Greta Thunberg: Klimaneutralität ist ein Märchen

Fritz Vahrenholt ist in den Board of Trustees der Global Warming Policy Foundation berufen worden. Herzlichen Glückwunsch!

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DAC (Direct Air Capture) bezeichnet die Entfernung von CO2 aus der Luft. Ein Artikel bei WRI (World Resources Blog) gibt einen guten Überblick der verschiedenen Verfahren, auch über deren Kosten. Preislich unschlagbar ist immer noch die Aufforstung mit weniger als 50 Euro je Tonne CO2.

Despite the benefits and flexibility, direct air capture is more costly per tonne of CO2 captured compared to most mitigation approaches and most natural climate solutions. The range of costs for DAC vary between $250$600 today depending on the technology choice, low-carbon energy source and the scale of their deployment. For context, most reforestation costs less than $50/tonne. Depending on the rate of deployment, which can accelerate through supportive policies and market development, costs for DAC could fall to around $150$200 per tonne over the next 5-10 years.

Zum Artikel geht es hier lang.

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Unstet, schlägt man dieses Wort im Wörterbuch nach, dann bekommt man verschiedene Synonyme vorgeschlagen: instabil, schwankend, sprunghaft, unberechenbar oder auch unbeständig. Auf die Grünen Stromquellen passt das alles sehr gut. Und weil die Synonyme alle so gut passen ergeben sich verschiedene Konsequenzen daraus.

Eine Konsequenz ist das Abregeln von Grünem Strom. Laut dem Spiegel hat dem Verbrauchen in 2020 1,3 Mrd. Euro gekostet. Die Gründe für das Abregeln sind sehr unterschiedlich. Manchmal sind es fehlende Transportmöglichkeiten des Stroms. Es werden also z. B. Windkraftanlagen genehmigt, obwohl die Infrastruktur zum Ableiten des Stroms fehlt. Das erinnert an Autobahnbrücken, die ohne Straßenanschluss in der Gegend herumstehen.

Eigentlich macht man immer den ersten Schritt vor dem zweiten. Bei der Energiewende greift das offenbar nicht. Nur darf man sich dann nicht wundern, wenn man stolpert. Wie unstet der Grüne Strom ist zeigt der aktuelle Energiemix von En-former, dem Energieblog von RWE, der lediglich die Stromproduktion betrachtet. Aus 60% grünem Strom werden ganz schnell 30%. So wie am 14.01.2021 um 12:00.

(Abbildung: en-former.com)

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Der nächste Mojib Latif-Moment ist im Anmarsch. Teile von Südwestdeutschland dürfen sich über Schnee freuen. Jetzt kann sich jeder überlegen, ob er seinen Kindern, sofern vorhanden, dieses seltene Naturschauspiel ausführlich zeigt, welches es eigentlich gar nicht mehr geben dürfte, oder darauf vertraut, dass es auch in Zukunft schneien wird.


(Abbildung: Screenshot Tagesschau.de)

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SAP plant ein Rechenzentrum in Schweden. Dafür hat das Unternehmen ein Grundstück mit 60.000 m2 in der Nähe von Trollhättan erworben. Ob die komfortable Situation bezüglich Strom (Schweden verfügt über 12 GW Wasserkraft Kapazität und 7 GW Kernenergie) ausschlaggebend war? SAP könnte so mit CO2-armer Stromversorgung seiner IT-Dienstleistungen werben. Möglicherweise ist aber auch Versorgungssicherheit ein Kriterium? Bei immer mehr Auslagerungen in die Cloud ist die unterbrechungsfreie Verfügbarkeit wichtig. Oder lag es schlicht an den Strompreisen, die in Deutschland Dank der Energiewende dreimal höher liegen? Weiterlesen bei Node Pole.

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Klimaneutralität ist ein Märchen. Das sagt jedenfalls Greta Thunberg auf Twitter und verweist auf einen Artikel des Guardian. Wir geben der jungen Aktivistin hier sogar ausdrücklich Recht, denn der Artikel beschreibt das Verbrennen von Holz zur Erzeugung von Strom. Sie steht mit dieser Meinung innerhalb der Klimaaktivisten-Szene aber eher einsam da. In den USA ist das Verbrennen der große Hit, wie der Film Burned eindrucksvoll zeigt. Dort wird die Holzverbrennung durch Organisationen wie 350.org (entspricht Fridays For Future) abgesegnet. Aber man muss gar nicht über den Atlantik schauen, in einigen Ländern Europas wie Estland werden reichlich Bäume gefällt, um das Holz anschließend zu verbrennen. Das wird im Guardian Artikel beschrieben. Auch das dort erwähnte englische Kraftwerk Drax haben wir hier schon einmal behandelt.

