Fritz Vahrenholts monatliche Klimakolumne: August-Dezember 2019

Hier schreibt Fritz Vahrenholt seine monatliche Kolumne. In allgemeinverständlicher Form berichtet er über neue Entwicklungen aus den Klimawissenschaften – und natürlich von unserer lieben Sonne.

Die Sonne im November 2019 und in eigener Sache

28.12.2019

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die Sonnenaktivität des Novembers ist mit einer Sonnenfleckenzahl von 0,5 sehr niedrig geblieben.Wir bewegen uns auf das längste Minimum mit ausgesprochen geringer Aktivität seit dem Dalton-Minimum zu. Das ist 200 Jahre her. Wir werden erst in den nächsten Jahren zeitversetzt erfahren, wie sich dieser starke Rückgang auf unser Klima auswirken wird.

In eigener Sache

Viele von Ihnen haben mich  angeschrieben wegen meiner Abberufung als Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung durch dessen Präsidium („aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen über die Positionierung der Stiftung in der aktuellen klimapolitischen Diskussion“). Die Welt berichtete (Kollateralschaden eines Rauswurfs) „Er  (Vahrenholt) hatte offenkundig durch seine Kritik an der Klimapolitik der Bundesregierung im Präsidium der gemeinnützigen Organisation die Angst ausgelöst, die Stiftung könnte als klimaskeptisch eingestuft zu werden. Dabei geht es unter anderem um einen Brief, den Vahrenholt an alle Bundestagsabgeordneten geschrieben hatte.

In diesem Schreiben bezweifelt der 70-Jährige zwar nicht den menschlichen Einfluss auf die Klimaerwärmung. Aber der Honorarprofessor argumentierte, dass „eine Zielzahl Netto-Null für die CO2-Emission global überhaupt nicht erforderlich ist“. Nach seinen Modellen müsse lediglich erreicht werden, dass die weltweiten Emissionen nach 2030 nicht weiter ansteigen. Das stelle die Industriestaaten „nicht frei von Emissionsminderungen“, mindere aber die Gefahren einer radikaleren Klimaschutzpolitik für Wirtschaft und Arbeitsplätze.“

Die BIld-Zeitung berichtete mit der Schlagzeile: Chef wegen Klimathesen gefeuert. Unterstützer und Partner der Stiftung brachten ihre Bestürzung zum Ausdruck. Der Großspender Prof. Rainer Elsässer schrieb von „Politbüromethoden“ , Tichys Einblick schrieb :“Windkraftlobby kippt letzten kritischen Naturschutzverband“, das politische blog-Portal Achgut titelte: Rauswurf für den Klima-Abweichler.

In der Tat wird der Meinungskorridor in Deutschland immer enger. Matthias Iken, stellvertretender Chefredakteur des Hamburger Abendblattes, dessen Interview im Hamburger Abendblatt eine Ursache des Rauswurfs war, schrieb: „Kurz vor Weihnachten hat die eher konservative Wildtier Stiftung ihren Vorstand Fritz Vahrenholt entlassen, weil seine Thesen wider den „Klimanotstand“ nicht mehr zum Zeitgeist passten. Dabei hatte der frühere Umweltsenator bei seiner Berufung im Jahre 2012 schon dieselben Thesen vertreten -aber was damals noch sagbar war, gilt heute als unsäglich“(Hamburger Abendblatt 29.12.2019).

Der zweite Stein des Anstoßes für die Entlassung war ein Schreiben an den Deutschen Bundestag. Den Inhalt kennen die Leser dieses newsletters. Es war mein Brief vom 28.8.2019 („Die Erde wird grüner“) an Sie alle, den ich später auch an den Bundestag geschickt habe. Aber nun zurück zur Klimaforschung, um die ich mich nunmehr wieder intensiver kümmern kann.

Klimamodelle verfeinert-jetzt zeigt sich ihre Nutzlosigkeit umso mehr

Zu jedem Weltklimabericht gibt es eine neue Generation von Klimamodellen, so zum 5. Bericht aus dem Jahre 2013 die CMIP5 Modelle („Coupled Model Intercomparison Project“). Nun gibt es für den 2021 erscheinenden 6. Weltklimabericht eine neue Modellwelt: die CMIP6 Modelle. Und wer geglaubt hat, dass sich die Modelle an die empirisch ermittelten Klimasensitivitäten von etwa 1,8 annähern (das bedeutet, dass bei Verdoppelung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre die globale Mitteltemperatur im nächsten Jahrhundert um 1,8° C zunimmt), wurde überrascht: der Mittelwert der berechneten Klimasensitivität  marschiert in die andere Richtung von 3,0 im letzten Bericht auf etwa 3,5.

Das wurde selbst IPCC-nahen Klimaforschern wie Piers Forster zu bunt . Er schrieb in Nature: „Höhere Werte als die vom älteren Sachstandbericht werden von anderen Untersuchungen nicht gestützt und sich letztendlich wohl als falsch erweisen“.

Auch Tim Palmer und Björn Stevens von der Universität Oxford bzw. vom MPI Hamburg kritisierten die Entwicklung und äußerten „eine tiefe Unzufriedenheit mit der Fähigkeit unserer Modelle die Gesellschaft über die Geschwindigkeit der Erwärmung  zu informieren“ („our deep dissatisfaction with the ability of our models to inform society about the pace of warming“). Sie schreiben, dass die inkrementelle “Verbesserung” strukturell kranker Modelle  ein Irrweg sei („incrementally improve a class of models that are structurally ill suited“). Die bisher (und gegenwärtig) benutzten Modelle  sind strukturell ungeeignet, irgendetwas von Bedeutung über unser Klimasystem auszusagen.

