Heidelberger Physiker: „Es ist auf jeden Fall schwer vorstellbar, dass der heutige Energiebedarf ganz aus erneuerbaren Energien gedeckt werden kann“

Deutsche Mittelstands Nachrichten am 7. August 2019:

Weik & Friedrich: Vergesst übers Klima die Wirtschaft nicht

Deutschland ist blauäugig / Politik verspielt Wohlstand

Die Autoren und Ökonomen Marc Friedrich und Matthias Weik beklagen eine Fokussierung auf den Klimaschutz. Dabei gerate außer Acht, dass Deutschland auf eine schwere Wirtschaftskrise zusteuert. Alle reden über das Klima, und die Jugend geht auf die Straße. Keiner spricht jedoch über das Wirtschaftsklima. Niemand geht gegen die vollkommen irrsinnige Notenbankpolitik der Europäischen Zentralbank, welche Zombie-Länder und Zombie-Unternehmen um jeden Preis am Leben hält, auf die Straße. Warum demonstriert niemand dagegen, dass dem deutschen Sparer nachweislich 648 Milliarden Euro an Zinsen entgangen sind?

Warum demonstriert niemand dagegen, dass mittlerweile 25 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland im Niedriglohnsektor tätig sind, warum demonstriert niemand gegen die kommende Altersarmut? Warum demonstriert niemand dagegen, dass wir mit die höchste Steuer- und Abgabenlast weltweit haben? Stattdessen werden nun einerseits weitere Erhöhungen der Abgaben für uns Bürger gefordert, aber anderseits spricht keiner von Steuersenkungen.

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Physiker der Universität Heidelberg haben sich am 9, August 2019 zur Machbarkeit der Energiewende geäußert. Die Stellungnahme von Prof. Dr. Dr. h.c. Dirk Dubbers, Prof. Dr. Johanna Stachel, Prof. Dr. Ulrich Uwer erschien auf der Homepage des Physikalischen Instituts der Universität Heidelberg und trägt den Titel “ Energiewende: Fakten, Missverständnisse, Lösungen – ein Kommentar aus der Physik (pdf hier). Auszug:

Missverständnisse

Die in Abbildung 2 gezeigten 3% für die Windenergie lassen uns stutzen. Beliefert nicht eine einzige Windkraftanlage mehr als tausend Haushalte mit Strom, wie man landauf landab hört? Wenn jedes der 30.000 installierten Windräder mehr als 1.000 Haushalte versorgt, dann erfasst die Energiewende bereits mehr als 30 Millionen der insgesamt 41 Millionen Haushalte. Ist die Energiewende damit nicht schon fast geschafft, und widerspricht dies nicht dem in Abbildung 2 gezeigten Befund?

Nein, denn hier trifft man auf das erste Missverständnis: Selbst wenn alle Haushalte in Deutschland ihren Strom aus erneuerbaren Quellen bezögen, so wären erst 6% des 80%-Ziels zur Klimagasvermeidung bis 2050 geschafft. Der Beitrag der Windkraft zur Energiewende sieht nur riesig aus, da er in Einheiten der kleinen „Münze“ Haushaltsstrom angegeben wird. (Kleine Nebenrechnung: Der Stromverbrauch der privaten Haushalte beträgt 25% des gesamten Stromverbrauchs, dieser wiederum beträgt 18% des gesamten Energieeinsatzes, und 25% von 18%, bezogen auf das 80%-Ziel, ergibt 6%).

Das nächste Missverständnis: Meist wird in den Medien, zum Vergleich mit konventionellen Kraftwerken, die installierte Leistung von Sonnen- und Windkraftanlagen angegeben statt der tatsächlich produzierten nutzbaren Leistung. Die tatsächlich im ganzjährigen Betrieb im Mittel gelieferte nutzbare Leistung einer Windkraftanlage ist nur ein Viertel, die einer Photovoltaikanlage ein Achtel der installierten Leistung. (Ihre installierte Leistung erreichen Solarzellen bei senkrechtem ungetrübtem Einfall des Sonnenlichts, Windräder werden bei Windstärke zehn – schwerer Sturm – zur Vermeidung von Überlastung die Flügel aus dem Wind gedreht. Die installierte Leistung eines Windrades mag den verantwortlichen Sicherheitsingenieur interessieren, für die Energiebilanz ist sie nicht die entscheidende Größe.)

