Fritz Vahrenholts Sonnenkolumne 12/16: Eine Vorschau

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Bericht über die Sonne im Dezember kommt etwas später, da ich in der letzten Woche in London war, um einen Vortrag „The crisis of Germany’s Energiewende “  im House of Commons zu halten. Der Vortrag und die Grafiken werden ab Dienstag auf www.Kaltesonne.de verlinkt.

Unsere einzig nennenswerte Energiequelle war auch im Dezember ausgesprochen ruhig. Die vermeldete Sonnenfleckenzahl SSN (SunSpotNumber) für den letzten Monat betrug 19,5.  An 6 Tagen konnte man eine völlig fleckenfreie Sonne bewundern. Diese auch für den fortgeschrittenen absteigenden Ast der Aktivitätskurve des Solaren Zyklus (SC) sehr maue Aktivität schlägt sich auch darin nieder, dass dies nur 35% des Üblichen für den Zyklusmonat ist.
Daß der aktuelle Zyklus der schwächste seit 200 Jahren ist, haben wir schon häufiger berichtet.

Im Monatsbericht untersuchen wir nun, wie es bis 2030 weitergeht. Dazu müssen wir uns mit der Stärke des magnetischen Feldes der Sonne beschäftigen. Die Sonne hat auch einen magnetischen Nord- und Südpol, der allerdings ungefähr alle 11 Jahre wechselt, wenn die Sonnenflecken ein Maximum aufweisen. Das polare magnetische Feld steigt dann wieder an bis hin zum Sonnenfleckenminimum. Die Höhe des Maximums der Felder bestimmt recht gut, wie stark der nächste Sonnenfleckenzyklus sein wird. Und da können wir jetzt schon sagen – und sind uns einig mit NASA und NARC (National Centre for Atmospheric Research) – dass der nächste Zyklus ebenso schwach wird wie der jetzige. Damit haben wir das  das große solare Maximum von 1950 -2000 mit seinen aussergewöhnlich starken Sonnenzyklen 18-23 ( mit Ausnahme des etwas abgeschwächten Zyklus 20) endgültig hinter uns gelassen. Bislang konnten wir hinsichtlich der polaren Felder nur bis 1976 , dem Beginn der Satellitenmessungen, zurückschauen.

Das Ergebnis einer neue Arbeit  gibt uns die Möglichkeit, 100 Jahre zurückzuschauen. Dazu ermittelte das Autorenteam um Kalevi Mursula von der Universität in Oulu in Finnland die Stärke Koronaler Löcher, um daraus Hinweise auf die polaren Felder seit 1910 zu gewinnen. Koronale Löcher  sind  Quellen von Plasmaaustritten aus der Sonne ,ebenso wie dies Eruptionen aus Sonnenflecken sind. Sie erzeugen unter anderem Polarlichter in hohen Breiten. Und darüber gibt es gute, über 100 Jahre zurückreichende Archive. Aus den koronalen Löchern können die Stärke der polaren Felder abgeleitet werden und siehe da : der Beginn des großen solaren Maximums  um 1950 war mit einem Anstieg der polaren Felder verbunden. Die Autoren folgern: Zyklus 18 und Zyklus 23 stehen am Beginn und Ende des Langzeitmaximums der Sonnenaktivität  in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.  Die Sonne schaltete in den 50er Jahren einen Gang hoch und nach der Jahrtausendwende wieder einen zurück; dies ist durch diese Arbeit wiederum bestätigt worden.

Die Schwäche der Sonne führt, wie wir häufig berichteten, zu einer Zunahme der kosmischen Strahlung auf der Erde. Das beeinflusst  nicht nur  chemische Prozesse in der Stratosphäre oder etwa die Wolkenbildung in der Atmosphäre. Auch die Stärke der Strahlung in der Stratosphäre nimmt zu. Ein Flug in ca. 12.000 m Höhe beaufschlagt den Organismus mit der 50- fachen Dosis gegenüber der Meeresspiegelhöhe. Eine solche Erhöhung würde auf der Erde diverse Notfall- und Stillegungsprogramme aktivieren. Die Auswirkung auf den Körper ist aber natürlich zeitabhängig.  Ein 10-Stunden-Interkontinentalflug hinterlässt so viel Wirkung wie etwa 20 Tage auf dem Erdboden bei normaler Beaufschlagung. Keine übertriebene Angst vorm Fliegen also für den Normalflieger. Aber vielleicht gibt das dem einen oder anderen Anlass, sich etwas intensiver mit den Auswirkungen der Sonnenaktivität auf das Geschehen auf der Erde auseinanderzusetzen.

Herzlichst
Ihr Fritz Vahrenholt

 

Teilen: