Fritz Vahrenholts Rundbriefe 2020

Hier schreibt Fritz Vahrenholt seine monatliche Kolumne. In allgemeinverständlicher Form berichtet er über neue Entwicklungen aus den Klimawissenschaften und von der Energiewende.

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12.12.2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die globale Mitteltemperatur der satellitengestützten Messungen ging im November Oktober erneut nur leicht zurück. Die Abweichung vom 30-jährigen Mittel (1981 bis 2010) betrug 0,53 Grad Celsius. La Nina führt zu einer Umverteilung warmer Luftmassen in Richtung Westpazifik, wo diese vor den südostasiatischen Inseln und Landmassen nach Norden Richtung Arktis und nach Süden Richtung Antarktis umgelenkt werden. Dort sehen wir im November noch relativ hohe Temperaturen. Doch die Wärme wird in der Arktis und der Antarktis sehr schnell ins All abgestrahlt. So werden wir mit einer Verzögerung eine globale Abkühlung in den nächsten Monaten feststellen können.

Die Sicherheit der Stromversorgung wird zum alles beherrschenden Thema der Energiepolitik

Wie ich in meinem letzten newsletter ausgeführt habe, ist die Ausgleichsmöglichkeit des schwankenden Wind- und Solarstroms durch Wasserstoffelektrolyse oder Batterien auf absehbare Zeit schlicht unbezahlbar. Wenn von 4 bis 5 Kilowattstunden Wind- oder Solarstrom auf dem Wege von Elektrolyse, Speicherung und Wiederbrennung zu Strom in Gasturbinen 1 Kilowattstunde übrig bleibt, ist dieser Strom 4-5 mal so teuer. Das sind physikalische Gesetzmässigkeiten, die niemand ausser Kraft setzen kann. Hinzu kommen natürlich noch die Kapital- und Betriebskosten für Elekrolyseure, Verdichter und Gasturbine. Und das sind  Kosten, die in der Literatur zu einem 6- fachen bis 10 -fachen Stromerzeugungspreis führen. Es ist dabei unerheblich, ob der „grüne“ Wasserstoff hierzulande oder etwas günstiger in Marokko, Niger oder gar Libyen produziert wird.

Nach dem Ausstieg ist vor dem Einstieg

Im Augenblick ist es noch en vogue, jede Stilllegung eines Kern- oder Kohlekraftwerks durch Medien oder durch grüne und rote Parteien zu feiern. Zuletzt passierte das letzte Woche in Hamburg, als das Kohlekraftwerk Moorburg (Errichtungskosten 3 Milliarden €),eines der modernsten Kraftwerke der Welt, nach fünfjähriger Betriebsdauer seinen Stilllegungsbescheid für den Juni 2020 erhielt. Ende nächsten Jahres geht dann auch noch das Kernkraftwerk Brokdorf vom Netz, dann gibt es nördlich der Elbe kein Großkraftwerk mehr.

Der hamburgische Umweltsenator freut sich und zerstreut alle Sorgen. Schliesslich hätte man ja im Norden die Leitungen, die in Hamburg enden. Das kennen wir schon woanders her: der Strom kommt aus der Steckdose und wird vorher im Netz gespeichert. Das geht einher mit dem Märchen, wir müssten nur die Kapazität von Wind-und Solarkraftwerken steigern, dann reicht das schon irgendwie. Ausserdem plant die Umweltbehörde Buschholz aus Namibia in Hamburg zur Stromerzeugung zu verbrennen. Na dann wird die Aluminium-, Stahl- und Kupferindustrie am Standort Hamburg keine Probleme bekommen.

Henrik Paulitz hat in seinem kürzlich erschienen, lesenswerten Buch „Strommangelwirtschaft“(Akademie Bergstrasse) darauf hingewiesen, dass es in 2016 52 Nächte gegeben hat, in denen in ganz Deutschland nahezu überhaupt kein Wind wehte, die Sonne ohnehin nicht schien. Die verlässliche gesicherte Leistung der Solarenergie liegt bei Null, die der Windenergie an Land bei 1 % und die gesicherte Leistung der off-shore Windenergie liegt bei 5 %. das heisst nur 1 oder 5% der jeweiligen Leistung sind gesichert immer da. Die Jahreshöchstlast beträgt etwa 80 000 Megawatt in Deutschland- soviel Strom brauchen Industrie, Gewerbe, Bahn und Haushalte vornehmlich im Winter. Bis 2023 sinkt die konventionelle Kraftwerkskapazität von 90 000 Megawatt auf 75 300 Megawatt, bei gleichzeitig wachsendem Bedarf durch e-Autos.Schon im nächsten Jahr gehen 4788 Megawatt Kohlekraftwerksleistung und 4000 Megawatt Kernenergie vom Netz, wie Frank Hennig berechnet hat.

In einer  Studie von McKinsey „Deutschland droht der Versorgungsengpass“  vom September 2019 wird ein umgehender Bau von 17 000 Megawatt Gaskraftwerken gefordert. Kaum von der Öffentlichkeit beachtet, hat die Bundesnetzagentur 4 Gaskraftwerke mit jewels 300 Megawatt Leistung im Süden Deutschlands genehmigt. Sie werden unter anderem in Biblis durch RWE und in Irsching durch Uniper gebaut. In den Szenarien der Agentur sollen bis zum Jahre  2035 8000 bis 17 000 Megawatt Gaskraftwerke gebaut werden, Gaskraftwerke, die immerhin fast die Hälfte des CO2 eines modernen Kohlekraftwerkes ausstossen. Jetzt verstehen wir auch die zweite Gazprom Leitung durch die Ostsee besser. Wenn die Energiewende scheitern sollte,und das ist unabweisbar, setzt die Politik auf Gas. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Pläne der Bundesnetzagentur der breiten Öffentlichkeit bekannt sind. Es ist auch besser, man lässt das vor den FFF- Zauberlehrlingen unter den Tisch fallen.

Renaissance der Kernenergie

Andere Länder wissen längst, dass eine Energieversorgung nur mit  Photovoltaik und Wind nicht funktionieren kann. Für sie ist Kernenergie neben Erdgas der Schlüssel zur Lösung des Problems der Versorgungssicherheit. USA und China setzen auf den Ausbau der Kernenergie. Holland erwägt den Wiedereinstieg in die Kernkraft. Das einzige holländische Kernkraftwerk Borssele (Baujahr 1973) soll 2034 abgestellt werden. Geplant sind kleinere modulare Reaktoren. Holland steht der Herausforderung gegenüber, dass die eigene Erdgasförderung aus dem Gasfeld Groningen aus Sicherheitsbedenken (Setzungen) 2022 geschlossen wird. Die die Regierung tragende Partei VVD des MP Mark Rutte hält die Kernenergie für unverzichtbar. Mit Wind- und Sonnenenergie allein könne sich das Land nicht versorgen, da beide einen großen Flächenbedarf haben.

Grossbritannien ist ohnehin niemals aus der Kernenergie ausgestiegen. Im 10 Punkte- Plan des Prime Ministers ist der Ausbau der Kernenergie ein wichtiger Baustein. In den nun abgeschlossenen Verhandlungen um ein neues CO2-Ziel und den Green Deal der EU, haben die Staaten Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Slowakei und Tschechien darauf gepocht, dass die CO2-Senkung auch mit Hilfe von Kernenergie erreicht werden kann. Auch für Polen und Frankreich ist dies Voraussetzung zur Zustimmung zu einer „grünen“ Agenda.

Eine neue, vierte Generation der Kerntechnik verspricht zudem, dass die Kraftwerke inhärent sicher sind und keinen langlebigen Atommüll erzeugen. Im Gegenteil, Kernkraftwerke mit schnellen Neutronen, wie der Dual Fluid Reaktor DFR, können bereits vorhandenen Atommüll als Ausgangsstoff einsetzen. Ein Überblick ist in unserem Buch „Unerwünschte Wahrheiten Kap 47“, nachzulesen.

Überall in der Welt wird die Entwicklung inhärent sicherer Technologien von den Regierungen unterstützt, nur in Deutschland nicht. Aber dafür werden recht still und ohne große Berichterstattung in unseren Medien 8 Hochspannungsleitungen ins Ausland geplant. Dann wären wir in der Lage Kernenergiestrom nicht nur aus Frankreich und Tschechien zu importieren, sondern auch aus Schweden, Schweiz, Polen und Holland. – wenn diese Länder dann Strom für uns übrig haben. So taumelt Deutschland in die Zukunft des Jahres 2035 : ein Land nicht nur arm an Emissionen, sondern auch arm an gesicherter Energieerzeugung und Wohlstand.

ich wünsche Ihnen und Ihren Angehörigen eine gesegnetes Weihnachtsfest !

Herzlichst
Ihr
Fritz Vahrenholt

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14.11.2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die globale Mitteltemperatur der satellitengestützten Messungen ging im Oktober leicht zurück. Die Abweichung vom 30-jährigen Mittel (1981 bis 2010) betrug 0,54 Grad Celsius. La Nina wirkt sich noch nicht global aus, obwohl die Meerestemperaturen im Ostpazifik um minus 1,5 °C gegenüber dem langjährigen Mittel abgesunken sind. Der 25. Solarzyklus ist im Oktober mit einer starken Entwicklung der Sonnenflecken in Erscheinug getreten. Lag die Sonnenfleckenzahl im September noch bei 0,7, belief sie sich im Oktober schon bei 14,4. Es wird nun spannend, zu verfolgen, ob der Zyklus so schwach wird, wie prognostiziert.

