Ein unvergesslicher Fußballabend mit drei Eigentoren

Wieder einmal Greenpeace. Das Wort „Peace“ im Namen hat man bei einer Aktion anlässlich des EM-Spiels am 15.6.2021 zwischen Deutschland und Frankreich nicht besonders ernst genommen. Ein Gleitschirmflieger landete im Stadion, verfing sich an den Stahlseilen der Spidercam und verletzte zwei Menschen, einen davon offenbar schwer. Der Protest richtete sich gegen VW, einem der Sponsoren der EM. Greenpeace versuchte es nach dieser missglückten Aktion mit einer halbherzigen Entschuldigung (die kann man erbitten aber nicht selber aussprechen), der Imageschaden für die NGO bleibt.

Ausgerechnet München möchte man meinen, denn die Stadt war 1972 bei den Olympischen Spielen Ort eines Terroranschlags. Und ausgerechnet ein Fußballspiel zwischen Frankreich und Deutschland. 2015 gab es in Paris unweit des Stadions einen Anschlag, nur mit Glück blieben die Attentäter vor dem Stadion und zündeten die Bomben dort. 130 Menschen starben seinerzeit 683 wurden verletzt. Wie unsensibel ist Greenpeace eigentlich? Offenbar misst man bei Greenpeace ohnehin gern mit zweierlei Maß. Als sich zwei Aktivisten bei Protesten im Dannenröder Wald schwer verletzten, da war die Empörung groß. Zur Erinnerung, die Protestler fielen ohne Einwirken der Polizei von den hohen Bäumen.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Dem Ganzen die Krone aufgesetzt haben dann aber noch Greenpeace-Aktivisten, die sich auf Twitter allen Ernstes beschwerten, dass die UEFA die Bilder des Fliegers nicht zeigte. Das macht die Regie auch bei Pyro-Events im Stadion nicht. Der Grund ist auch klar, man will solchen Aktionen keinen Raum geben, damit niemand auf die Idee kommt, so etwas nachzuahmen. Die Aktion wäre übrigens ein netter Plot für den US-Schriftsteller Tom Clancy, der aber bereits verstorben ist. In dem Roman “Der Anschlag” lässt er sogar eine Atombombe in einem Football-Stadion hochgehen. So viel Hightech braucht man aber gar nicht, wie man an Greenpeace sieht. Der Gleitschirmflieger hätte alles Mögliche ins Stadion bringen können. Einige Grüne Politiker schienen sehr schnell begriffen zu haben, was diese Aktion möglicherweise auch für die Grünen bedeuten könnte. Konstantin von Notz twitterte kurz danach:

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Greenpeace: Gemeinnützig oder gemeingefährlich?

Nachdem fragwürdiger und gefährlicher Klimaaktivismus das Fusßballspiel schlecht beginnen ließ, setzte das ZDF selber in der Halbzeitpause noch einen drauf. Wie üblich bei wichtigen Fußballübertragungen, gab es in der Halbzeitpause ein verkürztes heute-Journal. Der Sender war sich voll darüber bewusst, dass an diesem Tag besonders viele Zuschauer dabei sein werden, um den Beginn der zweiten Halbzeit nicht zu verpassen. Also muss sich die Redaktion gedacht haben, dass „das Volk“ zum Klimathema „erzogen“ werden muss. Anstatt eine tagesaktuelle Nachricht in der begrenzten Sendzeit zu bringen, hatte sich der Sender offenbar fest vorgenommen, das „Fußballvolk“ in Sachen Klimakatastrophe zu „aktivieren“.

Dazu kramte man eine alte Kamelle heraus. Eine Gruppe von Klimaforschern hatte vor zwei Jahren einen riesigen Batzen Geld bekommen, um sich während einer einjährigen Expedition auf dem Schiff „Polarstern“ im Eis einschließen zu lassen. Die MOSAiC-Expedition fand von September 2019 bis Oktober 2020 statt. Kosten pro Tag: 200.000 Euro. Gesamtkosten: „Mehr als € 140 Million“. Wieviel „mehr“ will Wikipedia lieber nicht verraten. Für dieses viele Geld wollte die Regierung aber auch kräftig Unterstützung für die Energiewende haben. Allerdings geschah zwischenzeitlich das glatte Gegenteil: Wegen zu viel Meereis, verzögerte sich die Versorgung der Polarstern Anfang 2020. Die FAZ berichtete am 25.2.2020:

Eingefrorenes Forschungsschiff : Crew-Wechsel auf „Polarstern“ verzögert sich

Das Forschungsschiff „Polarstern“ steckt im arktischen Winter fest. Dichtes Meereis verzögert den geplanten Personalwechsel an Bord, der regelmäßig alle zwei Monate stattfinden soll. Nun wächst der Unmut an Bord.

