Luisa Neubauer spricht – und kaum jemand will es hören

Kontaktschuld oder das Ende der Debatte. Wenn nichts mehr hilft, dann kommt die Kontaktschuld. Diese Erfahrung durfte Anna Veronika Wendland gerade machen. Offenbar hatte der Klimaforscher Stefan Rahmstorf an dem Gastkommentar von Wendland in der taz wenig auszusetzen, jedenfalls gab es keine inhaltliche Kritik von ihm. Wir berichteten über den Kommentar von Wendland in der taz. Rahmstorf geht anders vor, im Grunde eine Abwandlung von ad hominem.

Statt also inhaltlich auf den Kommentar einzugehen, wirft er Wendland vor, dass sie schon einmal einen Beitrag auf Achgut veröffentlicht hat. Diese Seite ist für ihn offenbar der Hort des Bösen, in jedem Fall aber eine Sammelstelle für Klimaleugner. Das ist natürlich völlig undifferenziert, aber für Rahmstorf wohl sehr einfach für sein Weltbild. Es ist also die Kontaktschuld, die er nun als Trumpfkarte zieht. Und Rahmstorf ist es nicht einmal selbst, der diesen Bezug als Erster herstellt. Gestartet wurde es von der Correctiv- und Zeit-Reporterin Annika Joeres. Bespielt wird also in erster Linie die eigene Blase – und das funktioniert, wie man an Rahmstorfs Retweet sieht, auch sehr gut. Das Empörungs-Karussell wird also erstmal ordentlich in Schwung gebracht.

Der Vorwurf wäre in etwas so, als wenn man Rahmstorf vorhält für den Spiegel zu schreiben, weil der ja einst einen Fantasy-Autoren namens Claas Relotius in seinen Reihen hatte. Hat das eine etwas mit dem anderen zu tun? Nein, sowohl Rahmstorf als auch Wendland sind Gastautoren. Das bedeutet nicht, das sie sich mit anderen Positionen der Seiten, der Publikationen oder den Meinungen anderer Gastautoren gemein machen.

Wendland hat auch schon Texte in der Zeit, im Spiegel, in ARD und ZDF oder Jungle World publiziert. Das spielt alles keine Rolle für Joeres und Rahmstorf, ihr 2018er Artikel bei Achgut wird immer wieder aus er Mottenkiste geholt. Dabei ist sie dort schon längst nicht mehr aktiv. Andere Veröffentlichungen werden besser nicht erwähnt, sie stören eher bei der Kontaktschuld.

Das Thema hat Rahmstorf also offenbar nicht verstanden und daher beglückt er seine Blase, in dem er die Kontaktschuld ins Spiel bringt. Und wie es sich für Hinterlist gehört, wird Wendland in seinem Twitter-Posting nicht einmal getaggt also angesprochen. Sie wird also nur über Umwege von der Schmähung erfahren haben. Das erscheint reichlich feige. Wobei, wer Rahmstorf bei Vorträgen sieht, der erkennt schon einen leisen eher schüchternen Menschen. Vielleicht mag er die direkte Auseinandersetzung nicht?

Dann schon lieber von hinten herum. So wie vor 10 Jahren, was aber für ihn mit einer Anzeige und sogar einer Verurteilung endete. Eine Journalistin ging gegen ihn vor und war damit erfolgreich. Es gibt aber einige Parallelen zu dem Fall Wendland. Immerhin scheint die Niederlage im Rechtsstreit lehrreich gewesen zu sein, denn justiziabel sind seine Äußerungen diesmal (wohl) nicht. Spannend, was der Spiegel seinerzeit über seinen Fall der Journalistin schrieb:

Das PIK wirbt um Verständnis für seinen Mitarbeiter: Es sei Aufgabe eines Wissenschaftlers, „die Öffentlichkeit auf Irrtümer hinzuweisen“. Eine erstaunliche Interpretation, hatte doch das Kölner Landgericht Rahmstorf wegen unwahrer Tatsachenbehauptungen zur Unterlassung verurteilt – die Irrtümer lagen also gerade bei ihm. Inzwischen hat Rahmstorf die entsprechenden Passagen in seinem Blogbeitrag umgeschrieben. Einen Hinweis auf die Korrektur sucht man allerdings vergebens – was pikant ist, angesichts der Tatsache, dass Rahmstorf seinen Gegnern genau solches Verhalten an anderer Stelle in seinem Blog vorwirft und sie zur Ehrlichkeit ermahnt.”

