EEG wird abgeschafft, Strompreis steigt dennoch

Der gewünschte Effekt, dass eine Abschaffung der Umlage sich auf die Preise auswirken wird, dürfte sich nicht einstellen. Bei Preissteigerungen von 20% in mehr innerhalb eines Jahres für Energie verpufft die Abschaffung. Ganz hart wird es für Neukunden, wie die Welt berichtet.

“Eine dreiköpfige Familie mit einem jährlichen Verbrauch von 4000 Kilowattstunden (kWh) bezahlte bei Abschluss eines neuen Vertrages im Januar 2021 auf das Jahr gerechnet 1171 Euro. Wer im Januar 2022 einen Vertrag abschloss, muss dagegen laut Verivox-Verbraucherpreisindex mit jährlichen Stromkosten von 1626 Euro rechnen.”

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Kann Flüssiggas die Lieferung von Gas aus Russland ersetzen? Nein, sagt ein Bericht bei Montelnews. Der Artikel hat eine Bezahlschranke.

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Ohne geht es nicht, noch nicht. Das meint ein Kommentar vor Björn Finke in der SZ. Er meint damit das Erdgas. Finke sieht im deutschen Atomausstieg kein Vorbild für andere Länder.

“Tatsächlich besteht kein Zweifel daran, dass die EU Investitionen in Atom- und Gaskraftwerke benötigt, als Brückentechnologie auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Energieversorgung. Denn die Mitgliedstaaten müssen sich schnell von den besonders klimaschädlichen Kohlekraftwerken verabschieden. Zugleich wird der Strombedarf enorm steigen, etwa wegen des Siegeszugs der Elektroautos. Doch dass diese Investitionen in Atom- und Gaskraftwerke unverzichtbar sind und übergangsweise prima für das Klima, macht sie eben noch lange nicht nachhaltig – und zu Kandidaten für Öko-Finanzprodukte.

Die Kommission sollte ruhig würdigen, welch wichtige Rolle Atomenergie und Gas für den Kampf gegen die Erderhitzung spielen. Aber das muss auf anderem Weg geschehen und darf nicht die grüne Taxonomie entwerten. Vielen Deutschen ist freilich jedwede Belobigung von Kernkraftwerken zuwider. Die meisten EU-Partner sind hier allerdings entspannter. Und Deutschlands rigoroser Atomausstieg wirkt bisher auch nicht gerade nachahmenswert: Das Abschalten der letzten Kernkraftwerke führt nur dazu, dass Deutschland länger den Klimakiller Kohle verfeuern muss und abhängiger von russischem Gas und französischen Atomstromimporten wird. Das kann kein Vorbild für Europa sein.”

Die Tagesschau berichtet über eine staatliche Gasreserve. Sie zitiert dabei Claudia Kemfert, die einerseits Erdgas komplett ablehnt (wir bräuchten es nicht) und gleichzeitig eine Reserve fordert. Eine Reserve für etwas, was wir nicht brauchen…

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Marteen Boundry macht sich bei Quilette.com Gedanken darüber, wer das größte Hindernis bei der Klimapolitik ist. Seine Erkenntnis überrascht, denn es sind diejenigen, die sich vermutlich als Lösung verstehen. Auch die deutsche Energiewende wird aufgegriffen.

“The disappointing outcome of Germany’s Energiewende, despite its laudable intentions, does not mean that we should abandon all hope. In fact, Germany could have performed much better than it did, and this is where the story becomes uncomfortable for the climate activists celebrating Don’t Look Up. Slashing emissions of greenhouse gases requires a range of different actions, but foremost among them are two things: first decarbonize electricity generation, then electrify everything. As it happens, there are a few industrialized countries that have already achieved an almost complete decarbonization of their electricity sector. If you exclude those with unique geographical advantages like Norway or Iceland (which benefit greatly from hydropower and geothermal, respectively), you will find that all of them did so by relying heavily on nuclear energy.”

Boundry vergleich Deutschland mit Schweden und Frankreich. Das Ergebnis ist sehr klar.

“Here is the really “inconvenient truth” for the climate movement: the main obstacle to effective climate action for the past two decades has not been the climate denialists who refuse to face the reality of the problem, but the environmentalists who incessantly demonized and sabotaged our most important source of concentrated, weather-independent, dispatchable, zero-carbon energy (which also happens to be the safest and least polluting one).”

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Auf Dauer fehlen Deutschland 65 GW Leistung. Zu diesem Ergebnis kommt ein Artikel bei Ingenieur.de.

