E-Autos bitte nicht aufladen!

E-Autos bitte nicht aufladen! Es ist kein Scherz, was die FAZ da berichtet. Die Kalifornier müssen Strom sparen, das betrifft auch E-Autos.

“Es werden in allen Landesteilen Temperaturen um die 40 Grad erwartet. Am höchsten ist der Strombedarf zwischen 16 und 21 Uhr. In diesen Stunden sind die Kalifornier dringend aufgefordert, Strom zu sparen, indem sie die Klimaanlagen erst bei Temperaturen oberhalb von 26 Grad anspringen lassen, Trockner, Wasch- und Spülmaschinen nicht anwerfen und die Elektroautos nicht aufladen.

Vor wenigen Tagen noch hatte der Bundesstaat den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennermotor vom Jahr 2035 verboten und zugleich einen Zeitablaufplan für die Reduzierung von konventionellen Autos erlassen. Von 2026 an müssen ein Drittel der Neuwagen elektrisch betrieben sein, im Jahr 2030 dann zwei Drittel. Aktuell sind 16 Prozent der verkauften Neuwagen E-Autos, ihr Marktanteil an der kalifornischen Autoflotte von 30 Millionen liegt bei 2 Prozent.”

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Im besten Sinne des Liedtextes “Bestrafe mich” der Band Rammstein hat Detlef Flintz vom WDR im Herbst 2021 in einem Kommentar bei den Tagesthemen deutlich höhere Energiepreise gefordert. Das war uns seinerzeit schon eine Meldung wert, auch, dass Flintz mittlerweile bei den Grünen eingetreten ist, wenngleich auch nur auf regionaler Ebene. Dem WDR hat Flintz seine Partei-Mitgliedschaft offenbar nicht mitgeteilt. Nun wurde laut T-Online bekannt, dass der Sender den gut bezahlten Mitarbeiter von seinen Aufgaben abzieht.

“Eine Parteimitgliedschaft kann für einen Journalisten zum Problem werden: Das zeigt jetzt das Beispiel Detlef Flintz beim WDR. Bei den „Tagesthemen“ trat der Journalist erst kürzlich als Kommentator auf. In seinem Meinungsbeitrag urteilte er: „Nur wenn Öl und Gas spürbar teurer werden, kriegen wir die Erderwärmung in den Griff.“ Was die Wenigsten gewusst haben dürften: Flintz ist Mitglied bei den Grünen und zeitgleich Schriftführer im Stadtverband Grevenbroich der Partei.”

Laut Welt ist die Lehrtätigkeit von Flintz bei der Nachwuchsakademie von ARD und ZDF nicht bzw. noch nicht von irgendwelchen Änderungen betroffen.

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Bremen ist bekannt für Grünkohl. Für dieses beliebte Wintergericht, das gern mit Fleisch gegessen wird, könnte es jetzt aber dünn werden. Die Bremer Grünen wollen nach Angaben des NDR vegetarische Ernährung per Gesetz. Ob aus der Sache wirklich etwas wird, muss sich zeigen. Gastronomen müssen sich noch keine Gedanken über die Speisekarte im Herbst machen. Oder sie planen im Geiste schon mal Grünkohl mit Sojawurst ein. Der Veggie-Day, den die Grünen vor Jahren schon einmal vorgeschlagen haben, dürfte ihnen damals einige Stimmen bei den Wahlen gekostet haben. Ob es diesmal auch so kommt, wird man sehen. Potential hat das Thema eindeutig.

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Die Zeit hat ihren Energiemonitor erweitert. Beim Gas kann man nun neben den aktuellen Verbrauch auch den Durchschnittsverbrauch der Vorjahre sehen.

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Es ist ja irgendwie tröstlich, dass sich Physik nicht austricksen lässt, auch wenn man es immer wieder versucht. 11 Jahre alt ist ein Artikel beim Deutschlandfunk. Niemand musste sich demnach Gedanken wegen steigender Strompreise machen, wenn man Claudia Kemfert damals glaubte. Speicher gab es damals übrigens auch schon, ob da auch schon ”noch und nöcher” wissen wir nicht, und es gab auch den Glauben an den technischen Fortschritt (”da wird es ja hingehen”) in 2011 ebenfalls schon.

“Auch Claudia Kemfert hält den Ausstieg aus der Kernkraft für realistisch, obwohl sie nicht ganz so optimistisch ist wie Umweltverbände und der BEE. Die Grundlastversorgung und auch die Preisentwicklung sind für sie kaum ein Problem.

„Die erneuerbaren Energien sind auch grundlastfähig. Biomassekraftwerke sind grundlastfähig, die können Sie auch immer einsetzen. Sie können natürlich auch die Erneuerbaren Energien so gut miteinander verbinden und speichern, dass Sie dann auch eine Grundlast haben. Da ist natürlich noch technologischer Fortschritt notwendig, aber das ist auch möglich, und da wird es ja auch hingehen.“

„In der Summe, denke ich, wird es leicht ansteigende Strompreise geben, aber nicht in einer Größenordnung, dass es jetzt gerechtfertigt wäre, sich so große Sorgen zu machen, dass die Strompreise steigen. Im Gegenteil: Die Preise für fossile Energien werden ja immer teurer. Öl wird teurer, Kohle wird auch teurer.“”

Man kann es aber auch so machen wie der Geschäftsführer des Solaranlagen-Herstellers Meyer Burger – Günter Erfurt – auf Twitter. Der erzeugte sich ein Chart bei Agora-Energiewende und zeichnet einige Linien an. So kam er zum Schluss, dass die Erneuerbaren Energien im Sommer 1/3 der Grundlast und im Winter 1/6 tragen. Das ist natürlich Tricksen auf unterstem Niveau. Das Blöde an der der Grundlast ist, dass sie immer anfällt, zu jeder Millisekunde. Also hätte sich Erfurt einfach die minimale Erzeugung von Strom durch die Erneuerbaren ansehen sollen. Diese betrugen in 2021 laut Energy-Charts (Fraunhofer ISE):

Solar: 0 MW Onshore: 94 MW Offshore: 0 MW Biomasse: 4200 MW Laufwasser: 1100 MW.

Das bedeutet, immer dann, wenn solche Werte erreicht werden, müssen andere Stromquellen herangezogen werden. Immer in unterschiedlichen Größen, weil die Minimumwerte nicht immer gleichzeitig auftreten. Nur Biomasse und Laufwasser erreichen hier verlässliche Leistung. Bei den drei erstgenannten ist das Minimum 94 MW. Das ist deutlich weniger als die 1/3 bzw. 1/6. Vielleicht sollte man von verlässlicher Grundlast sprechen, dann sind solche Voodoo-Statistiken obsolet.

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EU-Staaten sollen Strom-Gewinne abschöpfen. Das berichtet die FAZ. Es würde auch die Betreiber von Wind- und Solarstromanlagen betreffen.

“Wie genau das geschehen soll, wird in dem Papier nicht ausbuchstabiert. Die EU-Kommission spricht von einem „Preisdeckel“ für alle Stromerzeuger, die niedrigere Betriebskosten haben als Gaskraftwerke. Der würde den Großhandelspreis anders als ein „echter Preisdeckel“ nicht senken. Vielmehr würde wohl im Nachhinein die Differenz zwischen dem Preisdeckel und dem Marktpreis von den EU-Staaten abgeschöpft. Damit würde ein wichtiger negativer Effekt der diversen diskutierten anderen Preisdeckel vermieden: Die durch diese Deckel künstlich erzielte Senkung des Strompreises hat beinahe zwangsläufig zufolge, dass die Nachfrage nach Gas und Strom steigt. Das wiederum sei ein Risiko für die Versorgungssicherheit, wie die Europäische Kommission in dem Non-Papier hervorhebt.”

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Steigen die energiebedingten CO2-Emissionen noch immer an? En-Former, der Energieblog von RWE, klärt über verschiedene Betrachtungsweisen auf.

“Den beiden Spitzenwerte für Erneuerbare lagen unterschiedliche Mess-Ansätze zugrunde. Der Rekord im Jahr 2020 wurde als Anteil am Energiemix ausgedrückt. Damals ging das Bruttoinlandsprodukt infolge der Covid-19-Pandemie weltweit um 3,3 Prozent zurück.

