MunichRe kehrt zu Klimarealismus zurück: „Gründe für die starke Zunahme von Schäden durch Wetterkatastrophen [in Ostasien] sind vor allem soziökonomische Faktoren wie das weiterhin hohe Wirtschaftswachstum und der damit verbundene Anstieg an Werten in exponierten Gebieten“

Im Tagesspiegel erschien am 17. November 2013 ein Kommentar von Harald Martenstein, den Sie nicht verpassen sollten (Auszug):

Klimaerwärmung: Manche finden’s kalt
Jahrelang durfte man nicht öffentlich sagen, dass man die Klimaerwärmung nicht spüre. Jetzt gibt es wissenschaftliche Rückendeckung, was unseren Autor wütend macht. So falsch lag er schließlich nicht.

Fünfzehn Jahre lang habe ich in dem Bewusstsein gelebt, dass es immer wärmer wird, nur, ich merke es nicht. Oder ich bin immer am falschen Ort. Es gab in Deutschland etliche extrem eisige und lange Winter und einige erstaunlich kühle Sommer. Mein Vater lebte in Südafrika, wo es, seinem Empfinden nach, ebenfalls nicht wärmer wurde. In allen Zeitungen aber stand, dass es weltweit ständig wärmer wird und dass jeder, der etwas anderes zu empfinden glaubt, sich entweder irrt oder bösartigen Fälschern auf den Leim geht.

Ich war in Potsdam und sprach lange mit einem Klimaforscher. Er sagte, dass mein subjektives Klimaempfinden sich verändert habe.

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Prinz Charles ist bekanntlich eingefleischter Klimaaktivist. Erst kürzlich missbrauchte er Taifun Haijan, um für seine Sache zu werben. Da passt es gut ins Bild, dass sein Sohn, Prinz Harry, sich im November 2013 einer Antarktis-Expedition anschloss. Offiziell handelte es sich um eine Wohltätigkeitsveranstaltung. Inoffiziell war es sicher einfach eine tolle Gelegenheit für eine Abenteuerfahrt. Die drohende Klimakatastrophe wurde zum Glück nicht als Reisegrund angegeben. Dies wäre sicher auch etwas seltsam gewesen, denn Harrys Expedition musste sich aufgrund außergewöhnlich kalter Temperaturen ganz besonders abplagen und aktivierte an einer Stelle sogar den königlichen Fahrdienst, wie Spiegel-Online am 13. November 2013 meldete:

Die eigentlich als Wettlauf gedachte Expedition musste jedoch aufgrund von Wetterbedingungen verändert werden. Die Teams liefen fortan gemeinsam. Einen Teil der Strecke wurden die erschöpften Teilnehmer wegen des schwierigen Untergrundes gefahren. Die Expedition war von Anfang an von ungünstigem Wetter beeinflusst. Während der Tour herrschten teils Temperaturen von minus 35 Grad Celsius.

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Pressemitteilung der MunichRe am 11.11.2013 (unbekannt ist, ob sie um 11:11 Uhr herauskam):

Überschwemmungen und Taifune sind in Ostasien die größten Wetterrisiken
Ostasien war in den vergangenen drei Jahrzehnten stark von wetterbedingten Schadenereignissen betroffen. Ihre Anzahl stieg über den Zeitraum betrachtet um mehr als den Faktor vier. […] Überschwemmungen verursachten mit 56 % in Ostasien die höchsten Gesamtschäden, jedoch nur 30 % der versicherten Schäden. Insgesamt hat deren Anzahl nicht nur stark zugenommen, sondern wird in den nächsten Jahrzehnten voraussichtlich weiter steigen. Die Überschwemmungen in Thailand 2011 haben mit 16 Mrd. US$ die bisher höchsten versicherten wetterbedingten Schäden in dieser Region verursacht. Neben Überschwemmungen führen Taifune zu den größten wetterbedingten Schäden. Neue Analysen weisen einen deutlichen Aktivitätszyklus von Taifunen nach. Daher ist in den nächsten Jahren eine erhöhte Aktivität zu erwarten.

Offensichtlich surft die MunichRe hier als Trittbrettfahrer auf der Taifun-Haijan-Welle. Eine schöne kostenlose Werbeaktion, hatte man sich wohl in München gedacht. Zeit für eine Pressemitteilung. Wie berichtet, zeigt die Analyse von Haijan, dass es in den letzten 50-100 Jahren keine Steigerung der Taifunaktivität gegeben hat (siehe unseren Blogartikel „Klimaaktivisten missbrauchen Taifun Haiyan für eigene Zwecke: Studien fanden für die vergangenen Jahrzehnte keine Zunahme der Taifunaktivität„). Die MunichRe ist sich dessen bewusst, hat dazugelernt und formuliert daher vorsichtiger:

Das Auftreten von Taifunen wird durch eine periodische Klimaschwankung mit Phasen von ca. 30 Jahren beeinflusst. „In den vergangenen zehn Jahren lag die Taifunaktivität unter dem langjährigen Mittel. Schreibt man die aufgedeckten Zyklen in die Zukunft fort, so erwarten wir nun in den nächsten Jahren eine Phase mit höherer Taifunaktivität“, sagte [Peter Höppe, Leiter der Georisiko-Forschung von Munich Re].

Richtig. Auf die 60-Jahreszyklik der asiatischen und pazifischen Taifunaktivität haben wir auch in unserem Blogartikel „Wer hätte das gedacht: Studien können keine Zunahme der tropischen Wirbelstürme im Indischen und Pazifischen Ozean feststellen“ ausführlich hingewiesen. Auch bei den Überschwemmungen ist Realismus bei der MunichRe eingekehrt:

Peter Höppe […]: „Es gibt eigentlich keine Region in Ostasien, die vor Überschwemmungen gefeit ist. Gründe für die starke Zunahme von Schäden durch Wetterkatastrophen sind vor allem soziökonomische Faktoren wie das weiterhin hohe Wirtschaftswachstum und der damit verbundene Anstieg an Werten in exponierten Gebieten. Städtische Ballungsräume an den Küsten und die schnell wachsenden Industrieparks, die in Flussdeltas liegen, sind besonders gefährdet.“

Plötzlich ist nicht mehr die Rede davon, dass der Klimawandel zu immer mehr Überschwemmungen führen wird. Offenbar hat man sich von den wissenschaftlich unhaltbaren Traumgebilden der Vergangenheit befreit und argumentiert jetzt wieder reeller. Einen Mitverdienst hieran hat sicher der US-amerikanische Klimaforscher Roger Pielke Jr., der in den vergangenen Jahren immer wieder die alarmistische Masche der MunichRe öffentlich aufdeckte und verurteilte (siehe z.B. Pielkes ausgezeichneter Artikel in der Denver Post von 2012).

 

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