Deutsche Studie fordert eine stärkere Berücksichtigung natürlicher Schwankungen bei der Meeresspiegelbetrachtung

Der Meeresspiegel ist ein wichtiges Thema in der aktuellen Klimadiskussion. In Anlehnung an die Sintflut schüren Anhänger des Klimakatastrophengedankens immer wieder Angst in der Bevölkerung. Sie behaupten, der Meeresspiegelanstieg hätte sich in letzter Zeit beschleunigt, was jedoch bei nüchterner Betrachtung der Fakten schlichtweg falsch ist (siehe hier, hier, hier). Auch haben wir mehrfach darauf hingewiesen, dass die Meeresspiegelentwicklung maßgeblich durch Ozeanzyklen mitgeprägt wird, die üblicherweise im Maßstab von mehreren Jahrzehnten (oft 60 Jahre) operieren (siehe hier, hier, hier).

Allmählich trauen sich immer mehr Wissenschaftler, den alarmistischen Meeresspiegelthesen zu widersprechen. So erschien Anfang August 2014 eine Arbeit in den Geophysical Research Letters eines Teams um Sönke Dangendorf von der Universität Siegen. Die Forscher warnen, dass die natürliche Variabilität bei der Meeresspiegelbetrachtung zu wenig berücksichtigt wurde. Insbesondere bei der Frage, ob sich der Meeresspiegel in letzter Zeit beschleunigt hat, müssen natürliche Schwankungen viel mehr einbezogen werden. Bereits im Oktober 2013 hatte eine Wissenschaftlergruppe der University of Colorado Boulder in derselben Fachzeitschrift eine Studie herausgebracht, in der sie zeigen konnten, dass Ozeanzyklen den Meeresspiegelanstieg in den letzten 20 Jahren verstärkt haben.

Im Folgenden die Kurzfassung der neuen Arbeit von Dangendorf und Kollegen (Fettsetzung ergänzt):

EVIDENCE FOR LONG-TERM MEMORY IN SEA LEVEL
Detection and attribution of anthropogenic climate change signals in sea level rise (SLR) has experienced considerable attention during the last decades. Here we provide evidence that superimposed on any possible anthropogenic trend there is a significant amount of natural decadal and multidecadal variability. Using a set of 60 centennial tide gauge records and an ocean reanalysis, we find that sea levels exhibit long-term correlations on time scales up to several decades that are independent of any systematic rise. A large fraction of this long-term variability is related to the steric component of sea level, but we also find long-term correlations in current estimates of mass loss from glaciers and ice caps. These findings suggest that (i) recent attempts to detect a significant acceleration in regional SLR might underestimate the impact of natural variability and (ii) any future regional SLR threshold might be exceeded earlier/later than from anthropogenic change alone.

Im September 2013 hatte ein Team um Thomas Wahl aus dem selben Institut der Universität Siegen in einer Arbeit im Fachjournal Earth Science Reviews darauf hingewiesen, dass der Meeresspiegel in der Nordsee seit 100 Jahren mit konstanter Geschwindigkeit steigt und hier keinerlei Beschleunigung zu erkennen ist. Umso kurioser erscheint daher der Hinweis in der Dangendorf-Arbeit auf einen möglicherweise schnelleren Anstieg als bislang gedacht. Vermutlich war dies ein Kompromiss, da einer der Autoren – Diego Rybski – vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) stammt und sich sonst seine wissenschaftliche Zukunft in Potsdam verstellt hätte.

 

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