“Dominik Möst, Professor für Energieökonomie an der Technischen Universität Dresden, geht davon aus, dass diese Quote noch steigt, weil die Masten, an deren Spitzen die Flügel rotieren, immer höher werden und in höheren Regionen der Wind stärker weht. Doch selbst wenn es 10 GW werden: Gemeinsam mit Biomasse, Wasserkraft und sonstigen zuverlässigen Quellen wie Müllverbrennungsanlagen liegt die gesicherte Stromleistung ohne fossile Kraftwerke bei gerade mal 15 GW. Kurzzeitig auch leicht darüber, wenn Pumpspeicher- und virtuelle Kraftwerke sowie Großbatterien einspringen. Damit in Deutschland Strom weiterhin zuverlässig aus der Steckdose kommt, sind mehr als 80 GW nötig, die wetterunabhängig zur Verfügung stehen.”

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Ganz praktisch wird es bei T-Online. Eine Checkliste für den Katastrophenfall wird dort aufgeführt.

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Wie war der Januar 2022? Zu warm und in der Mitte Deutschlands sehr feucht, sagt der Deutsche Wetterdienst.

“Die Durchschnittstemperatur lag im Januar 2022 mit 2,6 Grad Celsius (°C) um 3,1 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Periode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung 1,7 Grad. Der Januar zeigte sich zumindest in den Niederungen wenig winterlich, denn der Temperaturverlauf war durchweg überdurchschnittlich. Besonders zu Beginn des Monats erreichten die Mitteltemperaturen ein Niveau, womit erst Ende April zu rechnen wäre. In Rheinfelden, im äußersten Südwesten Baden-Württembergs, wurde am 4. mit 18,2 °C die deutschlandweit höchste Januartemperatur 2022 registriert. Lokal traten im Südwesten des Landes auch neue Monatsrekorde auf. Durch die milde Witterung begann bereits der Pollenflug von Hasel und Erle. Frost mit typischem Winterfeeling gab es nur in den höheren Berglagen. In Oberstdorf wurde am 12. mit -17,3 °C die tiefste Temperatur des Monats gemessen.”

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Gut möglich, dass die Klimaforscher Hans von Storch und der Soziologe Nico Stehr nach dieser Kolumne in der Welt nun als Feinde angesehen werden bei denjenigen, die klimabewegt sind. Deutschlands Klimapolitik ist chancenlos – weil sie das falsche Ziel verfolgt. Der Meinungskommentar steht hinter einer Bezahlschranke.

“Das Klimaprogramm der Bundesregierung hat die von Deutschland ausgehenden Emissionen von Treibhausgasen im Blick, kann aber nicht schlüssig nachweisen, wie relevant die deutsche Reduktion angesichts der globalen Emissionen ist. Hinweise auf die geringe Wirkung der deutschen Maßnahmen werden beantwortet mit unserer angeblichen Vorbildfunktion, welche die Menschen in anderen Teilen der Welt veranlassen würde, in gleichem Maße ihre Emissionen zu senken.”

Von Storch und Stehr geht es um Anpassung und sie folgern, dass auf dem Klimaticket auch sehr viele andere mitreisen, die eigentlich ganz anderen Ziele haben. Dieser Satz wird viele frustrieren, die meinen, Deutschland kann die Welt retten und sei es nur als Vorbild.

“Solange Treibhausgase irgendwo auf der Welt freigesetzt werden ohne Kompensation, wird sich das Klima weiter ändern.”

Der ehemalige Institutsleiter des Helmholtz Zentrum in Geestacht und der Soziologe gehen auch auf die Nutzung problematischer Landstriche ein, ein Beispiel ist die Bebauung des Ahrtals. Sie fordert zudem neue Technologien zu nutzen, halten sich dort aber eher bedeckt. Der Zähler für die Kommentare musste jedenfalls Höchstleistungen vollbringen.

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Letztes Jahr lief es noch anders und nach einen Klima-Urteil des Verfassungsgerichts konnten die Kläger seinerzeit kaum laufen vor Kraft. Nun lehnt das Gericht Klagen für mehr Klimaschutz in den Bundesländern ab, wie der RBB berichtet.