Wie man sieht, lassen sich mancherlei Erfolgszahlen zu Wind-und Sonnenkraft in die Welt setzen. Setzt man zum Beispiel die installierte Leistung aller Windkraftanlagen in Beziehung zum Stromverbrauch aller Haushalte, so gewinnt man sofort einen Wert, der 4/6% = 70 mal größer ist als die eigentlich interessierende nutzbare Leistung der Windkraft am gesamten Energieeinsatz. – Diese Beispiele lassen ahnen, warum die Bilanz der bisherigen Energiewende so ernüchternd ausfällt.

In Abbildung 2 ist nicht berücksichtigt, dass Wind- und Sonnenenergie heute und in absehbarer Zukunft nicht voll nutzbar sind. Grund hierfür sind insbesondere die starken jahreszeitlichen und Tag-Nacht-Schwankungen von Wind und Sonne. Wegen der unvermeidlichen Dunkelflauten, in denen es weder Sonne noch Wind gibt, muss für alle Wind- und Sonnenkraftanlagen eine entsprechende Anzahl fossiler Kraftwerke vorgehalten werden. Dies gilt, solange ausreichende Stromspeicher noch in weiter Ferne liegen.

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Schlussbemerkungen

Die Studien verschiedener Behörden und Agenturen kommen zu dem Schluss, dass man bis 2050 mit Wind- und Sonnenenergie, verbunden mit dem Einsatz von Elektroautos den klima-schädlichen CO2-Ausstoß um 95% verringern kann, selbst bei unverminderter Verkehrsleistung. Ob diese Planungen realistisch sind, muss jeder für sich selbst entscheiden: Im Mittel, über Stadt und Land verteilt, erfordern sie alle 2.5 Kilometer ein Windrad, sowie zusätzlich Solarzellen über eine Fläche von mehr als tausend Quadratkilometern.

Es ist auf jeden Fall schwer vorstellbar, dass der heutige Energiebedarf ganz aus erneuerbaren Energien gedeckt werden kann. Energieeinsparung in allen Bereichen muss deshalb das oberste Ziel sein. Hier muss Deutschland als Hochtechnologieland vorangehen.

Zu beachten: Die benötigte Energie ist das Produkt aus Prokopfverbrauch und Bevölkerungszahl. Während klar ist, dass der deutsche Prokopfverbrauch erheblich sinken muss, wird ein Bevölkerungsrückgang hierzulande als Unglück angesehen. Die Frage des Wachstums der Weltbevölkerung insgesamt sollte unbefangen diskutiert werden – andernfalls wird sich die Natur zu wehren wissen. Unser Energieverbrauch ist allerdings weder auf zehn noch auf fünf Milliarden Menschen ausweitbar.

Ganze Stellungnahme hier lesen (pdf), oder auf Achgut.

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Zum Thema Wald und Windkraft: Klima und Wald. Eine aktuelle Betrachtung zum Lebensraum Wald. Martin Görner, Ernst-Detlef Schulze und Helmut Witticke. Thüringer CDU-Fraktion (PDF). Mit einem Begleitschreiben von Prof. Dr. Urs Glutz von Blotzheim (PDF). In den Schlussfolgerungen hinsichtlich der Nutzung des Waldes heißt es:

• Die heutige Landschaft kann für den Wohlstand nicht „aufgebraucht werden“.

• Die Elektrizität kommt nicht aus der Steckdose. Auch Elektroenergie muss erzeugt werden.

• Letztlich geht es darum, den Energieverbrauch insgesamt zu senken, d.h. unnötiger Energieverbrauch, der zusätzlich auch noch die Biologie von Arten stört, ist zu vermeiden (Windräder im Wald, Werbung bei Nacht, Leuchten in Gärten und vieles andere).

• Auch ist die öffentliche Nutzung des Waldes nicht uneingeschränkt möglich, ohne ureigene Funktionen des Waldes zu verletzen (geplante Änderungen im Waldgesetz Thüringens).

• Der Import von Energie aus Nachbarländern ist ethisch nicht zu verantworten. Wir können nicht eine „heile Welt“ mit Wildnis und Natur vortäuschen und unseren Wohlstand auf Kosten anderer Länder ausleben.

• Eine Segregation von Waldnaturschutzgebieten und Wirtschaftswald ist nicht zielführend, denn eine GPS-vermessene Fläche wird in absehbarer Zeit bei einem fortschreitenden Klimawandel anders aussehen als zur Zeit der Unterschutzstellung. Das Schutzziel wird damit verfehlt. Die Frage „Wie viel Natur benötigt der Mensch?“ können wir ebenfalls nicht beantworten. Die Rechte und Bedürfnisse künftiger Generationen sollten aber gewahrt bleiben. Der derzeit bestehende Konfliktzwischen Stadt- und Landbevölkerung in den unterschiedlichen Betrachtungen der Landnutzung muss abgebaut werden

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