In der Halbzeitpause davon zum Fußballvolk natürlich kein Wort. Dafür gab es im ZDF die Aussage, die Expedition habe herausgefunden, dass das arktische Meereis noch nie so schnell zurückgegangen sei wie im letzten Jahr:

Forscher über das Jahr 2020 – Arktis-Eis schmilzt schneller als je zuvor

Sie waren ein Jahr lang mit dem Forschungsschiff „Polarstern“ in der Arktis unterwegs. Forscher ziehen nun eine Zwischenbilanz – und warnen vor dem zurückgehenden Eis. […] Während der einjährigen „Mosaic„-Expedition des Forschungsschiffes „Polarstern“ in der zentralen Arktis hat sich das Eis schneller zurückgezogen als je zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen.

Ein „wahnsinnig interessanter“ Fund, zumal man dafür sich gar nicht hätte im Eis einschließen lassen müssen. Denn Satelliten messen das heute sehr bequem vom Himmel aus. Zudem kann etwas an der Aussage nicht stimmen. Ein Blick auf die Climate4you-Graphik hätte genügt, um die wahren Verhältnisse zu erkennen. Die blaue Kurve zeigt das arktische Meereis:

Ja, es gab in den letzten Jahren wenig Eis. Aber „schneller al je zuvor“? Je steiler die blaue Kurve, desto schneller die Eisänderung. Man sieht klar, dass es bereits schnellere Wechsel gegeben hat. Offenbar eine Ente. Und ein Blick auf das Meereisportal zeigt, dass es 2012 noch weniger Meereis gab als 2020:

Also vergleichen wir auf der NSIDC-Webseite die arktische Meereisentwicklung von 2012 (rot gestrichelt) mit 2020 (grün). Man erinnere sich: Geschwindigkeit = Änderung pro Zeit. Hier also: Temperaturänderung pro Zeit. Die rote 2012er Kurve startet höher und endet tiefer auf der Temperaturskala, in der selben Zeit (Winter zu Sommer). Also: Die arktische Meereisänderung war 2012 schneller als 2020:

Wie fühlt man sich eigentlich als Forscher des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), wenn man zur besten Sendezeit einem Millionenpublikum regierungsunterstützenden Klimaalarm verbreiten muss, der fachlich (auf Basis der Daten des National Snow and Ice Data Center NSIDC, die Climate4You verwendet) nicht nachvollziehbar ist?

„Angefettet“ wurde die teure Expeditionsgeschichte noch mit Bildern von Eisbären. Die haben sich in vielen Teilen der Arktis in den letzten Jahrzehnten sogar vermehrt, gelten aber immer noch als Klimawandelopfertier. Plumpes Klimaalarm-Marketing. Und wenn man zwischen den Zeilen der Nachricht liest: Offenbar ist die Atmosphäre der Arktis nicht der Hauptschuldige an der Meereisschmelze, sondern die Strömungen aus dem Süden.

Es drängt sich der Eindruck auf, dass sich hier eine mit üppigen Geldern versorgte Forscherguppe bei der Klimakanzlerin für die Unterstützung bedanken wollte. Dabei pimpte das AWI die Ergebnisse in ähnlicher Weise wie Kanzlerinnenkandidatin Baerbock auf. Der unbedingte Wille zur Klimasensation wird auch schon durch die ZDF-Formlierung im Titel „Arktis-Eis schmilzt schneller als je zuvor“ deutlich, Kein Wort darüber, dass es vor 1000 Jahren schon einmal eine ähnlich eisarme Phase in der Arktis gab. Damals segelten die Wikinger nach Island und Grönland und errichteten dort Siedlungen. Da entweicht aus dem „als je zuvor“ schnell die Luft und es bleibt nichts übrig als eine schlabberige Hülle des künstlichen Alarm-Ballons.