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Pressemitteilung der ETH Zürich vom 11.1.2021:

Extremwetter aus der Stratosphäre

Die ETH-​Klimaforscherin Daniela Domeisen hat den Einfluss der Stratosphäre auf extreme Wetterereignisse dokumentiert. Von der Bandbreite möglicher Einflüsse ist sie überrascht. Was es für die Klimaforschung und Langfristwetterprognosen heisst, sagt sie im Interview.

ETH-​News: In Ihrer neuen Studie haben Sie viele Beispiele von Wetterextremereignissen zusammengetragen, welche mit Vorgängen in der Stratosphäre gekoppelt sind. Bislang hiess es jedoch immer, dass die Erderwärmung solche Extremereignisse fördert. Gilt das nicht mehr?
Daniela Domeisen: (lacht) Doch, das gilt noch. Die Wissenschaft wusste allerdings seit längerem, dass die Stratosphäre, also die Schicht zwischen 15 und 50 Kilometer über dem Erdboden, auch einen Einfluss auf das Wetter auf der Erdoberfläche hat. Aber die wenigsten haben darüber gesprochen, dass die Stratosphäre auch Extremereignisse verursachen und beeinflussen kann. Das wollten wir mit unserer Studie herausschälen.

Können Sie Beispiele geben für Extremereignisse, die mit der Stratosphäre zusammenhängen?
Am besten untersucht ist das Phänomen von extremen Kältewellen auf der Nordhalbkugel. Diese können auftreten, wenn sich der Polarwirbel in der Stratosphäre plötzlich erwärmt und zerfällt, wie dies gerade im Moment geschieht. Ein weiteres Beispiel ist eine Folge von schweren Stürmen, die im Februar 2020 immer auf die gleiche Region in England trafen. Das führte zu schweren Überschwemmungen. Auffallend daran war, dass die Stürme die gleiche Zugbahn hatten. Dieses Phänomen hängt direkt mit der Stratosphäre zusammen: Der Polarwirbel war im Februar aussergewöhnlich kräftig und hat die Zugbahn stabilisiert. Dadurch nahmen die Stürme den gleichen Weg, während sich gewöhnlich die Zugbahnen häufig ändern. Wir fanden zudem auch Hinweise darauf, dass die Stratosphäre die extremen Waldbrände in Australien beeinflusste, Mini-​Hurrikane im Nordmeer hervorrief und so weiter.

Waren Sie über die Vielzahl von solchen Extremereignissen überrascht?
Ja! Das ist die Botschaft der Studie. Im Lauf unserer Nachforschungen stiessen wir auf immer mehr Hinweise darauf, dass Wetterkapriolen an die Stratosphäre gekoppelt sind.

Wieso sind fast nur Regionen der Nordhemisphäre betroffen? Gibt es auf der Südhemisphäre weniger solche Ereignisse?
Das ist ein «publication bias»: Über Extremereignisse auf der Nordhemisphäre gibt es viel mehr Studien als über solche auf der Südhalbkugel. Die Waldbrände in Australien sind ein prominentes Beispiel für ein Südhalbkugel-​Ereignis. Der Polarwirbel über der Südhemisphäre fiel früher als üblich in sich zusammen. Das förderte die extremen Brände. Dazu kommt, dass auf der Nordhalbkugel mehr Menschen leben als auf der Südhemisphäre, da sie weniger Landmassen aufweist. Wie stark die Stratosphäre Südamerika oder das südliche Afrika beeinflusst, darüber wissen wir kaum etwas.

Wie funktioniert die Kopplung zwischen Stratosphäre und der Troposphäre, wo das Wetter stattfindet?
Die Kopplung nach oben geschieht vor allem über großskalige Wellen in der Atmosphäre, welche von Bergen und von Temperaturunterschieden zwischen Land und Meer ausgelöst werden. Diese Wellen stören in der Stratosphäre die Winde und können so stark sein, dass sie den Polarwirbel auf etwa 30 km Höhe mit typischen Windgeschwindigkeiten von über 200 km/h zerstören können. Weniger klar ist, wie das Signal aus der Stratosphäre zurück an die Erdoberfläche gelangt. Danach beobachten wir häufig Erwärmungen von mehreren Grad Celsius in der unteren Stratosphäre auf einer Höhe von 10-​15 km. Und das hat einen Einfluss auf unser Wetter. Aber wie solch ein Ereignis einen Sturm über England lenkt, verstehen wir noch nicht in Detail.

Weiterlesen bei der ETH Zürich

Dazugehöriges Paper: Domeisen DIV, Butler AH. Stratospheric drivers of extreme events at the Earth’s surface. Commun Earth Environ 1, 59 (2020). Doi: 10.1038/s43247-​020-00060-ze

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Blackout am 08.01.2021 – Knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt, Frankreichs Blackoutgefahr

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