Wenn offensichtlich unrealistisch hohe Empfindlichkeiten gegenüber CO2 das Ergebnis der Simulationen ist, wie immer mehr Arbeiten nachweisen, nützt auch die Vervielfachung der Rechnerleistung nichts; man macht die Fehler damit nur noch schlimmer. Wenn die Physik (Feedbacks, Sonne, Wolken, interne Variabilität, Erwärmungsmuster, Ozeanströmungen  etc.) nicht repliziert werden kann, werden  die Irrtümer durch „Tuning“ und Parametrierung nur immer weiter aufgeblasen.

Das sollten wir alle, Politiker und Journalisten wissen, wenn demnächst wieder Klimanotstände ausgerufen werden, die sich auf solche Modelle beziehen.

Herzlichst Ihr

Fritz Vahrenholt

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Die Sonne im Oktober und Geflunker in Nature

8.12.2019

Sehr geehrte Damen und Herren,

die globalenTemperaturen sind im November wieder leicht angestiegen. Sie belaufen sich auf 0,55 Grad Celsius gegenüber dem langjährigen Mittel (1981-2010). Das entspricht einer Temperatursteigerung von 0,13 Grad Celsius pro Jahrzehnt (0,11 Grad durch die Ozeane; 0,18 an Land). Die Sonnenaktivität des Oktobers ist auf eine Sonnenfleckenzahl von 0,4 zurückgegangen. Und es ist noch kein Ende des Minimums in Sicht. Damit sind wir bei der niedrigsten Aktivität seit dem Dalton-Minimum, das ist 200 Jahre her.

Schellnhubers Märchenstunde in Nature

Rechtzeitig, bevor sich 25 000 Delegierte (!) in Madrid zum 25. Klimagipfel  treffen, haben Schellnhuber und seine Helfer in Nature zugeschlagen : In einem Beitrag, der nichts in einem wissenschaftlichen Magazin zu suchen hat, verbreiten die Potsdam-Aktivisten Panik : “ Die Berücksichtigung von Kipppunkten“ zeigt ,“ dass wir uns in einem Klimanotstand befinden“. Dies verstärke den Ruf nach dringenden Klimamassnahmen – von Schulkindern bis zu Wissenschaftlern, heisst es darin wörtlich. Zwar hat bislang der Weltklimarat das Überschreiten von  Kipppunkten (wie dem Schmelzen des westantarktischen Eisschildes) erst jenseits einer Erwärmung von völlig irrealen 5 °C befürchtet.  Aber nun, so raunen Schellnhuber und Röckström ( der Greta -Berater und Nachfolger von Schellnhuber am Potsdam Institut), dass die schrecklichen Kippunkte, wie das Abschmelzen der Westantarktischen Halbinsel schon bei Überschreiten von 1,5  ° C eintreten können. Zwar erst in mehr 1000 Jahren, aber sei es drum: Wir rufen „den Erdnotstand“  aus  – „Act now“.

In Ihrem Nature -Pamphlet nehmen die Autoren Bezug auf eine Arbeit des Potsdam- Instituts aus dem Jahre 2015, wonach in 5 -10 000 Jahren der Meeresspiegel über 3 Meter steigen könnte. Die zwischenzeitlichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen, wie die von Edwards et. al. , die allenfalls 40 cm Meeresspiegelanstieg durch das Schmelzen der westantarktischen Halbinsel bis 2100 berechnen, werden nicht zitiert. Aber das Ziel wird erreicht, wenn die Süddeutsche Zeitung die Schlagzeile bastelt : „Klima vor dem Kippen : Klimaforscher warnen davor, dass die Eisschmelze an den Polen bald nicht mehr aufzuhalten sein könnte.“

Wenn also in den nächsten Tagen der UN-Generalsekretär, Politiker, Journalisten und Jugendliche den Erdnotstand ausrufen, dann wissen Sie: Schellnhuber, Röckström und andere haben es Ihnen eingeflüstert. „Unite behind the science“ ist richtig. Aber nicht: „behind science fiction“. Oder wie es Hans von Storch formuliert hat:

„Es gibt mit dem Klimawandel tatsächlich ein wichtiges Thema. Aber die Art, wie es behandelt wird, hat mehr mit Psychologie der Öffentlichkeit zu tun als mit der Wissenschaft, um die es vorgeblich geht“.

Herzlichst Ihr
Fritz Vahrenholt

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6.11.2019

Sehr geehrte Damen und Herren,

nachdem die globalenTemperaturen im September (siehe vorletzten newsletter) insbesondere auf der Südhalbkugel stark angestiegen waren, sind sie im Oktober auf 0,46 Grad Celsius gegenüber dem langjährigen Mittel (1981-2010) zurückgegangen. Das entspricht einer Temperatursteigerung von 0,13 Grad Celsius pro Jahrzehnt ( 0,11 Grad durch die Ozeane ; 0,18 an Land).

Die Sonnenaktivität des Septembers ist auf eine Sonnenfleckenzahl von 1,1 zurückgegangen. Die nächsten zwei bis drei Jahre stehen im Zeichen des solaren Minimums. Aus den Minima der letzten Zyklen kann man ableiten, dass wir in Zentraleuropa mit einer höheren Wahrscheinlichkeit mit strengeren Wintern zu rechnen haben. Die Temperaturen der Stratosphäre schwanken im Takt der Sonnenaktivität. Und wie wir im letzten newsletter über die plötzliche stratosphärische Erwärmung infolge der Störung der Zirkulation über der Antarktis berichten konnten, so werden wir in den nächsten Jahren auch auf der Nordhalbkugel mit Änderungen der stratosphärischen Zirkulation rechnen müssen.

Das führt dazu , dass bei geringer solarer Aktivität Blockaden des Jet-streams häufiger werden. Das führt im Winter zu weniger Tagen mit Westwinden in Zentral-Europa  und häufigeren Nord- und Ostwindwetterlagen, wie Mikael Schwander,Marco Rohrer und Stefan Brönnimann von der Universität Bern 2017 für die Jahre von 1763 bis 2009 zeigen konnten. Und wir erinnern uns an die letzten  solaren Minima von 1995-97 und 2008-2010 , denen jeweils überaus strenge Winter folgten ( 1997/98 und 1999/2000 sowie 2009/10, 2010/11 und 2012/13).

Wie macht die Sonne das ?

Es gibt eine gesicherte Korrelation zwischen Sonnenaktivität und der Nordatlantischen Oszillation (NAO) und der Kälte der nord- und zentraleuropäischen Winter. Die NAO bildet den Druckluftunterschied zwischen den Azoren und Grönland ab. Bei negativer NAO (schwaches Islandtief und schwaches Azorenhoch) werden die Westwinde nach Süden abgelenkt. Und dies erreignet sich in solaren Minima häufiger auf Grund des häufigeren Zusammenbruchs der stratosphärischen Zirkulation. Zusätzlich gibt es noch einen zeitlichen Verschub von bis zu drei Jahren.

Die Temperaturänderungen der Landtemperaturen ( Quelle: Crutem 4) der nördlichen gemäßigten Breiten im Hochwinter (Januar und Februar) zeigen dies eindrucksvoll.

Es wird im Winter kälter durch die menschgemachte Erwärmung ?

Doch der Einfluss der Sonne wurde insbesondere von Stefan Rahmstorf vom Potsdam- Institut abgestritten. Nach seiner Lesart war der Grund der kalten Winter die Erwärmung durch menschengemachtes CO2. So wurden die kälteren Winter um 2011 herum auf den menschgemachten Arktiseis-Schwund geschoben. Die These: Die Arktis verliert menschgemacht Eis und dadurch werden die Winter in den mittleren Breiten auf Land immer kälter ! Tatsächlich war der Ausdehnungverlust ( siehe folgende Grafik oben) zwischen 2007 und 2012 erheblich, ging aber danach wieder zurück. Das gleiche gilt für die Ausdehnung des Eises : nach starken Verlusten  zwischen 2007 und 2012 stabilisierte sich das arktische Meereis bis heute (siehe Abbildung 4 hier).

Es gibt keine „Todesspirale“ des arktischen Meereises,
es wird tendenziell weniger, das ja. Von einer eisfreien Arktis im September sind wir offensichtlich noch sehr weit entfernt. Eine Arbeit in „Nature“ (Minimal influence of reduced Arctic sea ice on coincident cold winters in mid-latitudes) unter Führung von Russel Blackport von der Universität Exeter  klärte unlängst auf.  Rahmstorf hatte alles auf die Karte „menschgemacht schwindendes Arktiseis erklärt Kälte in mittleren Breiten“ gesetzt, obwohl die Gesetze der Logik auch andere natürliche Ursachen zuließen. Die beobachteten Phänomene (übernormal fallende Eisbedeckung in der Arktis und kältere Winter in mittleren Breiten) waren das Ergebnis von atmosphärischen Zirkulationen aus den Tropen und Subtropen heraus, die beides erklären.

In einem begleitenden Kommentar zur Arbeit wird es schon in der Überschrift zum Ausdruck gebracht:   „Was ist der Hund und was ist der Schwanz?“ Die Autoren der Studie kommen zum Schluss: die Wirkungen vom Eis auf die Kontinente sind nicht die Ursache kalter Winter in Europa ! Es ist schlicht natürliche interne Variabilität. Für Klimamodelle ist das Teufelszeug. Weil Sie die Natur, den Sonneneinfluss, die ozeanischen Zyklen und die Wolken noch nicht hinreichend berechnen können.

Die Sonne kehrt zurück in die klimawissenschaftliche Debatte

Immerhin gibt es ermutigende Signale aus der Klimawissenschaft :
Auf der Web-Seite des Max-Plack-Instituts für Meteorologie in Hamburg ist zu lesen :

Wie stark beeinflussen jetzt diese solaren Schwankungen das Klima? Um diese Frage zu beantworten, wurden Rechnungen mit demselben Modell durchgeführt, mit dem auch der erhöhte Treibhauseffekt simuliert wurde. Sie zeigen, dass in den letzten 100 Jahren durch den Anstieg in der Sonnenintensität ein Teil der beobachteten Erwärmung erklärt werden kann, allerdings mit etwa 0.2 Grad Celsius nur ungefähr ein Drittel.

Falls nun wirklich ein Drittel der Erwärmung  solaren Ursprungs wäre, dann müsste die Klimawirkung des CO2 in den Modellen reduziert werden. Momentan wären laut IPCC 100% der Erwärmung anthropogenen Ursprungs. Für unsere Schlussfolgerung ( Lüning/Vahrenholt), dass der anthropogene Anteil maximal 50 % der Erwärmung ausmacht, wurden wir als Klimaleugner verschrien.

Mit der Sonne wird noch zu rechnen sein.

Herzlichst
Ihr
Fritz Vahrenholt

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18.10.2019

Sehr geehrte Damen und Herren,

In meinem letzten Newsletter habe ich auf die Deklaration der 500 Wissenschaftler und Experten hingewiesen. Heute, am 18.10., werden in Oslo die weiteren Schritte und der Stand der Unterschriften vorgestellt. Es sind jetzt 700 Unterzeichner, einer davon ein Nobelpreisträger für Physik, Ivan Giaever.