Wenn Sie sich für die vollständige Geschcihte des arktischen Meereises interessieren, empfehlen wir Ihnen das Buch „Unerwünschte Wahrheiten: Was Sie über den Klimawandel wissen sollten“. In Kapitel 14 dreht sich alles um das Arktis-Eis.

Ach ja, da war ja auch noch Fußball. Passend zu den Pannen vor dem Spiel und in der Halbzeitpause verlor die deutsche Mannschaft gegen Frankreich mit 0:1. Fazit des Abends: Drei Eigentore durch Greenpeace, AWI/ZDF und Hummels.

+++

Ein spannender Artikel in der TAZ zum Thema Wald und Regen.

“Begrünung kann eine Landschaft um bis zu 20 Grad runterkühlen, sagt eine Studie. Eine Schlüsselrolle kommt dabei dem Wald zu. Wasser kühlt — das wissen wir alle. Und dennoch wird dieser Umstand in der Klimadebatte massiv unterschätzt. Viele glauben, es reiche, den CO2-Gehalt in der Atmosphäre zu reduzieren. Dabei sind die Dinge viel komplexer, … Wie erklärt sich der Wassermangel im regenreichen Deutschland? Meteorologen sagen, die früher beginnende Vegetationsperiode verbrauche das Wasser im Boden schneller, so dass es im Sommer fehlt. Aber neue Studien liefern wichtige Hinweise darauf, dass auch Abholzungen und Versiegelungen enorm zur Zerstörung der großen und kleinen Wasserkreisläufe beitragen. … Vermehrt ab 1950 wurden weltweit Wälder in Äcker und versiegelte Flächen umgewandelt. In Indien veränderte sich das Muster des Monsuns parallel zur Entwaldung. Auf Borneo führen die Abholzungen des Urwalds für Palmölplantagen zu signifikant weniger Regen. Global reduziert sich die Verdunstung seit 1950 jährlich um etwa 5 Prozent, was die Durchschnitts-Temperatur um 0,3 Grad erhöhte. Allein die jetzige Abholzungsrate der Tropenwälder könnte bis 2100 für eine Klimaerhitzung um 1,5 Grad sorgen….

Ganzen Artikel in der TAZ lesen.

Dazu die Entwicklung der Jahresniedeschläge in Deutschland gemäß Deutschem Wetterdienst. Neben der regenärmeren aktuellen Phase achte man auf den Langzeittrend:

+++

Infosperber mit Gedanken für ein unbürokratisches CO2 Gesetz, nachdem die Schweiz in einer Volksabstimmung gegen ein geplantes CO2 Gesetz gestimmt hat. Weiterlesen hier.

+++

Die Hochschule Wismar baut einen Grünen Campus. So ganz scheint man den Grünen Stromquellen offenbar doch nicht zu trauen.

„Zur Anlage gehören ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk, ein Pelletkessel, ein Gasbrennwertkessel sowie ein Gaskessel für Spitzenlasten. Der Einsatz der energieeffizienten Technologie sowie nachwachsender Rohstoffe erfolgte nach einer gründlichen Analyse der Energieströme auf dem Campus und dem darauf aufbauenden ambitionierten Konzept. Dieses besteht aus mehreren Bausteinen, zu dem nicht nur die Heizanlage, sondern auch eine große Photovoltaikanlage gehört, die im Herbst 2017 in Betrieb genommen wurde…“

Zur Meldung bitte hier klicken

+++

TotalEnergies, Sunfire und Fraunhofer geben den Startschuss für grünes Methanol in Leuna. Mehr Informationen gibt es hier.

+++

Kenner der Asterix Comics werden um die größte Sorge der Gallier wissen. Sie hatten Angst, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt. So ähnlich muss das Umweltbundesamt denken bei seiner Risikoanalyse in Sachen Klima für Deutschland. Es geht nämlich strikt von einem Szenario aus, das so extrem unwahrscheinlich ist. In diesem Fall ist es RCP 8.5 (Representative Concentration Pathway 8.5), es wird von einer Verdreifachung des CO2 Gehalts in der Luft bis 2100 ausgegangen. Wie unwahrscheinlich ist das? Offenbar sehr, denn Axel Bojanowski analysiert die Prognose in der WELT (Bezahlschranke) und nennt sie irreführend.

Teilen: