Grünes Arabien

Alex Reichmuth hat im Nebelspalter zwei ganz hervorragende Artikel zu den Schwächen von Klimamodellen veröffentlicht.

Teil 1:

Weltklimarat: Die Klimamodelle überschätzen die Erwärmung

Die Klimamodelle, die dem neuesten Bericht des IPCC zugrunde liegen, überschätzen die Erderwärmung deutlich. Damit haben sich diese Modelle als untauglich erwiesen. Doch der Weltklimarat hat es verpasst, die Öffentlichkeit über das Versagen zu informieren (Klimamodelle Teil 1).

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Teil 2:

Erderwärmung: Das Elend mit den Klimamodellen

Die Wissenschaft stützt sich bei ihren Prognosen zum Klimawandel massgeblich auf Computersimulationen ab. Doch diese sind mit vielen Problemen behaftet. Ihre Zuverlässigkeit ist eng begrenzt. Die Modelle eignen sich kaum, um den menschlichen Einfluss auf das Klima zu belegen. (Klimamodelle Teil 2)

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Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG):

Klimatisch bedingte Landschaftsentwicklung in Warmzeiten: Neues Puzzleteil zum Verständnis künftiger natürlicher Systeme

Lichtenberg. Wissenschaftler*innen des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik (LIAG), des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie (MPI Eva) und weiterer Partner haben im hannoverschen Wendland die Stabilität und Entwicklung von Landschaften während der vergangenen Warmzeit Eem vor rund 120 000 Jahren erforscht. Das Eem ist klimatisch vergleichbar mit den Prognosen für das spätere 21. Jahrhundert.

Die Grundlagenforschung dient daher dem Verständnis darüber, wie Landschaften unter natürlichen Bedingungen – ohne zusätzlichen Einfluss des Menschen – auf Klimaänderungen reagieren. Im Rahmen ihrer Untersuchungen bewiesen die Forschenden zudem die bisher nördlichste Neandertalersiedlung der letzten Warmzeit.

Das Projekt „Lichtenberg“ ist ein Versuchslabor für die Landschaftsforschung: Mittels einer Bohrkampagne und der Unterstützung des Landesamts für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) startete das Forschungsteam vor rund drei Jahren eine umfassende Untersuchung des Gebiets nahe des Ortes Lichtenberg, denn die Sedimente bieten einen einzigartigen Einblick in die Geschichte des Eems.

Landschaftsrekonstruktion zeigt die Entwicklung eines Sees im Wendland

Mit Hilfe von Bohrlochgeophysik und mehreren seismischen Messungen des LIAG sowie der Analyse von zahlreichen Bohrkernen und Pollenanalysen der Partnerorganisationen konnte die Entwicklung eines kleinen Sees als Teil einer über 200 km2 großen Seenlandschaft im südlichen Wendland rekonstruiert werden. Die Ergebnisse einer Studie zeigen nun den Entwicklungsverlauf: Sowohl zu Beginn als auch gegen Ende des Eems kam es im Laufe der klimatischen Veränderungen unter anderem wegen geringerer Verdunstung durch offenere Vegetation zu einem starken Anstieg des Wasserspiegels, verbunden mit beträchtlicher Bodenerosion, das heißt relativ instabilen Landoberflächen. In der Hauptphase der Warmzeit herrschte hingegen eine geschlossene Laubwald-Bedeckung vor, die wiederum ein schrittweises Absinken des Seespiegels zur Folge hatte. Die vollständige Bedeckung der Landschaft bot einen optimalen Schutz vor einer Abtragung des Bodens und führte zu einer bemerkenswerten Stabilität der Landoberflächen.