Es war zu erwarten, dass diese Initative mit allen Mitteln bekämpft wird. Besonders hervorgetan hat sich die Medien-Plattform Correctiv, die versuchte, der Deklaration Fehler anzuhängen, und dabei schmählich scheiterte.
Ich habe den Chefredakteur, Herrn Schraven,angeschrieben:

„Die Recherche kritisiert schon in der Überschrift , es hätten keine „500 Wissenschaftler unterzeichnet“. Das ist auch nie behauptet worden. „A group of 500 prominent scientists and professionals“ heisst es am Anfang der Deklaration. Dann wird hervorgehoben, dass es besonders viele emeritierte und retired Unterzeichner gäbe. Haben sich die Rechercheure mal gefragt, woher das kommen mag? Ich behaupte, das dies  ein höheres Maß an Unabhängigkeit mit sich bringt, auch von staatlicher Förderung, ebenso keine  Rücksichtnahme auf die anvertrauten Diplomanden und Doktoranden und deren Zukunft. Diese Personen können freier, ohne Rücksicht auf den nächsten Karriereschritt, die nächste Berufung, die nächste anstehende Verlängerung des Arbeitsvertrages ihre wissenschaftliche Position kundtun. In der Sache ist die Recherche beschämend schlecht.

1. Behauptung
Natürliche wie auch anthropogene Faktoren verursachen Erwärmung
.

Auf die entscheidende Kritik, wonach das IPCC die Klimaerwärmung seit 1850 dem menschlichen Einfluss vollständig zuschreibt, wird nicht eingegangen. Da wird mit der NASA argumentiert, die schreibt , das zu den wichtigen Klimafaktoren im Industriezeitalter sowohl menschliche Aktivitäten als auch in geringerem  Masse solche natürlichen Ursprungs zaehlen.

1:0 für die Unterzeichner. Einige von uns sagen,  weniger als 50 %, einige andere sagen etwas mehr als 50 % sind durch menschlicher Aktivitaeten bedingt. Aber einig sind wir uns: 100 % menschengemachter Klimawandel ist falsch. Und dann mit folgendem Zitat des Umweltbundesamtes zu entgegnen, ist lächerlich:

„Seit der Industrialisierung werden jedoch deutliche überregionale und globale Änderungen im Stoffhaushalt der Atmosphäre als Folge des menschlichen Wirkens beobachtet“. Wer bezweifelt denn das ? Dass die CO2- Konzentration zugenommen hat, ist doch unbestritten. Die Frage ist doch, wieviel des festgestellten Erwärmungseffektes von etwa 1 Grad seit der Kleinen Eiszeit bewirkt diese CO2-Zunahme.

Aber der Knüller kommt im letzten Satz. Correctiv fuehrt an, dass nach Ansicht der Forscher des Potsdam-Instituts CO2-Emissionen die nächste Eiszeit mindestens 100 000 Jahre aufschieben koennten. „Mindestens“ ist richtig schön. Fragen Sie mal die Klimawissenschaftler wie Prof. Hans von Storch oder Prof. Marotzke oder Prof. Björn Stevens, was sie von einer solchen Aussage von Herrn Schellnhuber vom Potsdam Institut halten . Das ist der gleiche Schellnhuber , der 2009 behauptet hat, dass 2035 die Gletscher des Himalaya verschwunden seien. Der gleiche Schellnhuber behauptet, dass bis 2100 die Erwärmung 4-5 Grad Celsius bei business as usual betragen wird. Das behauptet kaum ein Wissenschaftler des IPCC. Aber er ist IHR Kronzeuge gegen die  500 kritischen Unterzeichner der Deklaration.

2. Behauptung
Die Welt hat sich weniger als die Hälfte der ursprünglich vorhergesagten Rate erwärmt… wir sind weit davon entfernt den Klimawandel zu verstehen.

Da kommen Ihre Rechercheure nicht weiter, weil auch die Helfer vom Potsdam-Institut ratlos waren. Daher geben die Rechercheure an, die Quellen nicht zu kennen. Es ist so einfach : gehen Sie einfach ins Netz dann finden Sie Folgendes (Quelle: Nir Shaviv, 2019).

3. Behauptung
Klimapolitik stützt sich auf inadequate Modelle

Diese Behautung erledigt sich eigentlich schon mit der eben gezeigten Grafik.  Interessant ist aber , dass Rechercheure , die die Triftigkeit einer These prüfen wollen, bei demjenigen anfragen, gegen den diese These zu Felde geführt wird. ( in diesem Fall das Potsdam-Institut). Man sollte nicht die Frösche fragen, wenn man eine Tümpel trocken legen will. Und wie toll die Antwort der Pressesprecherin des Potsdam-Instituts ist : „die Erwärmung läuft so ziemlich genauso ab wie vorhergesagt“. Jetzt schauen Sie auf die 102 Modelle  ( unten) und insbesondere auf die roten und blauen Balken. Das sind die gemessenen Werte. Ist so ziemlich genau wie vorhergesagt, nicht wahr ! Es ist schlimm, das Sie zum Ergebnis kommen : „Dass die Klimaforschung generell unplausibel oder mangelhaft sei, ist demnach nicht richtig.“  Das ist also eine correctiv- Schlussfolgerung. Nein , Modelle, die so daneben liegen, sind unplausibel und mangelhaft. Denn immerhin erwartet doch die Klimaforschung, dass die Politik auf Grund dieser mangelhaften Ergebnisse, massive Eingriffe in die Industriegesellschaft vornimmt.

Ein einziges Model liegt unterhalb der Messungen; es stammt aus Russland. Noch einmal zum Verständnis : Die Modelle geben eine hinter uns liegende Temperaturentwicklung mit 50-100% falsch wieder. Und die sagen dann aber die Zukunft richtig voraus, schon klar. Man könnte auch boshaft sagen, die Modelle werden so getuned, dass sie am Ende des Jahrhunderts die gewünschten 2-3,5 Grad Celsius erreichen, auch wenn sie heute danebenliegen. Hauptsache sie verbreiten die notwendige Panik.

4.CO2 ist pflanzliche Nahrung, die Grundlage alles Lebens

Die Deklaration sagt : „Zusätzliches CO2 in der Luft hat das Wachstum der globalen pflanzlichen Biomasse gefördert. Es ist auch gut für die Landwirtschaft, da es die Erträge der Pflanzen weltweit erhöht“. Daran ist nichts und rein gar nichts falsch. Die Erde wird grüner. Das zeigen Satellitenbilder eindeutig. Etwa auf einem Viertel bis zur Hälfte der bewachsenen Gebiete  der Erde hat sich die Vergrünung breit gemacht.

Sie schreiben aber mit Bezug auf ein aktivistisches Portal  „ dass mehr CO2 gut für die Landwirtschaft ist“ sei, wie im Brief behauptet, „nicht richtig“. Sie zitieren einen Professor aus dem Jahre 2009. Aber vielleicht überzeugt Sie diese Grafik.

Wie Sie sehen, steigt die Photosynthese bei Reis, Weizen und Bäumen zwischen 200 und 600 ppm CO2 fast linear. Unter 200 ppm stellen die Pflanzen die Photosynthese ein. In einer im Februar diesen Jahres erschienenen Studie  stellen Alexander Winkler und Victor Brovkin vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg und Ranga Myeni vom Department of Earth and Environment der Boston University fest : “Diese Modelle, welche die wissenschaftliche Basis für die IPCC Assessment Reports sind, unterschätzen wahrscheinlich auch die zukünftige Kohlenstoffaufnahme durch Photosynthese – ein zentraler Aspekt für Klimaprojektionen. In den letzten beiden Jahrzehnten entstanden im Mittel 310 000 km² zusätzliche Blatt- und Nadelfläche,-ungefähr die Größe Polens oder Deutschlands – jedes Jahr.“

„Unsere zentrale Erkenntnis ist”, so die Forscher weiter, „dass der Effekt der CO2- Konzentration auf die terrestrische Photosynthese größer als zuvor gedacht ist und daher bedeutende Implikationen für den zukünftigen Kohlenstoffkreislauf hat.“ Dieser Effekt beträgt etwa 4  Milliarden zusätzliches CO2 , das aufgenommen wird und zwar jährlich. Das entspricht der Gesamtemission an CO2 durch die EU – jährlich.

Der CO2- Dämpfungseffekt ist 60 % höher als das Mittel der Modelle angenommen hatte bei einer Verdoppelung von 280 ppm auf 560 ppm CO2. Und die Realität gibt den Forschern Recht. Schon heute verbleiben nur 46 % CO2 in der Atmosphäre, 24 % in den Ozeanen und 30 % auf Land und in Pflanzen.Übrigens die Sahel Zone wird grüner, die Sahara schrumpft. Wollen wir das mal der Öffentlichkeit sagen ?

5. Die globale Erwärmung hat die Zahl der Naturkatastrophen nicht erhöht

Das sagt sogar das IPCC in seinem Bericht von 2013. Aber das Recherche-Team stützt sich lieber auf staatliche Stellen wie das Umweltbundesamt, die wissen es ja immer richtig. Und dagegen Kritik zu üben, darf man auch nicht zulassen.
Die Grafiken, die die Position der Deklaration stuetzen finden Sie hier bei Tichys Einblick . Aber der Vogel wird dann abgeschossen, wenn es um den Schutz der Windindustrie durch Ihr Team geht :

„Eine abschließende Beurteilung zum Ausmaß des Schadens für Vögel oder Fledermäuse durch Windenergie ist nicht möglich, wie wir recherchiert haben.“

12.000 Greifvögel und 240.000 Fledermaeuse werden der Studie des ehemaligen Leiters der Vogelschutzwarte Hessen-Rheinland-Pfalz-Saarland zufolge jaehrlich durch Windkraftanlagen in Deutschland getoetet. Googeln Sie mal hier.

Eine Studie im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft kommt zum Ergebnis, dass der Rotmilan und der Mäusebussard bestandsgefährdet sind durch Windkraftanlagen. Und dabei hat die Studie noch nicht einmal den geplanten Ausbau auf das Dreifache in den nächsten Jahren einberechnet, sondern nur den heutigen Bestand zugrundegelegt.

Zur 6. These “Klimapolitik muss wissenschaftliche und wirtschaftliche Realitäten respektieren
sagt Correctiv nichts. Das wäre ja eine Meinung. Na ja.

Ihr Fazit: „Die Aussagen – sind bis auf zwei (welche denn, liebes Team) – zwar in Teilen richtig, sie lassen aber oft den zentralen Kontext aus, etwa zur bisheriger Forschung oder der Einschätzung offizieller Stellen.“ Genau! – die des Potsdam-Instituts und des Umweltbundesamtes. So macht Journalismus doch Spaß: Nicht den „offiziellen Stellen“ kritische Fragen stellen, sondern brav das wiedergeben, was diese Ihnen erzählen, dagegen aber diejenigen in Misskredit bringen, die es wagen, den „offiziellen Stellen“ zu widersprechen.“

Herzlichst Ihr
Fritz Vahrenholt

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6.10.2019

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Sonne schwächte sich im August 2019 weiter ab. Die festgestellte Sonnenfleckenzahl betrug nur noch 0,7. Die NASA hat in diesem Monat eine Prognose veröffentlicht, die das Minimum des jetzigen Sonnenzyklus in 2022 sieht. Wenn es so käme – wir können uns dieser Einschätzung noch nicht anschliessen – wird sich das in den globalen Mitteltemperaturen mit Zeitverzögerung niederschlagen.