Die Energiewende wird an der Windenergie scheitern

Die Ziele der deutschen Energiewende sind energiepolitisch schlicht: Nach dem Ausstieg aus der Kernenergie bis 2022 folgt der Ausstieg aus der Kohle bis 2035, parallel und vollständig bis 2050 erfolgt der Verzicht auf Öl und Gas. Die Energie für Strom, Wärme, Mobilität und Industrielle Prozesse des klimaneutralen Deutschland sollen geliefert werden durch Windenergie, Solarenergie und wenige Prozente an Wasserkraft und Biomasse, so jedenfalls die Pläne der Bundesregierung, die von allen wesentlichen gesellschaftlichen Akteuren unterstützt werden.

Ist das realistisch? Heute liefern Wind und Photovoltaik etwas weniger als  30 % der 600 Terawattstunden an Strom (1 Terawattstunde Twh sind 1 Milliarde Kilowattstunden Kwh). 126 Twh liefert die Windenergie und 46 Twh die Photovoltaik. Für 600 TWh werden bei gleichem Mix 439 Twh Wind und 161 Twh Solar benötigt. Wir nehmen der Einfachheit halber an, dass diese Menge an Strom mit den größten Anlagen, nämlich 5 Megawatt-Anlagen erzeugt werden solle, die in einem Abstand von 1000 m platziert werden. Bei einem Jahresnutzungsgrad von 25 % produziert eine Anlage durchschnittlich 5 MW x 0,25 x 8760(Stunden) = 10950 Mwh =0,01095 Twh. Für 439 Twh benötigt man also 40 000 Anlagen. Dafür benötigt man eine Fläche von 200 km x 200 km.

Aber wir sind noch nicht am Ende. Die Windenergie wird produziert, wenn der Wind bläst, nicht wenn der Verbraucher ihn benötigt. Bei einer Stromversorgung in Deutschland, die sich allein auf volatile Quellen stützt, können 36 % des jährlich erzeugten Stroms  direkt verbraucht werden (Quelle: Dr. Ahlborn).  Der Rest ist Überschusstrom, der gespeichert werden muss. Hier bietet sich aus wirtschaftlichen Gründen allein die Speicherung in Wasserstoff an. Dazu müssen eine gigantische Zahl an Elekrolyseuren errichtet werden.

Es ist aber völlig unwirtschaftlich, die Kapazität nach den extremen Spitzen der Starkwindereignisse zu dimensionieren, daher müssen etwa 12 % der Windenergie abgeregelt werden. So verbleiben 52 % des erzeugten Stroms, der in Wasserstoff gespeichert werden kann. Durch Elektrolyse von Wasserstoff, Speicherung/Methanisierung und Rückverstromung bleiben von den 52 % nur 15,6 % übrig. Die Kette erzeugt einen Verlust von 2/3 der eingesetzten Strommenge. 36 % plus 15,6 %  ergeben rd. 50 % des erzeugten Windstroms, die nutzbar sind. Wir brauchen also doppelt soviele Anlagen. Die Fläche für die 80 000 Windkraftanlagen beträgt  80 000 km², das entspricht einer Fläche von sind 283 km x 283 km.

Aber wir sind noch nicht am Ende. Bislang haben wir mit 2 x 439 Twh nur den Strombedarf, aber nicht Verkehr und Wärmeversorgung abgedeckt. Auch beim Verkehr (heute 600 Twh) und Wärme(heute 1200 Twh) gibt es Speicher- und Umwandlungsverluste, wenn der dafür notwendige Strom durch Wind und Solar erzeugt wird. Wir betrachten hierfür nur noch den Wind, denn bei der Photovoltaik ist der Jahresnutzungsgrad  mit 10 % Jahresvolllaststunden deutlich kleiner und der Flächenverbrauch um ein Vielfaches höher.

Wir nehmen zugunsten der Energiewendeplaner an, dass der Verkehr tatsächlich durch Batterieautos erfolgen kann, woran füglich gezweifelt werden kann. Schwerlastverkehr, Schiffsverkehr oder den Flugverkehr auf Strom umzustellen, ist schon abenteuerlich. Eher werden hier synthetische Kraftstoffe eingesetzt werden müssen. Aber auch hier ist die Strombilanz vernichtend. Wie Detlef Ahlborn zeigen konnte, verbraucht allein der Frankfurter Flughafen vor Corona 14,7 Millionen Liter Kerosin am  Tag, das sind umgerechnet 4,3 Millionen Tonnen im Jahr. 4,3 Millionen Tonnen Kerosin entsprechen einem Energiewert von 47 Twh. Wollte man Kerosin aus Strom mit Hilfe von Wasserstof synthetisieren(angenommener Wirkungsgrad 50 %), werden also 100 Twh Strom benötigt. Allein für den Frankfurter Flughafen also fast soviel, wie die deutsche Windenergie heute erzeugt (126 Twh).

Wir nehmen zugunsten der Energiewende-Vertreter an, dass sich sämtlicher Verkehr mit Strom durchführen lässt und somit nur ein Viertel der heute von 600 Twh verbrauchten Energiemenge benötigt wird ( da Stromautos um diesen Faktor effizienter sind)  So werden aus 600 Twh 150 Twh. Wir wollen allerdings auch Auto fahren, wenn kein Wind weht. Daher muss auch dieser Strom, wie oben gezeigt, größtenteils über die Kette Wasserstoff, Speicherung, Wiederverstromung geführt werden, so dass sich der Strombedarf verdoppelt : 300 Twh.

Wir nehmen weiter an, dass sich der heutige Wärmebedarf von 1200 Twh durch Elektrifizierung (Wärmepumpe) auch auf ein Viertel reduzieren lässt, so dass auch hier wegen der notwendigen Zwischenspeicherung des Windstroms über Wassserstoff die notwendige Verdoppelung der Windenergie zu 600 Twh führt. Nützt man synthetisches Gas aus Windstrom, Wasserstoff, Gas direkt, kommt man zu einer noch schlechteren Ausbeute, da hier die Effizienz der Wärmepumpe wegfällt. Verkehr und Wärme führen also im günstigsten Fall zu einem Windstrombedarf von 900 Twh. Das ergibt einen Flächenbedarf von weiteren 80 000 km², so dass wir bei 160 000 km² angekommen sind.

Aber wir sind noch nicht am Ende, denn der schwierigste Teil ist noch ungelöst. Die Prozessemissionen aus Stahl-,Chemie- und Zementindustrie (10 % des CO2-Ausstosses) erfordern nach Schätzungen der Industrie (www.in4climate.nrw) 600 Twh. Das ist leicht nachvollziehbar, wenn man sich an das obige Beispiel des Frankfurter Flughafens erinnert. Und Kunststoffe, Pharmaka, Dämmstoffe, Farben, Lacke, Klebstoffe, Wasch-und Reinigungsmittel  sind dann nur noch auf dem Wege CO2 plus Wasserstoff herstellbar. Der Ersatz der industriellen CO2 Emissionen führt somit noch einmal zu 55 000 km² Windkraftanlagen, so dass wir bei 215 000 km² angekommen sind.  2/3 von Deutschland sind nun in einem Abstand von 1000m mit 200 Meter hohen Windkraftanlagen bestückt, egal ob da eine Stadt steht, eine Fluss oder eine Autobahn verläuft, ob es dort einen Wald, einen See oder ein Naturschutzgebiet gibt. Können wir uns, kann die Politik sich ein solches Deutschland vorstellen ?

Wer wissen will, welche Auswirkungen Windkraftwerke in grosser Zahl auf das Aussterben von Greifvögeln, Fledermäusen, dem Rückgang von Insekten  schon heute haben, kann dies in unserem Buch „Unerwuenschte Wahrheiten“ nachlesen. Dort findet er auch die verschwiegene Tatsache, dass Windparks zu einer erheblichen Erwärmung in ihrem Einwirkungsgebiet führen von etwa 0,5 ° Celsius, da die rotierenden Flügel der Windkraftanlagen das starke Temperaturgefälle in der Nacht ausgleichen und wärmere Luft zurück zum Erdboden schaufeln. Zahlreiche Studien belegen eine erhebliche Austrocknung der Böden in den Windfeldern.

Doch die Politik verweigert die Diskussion über die Umweltverträglichkeit eines massiven Ausbaus der Windkraftanlagen. Kürzlich hat der Deutsche Bundestag beschlossen, dass bei Klagen gegen Anlagen, die höher als 50 Meter sind,  die sogenannte aufschiebende Wirkung von Widerspruch und Anfechtungsklage entfällt. So kann Deutschland ohne lästigen Widerspruch zu einem einzigen großen Windfeld gemacht werden.

Es ist fast überflüssig darauf hinzuweisen, dass wir über astronomische Kosten sprechen. Elekrolyseure und Power-to-gas-Anlagen sind ja nicht kostenlos zu betreiben. Aus heutiger Sicht muss mit einem zehnfach höheren Strompreis gerechnet werden. Die Folgen für Arbeitsplätze und Wohlstand kann sich jeder selbst ausmalen.