„Mithilfe der Geophysik war es uns möglich, die Landschaft nicht nur punktuell, sondern räumlich hochaufgelöst darzustellen“, meint Dr. David Colin Tanner, Projektleiter am LIAG. „Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den zahlreichen Partnern konnten wir schließlich die sedimentären, vegetationskundlichen und hydrologischen Bedingungen im Verlauf des Eems sehr gut rekonstruieren – ein großer Mehrwert auch für die Prognose zukünftiger Landschaftsveränderungen.“

Michael Hein, Geograph am MPI, erklärt warum: „Das Eem-Interglazial ist durch ähnliche klimatische Verhältnisse, wie sie die Prognosen für den Verlauf des 21. Jahrhunderts vorhersagen, geprägt und daher für die Grundlagenforschung hochinteressant. Im Eem können wir nun versuchen nachzuvollziehen, wie Landschaften unter natürlichen Bedingungen auf solche Klimaänderungen reagieren – ohne den bestimmenden Einfluss des Menschen.“

Bisher nördlichster Nachweis von Neandertalersiedlung in der letzten Warmzeit

In der Hauptphase konnte am damaligen Seeufer zudem eine Besiedlung durch Neandertaler nachgewiesen werden. Nach derzeitigem Forschungsstand handelt es sich um den nördlichsten Nachweis der menschlichen Vorfahren während der letzten Warmzeit in Europa.

Dr. Marcel Weiß, Archäologe des MPI, gibt zu bedenken: „Wir haben jetzt zwar auf dem Papier die nördlichste Fundstelle in Europa aus dieser Zeit, aber ich habe keinen Zweifel daran, dass das Siedlungsgebiet der Neandertaler sich im Eem noch weiter nach Norden erstreckt hat.“ Das Bild von den Siedlungs- und Migrationsmustern der Neandertaler und auch deren Ansprüchen an ihren Lebensraum sei grundsätzlich noch immer sehr unvollständig und lückenhaft. „Bisher wurde zumeist davon ausgegangen, dass sie dichte Wälder während des Eems weitgehend gemieden haben. Das muss nun mit den neuen Erkenntnissen durch die Landschaftsrekonstruktion zum Teil revidiert werden.“

Zukünftige archäologische Untersuchungen werden den Fundplatz der Neandertaler-Artefakte genauer unter die Lupe nehmen. Weitere Veröffentlichungen zu den Siedlungsmustern und Anpassungsstrategien der Neandertaler sind darauf aufbauend geplant.

Die Ergebnisse wurden im Fachjournal Earth Surface Processes and Landforms unter folgendem Titel veröffentlicht: “Eemian landscape response to climatic shifts and evidence for northerly Neanderthal occupation at a palaeolake margin in Northern Germany”.

Paper hier.

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Max-Planck-Institut für chemische Ökologie:

Prähistorischer Klimawandel lenkte wiederholt menschliche Bevölkerungsbewegungen durch Arabien

Internationale und saudische Forschende haben in der Nefud-Wüste in Saudi-Arabien archäologische Stätten entdeckt, die mit den Überresten alter Seen in Verbindung gebracht werden. Die Seen entstanden, als Perioden verstärkter Regenfälle die Region in Grasland verwandelten. Das Team fand heraus, dass sich frühe Menschen während jeder Phase des „Grünen Arabiens“ in der Region ausbreiteten und jeweils eine andere Art von materieller Kultur mitbrachten. Die neuen Forschungsergebnisse belegen, dass Nordarabien eine wichtige Migrationsroute und ein Knotenpunkt für die frühen Menschen war.

Aktuelle Forschung in Arabien durch ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena, Deutschland, der Kulturerbe-Kommission des saudischen Kulturministeriums und vielen anderen saudischen und internationalen Forschenden hat begonnen, die unglaublich reiche Vorgeschichte Saudi-Arabiens, des größten Landes in Südwestasien, zu dokumentieren. Bisherige Forschungen in der Region konzentrierten sich auf die Küsten- und Waldränder, während die menschliche Vorgeschichte in den weiten Gebieten im Landesinneren nur unzureichend erforscht war.

Dr. Huw Groucutt, Hauptautor der Studie und Leiter der Max-Planck-Forschungsgruppe Extreme Ereignisse am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena, bezeichnet die neuen Funde, zu denen auch der älteste datierte Nachweis von Menschen in Arabien vor 400 000 Jahren gehört, als einen „Durchbruch in der arabischen Archäologie“.

