IPCC in Erklärungsnot: Gutachterprotokolle des Sonderberichts zum 1,5-Grad-Ziel noch immer unveröffentlicht

Beitrag von Rainer Zitelmann vom 3. März 2019 auf Tichys Einblick:

Meinungsklima in Deutschland: Die lauten und die stummen Jugendlichen

Die Medien werden beherrscht von den Klima-Protesten einiger Tausend Schüler. Sie werden gehört. Aber immer mehr Jugendliche schweigen – aus Angst, wegen kritischer Meinungen als „rechts“ abgestempelt zu werden. Eine aktuelle Umfrage.

Nach einer Erhebung des Forsa-Instituts findet etwa jeder zweite Jugendliche und junge Erwachsene (16 bis 25 Jahre), man könne in Deutschland zu Themen wie Zuwanderung oder Islam bestimmte Meinungen nicht offen vertreten, ohne als rechts oder rechtsradikal abgestempelt zu werden. Die Befragung wurde im Auftrag der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung durchgeführt.

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Anfang Oktober 2018 stellte der IPCC seinen neuen Sonderbericht zum 1,5-Grad-Ziel vor, der in den Medien ausführlich referiert und zelebriert wurde. Allerdings gab es auch viel Kritik. Die Global Warming Policy Foundation (GWPF) gab hierzu am 20. Dezember 2018 ein Briefing Paper heraus, in dem Ray Bates vom University College Dublin die Schwächen des Berichts erläutert. Hier die dazugehörige Pressemitteilung der GWPF. Das pdf der GWPF-Analyse gibt es hier.

New Paper Documents Main Reasons For International Controversy About The IPCC’s SR1.5 Report
One of Europe’s most eminent climate scientists has documented the main scientific reasons why the recent UN climate summit failed to welcome the IPCC’s report on global warming of 1.5°C. In a paper published today by the Global Warming Policy Foundation Professor Ray Bates of University College Dublin explains the main reasons for the significant controversy about the latest IPCC report within the international community. The IPCC’s Special Report on a Global Warming of 1.5°C (SR1.5) was released by the Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) in advance of the recent COP24 meeting in Katowice, Poland, but was not adopted by the meeting due to objections by a number of governments. Professor Bates examines some key aspects of the SR1.5 report. He assesses if the IPCC report exhibits a level of scientific rigour commensurate with the scale of its extremely costly and highly disruptive recommendation that carbon emissions be reduced to zero by mid-century. The paper concludes that such a level of scientific rigour is not present in the report. Specifically, SR1.5 is deficient in scientific rigour in the following respects:

–It departs from the IPCC’s Fifth Assessment Report in conveying an increased sense of planetary emergency without giving rigorous scientific reasons for doing so.

It fails to communicate to policymakers a considerable body of important observationally-based research evidence that has accumulated since the Fifth Assessment which reduces the sense of a looming emergency.

It fails to communicate important information made public by climate modellers since the Fifth Assessment regarding the empirical tuning of models to achieve desired results.

The paper concludes that, in view of these deficiencies, the SR1.5 report does not merit being regarded by policymakers as a scientifically rigorous document. “There is much recent observational and scientific evidence that the IPCC report has failed to include and which supports a more considered mitigation strategy than the extreme and unrealistic measures called for in the SR1.5 report,” said Prof Bates. In the foreword, Dr. Edward Walsh, the Founding President of the University of Limerick and former chairman of Ireland’s National Council for Science, Technology and Innovation said: “The importance of adherence to the highest scientific standards on the part of the IPCC in its periodic reports can hardly be overemphasised. Governments rely on the scientific objectivity of these reports to make crucial decisions related to the economies of their countries and the wellbeing of their people. Policymakers should carefully reflect on the significant deficiencies identified in the report before considering implementing its recommendations.”

Der IPCC-Sonderbericht selber kann auf der IPCC-Webseite heruntergeladen werden. Die harsche Kritik von Prof. Bates verwundert auf den ersten Blick, da die IPCC-Berichtsinhalte doch einen aufwendigen zweistufigen Begutachtungsprozess durchlaufen haben. Die Reviewer müssten doch eigentlich alle größeren Fehler und Auslassungen identifiziert und deren Behebung gefordert haben. Allerdings leidet der Begutachtungsprozess unter einigen eklatanten Schwächen, was seine Wirksamkeit grundsätzlich in Frage stellt.

Zwar ist der IPCC bei der Zulassung der Reviewer relativ großzügig. Jeder der drei Publikationen zum Klimathema nachweisen kann, darf als Gutachter tätig werden. Das Problem: Die Gutachterkritik kann von den handverlesenen IPCC-Autoren relativ leicht ignoriert werden. Während der beiden Gutachterrunden müssen die Autoren zunächst nicht auf die Hinweise der Reviewer antworten. So müssen die Gutachter im zweiten Berichtsentwurf mühsam per Hand überprüfen, inwieweit die eigenen Hinweise berücksichtigt oder ignoriert wurden. Der IPCC verspricht zwar, dass auf alle Gutachterkommentare geantwortet wird und die Gutachterprotokolle im Sinne der Transparenz später veröffentlicht werden. Im Fall des 1,5-Grad-Spezialberichts entwickelte sich der Gutachterprozess jedoch zu einer Farce.

Ein der Redaktion bekannter Gutachter erklärte, der allergrößte Teil seiner Hinweise wurde schlichtweg ignoriert, zunächst ohne jede Rechtfertigung. Trotzdem wurde der Bericht im Oktober 2018 mit großen Presserummel veröffentlicht. Auch fünf Monate später – Mitte März 2019 – gibt es von den Gutachterprotokollen noch immer keine Spur.  Auf der Webseite des IPCC prangt derzeit (19.3.2019) der peinliche Hinweis, dass wohl erst im April 2019 mit dem Feedback zur Gutachterkritik gerechnet werden kann. Wenn die Reviewprotokolle wirklich irgendwann veröffentlicht werden, sind die politischen Entscheidungen auf Basis des Berichts bereits lange getroffen. Die viel zu späte Offenlegung des Reviewprozesses erst Monate nach der großen Veröffentlichung des Berichts lässt ein großes Defizit an Transparenz und fehlende wissenschaftliche Ernsthaftigkeit erkennen. Falls die von den Autoren gelieferten Begründungen fachlich nicht überzeugen, muss die Robustheit des Berichts insgesamt hinterfragt werden. Dies wiegt umso schwerer, da gleichzeitig allen Reviewern per schriftlichem Erlass strikt verboten wurde, ihre Kritik eigenständig öffentlich zu machen. Es gibt gute Gründe, das IPCC-Begutachtungssystem einer sorgfältigen Begutachtung zu unterziehen.

 

Screenshot vom 19.3.2019, https://www.ipcc.ch/sr15/about/reviews/

 

 

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