtiger Fakten in diesem Zusammenhang ist in höchstem Maße wissenschaftlich unethisch. Cubasch hat sich für diesen Weg offenbar bewusst entschieden, was schade ist.

Weiter im Text. Ozeanzyklen hätten einen Teil der Wärme aufgefressen. Damit meint er vermutlich die PDO und AMO-Zyklen, die wir in unserem Buch „Die kalte Sonne“ ausführlich beschrieben haben und deren Verlauf mit geologischen Proxymethoden für die letzten 1000 Jahre gut rekonstruiert werden konnte. Meteorologe Cubasch sind diese Arbeiten offenbar nicht bekannt. Er sagt,  dass wir die Ozeanschwankungen noch nicht so richtig kennen würden. Später im Interview widerspricht er sich dann selber, die Schwankungen wären doch schon lange bekannt gewesen, sagt er. Es ginge nur noch um Details. Seltsam, dass die IPCC-Modelle dieses kleine Detail des Erwärmungsstopps übersehen konnten, obwohl sie doch angeblich so perfekt sind. Überhaupt. Cubasch verteidigt die IPCC-Arbeit mit dem Argument, dass doch die physikalischen Gesetze gelten würden, die sie lediglich angewandt haben. Herr Cubasch, niemand zweifelt an der Gültigkeit allgemeiner Naturgesetze. Schwerkraft, Sonnenaufgang und Gefrierpunkt sollen gerne weiter gelten. Wenn man aber grundlegende natürliche Klimafaktoren wie etwa Sonnenaktivitätsschwankungen in den Modellen unnötigerweise marginalisiert, können die Modelle letztendlich nicht die Wirklichkeit abbilden.

Aufgrund der Vielzahl offensichtlicher Diskrepanzen der IPCC-Modelle mit den realen Daten muss man schon fast Mitleid mit Cubasch bekommen, als er den neuen IPCC-Bericht lediglich als logische Fortsetzung der ‚ausgezeichneten‘ vorangegangenen Berichte darstellt. Was soll der gute Mann auch anderes sagen. Laut eigenem Lebenslauf auf seiner Universitätswebseite war er an fast allen bisherigen IPCC-Klimaberichten als Autor beteiligt. Es ist psychologisch nachvollziehbar, dass man nach so vielen Jahren des Irrens die signifikante Überschätzung der CO2-Klimawirkung nicht einfach so einräumen kann. Unabhängige Gutachter haben diese undankbare Aufgabe bereits übernommen und werden die dringend notwendige wissenschaftliche Aufklärungsarbeit in den kommenden Jahren fortsetzen müssen. Es ist ein altbekanntes Kennzeichen von Wendezeiten, dass das alte System bis zur letzten Minute versuchen wird, seine Überzeugungen in Form von Durchhalteparolen zu verbreiten. Deutschland im Herbst 2013 – ein Wendeherbst. Allmählich wird den Menschen bewusst, dass es mit dem alten Klimaregime nicht mehr zum Besten bestellt ist.

Abbildung 1: Globaler Wärmeinhalt der Ozeane 0-700m Wassertiefe seit 1955. Quelle: Climate4you basierend auf Daten des National Oceanographic Data Center (NODC). Eine verstärkte Versenkung von Wärme im Ozean in den letzten 10 Jahren – wie von Cubasch suggeriert – ist nicht zu erkennen.

 

Abbildung 2: Globaler Wärmeinhalt des Nordatlantik in 0-700m Wassertiefe seit 1979. Quelle: Climate4you basierend auf Daten des National Oceanographic Data Center (NODC). In den letzten 6 Jahren ist der Wärmeinhalt des Nordatlantik gesunken. 

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Immer wieder wird in Gesprächen klar, dass es der Öffentlichkeit an grundlegenden Informationen zum Thema Klimawandel mangelt. Wie kann man die Menschen erreichen? Eine Gruppe couragierter Bürger hat nun die Initiative ergriffen und sucht das Gespräch. Die lokale Initiative KlimaKontroverse errichtete am 7. September 2013 auf dem Limmerstraßenfest in Linden-Nord in Hannover einen Info-Stand. Über 200 Flyer wurden verteilt. Das Informationsblatt kann auch auf der Webseite der nachahmenswerten Initiative heruntergeladen werden. Weitere Informationsstände sind geplant.