Die Entdeckung von Tausenden von Steinwerkzeugen offenbart mehrere Phasen menschlicher Besiedlung und zeigt den Wandel der menschlichen Kultur im Lauf der Zeit. Am Fundort Khall Amayshan 4 (KAM 4), der in einer Senke zwischen großen Dünen liegt, fanden die Forscher Beweise für sechs Phasen der Seebildung, von denen fünf mit Steinwerkzeugen in Verbindung gebracht werden, die von frühen Menschen vor etwa 400, 300, 200, 100 und 55 Tausend Jahren hergestellt wurden. Jede Phase der menschlichen Besiedlung ist durch einen anderen Typ materieller Kultur gekennzeichnet, die den Übergang von der jungsteinzeitlichen Acheulean-‚Handaxt‘-Kultur zu verschiedenen Arten von auf Steinfetzen basierenden mittelsteinzeitlichen Technologien dokumentiert. Bei Ausgrabungen in der 150 km östlich gelegenen Oase Jubbah wurden ebenfalls Steinwerkzeuge gefunden, die auf die Zeit vor 200 000 und 75 000 Jahren datiert wurden.

Grünes Arabien

Die Datierung der archäologischen Stätten zeigt, dass jede Besiedlung aus einer Zeit stammt, in der die Niederschläge in der Region bekanntermaßen zugenommen haben. Die Datierung erfolgte in erster Linie durch eine Technik namens Lumineszenzdatierung, bei der die Zeitspanne aufgezeichnet wird, die vergangen ist, seit winzige Sedimentkörner das letzte Mal dem Sonnenlicht ausgesetzt waren. Darüber hinaus sind alle Steinwerkzeuge mit den charakteristischen Sedimenten von Süßwasserseen verbunden. Die Ergebnisse zeigen also, dass innerhalb eines vorherrschenden Musters von Trockenheit gelegentliche kurze Phasen erhöhter Niederschläge zur Bildung von Tausenden von Seen, Feuchtgebieten und Flüssen führten, die den größten Teil Arabiens durchzogen und wichtige Wanderrouten für Menschen und Tiere wie z.B. Flusspferde bildeten.

Während die Nefud-Wüste heute eine sehr trockene Region ist, bildeten sich in den tiefen Vertiefungen zwischen den großen Sanddünen bei gelegentlichen Regenfällen kleine Seen. Infolgedessen verwandelte sich die Nefud-Region von einem der unbewohnbarsten Teile Südwestasiens in ein üppiges Grasland, das immer wieder Gelegenheit für Bevölkerungsbewegungen bot.

Weiterreichende Auswirkungen

Im Gegensatz zu Knochen und anderen organischen Materialien sind Steinwerkzeuge häufig sehr gut erhalten, und ihre Beschaffenheit ist weitgehend durch erlernte kulturelle Verhaltensweisen geprägt. Daher geben sie Aufschluss über den Hintergrund derjenigen, die sie hergestellt haben, und zeigen, wie sich Kulturen in verschiedenen Gebieten auf ihre eigene Art und Weise entwickelt haben. Die Funde aus Khall Amayshan 4 und der Oase Jubbah spiegeln kurzzeitige Phasen wider, die den Beginn von Migrationswellen darstellen.

Jede Phase der menschlichen Besiedlung in Nordarabien weist eine andere Art von materieller Kultur auf, was darauf hindeutet, dass die Bevölkerung aus verschiedenen Richtungen und Herkunftsgebieten in das Gebiet kam. Diese Vielfalt wirft ein einzigartiges Licht auf das Ausmaß der kulturellen Unterschiede in Südwestasien während dieses Zeitraums und deutet auf stark untergliederte Bevölkerungen hin. In einigen Fällen sind die Unterschiede in der materiellen Kultur so groß, dass sie auf die zeitgleiche Anwesenheit verschiedener Homininengruppen in der Region hindeuten, was ein Hinweis darauf ist, dass Arabien auch eine Schnittstelle für verschiedene Homininengruppen aus Afrika und Eurasien gewesen sein könnte. Tierfossilien weisen auf ein ähnliches Muster hin: Obwohl die Fossilien aus Nordarabien einen ausgeprägten afrikanischen Charakter aufweisen, stammen einige Arten aus dem Norden, während andere seit langem in Arabien ansässig sind.