Die Abweichung der globalen mittleren Temperatur stieg im September bei den UAH-Satelittenmessungen (s.Bild oben) auf 0.61 °C an. Das überrascht insoweit , als die erdgestützten und Meeresbojenmessungen eine Seitwärtsentwicklung zeigen. Die Satellitenmessungen von UAH (Universität von Alabama) und RSS (North Carolina) finden in 7, 15 und 22 km Höhe statt und die dort gemessenen Temperaturen werden dann auf die Erdoberfläche heruntergerechnet.

Und hier ereignete sich im September etwas Aussergewöhnliches. Ein auf der Südhalbkugel sehr seltenes Phänomen, Sudden stratospheric Warming (Plötzliche stratosphärische Erwärmung) : eine Erwärmung der unteren Stratosphäre um 50° Celsius. Ähnliche Ereignisse gab es, jeweils im September in den Jahren 2002 und 2010. Zunächst erwärmt sich die Luft über der Antarktis, dann bricht der Polarwirbel zusammen und es folgt eine durchgreifende Abkühlung ausserhalb der Antarktis. Down Under wird die Abkühlung bald zu spüren bekommen. Das hat nichts zu tun mit CO2 oder Global Warming. Es ist ein Vorgang, der aus der Interaktion von Troposphäre, Sonne und Stratosphäre entsteht und bezeichnender Weise häufiger entsteht in solaren Schwächeperioden.

Die Deklaration der 500

Der holländische Klimaforscher und Geophysiker Guus Berkhout hat die Initiative „Es gibt keinen Klimanotfall“ gestartet, um eine Deklaration an den UNO-Generalsekretär zu senden.  Die Deklaration und ihre Unterzeichner sind hier in englisch und hier in deutsch nachzulesen. Vor dem Hintergrund des UN-Gipfel und der Hype um die 16-jährige Greta Thunberg („You are killing, we are suffering“) kritisieren die Wissenschaftler die „sinnlose Verschwendung von Billionen von  Dollar auf der Grundlage unwissenschaftlicher Annahmen und unreifer Klimamodelle.“ Politisch wichtig sei es, als Entscheidungsgrundlagen nicht nur die Forschungsergebnisse der Mainstream-Wissenschaftler heranzuziehen. Vielmehr müssten auch die Arbeiten solcher Forscher  eingehend analysiert und diskutiert werden, die den derzeitigen Klimamodellen kritisch gegenüberstehen.

Klimawandel In Deutschland  

Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, bei einem Vortrag mit Vertretern von Fridays for Future zu diskutieren. Ich war erschrocken, wie wenig die Jugendlichen über das Thema, das sie aufgerüttelt hat, wissen. Wenn  man Fakten präsentiert, etwa, dass die Temperaturen global seit 2016 wieder zurückgehen, reagieren sie einfach mit „Das glauben wir Ihnen nicht.“ Um vom Glauben zum Wissen zu kommen, hat verdienstvoller Weise Sebastian Lüning in den letzten Monaten viel Arbeit investiert, um sämtlich öffentlich zugängliche Fakten zum „Klimawandel in Deutschland“ zusammenzutragen. Ein wahre Fundgrube für Faktensucher.

Oder wussten Sie schon, dass die Sonnenscheindauer in Deutschland bis 1980 zurückging und danach um 200 Stunden im Jahr zugenommen hat ? Eine dreiviertel Stunde am Tag mehr Sonne -wer hätte das gedacht. Oder die Eifel zwischen 900 und 1100 deutlich wärmer war als heute. Oder, dass sich seit 135 Jahren die Dürrehäufigkeit in Deutschland nicht verändert hat, die Niederschläge im Sommer sich auch nicht verändert haben, dagegen im Winter um 30 % zugenommen haben. Und dass die Häufigkeit der Weißen Weihnacht sich in den letzten 50 Jahren nicht verändert hat (10 % Wahrscheinlichkeit). Für meine österreichischen Leser dieses Rundbriefs gibt es das bald auch für Österreich. Fürs erste ein Schmankerl : auch die Sonnenscheindauer in Österreich hat zugenommen.

Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Fritz Vahrenholt

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28.8.2019

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Sonne schwächte sich im Juli  2019   weiter ab. Die festgestellte SSN (für SunSpotNumber) betrug nur noch 0,9. In den globalen Mitteltemperaturen wird sich das Minimum erst mit erheblicher Zeitverzögerung niederschlagen. Die Abweichung der globalen mittleren Temperatur sank im Juli  bei den UAH-Satelittenmessungen (s.Bild oben) auf 0.38 °C ab auf Grund der Beendigung des El-Nino. Im August erreicht der El-Nino Index negatives Terrain, was die Temperaturen insbesondere in der Südhemisphäre weiter zurückgehen lässt.

Die Erde wird grüner

Jahr für Jahr stößt die Menschheit mehr CO2 aus als zuvor. Waren es 1959 noch 8,5 Milliarden Tonnen sind es heute schon etwa 37 Milliarden Tonnen. Und egal wie hoch die Emissionen wurden, zunächst knapp die Hälfte, heute mehr als die Hälfte der Emissionen wurden durch die Ozeane und das vermehrte Pflanzenwachstum aufgesogen.

