Kieler Professsorin behauptet: „Bei der momentanen Erderwärmung spielt die Sonne keine Rolle“. Kalte Sonne hakt nach.

Die Bildzeitung meldete am 25. März 2015 ein sensationelles Konferenzergebnis:

Keine Schuld am Klimawandel: Freispruch für die Sonne
Führende Wissenschaftler haben bei einer Konferenz von Sonnen- und Klimaexperten in Kiel unsere Sonne freigesprochen. Das eindeutige Urteil: Sie ist nicht schuld am aktuellen Klimawandel und der fortschreitenden Erderwärmung. […] Prof. Katja Matthes, Meteorologin und Klimaforscherin am renommierten Kieler Geomar-Institut (Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung) zu BILD: „Sicher hat die Sonne langfristig einen Einfluss auf das Klima unserer Erde. Sie kann Eis- aber auch Warmzeiten beeinflussen, aber Fakt ist auch: Bei der momentanen Erderwärmung spielt sie keine Rolle.“ Dieses Ergebnis der jüngsten Forschungen widerlegt damit eindeutig Klimaskeptiker, die immer wieder versuchen, den Einfluss der Menschen auf die Erderwärmung herunterzuspielen, um dafür der Sonne die Schuld zu geben.

Früher ja, heute nicht. So richtig will das nicht einleuchten. Und welche Eis- und Warmzeiten sind gemeint? Die Kleine Eiszeit vor dreihundert Jahren und die Mittelalterliche Wärmeperiode (MWP) vor 1000 Jahren? Während der Kleinen Eiszeit war die Sonnenaktivität gering, während der MWP hoch. Momentan erleben wir eine Neuauflage der MWP mit ähnlich hohen Temperaturen. Und interessanterweise erreichte die Sonnenaktivität in den letzten Jahrzehnten Rekordwerte, wie sie im Laufe der letzten 10.000 Jahre nur selten ausgebildet waren. Mit welcher Methode hat Frau Matthes nun den Einfluss der Sonne auf die Klimaerwärmung im 20. Jahrhundert ausgeschlossen? Die Erklärung hierzu bleibt uns die Bildzeitung leider schuldig. Damit bleibt die Behauptung erst einmal nur eine unbelegte Idee.

Wir begeben uns auf Spurensuche. Zunächst schauen wir auf der Homepage des Geomar vorbei. Gibt es hier vielleicht eine Pressemitteilung mit einer näheren Erklärung? Leider nein (Stand 25.3.2015). Überhaupt gibt sich das Geomar zum Thema Sonne öffentlich eher einsilbig. Bereits am 18. März 2015 hakten wir beim Geomar wegen einer fragwürdigen Behauptung in der Ankündigung zum Kieler Sonnenkongress nach (siehe unseren Beitrag „Um Antwort wird gebeten: Weshalb behauptet das Geomar, Skeptiker würden die Sonne als alleinigen Klimatreiber ansehen?„). Leider gibt es auch eine Woche danach immer noch keine Antwort.

Wir haben Frau Matthes jetzt eine Email geschrieben. Vielleicht kann Sie Licht in das Dunkel zur Bildzeitungsgeschichte bringen:

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Von: Sebastian Lüning
An: Katja Matthes, Geomar

Gesendet: 25.3.2015
Antwort: Bislang unbeantwortet

 

Sehr geehrte Frau Matthes,

In der Bildzeitung vom 23.3.2015 werden Sie zitiert:

„Sicher hat die Sonne langfristig einen Einfluss auf das Klima unserer Erde. Sie kann Eis- aber auch Warmzeiten beeinflussen, aber Fakt ist auch: Bei der momentanen Erderwärmung spielt sie keine Rolle.“
http://www.bild.de/ratgeber/2015/klimawandel/sonne-ist-nicht-schuld-am-klimawandel-40260020.bild.html

Die historische Perspektive teile ich auf jeden Fall mit Ihnen. Eine große Anzahl an geologischen Studien hat den starken solaren Einfluss auf das Klima eindrucksvoll belegen können. Allerdings will mir nicht ganz einleuchten, weshalb der solare Einfluss nun plötzlich angeblich keine Rolle mehr für das Klima spielen soll. Was genau soll passiert sein, das die Sonne nun plötzlich unwirksam macht? Wie Sie wissen, erreichte die Sonnenaktivität in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Rekordwerte, wie sie nur selten in den letzten 10.000 Jahren aufgetreten sind. Dies fällt im Großen und Ganzen mit der bekannten starken Klimaerwärmung zusammen. Die heutigen Temperaturen bewegen sich etwa auf dem Niveau der Mittelalterlichen Wärmeperiode, als eine ähnlich hohe Sonnenaktivität herrschte. Abweichungen im Detail-Verlauf von Temperatur und Sonnenaktivität im 20. Jahrhundert können durchaus mit klimabeeinflussenden Ozeanzyklen (AMO, NAO, PDO) sowie der Trägheit des Klimasystems erklärt werden.

Meine Frage an Sie: Wie begründen Sie Ihre Aussage “Bei der momentanen Erderwärmung spielt [die Sonne] keine Rolle“? Im genannten Bildzeitungsartikel konnte ich leider keine Hinweise hierauf finden.

Mir geht es nicht darum, die Klimawirkung des CO2 abzustreiten. Im Gegenteil. Auch ich gehe von einer erwärmenden Wirkung des Kohlendioxids aus. Allerdings sollte die Sonne in der Klimagleichung des 20. Jahrhunderts nicht unnötig marginalisiert werden.

Wir würden Ihre Antwort gerne bei uns im Blog www.kaltesonne.de bekanntgeben.

Mit besten Grüßen

Sebastian Lüning

 

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