Die Ergebnisse machen deutlich, wie wichtig es ist, die weißen Flecken auf der Landkarte der Homininen zu schließen. „Arabien wurde in der Vergangenheit lange Zeit als leerer Ort betrachtet“, sagt Dr. Groucutt. „Unsere Arbeit zeigt, dass wir immer noch sehr wenig über die menschliche Evolution in weiten Teilen der Welt wissen, und untermauert die Tatsache, dass es dort noch viele Überraschungen gibt.“

„Es ist bemerkenswert: Immer wenn es feucht war, waren Menschen da“, sagt Projektleiter Prof. Michael Petraglia vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte. „Diese Ergebnisse setzen Arabien auf die weltweite Karte der menschlichen Vorgeschichte“, fügt er hinzu.
Kooperationen: Die Feldforschung in Saudi-Arabien wurde gemeinsam von der Kulturerbe-Kommission des saudischen Kulturministeriums und dem Max-Planck-Institut für die Menschheitsgeschichte (Jena, Deutschland) geleitet. Zu dem internationalen Konsortium gehören Forschende von Organisationen und Universitäten in Saudi-Arabien, Deutschland, Australien, Pakistan, Spanien und dem Vereinigten Königreich.

Paper: Huw S. Groucutt, Tom S. White, Eleanor M.L. Scerri, Eric Andrieux, Richard Clark-Wilson, Paul S. Breeze, Simon J. Armitage, Mathew Stewart, Nick Drake, Julien Louys, Gilbert J. Price, Mathieu Duval, Ash Parton, Ian Candy, W. Christopher Carleton, Ceri Shipton, Richard P. Jennings, Muhammad Zahir, James Blinkhorn, Simon Blockley, Abdulaziz Al-Omari, Abdullah M. Alsharekh, Michael D. Petraglia (2021) Multiple hominin dispersals into Southwest Asia over the last 400,000 years. Nature
DOI: https://doi.org/10.1038/s41586-021-03863-y

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Max-Planck-Institut für Biogeochemie:

Überlebensstrategie hungernder Bäume: die kritische Rolle der Energievorräte

Bei extremem Klima können Pflanzen nicht ausreichend energiereiche Kohlenstoff-Verbindungen durch Photosynthese herstellen. Sie sind dann auf Reserven angewiesen. Diese werden nach bisherigen Erkenntnissen aber nur gebildet, wenn genug Photosyntheseprodukte vorhanden und Wachstumsvorgänge abgedeckt sind. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie fanden nun heraus, dass Bäume auch während langer Hungerphasen weiterhin Reserven bilden. Dabei verzichten sie darauf, weiter zu wachsen und verdauen sogar eigene energiereiche Bestandteile. Mit dem neuen Wissen können Modelle verbessert werden, die das Schicksal der Wälder vor dem Hintergrund des Klimawandels vorhersagen.

Bäume und ganze Wälder sind weltweit bedroht durch zunehmende Klimaextreme und in deren Folge auch durch verstärkten Insektenbefall. Als ortsgebundene Lebewesen können Bäume ungünstigen Umweltbedingungen nicht entfliehen, sie müssen ihre Stoffwechselvorgänge an die Gefahren anpassen. Pflanzen produzieren mithilfe der Photosynthese energiereiche Zuckermoleküle (Kohlenhydrate), die sie gleichzeitig als Energiequellen und als Grundbausteine für alle Stoffwechselvorgänge benötigen. Doch extreme Klimabedingungen, wie etwa lang anhaltende Dürre oder Hitze, können diese Energiegewinnung drastisch verringern, zum Beispiel weil das dafür benötigte CO2 oder Wasser nicht mehr von der Pflanze aufgenommen wird. Der Bedarf an energiereichen Zuckern ist dann nicht gedeckt und die Pflanzen müssen gespeicherte Reserven anzapfen, um zu überleben. Sind auch diese leer, droht der Tod durch Verhungern oder durch Schädlinge. Denn auch die Abwehr von Schadinsekten und andere Verteidigungsmechanismen sind sehr energieaufwändig.