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Zwei Polizisten werden in Rheinland-Pfalz erschossen. Aber selbst eine solche schreckliche Tat ist immer noch gut genug, um sie irgendwie noch mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen. Hans-Josef Fell, einer der Väter des EEG, kennt offenbar keinerlei Pietät. Ende Januar und schon ein ganz heißer Kandidat für den peinlichsten Tweet des Jahres.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

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Viel Aufregung nach der Bekanntgabe der EU-Kommission in Sachen Taxonomie. Die Tagesschau berichtete. Eigentlich war doch aber völlig klar, dass Deutschland (Gas) und Frankreich (Kernenergie) es genauso brauchen. Gas ist sogar noch etwas entschärft worden, vermutlich auf Betreiben der Deutschen. Die Gaskraftwerke haben jetzt länger Zeit, auch klimafreundliche Gase umzustellen. Vermutlich ist man pragmatisch oder soll man sagen realistisch herangegangen. Ursprünglich war 2026 als Datum für die Beimischung solcher Gase vorgesehen.

Was wir die letzten 4 Wochen erlebt haben, das war Schaulaufen. Vermutlich, um die eigene Wählerschaft zu beruhigen. “Wir waren ja dagegen”. Die Grünen haben vielleicht gelernt, dass Anspruch und Wirklichkeit gelegentlich weit auseinander liegen. Theoretisch könnte das EU-Parlament nun noch ein Veto einlegen, ebenso die Länder. Beides gilt aber als unwahrscheinlich.

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Aus der Abteilung: Zum Schmunzeln: Professor Klaus Dörre weiß laut Tag24, wie man sämtliche Herausforderungen des sich wandelnden Klimas lösen kann: Sozialismus. Als hätte es 40 Jahre Osteuropa mit katastrophalen Auswirkungen auf die Umwelt nie gegeben. Unter welchem Stein mag der Mann sein bisheriges Leben verbracht haben?

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Die Klimaschau berichtet regelmäßig über Nachrichten zum Klimawandel und zur Energiewende. In ein paar Folgen feiert das Format nun das 100. Jubiläum. Allen Unterstützern der Sendung ein herzliches Dankeschön! Bei der Vielzahl von Sendungen ist es schwer, sich an die einzelnen Beiträge zu erinnern bzw. diese wiederzufinden. Auf klimaschau.tv gibt es ein thematisch sortiertes Inhaltsverzeichnis, das jetzt wieder auf dem neuesten Stand ist. Reinschauen lohnt sich.

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phys.org am 29.1.2022:

Thousands of flights canceled as Eastern US braces for winter storm

Thousands of flights in the United States were canceled Saturday as parts of the East Coast braced for a shellacking by a powerful winter storm packing heavy snow and high winds.

Weiterlesen auf phys.org

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WUWT:

Austrian Climate Researchers Excited About Manipulating the Minds of Children

Auf phys.org heißt es dazu am 5.1.2021:

Parents more climate conscious under their children’s watchful eye

Parents are more likely to take action against climate change if observed by their children, a study reveals.

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Youtube:

China rolls out homegrown reactor ‚Hualong One‘ for power generation towards zero-carbon push

Wikipedia zu Hualong One.

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Mittiga 2021:

Political Legitimacy, Authoritarianism, and Climate Change

Is authoritarian power ever legitimate? The contemporary political theory literature—which largely conceptualizes legitimacy in terms of democracy or basic rights—would seem to suggest not. I argue, however, that there exists another, overlooked aspect of legitimacy concerning a government’s ability to ensure safety and security. While, under normal conditions, maintaining democracy and rights is typically compatible with guaranteeing safety, in emergency situations, conflicts between these two aspects of legitimacy can and often do arise. A salient example of this is the COVID-19 pandemic, during which severe limitations on free movement and association have become legitimate techniques of government. Climate change poses an even graver threat to public safety. Consequently, I argue, legitimacy may require a similarly authoritarian approach. While unsettling, this suggests the political importance of climate action. For if we wish to avoid legitimating authoritarian power, we must act to prevent crises from arising that can only be resolved by such means.

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Leibniz-Institut für Photonische Technologien e. V. am 6.1.2022:

Textilien der nächsten Generation: Smarte Materialien erzeugen Strom und unterstützen bei der Temperaturregulierung

Forschende des Leibniz-Instituts für Photonische Technologien aus Jena entwickeln eine auf Textilien basierende autarke Energieversorgung. In Zukunft sollen sich mobile und nah am Körper getragene elektronische Geräte noch einfacher mit Energie versorgen lassen, selbst dann, wenn keine externe Stromversorgung zur Verfügung steht. Smarte Textilien nutzen hierzu die abgegebene menschliche Körperwärme und wandeln diese in Strom um. Ihre zudem kühlenden Eigenschaften machen die neuartigen Materialien für sicherheitsrelevante Anwendungen interessant und sorgen gleichzeitig für erhöhten Tragekomfort und gesteigertes Wohlbefinden.

