Auf Kritik reagiert er allergisch: Stefan Rahmstorf verliert auf Twitter die Nerven

Am 1. Juni 2018 konnte man in Science ein Editorial der Klimawissenschaftlerin Katharine Hayhoe lesen. Darin zieht sie über natürliche Klimaschwankungen her und plädiert dafür, diesen keine größere Beachtung beizumessen. Auszug:

So when people object to the reality of climate change with science-y sounding arguments—“the data is wrong,” or “it’s just a natural cycle,” or even, “we need to study it longer”—the natural response of scientists is simple and direct: People need more data. But this approach often doesn’t work and can even backfire. Why? Because when it comes to climate change, science-y sounding objections are a mere smokescreen to hide the real reasons, which have much more to do with identity and ideology than data and facts.

Die Autorin hat immerhin 2014 den AGU-Kommunikationspreis gewonnen, daher ist dieser Aufruf zum Forschungsboykott natürlicher Klimamechanismen schon ziemlich krass. Bloß nicht weiterforschen, sonst könnte noch das liebgewonnene Alarmgebäude wackeln. Übrigens: Der Begriff „science-y“ soll wohl soviel wie pseudowissenschaftlich heißen.

Im Zeitalter der sozialen Medien können solche Vorfälle zum Glück rasch und effektiv kommentiert werden. Sehr gut funktioniert das auf Twitter. Und genau dort meldete sich Oliver Geden zu Wort. Geden ist an der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) leitend tätig und zudem Leitautor des 6. IPCC-Klimaberichts. Zudem ist er momentan Gastforscher am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Gedens lange Publikationsliste kann man hier anschauen. Geden fiel der forsche Ton des Editorials auf und gab zu Bedenken, dass Klimawissenschaftler vor allem Klimawissenschaftler sind, und daher die gesellschaftspolitischen Schlussfolgerungen am besten den Profis, also den Politikern sowie anderen Planungs-Experten überlassen sollten. Er verwendet dabei den schönen Begriff „overconfidence bias“, also die Überschätzung der eigenen Rolle vieler Klimawissenschaftler. Das gilt sicher nicht nur für Katharine Hayhoe, sondern ganz besonders für Hans-Joachim Schellnhuber, der lautstark die große Transformation fordert. Zu Gedens Tweet geht es hier. Oder bequem die Zusammenfassung bei notrickszone lesen. Volle Unterstützung für Geden, der den Denkfehler klar benennt.

Das gefiel den Klimaalarmisten natürlich gar nicht. Sie wollen weiterhin an vorderster Linie die Welt retten und umkrempeln. Nicht auszudenken, wenn sie wieder in ihr dunkles Labor zurück müssten, um sich dort voll und ganz um die mühsame wissenschaftliche Basisarbeit zu kümmen. Die Lust auf Macht ist verlockend, das gibt man nicht so einfach auf. Gavin Schmidt betritt die Bühne. Sie kennen ihn: Er ist Chef des NASA-GISS Instituts und Klimaaktivist, genau wie sein Vorgänger. Er twittert, dass Klimawissenschaftler sehr wohl politisch aktiv sein dürften, denn sie würden von den Entscheidungsträgern ja dauernd nach ihrer Meinung gefragt. Schlaue Klimatologen hätten das längst kapiert. Hier gehts zu Schmidts Tweet.

Das war ein gutes Stichwort für einen von Schmidts besten Kumpels, nämlich Stefan Rahmstorf. Der holt sogleich den Knüppel aus dem Sack, um die Kritik an seinen Alarmistenkollegen zu rächen. Er bezichtigt Geden, jener habe doch viel weniger Kontakt mit Politikern als er und seine Verbündeten. Zudem mangele es Geden an akademischen Lorbeeren. Rahmstorf gibt Geden den Rat, die Klimakollegen doch bitte endlich in Ruhe zu lassen, sie bräuchten keine Ratschläge. Tweet hier. So lieben wir unseren Rahmstorf. Für Kritik unempfänglich, dafür unter der Gürtellinie kämpfend. Kein Wunder, dass er beim IPCC-Bericht schon lange nicht mehr mitschreiben darf. Mit seiner schwer erträglichen Art hat er sich gründlich selbst diskreditiert.

Geden kontert Rahmstorfs emotionalen Ausbruch cool:

You want to make this personal, even if you haven’t been involved in the conversation? And my academic achievements aren’t good enough to criticize questionable factual claims? These are usually good enough to review articles on climate targets in Nature research journals…

plus: what exactly do you know about my direct contacts w/ policymakers? It’s my daily job since my institution (@SWPBerlin) is funded by the Chancellery to advise (whole) government and parliament (not only enviro & research), I even worked at the top level of two ministries,

therefore: I know not only what policymakers and politicians say when meeting ‚leading climate scientists‘, but also what they say before and after those meetings, and what role (new) scientific knowledge plays in actual policymaking

Die obige Twitter-Kommunikation ist ein schönes Zeitdokument dafür, wie sehr sich die Vertreter des Klimaalarmismus verrannt haben. An einer ausgewogenen, professionellen Diskussion besteht offenbar gar kein Interesse mehr. Forschung zu unliebsamen Themen soll eingestellt werden, Politiker sollen nur ihnen selbst zuhören. Die Klimaalarm-Blase beginnt allmählich zu platzen – und wir sind live dabei. Watch this space.

 

 

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