Bisher ging man davon aus, dass nur unter günstigen Photosynthese-Bedingungen überschüssige Kohlenhydrate in Form von löslichen Zuckern, Stärke und Fetten als schnell verfügbare Speicherstoffe gesammelt werden und wenn andere Funktionen wie Wachstum abgedeckt sind. „Das macht aus Sicht der Evolution aber keinen Sinn. Bäume müssen Jahrzehnte überleben, bevor sie sich fortpflanzen können, und schnell verfügbare Reserven spielen dabei eine enorm wichtige Rolle“ unterstreicht Dr. Henrik Hartmann, Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Biogeochemie (MPI-BGC) in Jena, „warum sollte also ein Baum in Wachstum investieren, anstatt das Überleben zu sichern und vielleicht sogar noch weitere Reserven anzulegen?“

Um diese Frage zu beantworten, hat Dr. Jianbei Huang, Postdoktorand der Arbeitsgruppe und Erstautor der Studie, junge Fichten einer mehrwöchigen Hungerkur unterzogen, indem er die Bäumchen bei stark verringerter CO2 Konzentrationen wachsen ließ. Damit konnte er die verminderte Photosynthese während Klimaextremen simulieren. Die schnell verfügbaren Speicherstoffe nahmen dann in den Pflanzen erwartungsgemäß ab, da sie für das Wachstum und den Metabolismus aufgebraucht wurden und nicht nachgeliefert werden konnten. Je länger diese CO2-Hungerphase dauert, desto stabiler wurde aber überraschenderweise der geringere Gehalt an Speicherstoffen. Gleichzeitig stoppten die Bäume ihr Wachstum. “Wenn die Photosyntheseleistung zu gering ist, um alle Funktionen ausreichend mit Kohlenstoff zu versorgen, reduzieren Bäume ihre Wachstumsvorgänge, um Ressourcen für die Speicherung freizusetzen“, folgert Huang.

Gleichzeitig untersuchten die Forscher*innen 3-5 Wochen nach Beginn des CO2-Hungerns die genetische Aktivität der Pflanzenzellen, also welche und wie viele Enzyme hergestellt wurden. „Wir fanden erstmalig, dass auch nach längerem Hungern Enzyme für die Speicherung schnell verfügbarer Kohlehydrate vermehrt produziert wurden“, so Huang. Im Gegensatz dazu wurden Enzyme für Wachstumsprozesse der Bäume, zum Beispiel für die Herstellung von Zellulose und Lignin, auf molekularer Ebene stark reduziert. Die Befunde zu den Speicherstoffen und dem Wachstum konnten also auf genetischer Ebene bestätigt werden.

Interessanterweise waren aber Stoffwechselkreisläufe für eine alternative Energiegewinnung angekurbelt, zum Beispiel durch vermehrte Enzyme für die Umwandlung komplexer Fettmoleküle in energiereiche Kohlenhydrate. „Die Pflanzen scheinen lieber nicht benötigte Moleküle zu opfern und sich sozusagen selbst zu verdauen, als auf schnell verfügbare Speicherstoffe zu verzichten“ so Hartmann. „Die Strategie zur Energiegewinnung und -speicherung bei gleichzeitigem Abschalten unnötigen Energieverbrauchs für das Wachstum wird also konsequent umgesetzt,“ fasst Hartmann zusammen. Wie lange Bäume Klimaextreme mit dieser Strategie überleben und ob äußerlich gesund aussehende Bäume sich schon im Notfallmodus der Selbstverdauung befinden, sind weiterführende Fragen, die dringend erforscht werden müssen. Die neuen Ergebnisse lassen aber hoffen, dass sich Wälder durch diese Anpassungen besser von den Auswirkungen von Klimaextremen erholen können.

Untersuchungen zu Speicherstrategien in Pflanzen wurden bisher nur mit der kurzlebigen krautigen Ackerschmalwand Arabidopsis und nur über die Dauer von Stunden bis wenigen Tage durchgeführt. Auf Bäume, als höchst langlebige Pflanzen, die Jahrzehnte für Ihre Reproduktion benötigen und dabei kontinuierlich dem Wechsel der Jahreszeiten sowie sporadischen Klimaextremen ausgesetzt sind, waren diese Erkenntnisse nicht übertragbar. „Natürlich müssen Bäume anderen Strategien folgen als zweijährige Kräuter“ sagt Huang, „wie sonst haben sie es geschafft, sich seit fast 400 Millionen Jahren auf der Erde zu behaupten?“