Er hätte im aktuellen Fall Wendland auch sagen können, er ist nicht an einer Debatte interessiert. Das wäre ehrlicher gewesen. Eigentlich ist sein Verhalten aber ein Ritterschlag für den Kommentar, denn hielte Rahmstorf ihn für komplett irrelevant, dann hätte er ja schweigen können.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

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Eine Ministerin überwindet die Physik.

(Abbildung: Screenshot Sat1.de)

In diesem Fall ist es die Klimaministerin aka Umweltministerin von Rheinland-Pfalz, Katrin Eder. Sie wurde bei Sat1 interviewt und nun ist klar: Wir brauchen keine Speicher, wir haben ja die Sektoren! Die Sektoren sind die Speicher!! Das hat schon die Qualität des Wiesenhof-Reaktors von Annalena Baerbock.

“Dieterle: Die Sonne scheint nachts nicht, der Wind weht auch nicht immer. Atom und Kohle ade, beim Gas hängen wir von den Russen ab. Können Sie denn garantieren, dass es in Rheinland-Pfalz wie in Deutschland keinen Blackout geben wird?

Eder: Ja, selbstverständlich. Man nennt das die sogenannte Sektorenkopplung, dass man eben versucht, unterschiedliche Sektoren miteinander zu verbinden. Und wir brauchen natürlich entsprechende Speicherkapazitäten auch, um den Strom auch dann zu haben, wenn die Sonne nicht scheint, wie Sie sagen. Dann wird er entsprechend gespeichert und kann dann ins Netz eingespeist werden.

Dieterle: Also eine Garantie: Es wird nicht zu einem Blackout kommen.

Eder: Ja, die Zahlen zeigen auch, dass durch die Steigerung der erneuerbaren Energien es auch mitnichten so ist, dass der Strom stärker ausfällt in der Bundesrepublik Deutschland, sondern sie garantieren eher eine Verlässlichkeit und eben auch eine Stabilität der Preise.”

Nochmal zur Erinnerung: Frau Eder regiert das Bundesland Rheinland-Pfalz mit!

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The Show must go on. So lautete einmal ein Titel der Rockband Queen aus dem Jahre 1991. Die Show ist in diesem Fall das Androhen von Sanktionen gegen die Ostsee-Pipeline Nordstream 2. Diese ist zwar fertig gebaut und wohl auch schon befüllt, aber es fließt noch kein Gas durch die Leitung.

Der Grund ist relativ einfach. Die Bundesregierung verlangt, dass für den Teil der Pipeline, der auf deutschem Gebiet verläuft, eine Gesellschaft nach deutschem Recht zuständig sein muss. Verständlich, die Regierung hätte auf so eine Gesellschaft einen deutlich besseren Zugriff. Bei dem kritischen Thema Energie ist das nachvollziehbar.

Laut Spiegel wurde diese Gesellschaft nun in Schwerin gegründet. Damit sind aber noch längst nicht alle rechtlichen Hürden genommen. Laut dem Artikel können nun noch einmal 6-9 Monate ins Land gehen, bis die Regulierungsbehörden und die EU den Fall abgesegnet haben. Wir sprechen also im Idealfall von 3. Quartal 2022. Wie bis dahin die Situation in Sachen Ukraine ist, steht in den Sternen. Dennoch haut Annalena Baerbock laut der Welt schon mal ordentlich auf den Putz. Das ist allemal billiger als die 5.000 Helme, die Deutschland der Ukraine großzügigerweise geliefert hat.

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Die Verkehrswende frisst ihre Kinder, das berichtet n-tv. Weil der Strom für Güterloks immer teurer wird, planen nun einige Unternehmen lieber auf Diesel umzusteigen. Es droht ein Umstieg auf die Straße.