Das ist sogar im letzten IPCC-Bericht von 2013 nachzulesen (Summary for policymakers, S.26). Allerdings wird in den vom IPCC zugrunde gelegten Modellen die zukünftige Aufnahmefähigkeit des CO2 in Frage gestellt. Auf der gleichen Seite 26 heißt es: „Basierend auf Erdsystem -Modellen, gibt es hohe Konfidenz, dass das feedback zwischen Klimaentwicklung und Kohlenstoffkreislauf im 21. Jahrhundert positiv ist. Als Resultat wird mehr des emittierten anthropogenen CO2 in der Atmosphäre verbleiben.“

Mit der hohen Konfidenz, mit der die abnehmende Aufnahmefähigkeit der Biosphäre und der Ozeane durch den IPCC prognostiziert wurde, ist es nun  vorbei. Denn das Global Carbon Project, an dem unter anderem die UN-Organisation WMO (World Meteorological Organisation) beteiligt ist, zeigt in seinem vor kurzem erschienenen Bericht, dass die Pflanzenwelt mehr CO2 aufnimmt als gedacht.

Die Forscher fanden, dass “globale Land- und Ozeansenken im Großen und ganzen Schritt gehalten haben mit den wachsenden CO2- Emissionen seit 1958, da sie 60 Jahre später immer noch rund 50 % des in die Atmosphäre abgegebenen CO2 aufnehmen. Diese Intensivierung der Absorption kann zurückverfolgt werden auf die in der Nordhemisphäre gelegenen Landsenken, die auf die wachsenden Emissionen reagieren, vor allen Dingen durch Wälder.“

Die Nordhemisphäre beheimatet ungefähr zwei Drittel der Landfläche und der Vegetation der Erde, während die Südhemisphäre durch die Ozeansenken bestimmt wird. Das Global Carbon Project stellt also von 1958 bis 2016 eine Intensivierung der Aufnahme in der Nord- Hemisphäre fest. Die vom IPCC behauptete Abnahme der Aufnahmefähigkeit hat sich bis heute durch neuere Untersuchungen nicht bestätigt, eher im Gegenteil. Zur Zukunft kommen wir weiter unten.

Wie kommt es überhaupt zu dieser starken Dämpfung durch Pflanzen?

Für Pflanzen ist CO2 überlebensnotwendig. 90 % aller Pflanzen sind sogenannte C3- Pflanzen, die unterhalb von 150 ppm CO2 die Photosynthese einstellen, sie sterben ab. Unsere Bäume, aber auch Weizen, Roggen, Reis wachsen besser mit steigendem CO2-Gehalt der Luft. C4- Pflanzen wie Gräser und Mais reagieren nicht ganz so empfindlich auf CO2.

Von der vorindustriellen Zeit bis heute hat sich die Photosyntheseleistung der meisten Pflanzen um 65 % gesteigert. Bei einem weiteren Anstieg des CO2 in der Luft von den heutigen 410 ppm auf 600 ppm legen die Pflanzen noch einmal 35 % zu. Manche Gewächshausbesitzer machen sich das zunutze, in dem sie die Treibhäuser auf 600 ppm CO2 anreichern, um damit eine entsprechend bessere Nahrungsmittelausbeute von mehr als einem Drittel zu erreichen.

CO2 macht die Erde grüner

Die Erde wird grüner. Das zeigen Satellitenbilder eindeutig. Etwa auf einem Viertel bis zur Hälfte der bewachsenen Gebiete der Erde hat sich die Vergrünung breit gemacht. Die Zunahme an grüner Biomasse entspricht einem neuen grünen Kontinent, doppelt so groß wie die USA. Etwa 70 % ist auf die gesteigerte Photosynthese durch CO2 zurückzuführen. Geholfen hat natürlich auch die Erwärmung um 1 Grad Celsius seit 1850. Und diese Erwärmung hat zusätzlich die Feuchtigkeit in der Luft erhöht. Die Ernteerträge sind gestiegen, nicht nur, aber vor allen Dingen auch wegen des  „Klimakillers“ CO2.

Die grüner werdende Erde saugt das CO2 auf

Für die Klimamodelle ist die Senkendiskussion von zentraler Bedeutung. Und nun, 6 Jahre nach dem Bericht des IPCC vom Jahre 2013, stellt sich heraus, dass die Modelle vollständig daneben lagen, in dem sie die Aufnahmefähigkeit von Ozean und Land dramatisch unterschätzten.

In einer im Februar diesen Jahres erschienenen Studie (hier die Pressemitteilung) stellen Alexander Winkler und Victor Brovkin vom Max-Planck -Institut für Meteorologie in Hamburg und Ranga Myeni vom Department of Earth and Environment der Boston University fest :

“Diese Modelle, die  die wissenschaftliche Basis für die IPCC Assessment Reports sind, unterschätzen wahrscheinlich auch die zukünftige Kohlenstoffaufnahme durch Photosynthese – ein zentraler Aspekt für Klimaprojektionen. In den letzten beiden Jahrzehnten entstanden im Mittel 310 000 km² zusätzliche Blatt- und Nadelfläche,-ungefähr die Größe Polens und Deutschlands – jedes Jahr.“

„Unsere zentrale Erkenntnis ist”, so die Forscher weiter, „dass der Effekt der CO2- Konzentration auf die terrestrische Photosynthese größer als zuvor gedacht ist und daher bedeutende Implikationen für den zukünftigen Kohlenstoffkreislauf hat.“

Der CO2- Dämpfungseffekt ist 60 % höher als das Mittel der Modelle angenommen hatte, bei einer Verdoppelung von 280 ppm auf 560 ppm CO2. Und die Realität gibt den Forschern Recht. Schon heute verbleiben nur 46 % CO2 in der Atmosphäre, 24 % in den Ozeanen und 30 % auf Land und in Pflanzen.