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Der taz ist im aktuellen Wahlkampf etwas Interessantes aufgefallen. In einem Kommentar für die Zeitung stellte taz-Redakteur Ingo Arzt am 7. September 2013 fest:

Wenn es die zwei Spitzenkandidaten Merkel und Steinbrück schaffen, sich 90 Minuten zu duellieren, ohne auf den ökologischen Umbau der Gesellschaft einzugehen, ohne das gemütliche Fernsehvolk wenigstens ein einziges Mal mit dem Gedanken zu behelligen, dass die Deutschen zu den Öko-Fettärschen des Globus gehören, die auf Kosten der Substanz des Planeten leben und konsumieren (auch der Autor dieses Artikels), und ohne ein einziges Mal das Wort „Klimawandel“ zu erwähnen, dann, bitte sehr, ist das mehr als ein Indiz für die schlichte Tatsache: Das bisschen Energiewende ist Dekoration.

Weiterlesen auf taz.de

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Da die Klimaerwärmung derzeit streikt, lockt das Extremwetter. Die Welt vom 6. September 2013 berichtete über eine neue Studie:

Studie: Klimawandel verstärkte Extremwetter-Phänomene – Forscher untersuchen Dürrephasen und heftige Regenfälle Rund die Hälfte der Extremwetter-Phänomene im vergangenen Jahr [2012] sind einer Studie zufolge durch den Klimawandel verstärkt worden. In einer im Fachmagazin „Bulletin of the American Meteorological Society“ veröffentlichten Studie heißt es, unter anderem eine extreme Dürrephase im Osten der USA und in Ostafrika, die Trockenheit im südeuropäischen Winter sowie heftige Regenfälle in Australien seien wegen des Klimawandels noch extremer ausgefallen. Für ihre Studie untersuchten 18 Teams von Wissenschaftlern insgesamt zwölf Extremwetter-Phänome weltweit aus dem Jahr 2012. „Die natürlichen meteorologischen Mechanismen und die normalen Klimaschwankungen haben bei diesen Phänomenen eine Schlüsselrolle gespielt“, heißt es in dem Bericht. In einigen Fällen habe der durch den Ausstoß von Treibhausgasen infolge menschlicher Aktivitäten verursachte Klimawandel aber einen „eindeutigen“ Einfluss auf die Phänomene gehabt. Die Forscher führen unter anderem höhere Temperaturen und eine Erwärmung der Ozeane als wichtige Faktoren an.

Weiterlesen auf welt.de

Ist es nicht seltsam, dass nach jedem Extremwetterereignis Klimaapostel auftreten, die vor einer weiteren Steigerung der Extremwettergefahr warnen, wenn auch das aktuelle Einzelereignis keinesfalls als Beweis hierfür angeführt werden kann, fügen sie schnell hinzu. Das im Artikel der Welt erwähnte Forscherteam hat nun aber genau dies getan. Einzelne Wetterkatastrophen aus dem Vorjahr (2012) wurden kurzerhand als anthropogener Klimaschaden markiert, obwohl dies doch eigentlich gar nicht möglich ist. Klima umfasst eine Periode von mindestens 30 Jahren. Darüber sind sich alle einig. Ein einzelnes Jahr ist daher eindeutig Wetter. Und die langfristigen Trends sind auch klar. Weder Stürme, noch Dürren, noch Überflutungen haben den bekannten Bereich der natürlichen Klimavariabilität verlassen. Dies zeigt eine Vielzahl geologischer und historischer Studien, die wir an dieser Stelle regelmäßig vorstellen (siehe Artikelübersicht hier). Was hat es daher mit der im Welt-Artikel zitierten Extremwetterstudie auf sich, was steckt dahinter? Geht es vielleicht vielmehr um die Erzeugung von Angst in der Bevölkerung, um die Sicherung des üppigen Forschungsmittelzuflusses für das eigene wissenschaftliche Fachgebiet? Hierauf deutet unter Berücksichtigung von Ergebnissen aus der seriösen Forschung vieles hin.

 

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