“Die Güterbahnen warnen wegen der hohen Strompreise vor einer Verlagerung von Fracht auf die Straße. Allein im vergangenen Jahr hätten sich die Tarife für Bahnstrom verdoppelt, erklärte das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE). Zu Jahresbeginn sei keine Entspannung zu beobachten, an den Strombörsen lägen die Preise jetzt sogar bis zu sechsmal so hoch wie im Januar 2021.”

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Eine Gratislektion in Germish.


(Abbildung: Screenshot YouTube)

Luisa Neubauer äußerte sich in Hamburg zur EU-Taxonomie. Es gibt ein YouTube-Video dazu. Wir können viel lernen. Sie zitiert den Film Don’t look up (Netflix) bei dem ja auch schließlich Bodenschätze in Form von Edelmetallen abgeholzt <sic> wurden. Daneben ist die Rede gewürzt mit Chatsprache : ”Ja lol“ (= laughing out loud).

Jede Zielgruppe will halt richtig angesprochen werden (”Ah, da hinten ist jemand begeistert!”). Gab es auch etwas Inhaltliches? Ja, aber nichts Neues, Gas und Kernenergie sind schlecht und die neue Regierung, in der die Grünen, deren Mitglied sie ist, mitregieren ist mit allem zu langsam. Spannend sind die Clickzahlen. Sie bzw. Parents4future erreichten bis 31.01.2022 nicht einmal 300 User, keine 10% davon gaben einen Daumen hoch. Peak Neubauer?

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Leserzuschrift zum Blogartikel auf KalteSonne am 31.1.2022 von Dipl-Ing. Peter Dietze:

Es geht um Pläne einer Fabrik, die aus Methan aus dem Mittleren Osten Wasserstoff herstellen soll. In Wilhelmshaven soll in den kommenden fünf Jahren eine Fabrik entstehen, in der industriell in großem Maßstab Wasserstoff hergestellt wird. Die belgischen Investoren wollen mit 2,5 Mrd € den Durchbruch zur Energiewende verbessern. Vier bis sechs Supertanker der sogenannten Suez-Klasse sollen in einer Art Kreislaufverkehr das synthetische Methan aus dem Mittleren Osten nach Wilhelmshaven bringen. Aus dem Methan soll in mehreren Ausbauschritten so viel Wasserstoff hergestellt werden, dass damit zehn Prozent des deutschen Energiebedarfs [der beträgt z.Zt. etwa 400 GW wovon 65 GW elektrisch sind – und dürfte bis 2045 wohl um ca. 50% anwachsen] gedeckt werden könnten.

Dazu wird die Webseite Cleanthinking zitiert: “Künftig benötigt Deutschlands Energiewende den Import von grünem Wasserstoff. Die Ampel-Koalition möchte [mit Ökostrom] bis 2030 eigene Elektrolyse-Kapazitäten von zehn GW aufbauen, daraus entstehen zirka 28 TWh Wasserstoff [3,2 GW, Wirkungsgrad 32%]. Doch bis 2030 wird dieser Bedarf auf mindestens 90 bis 110 TWh [11,4 GW] steigen – die Lücke muss durch Importe geschlossen werden, soll der bisher aus Erdgas erzeugte graue Wasserstoff (ca. 55 TWh) ersetzt werden. In Kürze wird die Regierung eine überarbeitete Nationale Wasserstoffstrategie vorlegen“.

Geht’s noch?? Wasserstoff aus teurem synthetischem Methan!! Und wo wird das CO2 versenkt?? Man könnte sich bei uns den Energieverlust von 68% durch Elektrolyse sparen indem man gleich das importierte Methan verbrennt. Und die 2,5 Mrd € sollten besser in ein KKW investiert werden, dann würden zusätzlich WKA, PV, Speicher sowie Gaskraftwerkskapazität und CO2 eingespart. Nebenbei würde auch noch die Netzstabilität verbessert und die Gefahr von Stromabschaltungen vermindert. Und dass das ganze CO2- und Energieproblem bald durch Fusionskraftwerke obsolet wird, wo bereits Plasmatemperaturen von 150 Mio Grad erreicht werden und mit nur 1 ct Brennstoff (Deuterium und Tritium) etwa 6600 kWh (!!) erzeugt werden kann, davon ist überhaupt nicht die Rede.

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