Herzlichst
Ihr
Fritz Vahrenholt

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5.10.2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die globale Mitteltemperatur der satellitengestützten Messungen stieg im September überraschend an. Die Abweichung vom 30-jährigen Mittel (1981 bis 2010) betrug 0,57 Grad Celsius. Der Rückgang der Temperaturen auf der Erdoberfläche seit einigen Monaten scheint sich bei den Satellitenmessungen zwischen 0 und 12 km Höhe etwas länger hinzuziehen. Im Pazifik bildet sich eine deutliche La Nina Situation heraus, deren Abkühlung sich im Verlaufe der kommenden  Wintermonate mit hoher Wahrscheinlichkeit verstärken wird. Im nächsten Bild ist sehr gut der dunkelblaue Streifen erkennbar, der sich von der Westküste Südamerikas in Richtung Indonesien erstreckt.
La Nina immer wahrscheinlicher

Quelle : tropicaltidbits.com/analysis/ocean/

Sehr schwacher Solarzyklus kündigt sich an
Die Sonnenfleckenzahl war im September 0. Das Minimum zwischen dem 24. und 25. Sonnenzyklus zieht sich in die Länge. Die Daten der vergangenen Zyklen zeigen, je länger ein Minimum andauert, um so schwächer wird der folgende Sonnenzyklus.


Quelle : spaceweatherarchive.com/2020/09/17/solar-cycle-25-has-begun/

NASA und NOAA prognostizieren daher einen ebenso schwachen Sonnenzyklus wie der vergangene, so dass beide zu den schwächsten seit dem Dalton Minimum von 1790- 1830 gehören werden.

Unerwünschte Wahrheiten

Unser Buch „Unerwünschte Wahrheiten“ war nach 10 Tagen vergriffen. Der Verlag hat die 2. Auflage gedruckt und ausgeliefert. Trotzdem sind wir in eine Schweigespirale der Medien geraten. Arnold Vaatz hat in seiner denkwürdigen Rede anlässlich des 30. Jahrestags der Deutschen Einheit am 3.10.2020 im Sächsischen Landtag einen Hinweis gegeben, wie mächtig und wie abträglich diese Schweigespirale für einen offenen Diskurs  einer Gesellschaft ist. (hier: Rede zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2020 im Sächsischen Landtag )

„Mehrheitsmeinungen eignen sich, politische Streitfragen zu entscheiden. Die Wissenschaftsgeschichte zeigt hingegen ihre Begrenztheit. Die Wissenschaftsgeschichte liest sich geradezu als die Geschichte der Korrektur kollektiver Irrtümer… Wenn auf diese Art ein öffentlicher Konformitätsdruck erzeugt wird, der die Menschen, die sich ihm nicht beugen, etikettiert und aus der medialen Relevanzzone drängt, sich also statt gegen eine Meinung gegen den Menschen mit dieser Meinung wendet, wird das Land eine Polarisierung erleben, zu deren Heilung Worte nicht mehr zur Verfügung stehen, denn sie wurden ja gelöscht.“

Ich möchte daher an dieser Stelle die Schlussätze unseres Buches zitieren:

„Katastrophen-Warnungen gab es schon viele. Die Warnung vor der kleinen Eiszeit in den 70- er Jahren, die Warnungen des Club of Rome , dass uns 2000 die Rohstoffe ausgehen, das Ende des deutschen Waldes um 2000. Oft kam es auch ganz anders, als man dachte. Das naheliegendste Szenarium aber wäre zurzeit: die Welt stellt sich bis 2100 langsam um und Deutschland stürzt in zehn Jahren ab, wenn die Infantilisierung der Politik auf dem Niveau von Fridays for future weiter um sich greift.

Es ist nicht zu erwarten, dass neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu einer Änderung der Politik führen. Zuviel Wohlstandsverluste wurden und werden von den Menschen mit einer Politik der Angst vor der Klimakatastrophe abverlangt, zu viele 100%ige Wahrheiten wurden verkündet, als dass man offen sein könnte für Kurskorrekturen.  Und wenn es denn so sein sollte, dass die Notstandssituationen nicht gerechtfertigt waren, die Klimaprognosen in sich zusammenbrechen, weil sich ein Teil der Erwärmung als natürliche Entwicklung herausstellt, und CO2 weniger stark erwärmend wirkt als angenommen, hat nicht nur die Klimawissenschaft, sondern die Politik insgesamt ein schwerwiegendes Glaubwürdigkeitsproblem.“

Herzlichst
Ihr
Fritz Vahrenholt

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18.9.2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

ausserhalb meines turnusmässigen Monats-Newsletters möchte ich diesen Kreis über das Erscheinen unseres Buches „Unerwünschte Wahrheiten“ im LangenMüller Verlag informieren. Sebastian Lüning und ich haben acht Jahre nach dem Erscheinen unseres Buches „Die Kalte Sonne“ erneut die Faktenlage in der Klimadebatte in 50 Kapiteln zusammengetragen.

Ist das arktische Meereis in wenigen Jahren weggeschmolzen oder ist es seit einigen Jahren stabil? Nehmen die Starkregenereignisse zu oder sind sie seit 100 Jahren weltweit im Mittel gleichgeblieben? Wie ist es mit Hurrikanen, Dürren? Welche Temperaturentwicklung ist auf Grund des menschlichen Einflusses in diesem Jahrhundert zu erwarten ein, zwei oder viereinhalb Grad? Wie lange verbleibt das CO2 in der Atmosphäre? Gibt es auch natürliche Veränderungen unseres Klimas, die wir noch nicht hinreichend verstehen? Inwieweit trägt das steigende CO2 zur Verbesserung der Nahrungsmittelversorgung in der Welt bei? Welche alternative Technologien gibt es jenseits von Solar- und Windkraftwerken?

Wir gehen den vielen unzulässigen Vereinfachungen, Übertreibungen, Vernachlässigen von Zusammenhängen, verantwortungslosen Zuspitzungen nach, die in Deutschland nicht nur bei der jungen Generation ein Klima der Angst erzeugt haben. Und in  diesem Klima der Angst werden schwerwiegende politische Fehlentscheidungen über die Zukunft des Industriestandortes Deutschland getroffen, die in naher Zukunft Wohlstand, Beschäftigung und soziale Stabilität gefährden.

Wir haben 2300 Quellen ausgewertet, deren Aufnahme in das Buch, das ohnehin schon 348 Seiten aufweist, nicht mehr darstellbar war. Die Zitate sind daher auf eine Web-Seite in einer Literaturliste ausgelagert worden, mit Hilfe derer die Originalquellen leichter geöffnet werden können. Diese Web-Seite  www.unerwuenschte-wahrheiten.de/ zeigt dem Leser neben dem Inhaltsverzeichnis sämtliche verwandten Quellen.

Obwohl das Buch in den mainstream – Medien bislang an keiner Stelle erwähnt oder besprochen worden ist, ist es innerhalb weniger Tage in den Rang der besten verkauften Bücher bei Amazon aufgestiegen. Als Anregung, sich mit dem Buch zu beschäftigen, möge ein Interview dienen, dass Burkhard Müller-Ullrich mit mir vor zwei Tagen geführt hat. Der podcast ist hier zu hören www.achgut.com/artikel/indubio_folge_zwei_prozent_weltrettung

Viel Spass beim Zuhören.
Ihr
Fritz Vahrenholt

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5.9.2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die globale Mitteltemperatur der satellitengestützten Messungen blieb im August im Vergleich zum Juli nahezu unverändert. Die Abweichung vom 30-jährigen Mittel (1981 bis 2010) betrug 0,43 Grad Celsius.

Die Temperaturmessungen an Land und im Meer gehen weiter zurück, wie die Grafik der GFS-Analyse zeigt, insbesondere auf der Südhalbkugel (blau).

Die Forschungsinstitute sehen mit hoher Wahrscheinlichkeit eine kalte La Nina im Pazifik  im kommenden Winter voraus. Daher ist mit einem weiteren Rückgang der globalen Temperaturen bis ins kommende Frühjahr zu rechnen. Die folgende Grafik zeigt den sich anbahnenden Abkühlungseffekt im Pazifik.

Wälder statt Windkraft

Am 3. September haben Kritiker der Energiewende von Vernunftkraft und Energievernunft-Mitteldeutschland ein Konzept zur weltweiten CO2-Reduzierung in Berlin vorgestellt. Sie kritisierten den von der Bundesregierung durch die Novelle des EEG geplanten Zubau von weiteren 10-15 000 Windkraftanlagen in den nächsten 10 Jahren. „Durch ihre jetzige Klima-und Energiepolitik richtet die Bundesregierung einen ökologisch und ökonomisch beispiellosen Schaden an. Mit den weltweit höchsten Stromkosten, absehbaren Lücken in der Stromversorgung und immer höheren CO2-Abgaben belaste die Regierung die Bürger immer stärker und vernichte zahllose Arbeitsplätze, indem sie wesentliche Teile der Industrie ins Ausland vertreibe. Zugleich werde mit der geplanten Vervielfachung der Windkraftanlagen die Zerstörung von Natur und Landschaft hemmungslos vorangetrieben“.(Die Präsentation ist hier abrufbar).