Die gesunkene Energienachfrage infolge dieses Wirtschaftsabschwungs hatte dazu geführt, dass der Verbrauch fossiler Brennstoffe gleich in zweierlei Hinsicht zurückging. Denn da Erneuerbare Energien die günstigste und nachhaltigste Option darstellten, stieg ihr Anteil am Energiemix in der Situation sogar noch.

Im Jahr 2021 legte das globale BIP hingegen wieder um 5,8 Prozent zu. Und der Rekord bei den Erneuerbaren war diesmal nicht auf den Anteil am Energiemix bezogen, sondern auf deren Gesamterzeugung. Die lag um 500 Terawattstunden (TWh) über dem Vorjahresniveau. Das war zwar ein großer Sprung, aber nicht ausreichend, um den Anstieg des globalen Energiebedarfs zu decken. Dementsprechend wurden mehr fossile Brennstoffe verbraucht und die energiebedingten Kohlenstoffemissionen stiegen.”

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Kohle bleibt für Deutschland auch 2030 noch ein wichtiger Energieträger. Ein Artikel in der Welt (Bezahlartikel) in der Welt ordnet die Pläne der Ampel ein. Wir werden noch lange mit Kohle zu tun haben.

“Doch ist das eine Aussage, die den Koalitionsvertrag inzwischen der Gattung der fantastischen Literatur zurechenbar macht. Das ergeben aktuelle Analysen der Unternehmensberatung McKinsey zum Fortgang der Energiewende, in die WELT AM SONNTAG vor Veröffentlichung Einblick nehmen konnte. Demnach bleibt Kohle selbst im unwahrscheinlichen Fall einer planmäßig verlaufenden Energiewende auch 2030 noch „ein wichtiger Energieträger“ für Deutschland, heißt es im Fazit des McKinsey-Energieexperten Thomas Vahlenkamp und seines Teams. Unter der nicht unrealistischen Annahme eines langfristig hohen Gaspreises von 105 Euro pro Megawattstunde werde man 2030 nicht ohne Kohlekraftwerke auskommen, selbst wenn die Bundesregierung es schaffen sollte, den Ökostromanteil auf 80 Prozent zu erhöhen. Die Kohlekraft müsste den Berechnungen zufolge im Jahr 2030 mit 63 Terawattstunden sogar fast so viel Strom liefern wie die Gaskraftwerke, die dann noch immer fast zehn Prozent des deutschen Bedarfs decken müssen. Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine haben sich die Rahmenbedingungen für die Energiewende dramatisch verändert“, schließen die McKinsey-Autoren. „Neben den Klimazielen muss nun auch den neuen geopolitischen Realitäten Rechnung getragen werden.“”

Weiterlesen in der Welt.

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Martin Schlumpf berichtet am 5. September 2022 im Nebelspalter: 

Die Energiebilanz von Solarstrom ist miserabel – Schlumpfs Grafik 54

Überall hören wir jetzt, dass die Solarenergie gefördert werden soll, damit wir unsere Energiewende doch noch richtig hinkriegen. Die Umweltkommission des Ständerates hat vor einigen Tagen beschlossen, dass Solaranlagen in den Alpen, wie etwa Gondo Solar oder Grengiols Solar, viel einfacher und schneller gebaut werden sollen.

Bei dieser Euphorie geht aber schnell vergessen, dass die Energiebilanz, also das Verhältnis zwischen investierter Energie und Energieertrag bei Fotovoltaik-Panels sehr schlecht ist.

Was wichtig ist:

            •           Das Verhältnis zwischen gewonnener Energie und investierter Energie ist eine wichtige Kennzahl für die Wirtschaftlichkeit von Energieanlagen.

            •           Wirtschaftlich sind Energieanlagen bei denen dieses Verhältnis mindestens 5 beträgt.

            •           Bei Fotovoltaikanlagen in der Schweiz beträgt dieses Verhältnis nur rund 1 – ein verheerendes Resultat.

Diese Energiebilanz, die als «Energy Return on Energy Invested» (EROI) bezeichnet wird, spielt vor allem dort eine Rolle, wo es um die Abschätzung geht, ob sich Investitionen in eine bestimmte  Energieform lohnen oder nicht. Denn wenn bei einem Energieträger die total aufgewendete Energie gleich gross oder sogar grösser ist als die erzeugte Energie, ist das wirtschaftlich und energetisch sinnlos.