Der Weltklimarat IPCC nahm bislang an, dass der Verbleib des CO2 in der Luft uns viel länger  zu schaffen machen würde. Von mehreren hundert Jahren Verweildauer war noch in den ersten Weltklimaberichten zu lesen. Im letzten Bericht von 2013 gab es dann schon ein kleinlautes Heranpirschen an die Realität und man schätzte die Verweildauer des CO2 in der Luft auf 30 bis 100 Jahre.

Die Erkenntnisse des Hamburger MPI über die unterschätzte CO2- Senke durch Pflanzen müsste zu einer Revision der Verweildauer führen. Und weder bei der Vegetation noch bei der der Verlagerung des CO2 in die tieferen Schichten der Ozeane ist  eine Sättigung in Sicht. Erst bei 1500 ppm bleibt die Aufnahme von CO2 durch die Pflanzen nahezu  konstant. Aber 1500 ppm erreichen wir niemals, eher geht uns Kohle, Erdöl oder Erdgas aus.

Drastische Emissionsminderung nicht erforderlich

Und nun kommt das höchst überraschende: Entschließt sich die Menschheit,  in den nächsten Jahren einfach, die weiteren Emissionen nicht weiter ansteigen zu lassen, sozusagen die Gesamtemissionen bei 37 Mrd. Tonnen CO2 einzufrieren, wird sich nach geraumer Zeit eine neues Gleichgewicht einpendeln zwischen den jährlichen Emissionen und den Ozeanen und Pflanzen.

Roy Spencer von der Universität Alabama hat das in einem einfachen Modell berechnet, bei welchem CO2- Niveau man landen wird. Er kommt bei einem Festhalten an den CO2- Emissionen des Jahres 2018 zum Ergebnis, dass ein Niveau von 500 bis 520 ppm nicht überschritten wird. Denn er kann zeigen, dass die Rate der Entfernung des CO2 aus der Atmosphäre in den letzten Jahren 50 Jahren von 40 % auf  über 50 % der jährlichen Emission angestiegen ist.
Eine sehr schöne Ableitung mit einem ähnlichen Ergebnis ist bei Dr. Rainer Link nachzulesen.

Wir haben dieses einfache CO2- Modell nachgebildet und für folgenden Fall berechnet. Bis 2030 steigen die globalen Emissionen auf 45 Milliarden Tonnen an. Danach bleiben sie konstant.
China wird bis 2030 die Emissionen von heute 9,5 auf 12,5 Milliarden Tonnen CO2 ansteigen lassen und Indien wie viele andere sich entwickelnde Länder werden mehr Emissionen ausstoßen. Die Verweildauer ist mit Tau= 65 Jahren (IPCC 30-100 Jahre) angenommen worden. (Die Abklingzeit Tau ist definiert als die Zeit, in der die Konzentration des CO2 auf 37 % zurückfällt)

Es ist also nicht erforderlich, dass die Emissionen auf Null zurückgefahren werden.

Wir können solange fossile Energieträger nutzen, bis sie alle sind – unter einer einzigen Voraussetzung: wir dürfen nicht wesentlich mehr als 45 Mrd. Tonnen pro Jahr ausstoßen und sollten diese Emissionen auch niemals mehr ansteigen lassen.

Durch ein Einfrieren der CO2- Emissionen würde  eine Verdopplung der CO2- Konzentrationen von vorindustriellen 280 ppm auf 560 ppm eintreten. Bei einer Verdoppelung auf 560 ppm wäre eine Erwärmung von 1,8 Grad Celsius zu erwarten, legt man die neuesten empirischen Klimaempfindlichkeitsberechnungen (ECS) zum CO2 zugrunde.

Fazit: Der schon beschlossene Schritt der Bundesregierung, die CO2-Emissionen auf 80 % zurückzufahren, ist überflüssig und die Ankündigung der Kanzlerin, das Ziel auf 100 % hochzuschrauben, ist mehr als fragwürdig und sinnlos.

Nun kann man darüber diskutieren, wieviel die entwickelten Länder zurückfahren müssen, um den sich entwickelnden Nationen einen Nachholbedarf in Sachen CO2-Emissionen zu ermöglichen. Das sollte aber nicht in der Weise erfolgen, dass Deutschland seine Emissionen bis 2030 um 300 Millionen Tonnen reduziert und China um 3000 Millionen hochfährt. Immerhin emittiert China schon heute mehr CO2 pro Kopf als Europa, nämlich 6,9 Tonnen pro Kopf.

5 Tonnen pro Kopf bei einer 9 Milliarden Weltbevölkerung wäre doch eine akzeptable weltweite Größe. Macht insgesamt die obengenannten 45 Milliarden Tonnen pro Jahr. Das hieße für Deutschland eine Reduktion auf nicht einmal 50 %. Das wärs.

Panik ist also völlig unnötig. Mutter Erde hält das CO2 – Problem für uns in Grenzen. Wir sollten ihr dabei helfen. Je mehr Pflanzen und Bäume wachsen, umso mehr kann auch an CO2 aufgenommen werden. Das macht jedenfalls sehr viel mehr Sinn als abenteuerliche Konzepte von Elektromobilität  bis zum Zupflastern schöner Landschaften mit Windkraftanlagen.

Liebe Bundestagsabgeordnete, liebes Bundeskabinett : Listen to the Sience.

Herzlichst
Ihr
Fritz Vahrenholt

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