In den letzten Jahren wurden 20 % der Windkraftanlagen in Deutschland in Wäldern( bislang 2000 Anlagen) gebaut.  Durch die politische Vorgabe des verstärkten Windkraftanlagenausbaus in den Ländern Bayern, Baden -Württemberg, Rheinland Pfalz und Hessen verstärkt sich der Trend der ökologischen Zerstörung unserer Wälder, denn Windenergie rechnet sich in diesen windarmen Ländern nur auf den Höhenzügen der waldreichen Mittelgebirge.Entsprechend groß ist die Zerschneidung durch befestigte, breite Straßen zu den Anlagen.

Ein Hektar Wald speichert 10 Tonnen CO2 pro Jahr. Wissenschaftler der ETH Zürich haben ermittelt, dass weltweit ein Aufforstungspotential  von 900 Millionen Hektar vorhanden ist.(siehe Abbildung, Quelle : Crowther Lab/ETH Zürich)
Präsident Trump hatte den Vorschlag im Januar 2020 in Davos aufgegriffen. Seine Zielvorgabe, 1 Billion Bäume zu pflanzen, wurde von deutschen Medien lächerlich gemacht. Aber : 1 Billion Bäume würden den weltweiten Zuwachs an CO2 in der Luft halbieren.

Ein Anteil von 75 Millionen Hektar der weltweit 900 Millionen Hektar reicht, um das CO2 aus Deutschland aufzunehmen. Das ist aber gar nicht erforderlich, da ohnehin die Hälfte des CO2 heute schon von Pflanzen und Ozeanen aufgenommen wird. Das Entscheidende ist die Kostenrechnung: Ein Baum speichert 500 kg in seiner Lebenszeit. Geht man von durchschnittlichen Pflanzkosten eines Baumes von 5 € aus, so kann man mit 10 €  1 Tonne CO2 binden. Die Kosten zur Vermeidung von CO2 sind also 10 €/t CO2.

Die heutigen Zertifikatspreise für CO2 aus Industrieanlagen liegen bei 25 €/t. Das Gesetz über den „nationalen Zertifikatehandel für Brennstoffemissionen“ verlangt 25 €/t CO2 ab 1.1.2021 von jedem Bürger und jedem Gewerbebetrieb bei der Benutzung von Kraftstoffen, aber auch bei Öl und Gas für Heizungen. Ab 2022 wird die Abgabe 30 € betragen und dann jährlich bis 2025 auf 55 € ansteigen. Ab 2026 soll sie dann zwischen 55 und 65 €/t CO2 liegen. Kaum jemand kann sich so kurzfristig dieser zusätzlichen Abgabe entziehen. Es ist eine Strafsteuer. So kommen jährlich  schon in 2021 10 Milliarden € zusammen“. Mit einem Betrag in dieser Höhe wird dann aus dem Bundeshaushalt ein Teil der aus dem Ruder gelaufen EEG-Umlage für Windkraft-und Solaranlagen finanziert. CO2-Minderungseffekt dieser Umfinanzierung : Null. Aber das Geld würde reichen, um sämtliche Emissionen Deutschlands durch Aufforstung aufzufangen. CO2-Minderungseffekt : 100 %.

Das Ergebnis dieser Politik wird die Zerstörung der deutschen  Automobilindustrie, der chemischen und Metallindustrie sein, ein eklatanter Wohlstandsverlust wird folgen. „Deutschland betreibt die weltweit dümmste Energiepolitik“ titelte das Wallstreet Journal. Sie wird in einem Desaster enden. Und keiner wird uns nacheifern, weder China, Indien, Russland, USA noch der Rest der Welt, die für 98 % der weltweiten CO2 Emissionen verantwortlich sind.
Mein Zitat auf der Pressekonferenz am 3. September : „Während die CO2-Emissionen in Deutschland zurückgehen, steigen sie weltweit ungebrochen. Wälder statt Windkraft weltweit zu finanzieren, ist eine ökologisch und ökonomisch vernünftige Antwort. Mit Windkraft Wälder in Deutschland zu zerstören, ist dagegen verheerend.“

Herzlichst
Ihr
Fritz Vahrenholt

PS: Am 17.9. erscheint unser neues Buch „Unerwünschte Wahrheiten-was Sie über den Klimawandel wissen sollten“ im Langen Müller Verlag.

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8.8.2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die globale Mitteltemperatur der satellitengestützten Messungen blieb im Juli im Vergleich zum Juni nahezu unverändert. Die Abweichung vom 30-jährigen Mittel (1981 bis 2010) betrug 0,44 Grad Celsius. Die Temperaturmessungen an Land und im Meer gehen allerdings seit Mai zurück, wie in dem folgendem Bild sehr anschaulich zu sehen ist. Zu Beginn des Jahres sieht man noch die Auswirkungen des letzten El Ninos aber seit Mai einen stetigen Abschwung, der sich in den letzten Juli-Tagen in der Südhemisphäre sogar in negativen Temperaturabweichungen vom langjährigen Mittel niederschlägt (blaue Kurve). Aber auch die Temperaturen der Nordhemisphäre (rote Kurve) sinken.

Abweichungen der globalen Mitteltemperaturen (schwarze Linie) vom WMO-Klimamittel 1981-2010 (Quelle: Karsten Haustein). Die Temperaturen der Nordhemisphäre und der Südhemisphäre sinken seit Mai 2020.

Die GFS-Daten des amerikanischen NCEP (National Centre of environmental prediction) sind nicht unmittelbar mit den Satellitendaten vergleichbar. Die Satellitendaten zeigen die Temperaturentwicklung um etwa 2-3 Monate zeitversetzt. Daher wird sich der Temperaturrückgang seit Mai in den Satellitendaten erst in den nächsten Monaten auswirken.
Den globalen Temperaturrückgang, der sich seit 2016 nun wieder fortsetzt, sollten wir in Erinnerung behalten, wenn in den nächsten Tagen manche Presseorgane wieder mit Schlagzeilen wie Hitzesommer oder Temperaturrekorden den Menschen in Deutschland Angst einjagen. Es ist ein schöner Sommer in Deutschland mit einem eher zu kühlen Juni und Juli – und trotzdem sinken die Temperaturen global.

Rückblicke ins Temperaturarchiv

Für den UN-Weltklimarat IPCC ist die Sache klar: der Mensch und die  von ihm ausgestossenen Klimagase bewirken 100 % der Erwärmung der letzten 150 Jahre. (IPCC, 1,5 Grad Bericht, 2018). Natürliche Schwankungen des Klimas haben keinen Platz mehr in der Ursachenforschung. Immer wieder zeigen aber Untersuchungen eine fast periodische Abwechslung von Warm -und Kaltzeiten im  Abstand von etwa 500  Jahren So folgte auf die römische Wärmeperiode (250 v. Chr. – 400 n.Chr.) die Völkerwanderungszeit (400-800 n.Chr.), die Mittelalterliche Wärmeperiode bis 1300, die Kleine Eiszeit bis 1850.

Erst jetzt sind wir aufmerksam geworden auf eine umfassende Temperaturanalyse eines Eisbohrkerns mitten in Europa, vom Colle Gnifetti an der schweiz-italienischen Grenze. Pascal Bohleber von der österreichischen Akademie der Wissenschaften in Innsbruck und der Universität Heidelberg hat es mit seinen Mitstreitern aus den USA, Österreich und der Schweiz geschafft,  die Daten des Eisbohrkerns bis auf ein Jahr genau aufzulösen. An der blauen Kurve in der Abbildung (die roten und schwarzen Kurven sind Vergleichskurven) sieht man das vergleichbar hohe Temperaturniveau der Mittelalterlichen Warmzeit und die darauffolgende Abkühlung der Kleinen Eiszeit. Interessant sind aber die außergewöhnlich schnellen Erwärmungen und Abkühlungen. So zeigt die Erwärmung zwischen 850 und 900 einen Anstieg um mehr als 1,5 Grad Celsius, ebenso wie die Abkühlung  um das Jahr 1200 die Temperaturen in wenigen Jahrzehnten um etwa 1,5 Grad abstürzen lässt. Der Anstieg der Temperaturen von 1850 bis heute ist nichts Aussergewöhnliches – es gibt stärkere Anstiege im Verlauf der letzten tausend Jahre. Und diese Temperaturanstiege und Abkühlungen hatten allein natürliche Ursachen. Warum sollten die natürlichen Klimaantriebe ab 1850 für immer und ewig ihre Wirkungen eingestellt haben?

Die Temperaturanaomalien im Vergleich zum Durchschnitt von 1860 -2006 in blau. Die direkten Temperaturmessungen seit 1850 sind schwarz. Eine  Temperaturrekonstruktion von Jürg Luterbacher zum Vergleich ist in rot unterlegt. Entnommen aus P.Bohleber et.al., Climate of the Past

Klimamodellierer, die Aussagen über die Temperaturentwicklung der nächsten hundert Jahre machen, sollten Politik und Medien darauf aufmerksam machen, dass sie immer noch nicht in der Lage sind, die Ursachen für die natürlichen Schwankungen der letzten 1000 Jahre zu benennen. Sämtliche Modelle scheitern daher, wenn sie den Versuch machen, die Vergangenheit abzubilden. Wer die Vergangenheit des Klimas mit seinen großen Schwankungen nicht versteht, sollte vorsichtig sein mit zukunftsgerichteten Aussagen, die als Grundlage von weitreichenden politischen Entscheidungen herangezogen werden. Die Antwort auf die Frage, wie groß ist der Anteil des Menschen und wie groß ist der nicht beeinflussbare natürliche Anteil, ist nicht geklärt. Der Eisbohrkern vom Colle Gnifetti zeigt das in aller Deutlichkeit.

Herzlichst
Ihr
Fritz Vahrenholt

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3.7.2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die globale Mitteltemperatur der satellitengestützten Messungen ging im Juni um etwa 0,1 Grad Celsius zurück. Die Abweichung vom 30-jährigen Mittel (1981 bis 2010) betrug 0,43 Grad Celsius. Die El-Nino Erwärmung, die die globalen Temperaturen seit Ende letzten Jahres beeinflusste, ist nun endgültig vorbei. Das Mittel des Temperaturanstiegs seit 1981 blieb mit 0,14 Grad Celsius pro Jahrzehnt unverändert. Die Sonnenfleckenzahl zeigt mit 5,8, dass das solare Minimum wohl hinter uns liegt.

Was beeinflusst die Erwärmung in den nächsten 15 bis 30 Jahren ?

Wir hatten schon häufiger darauf hingewiesen, dass die natürliche Variabilität des Klimas in den nächsten 15 -30 Jahren auf Grund einer vor uns liegenden negativen atlantischen Oszillation sowie dem zu erwartenden zweiten schwachen solaren Zyklus in Folge, die anthropogene bedingte Erwärmung zurückdrängen wird. Ich hatte am 8. März auf eine Veröffentlichung von Judith Curry hingewiesen, die bis 2050 eine Pause des Temperaturanstiegs als wahrscheinlichsten Fall betrachtete. Nun hat sich ein IPCC-Schwergewicht, Jochem Marotzke vom Max-Planck Institut für Meteorologie in Hamburg, in einer Publikation in den Environmental Research Letters ähnlich geäussert. Gemeinsam mit seinen Kollegen Nicola Maher und Flavio Lehner kommt er zu Ergebnis, dass die Temperaturentwicklung bis 2034 durch natürliche interne Variabiliät bestimmt wird :„Entgegen den Erwartungen könnte in allen Modellen eine fehlende Erwärmung  oder sogar ein sich abkühlender Trend an allen einzelnen Punkten des Globus , sogar unter den grössten Treibhausgasemissionen beobachtet werden.“  („Perhaps counter intuitively, in all models a lack of warming, or even a cooling trend could be observed at all individual points on the globe, even under the largest greenhouse gas emissions.“)

Interessanterweise war das Ergebnis bei Anwendung der unterschiedlichsten Modelle das Gleiche: keine Erwärmung auf Grund der natürlichen abkühlenden Effekte. Selbst bei den Berechnungen bis 2049 finden die Forscher, dass „ein großer Teil der Erde wegen der internen Variabilität sich nicht erwärmen wird“.

„Bloß keine Panik – auch nicht beim Klima“

Mit dieser deutlichen Überschrift hebt sich ein bemerkenswertes Interview von Andreas Frey von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit Jochem Marotzke ab von der Panikmache durch die Professoren Schellnhuber, Rahmstorf oder Extinction Rebellion. Auf die Frage von Frey „Steht Hamburg noch im Jahre 2100 ?“ antwortet Marotzke: „Ja. Der Meerspiegel wird weiter steigen, aber die norddeutschen Küsten haben sich sehr gut vorbereitet. Hamburg wird nicht bedroht sein, das ist völlig klar. Auch Deutschland wird nicht direkt durch den Klimawandel bedroht sein“

Frey: „Viele junge Menschen haben Angst, dass sie keine Zukunft haben, dass der Klimawandel ihre Existenz bedroht. Ist ihre Angst begründet?“ Marotzke: „Nein, da bin ich ganz sicher. Natürlich werden einige klimabedingte Risiken steigen. Ich erwarte, dass Extremwetterereignisse mehr Schäden verursachen und mehr Menschenleben fordern. Aber es ist nicht so, als ob jetzt ganze Landstriche vom Aussterben bedroht wären. Das können wir ausschliessen, das wird nicht passieren.“

Im weiteren Verlauf des Interviews geht Marotzke auf neue Modelle ein, die mit einer Erwärmung von über 5 Grad bis 2100 rechnen. Marotzke: „Die Franzosen haben dazu eine Presseerklärung veröffentlicht . Die Schlagzeile lautete: neues Modell – Erwärmung schlimmer als gedacht. Da haben wir gedacht: Mein  Gott, was macht ihr da ? Weil es sehr unwahrscheinlich ist, dass das wahre Klima so empfindlich ist, wie in diesen neuen Modellen dargestellt“. Er führt dann weiter aus, dass die Klimasensitivität (also die Erwärmung bei Verdoppelung des CO2-Gehalts in der Luft) seiner Auffassung nach zwischen 2,1 und 3,9 Grad liegt.

Frey „Warum veröffentlichen die Franzosen dann höhere Werte: Marotzke: „Ich weiss es nicht“. Frey: „Das klingt nun aber wirklich so, als ob die Klimaforscher ihre eigenen Modelle nicht verstehen“. Marotzke: „Es sind immer Aspekte drin, die wir nicht verstehen. Dafür sind die Modelle zu komplex. Viele widerstreitende Prozesse spielen zusammen… Dafür überlagern sich zu viele Rechenschritte, und manchmal sind wir selber verblüfft darüber, was wir nicht verstehen“.

Man gewinnt den Eindruck, dass da jemand gegen die alarmistische Benutzung von Modellen spricht. Vielleicht ist Jochem Marotzke bewusst, dass vor dem Hintergrund der zu Ende kommenden Erwärmung in den nächsten  30 Jahren die Modellalarmisten (Schellnhuber: „Wir haben nur noch 10 Jahre Zeit„) unangenehme Fragen zu beantworten haben werden. Wenn die Gesellschaft feststellt, dass die Klimamodellierer übertrieben haben, um politisch etwas zu bewegen, werden wir wissen, wer die Politik in die Irre geführt hat.

Herzlichst Ihr

Fritz Vahrenholt

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7.6.2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die globale Mitteltemperatur der satelittengestützen Messungen lag im Mai 2020 überraschend  deutlich höher als im April. Die globalen Temperaturen der Messreihen an Land und Meer gingen dagegen zurück. Der Unterschied erklärt sich durch die Tatsache, dass bei warmen El-Nino Bedingungen die Satelittenmessungen den erdgestützen Messungen etwa 2-3 Monate hinterherhinken. Von November 2019 bis März 2020 war eine mässiger El-Nino festzustellen, der nunmehr durch neutrale Bedingungen im Pazifik abgelöst worden ist. Daher ist damit zu rechnen, dass auch bei den satelittengestützen Messungen, die wir an dieser Stelle benutzen, in 2-3 Monaten ein Rückgang der Temperaturen festzustellen ist. Das Mittel des Temperaturanstiegs seit 1981 blieb mit 0,14 Grad Celsius pro Jahrzehnt unverändert. Die Sonnenfleckenzahl entsprach mit 0,2 den Erwartungen an das solare Minimum.

Die Erde wird grüner

Im August 2019 hatte ich auf diesem Wege über eine bemerkenswerte Veröffentlichung des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg berichtet.„Unsere zentrale Erkenntnis ist”, so die Forscher um Aexander Winkler damals, „dass der Effekt der CO2- Konzentration auf die terrestrische Photosynthese größer als zuvor gedacht ist und daher bedeutende Implikationen für den zukünftigen Kohlenstoffkreislauf hat.“ Der CO2- Dämpfungseffekt durch Pflanzen ist demnach 60 % höher als das Mittel der Klima-Modelle angenommen hatte. „In den letzten beiden Jahrzehnten entstanden im Mittel 310 000 km² zusätzliche Blatt- und Nadelfläche – ungefähr die Größe Polens oder Deutschlands – jedes Jahr,“ so die Forscher. Ich hatte diese wichtige Erkenntnis seinerzeit den Mitgliedern des Deutschen Bundestages mitgeteilt, was dazu führte, dass Stefan Rahmstorf meinte zu urteilen, dass ich „den deutschen Bundestag für dumm verkaufen wollte“. Diese Bewertung wurde von einigen Medien wie der TAZ aufgenommen und führte schliesslich zur Entlassung als Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung.

Neue Bestätigung : die CO2-Aufnahme durch Pflanzen nimmt zu

Im April 2020 veröffentlichte eine Forschergruppe um die australische Wissenschaftlerin  Vanessa Haverd eine Publikation in Global Change Biology, die die Erkenntnisse des Max-Planck-Instituts mehr als bestätigte. Die Forscher beschreiben, dass die Pflanzen seit 1900 30 % mehr CO2 aufgenommen haben. Die bisherigen Schätzungen beliefen sich auf 17%. Die Forscher um Vanessa Haverd kommen in ihrer Berechnung für einen milden Anstieg des CO2 in diesem Jahrhundert ( Szenario 2.6 des IPCC) auf eine Nettoaufnahme der Pflanzen von 528 Milliarden Tonnen CO2 gegenüber den bisher von den Klimamodellen berechneten 238 Milliarden Tonnen CO2 bis zum Jahre 2100. Das ist nach Adam Riese mehr als doppelt soviel. Zum Vergleich : Im Szenario 2.6 werden insgesamt 1000 Milliarden Tonnen CO2 (IPCC, Kap. 6, S 468) in diesem Jahrhundert ausgestossen. Heute nimmt die Pflanzenwelt etwa 30 % des anthropogenen CO2 jährlich auf, die Ozeane weitere 24 %.