Weiterlesen im Nebelspalter. Auch verfügbar auf schlumpf-argumente.ch.

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Leserpost von Dipl.Phys. Raimund Müller

Zu Habecks halbe Wahrheit

Zum Welt Bericht vom 23.8.22 über die 2% Aussage von  Herrn  Habeck:

Die Aussage der 2% ist schlicht falsch und bewusst Irritierend.

Es kommt auf die korrekte Darstellungen an, ohne Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Herr Habeck vergleicht Strom mit Primärenergie. Das ist unzulässig. Korrekt sähe die Sachlage so aus:

Im ersten Halbjahr 2022 wurden  550 TWh Erdgas importiert, davon von Russland 269 TWh davon wurden 27,73 TWh Strom erzeugt.

Jedoch werden aktuell etwa 66% des verstromten Gases über wärmegeführte GuD Kraftwerke mit Fernwärme verwendet, die nicht über Atomstrom gedeckt werden können. Die Leistung der reinen Stromkraftwerke beträgt 4,46 GWel. Die der wärmegeführten Gaskraftwerke haben eine elektrische Leistung von 14,26 GWel und thermische Leistung von 14,8 GWth. In den letzten Jahren war die Stromversorgung in TWh etwa doppelt so hoch wie die Energie der Fernwärme. Das gleiche Verhältnis für 2022 zu unterstellen ergibt ein Strompotential für AKWs von ca. 14 TWhel und deckt sich fast mit deren Stromproduktion. Gas Kraftwerke zur reinen Stromproduktion haben einen Wirkungsgrad von nur 40% (GuD haben 85%). Das ergibt somit eine Einsparung von 35 TWh Erdgas oder 13% des aus Russland importierten Gases.

Die drei verbleibenden AKWs haben im gleichen Zeitraum 15,9 TWhel produziert, also 57% des Stromes aus Erdgas, nicht 2%!!

Das Problem geht jedoch deutlich weiter, wenn wir in 2023 die AKWs abschalten, die Braunkohle- und Steinkohlekraftwerke gemäss Ausstiegszenario abschalten, dann haben wir ein Stromdefizit im ersten Halbjahr 2023 von 52 TWhel, das sind 20% des Strombedarfs!!! Und das trotz der Aktivierung der Sicherheitsbereitschafts Kohlekraftwerke von 8,3 GW!!

Ein Abschalten der AKWs bedeutet ein zusätzlicher Bedarf an Erdgas von 40 TWhth. Sollte jedoch die Abschaltung der 3 AKWs, der Braunkohle- und Steinkohlekraftwerke für den 31.12.22 nicht stattfinden, sowie die 3 letzten Jahres abgeschalteten AKWs wieder in Betreib genommen werden, könnten wir die Stromerzeugung aus Erdgas halbieren und damit unserem Primärenergiebedarf insbesondere für die Industrie entlasten. Die Fernwärmeversorgung wäre trotzdem gewährleistet.

Selbst wenn wir weiterhin die 20% Erdgas von Puttin erhalten, 20% weniger Gas exportieren, und 20% Einsparen, aber weiterhin mit Erdgas Strom produzieren, dann entladen wir die Erdgasspeicher monatlich mit 58 TWh. Bei einer max. Speicherkapazität von 230 TWh wäre dieser spätestens im März leer. Die Einsparung von 35 TWh bedeutet eine Verlängerung von 18 Tagen. Bis in den Beginn des Frühlings!

Das kann jeder mittels den Daten des stat. Bundesamtes, Destatis oder Strom-Report.de selbst nachrechnen. Dazu benötigt es keine grossartigen Studien, zumal nicht die von Greenpeace deren Intension vorgegeben ist. Ein neutraler Datenlieferant wäre hier gut gewesen.

Quelle: Gaskraftwerke in Deutschland ab 100 kW Jahresvolllaststunden deutscher Kraftwerke 2021 Quelle: Umweltbundesamt, eigene Zusammenstellung 2022. Stand 1.4.2022

Gez. R. Müller

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