Am Köper getragene miniaturisierte elektronische Geräte, sogenannte Wearables, überprüfen Vitalfunktionen, zählen Schritte oder informieren über Verkehr und Wetter. Um diese technischen Begleiter kontinuierlich mit Strom zu versorgen, haben Forschende des Leibniz-Instituts für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT) gemeinsam mit einem Team der ITP GmbH aus Weimar und dem Textilhersteller E. CIMA aus Spanien ein Material entwickelt, welches unabhängig von externen Stromquellen die benötigte Energie liefert: Moderne, intelligente Textilien wandeln Körperwärme unter Nutzung thermoelektrischer Effekte in Strom um, der in einem Akku gespeichert werden kann.

Stromversorgung wird unabhängig
„Unsere Vision ist es, textile Materialien für die Energieerzeugung zu nutzen. Flexibel, bedarfsgerecht und umweltfreundlich können diese smarten Gewebe mobile Geräte der Unterhaltungselektronik oder für Gesundheitsanwendungen autark mit Energie versorgen. Smartwatches oder Fitnessarmbänder werden direkt am Körper getragen und lassen sich auf diese Weise jederzeit mit Strom versorgen. Vitalparameter können damit beispielsweise kontinuierlich gemessen und überwacht werden“, erläutert Dr. Jonathan Plentz, Arbeitsgruppenleiter für Photonische Dünnschichtsysteme am Leibniz-IPHT.

Mensch im Fokus für die Energiegewinnung
Für die Energieerzeugung nutzen die Jenaer Forscherinnen und Forscher thermoelektrische Generatoren, welche die körpereigene Wärme in elektrische Energie umwandeln (Seebeck-Effekt). Dafür werden auf textilen Ge-weben Dünnfilmbeschichtungen in Form von aluminiumdotiertem Zinkoxid (Al:ZnO) als thermoelektrische Funktionsschicht aufgebracht. Durch Temperaturunterschiede zwischen der Hautoberfläche des Nutzers und der Umgebungstemperatur oder mittels Industrieabwärme konnten die Forschen-den thermoelektrische Effekte mit Leistungen von bis zu 0,2 μW messen. Der erzeugte Strom ließe sich in einem Akku speichern, der den Energie-bedarf von elektronischen Geräten für Gesundheit oder Sport deckt. „Da-mit wird die Energieversorgung von Geräten autark“, so Dr. Gabriele Schmid, Projektleiterin am Leibniz-IPHT.

Thermoelektrische Kühlung für mehr Sicherheit und Wohlbefinden
Die smarten Textilien können weitaus mehr: Der thermoelektrische Effekt kann auch für die Kühlung mittels elektrischer Energie genutzt und so für Kühlanwendungen und zur Temperaturregulierung eingesetzt werden (Peltier-Effekt). Ein mögliches Anwendungsgebiet sieht Plentz zum Beispiel in der Stahlindustrie: „An Hochöfen sind Arbeiterinnen und Arbeiter großer Wärmeentwicklung ausgesetzt. Schon nach kurzer Zeit steigt die Körpertemperatur durch die umgebende Hitze deutlich. Intelligentes Kühlgewebe integriert in Schutzkleidung kann helfen, die Körpertemperatur besser zu regulieren. Zudem zeichnen sich die textilen Materialien insbesondere durch ihre Luftdurchlässigkeit, Leichtigkeit und Flexibilität aus, was sich nicht nur positiv auf das Thermomanagement auswirkt, sondern zusätzlichen Komfort in herausfordernden Arbeitsumgebungen bietet.“

Bei Versuchen konnte durch Peltier-Kühlung ein Temperaturunterschied von bis zu 12 °C nachgewiesen werden, was für textile thermoelektrische Elemente einmalig ist. Perspektivisch ließen sich damit nicht nur prozess-kritische Bereiche in der Industrie temperieren, sondern Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr wären mit den smarten Textilien mit ihren kühlen-den Eigenschaften noch besser geschützt. Eine aktive Regulierung der Körpertemperatur mit hohem textilen Tragekomfort ist auch im Bereich Well-Being und im medizinischen Umfeld (zum Beispiel zur Fiebersenkung) sehr wichtig. Die Kühlung von Transportgütern mittels funktionalisierter Textilien eröffnet weitere Anwendungsfelder.

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