Dagegen lautet die Aussage des IPCC in seinem letzten Bericht aus dem Jahre 2013 (S.26 der Summary for Policymakers) diametral anders :“Basierend auf Erdsystem-Modellen gibt es hohe Konfidenz, dass das Feedback zwischen Klimaentwicklung und Kohlenstoffkreislauf im 21. Jahrhundert positiv ist. Als Resultat wird mehr des emittierten anthropogenen CO2 in der Atmosphäre verbleiben.“ Vielleicht sollte ich noch einmal an den Deutschen Bundestag schreiben.

Herzlichst Ihr

Fritz Vahrenholt

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2.5.2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die globale Mitteltemperatur lag im April 2020 erneut deutlich niedriger als im Februar und März  mit 0,38 °C oberhalb der Mittelwerts von 1981 bis 2010. Die durchschnittliche Temperaturerhöhung auf dem Globus von 1981 bis Februar 2020 betrug 0,14 °C pro Jahrzehnt. Die weitere Entwicklung verspricht interessant zu werden, zumal eine Reihe von Forschungsinstituten gegen Ende des Jahres mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einer kühlenden La Nina im Pazifik rechnen. Die Sonnenaktivität des März war mit einer Sonnenfleckenzahl von 1,5 sehr niedrig.  Die Aktivität im April stieg leicht auf 5,4 an. Die ersten Sonnenflecken des neuen Zyklusses zeigen sich.

Was veranlasst die Sonne zu einem 11 jährigen Zyklus ?

Seit der Dessauer Apotheker Heinrich Samuel Schwabe 1843 entdeckte, dass die Sonnenflecken der Sonne in einem 11-jährigen Zyklus zu- und abnehmen, rätselt die Wissenschaft, woran es wohl liege, dass dieser Schwabe-Zyklus 11 Jahre dauert und warum in diesem Rhythmus auch das solare Magnetfeld seine Polarität wechselt : Der Nord- wird zum Südpol und umgekehrt.

Im Juli letzten Jahres, machten Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums in Dresden Rossendorf eine kaum beachtete, aber aufregende Entdeckung. Die Planeten Venus, Erde und Jupiter liegen alle 11,07 Jahre recht genau auf einer Linie. Zu diesem Zeitpunkt wirkt ihre Schwerkraft gemeinsam in eine Richtung auf die Sonne ein.

„Die Übereinstimmung ist erstaunlich genau: Wir sehen eine völlige Parallelität mit den Planeten über 90 Zyklen hinweg“, erklärt Frank Stefani, einer der Autoren der in Solar Physics veröffentlichten Publikation. Ähnlich wie die Anziehungskraft des Mondes die Gezeiten auf der Erde hervorruft, so könnten Planeten das heiße Plasma auf der Sonnenoberfläche verschieben. Doch der Effekt einer simplen Anziehungskraft ist zu schwach, um die Strömung im Sonneninneren signifikant zu stören, weswegen die zeitliche Koinzidenz lange nicht weiter beachtet wurde.

Die Forscher gehen nun davon aus, dass die Schichten des Plasmas einer Taylor-Instabilität unterworfen sind. Die Taylor-Instabilität ist bekannt aus dem Verhalten von unterschiedlich dichten Flüssigkeiten an ihrer Grenzfläche ( Wir kennen die Verwirbelungen, die entstehen, wenn man Milch in eine Tasse Tee eingiesst.)  Die Taylor-Instabilität reagiert dabei selbst auf sehr geringe Kräfte empfindlich. Ein kleiner Energieschub genügt, damit die Polarität des solaren Magnetfeldes alle 11 Jahre hin- und herpendeln. Den notwendigen Impuls hierfür könnte die Gezeitenwirkung der Planeten geben – und so letztendlich auch den Rhythmus vorgeben, in dem das Magnetfeld der Sonne umpolt.

Die Gezeitenkräfte der Planeten könnten neben ihrer Rolle als Taktgeber für den 11-Jahres-Zyklus auch weitere Effekte auf die Sonne haben. Zum Beispiel wäre denkbar, dass sie die Schichtung des Plasmas im Grenzbereich zwischen innerer Strahlungszone und äußerer Konvektionszone der Sonne, der Tachokline, so verändern, dass der magnetische Fluss leichter abgeführt werden kann. Unter diesen Bedingungen könnte sich auch die Stärke der Aktivitätszyklen verändern, so wie einst beim „Maunder Minimum“ die Sonnenaktivität über eine längere Phase deutlich zurückging, schreiben die Forscher auf der Webseite des Helmholtz-Zentrums. Es ist schon ein ungewöhnlicher Gedanke, dass die Aktivität der Sonne durch die Planeten, u.a. durch die Erde selbst, gesteuert werden. Das klingt nach Astrologie – ist aber der Stand der Sonnenforschung.

Einer der ersten Forscher, der eine Beeinflussung der Sonnenaktivität durch die Planeten annahm, war Theodor Landscheidt, der schon im Jahre 1988 in seinem Buch „Sun-Earth-Man“ die sinkende Stärke der Sonnenzyklen 22 und folgende vorhersagte. Er nahm allerdings einen anderen Mechanismus an, wonach die Planeten die Sonne aus dem Schwerpunkt (Barycenter) unseres Sonnensystems zyklisch verschieben. Landscheidt verstarb 2004.

Und auch in unserem Buch „Die kalte Sonne“ hatten wir Prof. Nicola Scafetta zu einem eigenen Kapitel eingeladen, der schon damals die Konjunktion von Saturn und Jupiter als Ursache eines  60- jährigen Zyklus interpretierte. In einer im Februar 2020 in Solar Physics erschienen Publikation, bringt er die längerfristigen Schwingungen (Hallstatt -2400 Jahre ,Eddy – 1000 Jahre ,Suess-de Vries – 210 Jahre)  ebenfalls in Zusammenhang mit Einflüssen der schweren Planeten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Die Langfassung ist hier zugänglich.

Klimawissenschaftlich ist  es von höchster Bedeutung, herauszufinden, ob es  hier einen belastbaren Zusammenhang gibt. Denn der 1000 jährige Eddy-Zyklus hat sich in den römischen, mittelalterlichen und modernen Wärmeperioden niedergeschlagen. Und der etwa 200 Jahre lange  Süss-de Vries Zyklus ist durch das Dalton Minimum um 1810 und ein Maximum um 1915 gekennzeichnet. Spannend  ist dies deswegen, weil der Eddy – Zyklus in diesem Jahrhundert sein Maximum verlässt und der Suess-de Vries – Zyklus sich seinem Minimum nähert. Insgesamt geht einher die Frage, wieviel trägt die Natur und wieviel trägt der Mensch zur Klimaänderung unserer Tage bei. Die Frage nach dem jeweiligen Anteil ist alles andere als beantwortet.

Herzlichst Ihr

Fritz Vahrenholt

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19.4.2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die globale Mitteltemperatur lag im März 2020 deutlich niedriger als im Januar mit 0,48 °C oberhalb des Mittelwerts von 1981 bis 2010. Die durchschnittliche Temperaturerhöhung auf dem Globus von 1981 bis Februar 2020 bleibt nach wie vor bei  0,13 °C pro Jahrzehnt. Die Sonnenaktivität des Februars war mit einer Sonnenfleckenzahl von 1,5 sehr niedrig.

Unerwünschte Wahrheiten

Ich bitte um Verständnis, dass ich in diesem März-Bericht nicht auf aktuelle Ergebnisse aus der klimawissenschaftlichen Forschung eingehe. Sebastian Lüning und ich haben in den letzten Monaten sehr intensiv an der Erstellung eines neues Buches gearbeitet. Wir haben das Manuskript an diesem Wochenende an den Verlag Langen-Müller abgegeben. Das Buch wird dort Ende September mit dem Titel „Unerwünschte Wahrheiten“ erscheinen.

Wir haben in dem Buch die wichtigsten 50 Fragen und Sachverhalte zur Klimadebatte zusammengestellt, damit sich jeder das Wissen aneignen kann, das es ihm ermöglicht, sich an der für die weitere gesellschaftliche Entwicklung so entscheidenden politischen Debatte über Tempo, Art und Ausmaß von Klimaschutzmaßnahmen konstruktiv, faktenorientiert und selbstbewusst zu beteiligen. Wir haben hierzu 2300 wissenschaftliche Publikationen verarbeitet.

Warum „Unerwünschte Wahrheiten“? Die Bundeskanzlerin hat in Davos gefordert, dass Mainstream-Wissenschaftler und ihre Kritiker miteinander diskutieren sollen. Dieser Diskurs findet aber nicht statt. Diejenigen werden ausgegegrenzt, die in der Klimapolitik die tagtäglichen unzulässigen Vereinfachungen, Übertreibungen, Vernachlässigen von Zusammenhängen, verantwortungslose Zuspitzungen kritisieren. Sie werden als angebliche Klimaleugner gebrandmarkt und isoliert. Eine Politik, die ihre Kritiker nicht anhört, begeht einen schwerwiegenden Fehler. Eine Gesellschaft, in der die Mehrheit der Menschen der Auffassung ist, man kann nicht mehr sagen, was man denkt, verspielt den Pluralismus und ihre zukunftsfähige Offenheit. Und deswegen hoffen wir auf viele Leser des Buches und eine breite Debatte.

Herzlichst Ihr

Fritz Vahrenholt

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8.3.2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die globale Mitteltemperatur lag im Februar 2020 deutlich höher als im Januar mit 0,76 °C oberhalb des Mittelwerts von 1981 bis 2010.  Die Erwärmung fand überwiegend auf der Nordhemisphäre statt, und zwar insbesondere in Europa und Russland. Demgegenüber konzentrierte sich die Kälte auf die Arktis. Die bislang vorliegenden Märztemperaturen zeigen sowohl in der Nord- als auch in der Südhemisphäre einen Rückgang. Die durchschnittliche Temperaturerhöhung auf dem Globus von 1981 bis Februar 2020, bleibt nach wie vor bei  0,13 °C pro Jahrzehnt. Die Sonnenaktivität des Februars lag mit einer Sonnenfleckenzahl von 0,4 sehr niedrig.

Wie wird sich das Klima von 2020 bis 2050 entwickeln ?

Obwohl sich die Diskussion über die Klimaprognosen des IPCC im wesentlichen über die Temperaturentwicklung bis 2100 erstreckt, ist die Beschäftigung der Entwicklung der nächsten 30 Jahre von viel größerer Bedeutung. In dieser Zeit werden die politischen Ziele der CO2 Minderung gesetzt. Die Strukturentscheidungen und finanziellen Rahmenbedingungen darüber , wie wir uns mit Energie versorgen wollen, fallen in diesem Zeitraum. Überraschungen hinsichtlich der Temperaturentwicklung werden die politischen Entscheidungen stark beeinflussen. Judith Curry , ehemals Professorin für Geo- und Atmosphärenwissenschaften am Georgia Institute of Technology, hat sich mit der vor uns liegenden Temperaturentwicklung  von 2020 bis 2050 beschäftigt.

Sie legte für ihre Betrachtung das IPCC-Szenario RCP 4.5 zugrunde, das einem Entwicklungspfad entspricht, der die Erfüllung des Pariser Abkommens zur Grundlage hat. Danach steigen die CO2-Emissionen bis 2050  immer weniger an, um nach 2050 bis 2100 auf die Hälfte der heutigen Emsisonen abzufallen. Die Temperaturantwort berechnet Curry dem 5. Sachstandsbericht des IPCC zufolge mit einer Bandbreite von 0,52 bis 0,7 Grad bis 2050. Da dieser Wert durch wenig überzeugende Modelle berechnet wurde, stellt Curry diesem IPCC- Wert den von ihr und Lewis ermittelten Wert einer Temperatursteigerung von 0,35 °C gegenüber.

Nun muss man feststellen, dass dies die zu erwartenden Werte sind, wenn der Sonneneinfluss nahezu Null ist, keine Vulkane stattfinden und die AMO ebenfalls einen Einfluss von Null hat. Tatsächlich berechnet das IPCC den Sonneneinfluss bis 2100  auf der Basis des 23. Solarzyklus, der immerhin der drittstärkste Solarzyklus seit 1850  war. Der jetzige 24. Zyklus ist der schwächste seit 1850. Und wir können davon ausgehen, dass der 25. ebenso schwach sein wird. Das IPCC tut in seinen Modellberechnungen so, als ob die Solarzyklen so stark bleiben werden  wie der 23. Selbst Rahmstorf und Feulner hatten in einer Publikation aus dem Jahre 2010 einen Effekt von -0,1 bis -0,26 °C im Falle einer solaren Abschwächung eingeräumt. Dabei sind nicht einmal stärkere Effekte aus der Veränderung des Magnetfeldes und einer Wolkenveränderung (Svensmark-Effekt) berücksichtigt. So nimmt also Curry konservativ für die solaren Effekte -0,1 bis – 0,26°C an.

Hinsichtlich der vulkanischen Eruptionen und der damit verbundenen Abkühlung sehen die Modelle ebenso keinen Effekt im Verlaufe des 21. Jahrhunderts vor. Aber es gibt eine statistische Erwartung von Vulkaneruptionen bis 2050, indem man einfach die Statistik des letzten Jahrhunderts zugrundelegt. Curry nimmt daher einen Effekt von -0,12°C Temperaturrückgang für diesen Effekt an. Den größten Effekt hat die Nichtberücksichtigung der atlantischen multidekadischen Oszillation, die wir hier schon seit Jahren beschreiben.

Der AMO-Index zeigt, dass der Absturz der atlantischen Temperaturen mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren zu erwarten ist. Seit dem letzten Phasenwechsel von 1995 sind 25 Jahre vergangen. Curry berücksichtigt daher in ihrem semi-empirischen Ansatz eine Abkühlung von -0,2 bis -0,3 °C bis 2050. Natürlich wird in der 2. Hälfte dieses Jahrhunderts die AMO wieder in die positive Phase zurückschwingen, aber bis 2050 muss dieser Effekt als Abkühlung berücksichtigt werden. Curry kommt insgesamt zu folgendem Ergebnis:

Wenn alle Abkühlungseffekte nicht eintreten und die stärkste CO2 -Wirkung zugrundegelegt wird, erwärmt sich der Globus um 0,7 °C bis 2050. Im mittleren moderaten Fall, kommt es zu kaum einer Erwärmung. Sollten die von Curry und Lewis ermittelte CO2-Wirkung von 0,35 °C mit allen kühlenden Effekten zusammenkommen, kommt Curry zu einer Abkühlung von -0,5 °C.

Was das Ausbleiben einer Erwärmung – um beim mittleren Fall zu bleiben – für politische Konsequenzen hat, kann man sich leicht ausmalen. Diese Unwägbarkeiten ist den meisten Klimaforschern bewusst. Aber keiner von Ihnen wagt es ihren Zauberlehrlingen von Fridays for future zu widersprechen und sie daraufhinzuweisen : es könnte auch sein, dass in den nächsten 30 Jahren gar nichts passiert. Schliesslich leben die Alarmisten in Verbänden und Politik davon, dass schon in den nächsten 12 Jahren das Ende der Menschheit droht, wenn nicht sofort gehandelt wird. Das könnte spannend werden, wenn trotz steigender CO2 Emissionen – und dafür sorgen schon allein Indien und China – die Erwärmung bis 2050 ausbleibt.

Herzlichst Ihr

Fritz Vahrenholt

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15.2.2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die globale Mitteltemperatur lag im Januar 2020 wie im Dezember 2019 um 0,56 °C oberhalb des Mittelwerts von 1981 bis 2010. Die durchschnittliche Temperaturerhöhung auf dem Globus in diesem Zeitraum war 0,13 °C pro Jahrzehnt. Die Sonnenaktivität des Januars lag mit einer Sonnenfleckenzahl von 6,4 deutlich höher als im Dezember.

Überraschung aus der Arktis

Vor wenigen Tagen veröffentliche eine internationale Forschergruppe aus den USA,Kanada und der Schweiz um Lorenzo Polvani von der Columbia University (New York) eine aufsehenerregende Untersuchung in Nature climate change, die einen großen Teil der Erwärmung des 20. Jahrhunderts den FCKW zuweist.(„Substantial twentieth-century Arctic warming caused by ozone-depleting substances„). Die Forscher berechnen unter Zuhilfenahme von 10 Klimamodellen die globale wie auch die arktische Temperaturentwicklung, einmal mit FCKW in der Atmosphäre und einmal ohne.

Die globalen Temperaturen erhöhen sich danach von 1955 bis 2005 mit FCKW um 0,59 °C und ohne FCKW um 0,39 °C. Ein Drittel  der Erwärmung ist also nicht vom CO2, sondern von den FCKW verursacht worden. Rechnet man die für das CO2 verbliebene Erwärmung auf die fünf Jahrzehnte um, so bleibt eine durchschnittliche Erwärmung von 0,08 °C pro Jahrzehnt übrig. Nicht gerade viel.

FCKW haben einen 19000-23000 mal stärkeren Erwärmungsantrieb als CO2. In der Arktis wirkten sich die FCKW in den Modellrechnungen noch deutlicher aus. Dort ist ja bekanntermaßen die Erwärmung von 1955 bis 2005  stärker als im globalen Maßstab ausgefallen, in den Modellen um 1,59 °C. Ohne FCKW, so Polvani, hätte der Anstieg nur 0,82°C, also nur die Hälfte betragen. Gleiches gilt für das Meereis. Die Hälfte des Rückgangs der Fläche des arktischen Meereises im September ( der jeweils geringsten Ausdehnung des arktischen Meereises) ist demnach auf FCKW zurückzuführen. Anders herum : nur maximal die Hälfte der Erwärmung und des Rückgangs des Meereises kann dem CO2 zugeordnet werden. Die Autoren kommen zum Schluss, dass durch den Rückgang der FCKW in der Luft auf Grund des Verbots der Substanzen die Erwärmung und der Rückgang des Eises zukünftig substanziell entschärft werden.

Interessant ist, dass diese klaren Schlussfolgerungen Wissenschaftler des mainstreams auf den Plan riefen. Piers Forster von der University of Leeds und John Fyfe von der kanadischen Universität Victoria forderten die Autoren auf, den Satz in der Schlussfolgerung von  „FCKW  produzieren 1/3 der globalen Erwärmung und die Hälfte der arktischen Klimaveränderung“ zu ändern in „FCKW ist ein wichtiger Beitrag im globalen Klimasystem, insbesondere in der Arktis.“ Die Zahlen bleiben bestehen, aber die Deutung wird vernebelt, weil es zu viel Aufsehen erregen würde. So funktioniert heute das Framing von Klimawissenschaft.