Nadelbäume, wie die hier untersuchten Fichten, dominieren viele Ökosysteme der nördlichen Hemisphäre und haben neben der Aufnahme und Speicherung des Treibhausgases Kohlendioxid andere sehr wichtige ökologische Funktionen. Gleichzeitig sind viele Nadelbaumarten nicht an wärmere und trockenere Bedingungen angepasst und daher in ihrer Existenz besonders gefährdet. Ob die Bäume und Wälder überleben und wie sie sich weiterentwickeln, wird von Forschern weltweit in geeigneten Vegetationsmodellen simuliert. Diese basieren bisher alleinig auf den Daten zur Photosyntheseleistung und lassen die Bedeutung der Reserven völlig außer Acht. „Aufbauend auf unseren neuen Erkenntnissen, können Vegetationsmodelle nun realistischer gestaltet werden“ unterstreicht Hartmann, „und verlässlichere Vorhersagen sind gerade unter dem fortschreitendem Klimawandel extrem wichtig, um die zukünftige Entwicklung der Wälder abschätzen zu können.“

Publikation
Jianbei Huang, Almuth Hammerbacher, Jonathan Gershenzon, Nicole M. van Dam, Anna Sala, Nate G. McDowell, Somak Chowdhury, Gerd Gleixner, Susan Trumbore and Henrik Hartmann (2021)
Storage of carbon reserves in spruce trees is prioritized over growth in the face of carbon limitation.
Proc.Natl.Acad.Sci.USA

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Die GWPF gab eine Broschüre zu den wahren Kosten von grünem Wasserstoff heraus (pdf hier):

Ganzes pdf hier

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Youtube:

Question the Dogma — Guy Faulkner

Question the Dogma

By Guy Faulkner

I’ve eaten too much, drunk too much,
What can I say about saving the planet?
Do I need to go vegan?

Beer and spirits, steaks and burgers,
What can I have before they ban it?
I’m not going to be beaten.

Mother Earth is the new religion,
Windmills spread across the land,
Let’s drown our sorrows, have a party,
While we can.

Droughts and floods, fires and storms,
Is that what you get when the world warms?
Are coastal cities sinking?

They say we’re all doomed, apocalypse looms,
Let’s frighten the children and build some tombs,
What on earth are they thinking?

No one wants to question the dogma,
Believing the science is understood,
They’re all soaked in righteousness and feel so good.

The stats are skewed, the plans are laid,
They’re not to inform but to persuade.
It’s politics, not science.

We’ve got to change, rearrange
Our way of living and spend, spend, spend.
It’s all upfront, not deferred.

Someone has to question the dogma,
Stimulate a real debate.
There is another point of view which needs to be heard.

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Although I am only half a scientist, having trained for agriculture and recently retired as an agricultural journalist, I became unhappy more than 20 years ago with the way that ‘global warming’ was being portrayed, feeling that solar activity and natural variability were more important factors than human CO2 emissions. Two years ago, with more time on my hands, my patience snapped. I determined to read up about what sceptical scientists were saying.

It has become clear to me that terrestrial climate change is incredibly complex and not well understood. In reality nobody knows what will happen over the rest of the 21st century. It could well be that the world will begin to cool again in the years ahead and that would be very bad news for humanity. The world would struggle to feed 7.6 billion people, let alone 9-10 billion.

Crop yields have risen sharply and steadily ever since WWII. While this is largely due to plant breeding successes and improved agronomy, I would suggest that at least 10% of the gains have been due to the increase in atmospheric carbon dioxide. Commercial greenhouses pump in air containing 800-1200 parts per million CO2 in order to boost yields. The contention that CO2 is a pollutant seems nonsensical to me.

I am very unhappy with the climate debate – because there isn’t one. Dissenting views are excluded by, for example, the BBC and the New Scientist magazine. There are plenty of environmental concerns which I share, but the CO2 obsession has moved into the political arena and is charging down avenues which I fear will cost the earth, create a multitude of severe practical problems and ultimately fail to achieve more than a minimal reduction in global temperature.

I have been a semi-professional musician and composer all my life and have found the ‘cancel culture’ mentality particularly upsetting, hence the song. I was very fortunate that Guy Barnes was available to sing it.

Guy Faulkner

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