Die AMO und das Meereis

Aber nicht nur anthropogene Einflüsse haben dem Meereis in der  Arktis in den letzten 30 Jahren zugesetzt.

Die Ausdehnung des arktischen Eises liegt im September in den 80er Jahren  noch konstant zwischen 7 und 8 Millionen km², fällt in den 90er Jahren leicht ab, dann folgt ein starker Rückgang bis 2012 und ab 2012 scheint die Eisausdehnung einen Boden gefunden zu haben (Quelle: Dänisches Meteorologisches Institut). Betrachtet man den Verlauf der atlantischen Oszillation AMO, deren Temperaturschwankungen sich besonders im Nordatlantik auswirken, so sieht man eine auffällige Parallelität zur Entwicklung des arktischen Meereises. Die AMO befand sich von 1965 bis 1995 in einer kalten Phase und hat in der jetzigen Dekade ihr Maximum erreicht. Wenn wir mit dieser Annahme richtig liegen, wird sich die Situation des arktischen Meereises in den nächsten Jahren deutlich stabilisieren und verbessern. Eine gute Nachricht, – für Alarmisten ein Kipppunkt in die falsche Richtung.

Die Atlantische Multidekadische Oszillation (AMO) hat sich von 1980 bis 2010 von -0,3 Grad C auf +0,2 Grad C erwärmt. Da nun die FCKW durch deren Rückgang immer weniger zur Erwärmung beitragen, bleibt nicht viel übrig für das CO2, um dem arktischen Meereis zuzusetzen. Spannende Zeiten.

Herzlichst Ihr

Fritz Vahrenholt

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21.1.2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die globale Mitteltemperatur lag im Dezember um 0,56 °C oberhalb der Mittelwerts von 1981 bis 2010. Die durchschnittliche Temperaturerhöhung auf dem Globus in diesem Zeitraum war 0,13 C pro Jahrzehnt. Die Sonnenaktivität des Dezembers lag mit einer Sonnenfleckenzahl von 1,6 leicht höher als im November. Vergleichbar geringe Sonnenaktivitäten hatten wir vor 200 Jahren mit dem Dalton-Minimum.

Fortschritte der Klimawissenschaft

Wie wir in der obigen Grafik sehen, ist die Temperatur in den letzten zwanzig Jahren um etwa 0,5 Grad angestiegen. Das wird häufig in Politik und Medien als Hinweis auf eine kritische Entwicklung angesehen. Da hilft es, wenn man die Veränderung der Energiebilanz der Erde in den letzten 20 Jahren näher untersucht. Das  haben Steven Dewitte vom Königlich Belgischen Meteorologischen Institut und Co-Autoren kürzlich gemacht. Es lohnt sich die Arbeit anzuschauen. Sie werteten die Messungen der auf die Erde einfallenden Strahlung der Sonne und die der ausgehenden Strahlung aus.

Die Arbeit basiert auf den Daten der Satelittenmission CERES (Cloud’s and the Earth’s Radiant Energy System) der NASA. Die Satelitten messen die Strahlung von der Sonne ( in der Abbildung lila) und die gesamte ausgehende  Strahlung TOR (total outgoing radiation in grün), die sich zusammensetzt aus der von der Erde ausgehenden langwelligen, durch die Treibhausgase abgeschwächten Strahlung  und der von Wolken und Aerosolen reflektierten Strahlung.

Interessanterweise sieht man einen leichten Rückgang der solaren Strahlung von 2000 bis heute von etwa 0,25 W/m², die der zurückgehenden Sonnenaktivität in den letzten beiden Sonnenzyklen geschuldet ist. Die Differenz der Komponenten der ausgehenden Strahlung bleiben über den Zeitraum mit Schwankungen konstant.

Subtrahiert man die beiden Kurven, ergibt sich die Energiebilanz der Erde EEI (im nächsten Diagramm lila). Sie  ist die Summe der eingehenden Strahlung und der ausgehenden Strahlung an der Grenze der Atmosphäre (Top of the atmosphere TOA).

Und diese Energiebilanz EEI (in lila)  nimmt  leicht ab (Mittelwert grün). Die Energiebilanz ist eine bedeutende Größe: Überschreitet die ausgehende Strahlung die eingehende, so kühlt das System ab, im anderen Fall erwärmt es sich. In Zeiten von Erwärmung der Erde und stark steigenden Treibhausgasen sollte man also eine steigende positive Bilanz erwarten: Es kommt immer mehr Leistung pro m² an, als die Erde abstrahlt. Die Satelittenmessungen zeigen überraschenderweise , dass sich die Erde zwar erwärmt, aber die Erwärmung in den letzten 20 Jahren leicht abnimmt. Das bringen auch die Autoren zum Ausdruck :“„At first sight it seems surprising that the EEI is decreasing during a period of continued greenhouse gas emission”.

Frank Bosse ging einen Schritt weiter. Wenn das Energiebudget der Erde nicht weiter zunimmt (eher sogar leicht abnimmt), dann bildete die beobachtete Temperaturerhöhung durch die Klimaantriebe in den entsprechenden Jahren den Gleichgewichtszustand ab, es würde  die Klimasensitivität ECS, also die „Equilibrium Climate Sensitivity“, sichtbar werden.

Mit einer geeigneten Technik ermittelte er die ECS aus den vorliegenden EEI-Daten, den Temperaturdaten und den CO2-Daten der letzten 20 Jahre und kam zum Ergebnis : die ECS ist 1,7 °Celsius. Das bedeutet, bei einer Verdopplung des CO2- Gehaltes erwärmt sich das Klimasystem nur um 1,7°C bis zum Gleichgewicht. Man muss einschränkend darauf hinweisen, dass der zur Verfügung stehende  Zeitraum von 1998 bis 2018  kurz ist, denn bei Klimaberechnungen legt man Wert auf eine mindestens 30-jährige Zeitspanne.

Den fast genau gleichen Wert (1,66 °C) hatten Nic Lewis und Judy Curry schon aus Langzeituntersuchungen der Temperaturen und Antriebe unter Berücksichtigung der Wärmeinhaltsänderung der Ozeane (OHC für „Ocean Heat Content“) gefunden. Auch Roy Spencer konnte die ECS auf einem unabhängigem Weg bestimmen: 1,7°C !

Es gibt „multiple lines of evidence“ der Beobachtungen, dass der Wert für die ECS in diesem Bereich liegt und nicht bei 3,2°C, wie es der 5. Sachstandbericht des IPCC 2013 (AR5) aus den entsprechenden Modellen (CMIP5) ableitete, oder gar bei 4°C, wie es die „verbesserten“ Modelle CMIP6 für den nächsten Sachstandsbericht vermuten lassen.

Was bedeutet das für unser Handeln ?

Eine Klimasensitivität des CO2 von 1,7 bedeutet, dass sich bei einer Verdoppelung des CO2 -Gehalts der Atmosphäre – von 280 ppm im Jahre 1860 auf 560 ppm in 2100 – lediglich eine Erwärmung von 1,7 Grad einstellt. Damit landet man im Korridor des Pariser Abkommens zwischen 1,5 und 2,0 Grad in diesem Jahrhundert. 560 ppm erreicht man nämlich, wenn zu den heutigen 410 ppm noch 150 ppm hinzukommen. Bei einer jährlichen Zunahme um die heute erreichten 2 ppm landen wir also in 75 Jahren, also 2095, bei 560 ppm. Wir sollten daher alle Anstrengungen unternehmen, dass es zu keinem größeren Zuwachs kommt und nach 2095 nichts mehr hinzukommt.

Im Augenblick steigen allerdings die Zuwächse weltweit, insbesondere in China. Chinas CO2 -Emissionen steigen weiter, in 2018 und 2019 um 2,3 bzw. 4 %. Es sind 245 GW Kohlekraftwerke bis 2030 geplant ( so die Erklärung Chinas zum Pariser Abkommen) und 102 GW Kohlekraftwerke weltweit werden durch China finanziert ( das allein ist zweimal so groß wie der deutsche Kohlekraftwerkspark).

Der Schlüssel zur Einhaltung von 560 ppm und damit des Pariser Ziels liegt nicht in Deutschland. 2035 wird der Peak in China erreicht sein und man wird dann in China mehr als dreimal die deutschen Gesamtemissionen von heute hinzuaddiert haben und selbst pro Kopf deutlich vor Deutschland liegen. Das interessiert die Machthaber dort aber nicht die Bohne. Die schauen sich den deutschen industriepolitischen Harakiri -Kurs mit Interesse an. Etwa, dass nun die Grünen die Nichtinbetriebnahme des letzten, aber modernsten Kohlekraftwerks in der Welt, Datteln, fordern.“Die Inbetriebnahme eines neuen Kohlekraftwerks und das weitere Abbaggern von Dörfern lässt sich weder national noch international erklären», sagte Bundestags-Fraktionschef Anton Hofreiter der Deutschen Presse-Agentur.

Vielleicht lässt sich das national nicht mehr erklären, international schon.

Es grüßt Sie
herzlich
Ihr Fritz Vahrenholt

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Rundbriefe anderer Jahre: Übersicht am Seitenende hier.

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